Mit ihrem
Programm „In die weiten Länder“ widmen sich Sängerin Meike Siebert, Schauspielerin
Angela Bertram und Pianistin Anna Bertram am Freitag, 7. Februar, in der Remise
des Möllner Stadthauptmannshofes dem Thema Flucht und Vertreibung. Los geht es
um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Menschen
auf der Flucht wissen nicht, wo sie unterkommen oder ob sie überleben werden. Sie
nehmen Ängste und Gefahren auf sich, um an einen besseren Ort zu gelangen. Der Wille zum
Weiterleben treibt sie trotz Verzweiflung und Einsamkeit voran.
Gelesen werden
unter anderem Texte von Günther Weisenborn, Rajko Djuric, Ilija Juvanovic und
Mascha Kaléko oder Gedichte aus Konzentrationslagern von Unbekannten. Die
Musik, die gespielt wird, stammt aus dem Warschauer Ghetto sowie aus der Feder
renommierter Komponisten wie Dvořák, Schönberg, Bernstein und Szpilman.
Bei
diesem Abend bleibt auch Zeit zum Reden und für die Geschichten Betroffener.
Über „Die Lebenserinnerungen des Hamburger Architekten Martin Haller“ spricht am Donnerstag, 6. Februar, in der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh) der Historiker Dr. Claus Gossler.
Gossler,
der in Wentorf zu Hause ist, habe mit den Aufzeichnungen des Mannes, der unter
anderem die Laeiszhalle entwarf, „einen autobiografischen Schatz“ gehoben,
heißt es in der offiziellen Ankündigung der Stiftung. Die Veranstaltung beginnt
um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Martin
Haller (1835 bis 1925) war der führende Kopf des siebenköpfigen Hamburger
Rathausbaumeisterbundes. Er hat das Gesicht der Hansestadt nachhaltig geprägt. Er
baute unter anderem Bankhäuser und luxuriöse Privatvillen. Seine reichen
Lebenserinnerungen hielt er als Ruheständler handschriftlich in elf Kladden
fest. Darin schrieb er über seine Familie, seine Schulzeit am Johanneum, seine
Ausbildung in Potsdam, Berlin und vor allem Paris sowie über seine Rolle als Auftraggeber.
„Die
Lebenserinnerungen des Hamburger Architekten Martin Haller“, 6. Februar, Otto-von-Bismarck-Stiftung,
Am Bahnhof 2, Friedrichsruh, 19.30 Uhr, freier Eintritt
Autos, Eisenbahnen, Flugzeuge und nicht zuletzt der Computer mit seinen Möglichkeiten, Daten auszutauschen, haben dazu geführt, dass die Welt zusammengerückt ist. Im Jahr 2020 gibt es kaum noch einen Winkel, der nicht ausgeleuchtet ist oder einen Ort, von dem aus nicht rund um den Erdball kommuniziert wird.
Was bedeutet das für
die Kunst, die Musik, den Tanz, das Theater, die Sprachen – die Kultur im
Allgemeinen? Wenn alles enger zusammenrückt, wird sich dann auch alles immer
ähnlicher? Wird der Mainstream zum unausweichlichen Weg, den alles und jede(r)
nehmen muss? Kommt es womöglich noch schlimmer, dass die seit Jahrhunderten
dominierende Kultur der Dinge von Bits und Bytes, von Schriftzügen und
Architekturen der Algorithmen abgelöst werden, dass das Analoge auf
Nimmerwiedersehen verschwindet?
Darüber möchte die Stiftung Herzogtum Lauenburg beim
Kulturtalk 2020 diskutieren und hat dafür eine Reihe hochkarätiger und
interessanter Gäste eingeladen. Am Montag, 27. April, nehmen im Möllner Stadthauptmannshof
Christine Gerberding, Redaktionsleiterin des NDR-Kulturjournals, Astrid
Schwabe, Juniorprofessorin für Public History und historisches Lernen
im Sachunterricht (Europa-Universität Flensburg), der Kunsthistoriker Dr. Stefan
Vöhringer sowie der Medienpädagoge Stefan Epping auf dem Podium Platz.
Wie wird das mit der Kultur der Zukunft? Wie war es früher,
wie ist es heute? Da hat jeder der Gesprächsteilnehmer seinen ganz eigenen
Blick drauf.
Gerberding muss als Redaktionsleiterin des
NDR-Kulturjournals Altes und Neues auf dem Zettel haben, sie pendelt also zwangsläufig
zwischen den Welten.
Ins digitale Ausstellungszeitalter aufgebrochen ist
Juniorprofessorin Schwabe. Sie war unter anderem an der Konzeption und
Entwicklung des virtuellen Museums der deutsch-dänischen Grenzregion beteiligt.
Wenn es um traditionelle Kunst und Dingliches geht, dürften dem Kunsthistoriker Dr. Vöhringer Avatare – also in digitale Daten umgewandelte Kunst – nicht reichen. Einen Tizian beispielsweise möchte er materiell in Augenschein nehmen und der Technik des Künstlers auf die Spur kommen. Für ihn wäre es ein herber Verlust, wenn das Analoge verschwände.
Für Epping wiederum ist das Digitale eine Profession. Er
arbeitet als Medienpädagoge in der Stadt- und Schulbücherei Lauenburg und
kümmert sich darum, dass die Menschen problemlos mit Smartphone und Co. durchs
Leben kommen.
Kulturtalk, Reihe „In weiter Ferne – ganz nah!“, 27. April, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, 19.30 Uhr, freier Eintritt
Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Nach Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, Maya Fausts „Herbstzauber“, Zoe Schreblowskis „Helenas Reise nach Atenia“, Thies Paaps Prosatext „Das Eis“, Anna Franziska Stielers „Gedanken zum Sterben“ und Jette Hübners Geschichte über „Die Sims 3 D“ folgt nun zum Abschluss Marie Schröders Erzählung „Ein Sonnenstrahl am Horizont“.
Ein Sonnenstrahl am Horizont
Als Robert die Tür öffnet und die Nachmittagssonne zum ersten Mal seit
Ewigkeiten seine Haut küsst, verändern sich die Dinge grundlegend. Sanft wie
eine Feder streicheln die goldenen Strahlen sein Gesicht und zupfen begierig an
seinen Ärmeln. Obwohl draußen winterliche Temperaturen herrschen, wandert ein
Gefühl der Wärme durch seinen Körper, fast wie die Körperwärme seiner geliebten
Susi, an Abenden, als sie nach einem langen Tag gemeinsam unter der rotkarierten
Baumwolldecke gekuschelt hatten. Einen zittrigen Atemzug lang stellt Robert
sich vor, sie wäre hier, hätte an der Tür geklingelt, wieder und wieder, nur um
ihn in eine innige Umarmung zu ziehen, ihn anzustrahlen mit ihren Grübchen und
den honigweichen Augen. Er blickt in die Sonne, in ihr gleißend helles Licht
und seufzt. Vielleicht ist sie dort oben, direkt in der Sonne und wartet auf
ihn. Trotz der blauen Lichtpunkte, die in seinem Blickfeld tanzen, entdeckt er die
Dose, die vor seiner Tür steht. Die Falten auf seiner Stirn vertiefen sich. Er
bückt sich um sie aufzuheben und schnauft dabei. Er hätte die Klingel nicht so
lange ignorieren sollen. Obwohl sein Körper nach den orangeroten Strahlen
lechzt, geht er zurück ins Haus und schließt die Tür. Er atmet tief durch, lockert
mit ungeschickten Fingern den Kragen seines muffelnden Poloshirts. Seine Augen
können kaum den Türrahmen zum Wohnzimmer ausmachen. Vielleicht wäre es das
Beste die Gardinen zu öffnen. Fuß vor Fuß setzend, schlängelt Robert sich durch
das alte Geschirr und die Bücherstapel. Im Wohnzimmer angekommen, lässt er sich
in seinen Sessel fallen. Er starrt die Dose mit wässrigen Augen an. Er fragt
sich nicht, wer sie dorthin gestellt haben könnte, denn er weiß es nicht. Ihm
fällt nicht ein einziger Name ein, der in Frage kommen könnte, denn die meisten
dieser Namen zieren schon einen Grabstein und die anderen haben sich seit Susis
Tod nicht bei ihm gemeldet. Nicht zum ersten Mal wünscht er sich, dass es
andersherum gekommen wäre. Susi hätte der Welt noch so viel mehr geben können!
Schließlich hebt er den Deckel an und lugt hinein. Ein köstlicher Duft steigt
ihm in die Nase. Seine Nackenhaare stellen sich auf. Mit zitternden Fingern
fischt er einen Zettel aus der Dose und liest:
Lieber Herr Bützlow, es tut mir sehr leid, dass mein Sohn Elijah Ihren Gartenzwerg kaputt geschossen hat. Er ist leider besessen vom Fußballspielen und als Anfänger noch nicht besonders gut. Ich habe den Zwerg zum Kleben mit nach Hause genommen. Da ich Sie nie persönlich antreffe, hoffe ich, dass Sie zumindest auf diesem Weg meine Nachricht erreicht. Mit freundlichen Grüßen, Johanna Fichtendorf (Albertastraße 8a)
Robert lässt den Zettel sinken. Ihm ist nicht aufgefallen, dass einer von Susis Gartenzwergen kaputt gegangen war, geschweige denn, dass einer fehlte, aber der betörende Geruch, der aus der Dose aufsteigt, verdrängt diesen Gedanken sowieso. Mohnkuchen! Frisch, saftig und weich im besten Fall. Er nimmt sich einen krümmelbedeckten Teller vom Tisch und beißt in den Kuchen. Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Köstlich, würde Susi rufen, absolut köstlich und er würde ihr lautstark zustimmen. Spätestens jetzt ist ihm klar, dass er sich bei der jungen Frau Fichtendorf melden muss, ihr sagen muss, dass sie den alten Gartenzwerg nicht kleben müsse und… Ihm kommt eine weitere Idee. Er steht auf und durchsucht die Vitrinen, in denen sich allerlei Zeug ansammelt. Als er fündig wird, erstrahlt ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht. Er nimmt den Fußball mit einem Original-Autogramm von seinem Lieblingsspieler in die Hand und schaut gen Himmel. „Mein Engel, du warst ja immer der Überzeugung, dass Freundlichkeit die Menschen einander näher bringe… Bist jetzt wahrscheinlich mächtig stolz auf deinen alten Mann hier unten, dass ihm so etwas ohne dich einfällt, wa?“
Er schmunzelt und geht zur Garderobe um seine Jacke überzuziehen. Eine merkwürdige Euphorie hat ihn gepackt. Die frische Luft beflügelt ihn, während er zur Albertastraße geht. Es ist ein schöner, junger Abend. Kalt, aber klar. Vor dem Haus mit der Nummer 8a bleibt er stehen. Er drückt auf die Klingel, dann sieht er sich im Glas der Haustür. Sein Spiegelbild guckt ihn aus trüben Augen an, mustert seinen nicht gestutzten Bart, seine schlaffen Lachfalten. Er kommt sich vor wie ein Blödmann. Was hat er sich nur dabei gedacht? Er ist ein fremder, alter Mann – ein trauriger, einsamer Spinner. Wie hatte er sich nur einreden können, es sei Susi gewesen, die ihn durch die Sonne angestrahlt hatte? Die Tür öffnet sich. Johanna Fichtendorf mustert ihn mit Augen, so weich und wach wie zwei Frühlingsblumen. „Guten Abend.“, sagt sie. Ihre Stimme erinnert ihn an eine andere, eine, die er nie wieder zu hören geglaubt hatte. „Guten Abend, Frau Fichtendorf…“, nuschelt Robert in seinen grauen Bart. Er nimmt den Ball unter seinen Armen hervor und stottert. „Vielen Dank für den Kuchen… Er war… Er war köstlich. Absolut köstlich.“ Johanna scheint ein Licht aufzugehen. „Ach Herr Bützlow, richtig?“ Er nickt. „Der Gartenzwerg ist leider noch nicht geklebt. Ich hätte mich bei Ihnen gerne persönlich entschuldigt, aber Sie sind ja ein vielbeschäftigter Mann. Elijah, komm mal runter!“ Röte steigt Robert die Wangen hoch. „Ich bin eigentlich nicht viel beschäftigt…“, gibt er zu. Laut plärrend taucht ein kleiner Junge neben Johannas Beinen auf. „Da ist der kleine Übeltäter.“, lächelt sie. „Mama, wer ist das?“, fragt Elijah und streckt die Hände nach ihr aus. Sie nimmt ihn auf den Arm. „Das ist der Mann, dessen Gartenzwerg du kaputt gemacht hast. Sagst du bitte Entschuldigung?“ Robert ist es unangenehm. Er hält Elijah den Ball hin. „Ich hab dir etwas mitgebracht, weil deine Mutter mir geschrieben hat, dass du so gerne Fußball spielst.“ Die kleinen Augen beginnen zu Leuchten. Selbst, wenn er noch nichts mit dem Original-Autogramm anfangen kann, würde er sicher mehr Freude daran haben als Robert. Elijah hampelt und Johanna ist gezwungen ihn wieder runterzusetzen. Bevor er jedoch den Fußball in die Finger bekommt und damit im Haus herumschießen kann, nimmt sie den Ball entgegen. Robert beobachtet wie sie ihren Sohn anguckt, amüsiert, sanft, mit so viel Liebe in den Augen. Er und Susi – sie hätten auch so gerne Kinder gehabt! „Ich gehe dann mal w…“
Zwei Kinderarme, nicht viel stärker als Grashalme, schließen sich um seine Beine. Elijah gibt ein Lachen von sich und hüpft ins Haus zurück, während Robert wie festgefroren auf den Steinplatten stehen bleibt. Tränen füllen seine Augen. Ach Susi, denkt er, wärst du doch nur hier! Johanna beobachtet ihn. „Herr Bützlow, könnten Sie uns vielleicht unter die Arme greifen? Ich bin Schriftstellerin und könnte jemanden gebrauchen, der auf Elijah aufpasst, während ich im Arbeitszimmer schreibe… Ich meine natürlich nur, wenn Sie Zeit dafür hätten und…“ Robert blickt sie an. Er denkt an die Last auf seiner Brust, an Susi und an sein muffiges Zuhause, dass sich nicht mehr wie sein eigenes anfühlt. Er wischt sich unangenehm berührt über die Wangen. Sein Körper bebt. „Wissen Sie, Frau Fichtenberg, ich hatte noch nie für etwas mehr Zeit.“ Und so verändert ein kleiner Sonnenstrahl, das Leben von Robert, Johanna und Elijah grundlegend.
Wer Christian Lopau einen Besuch an seinem Möllner Arbeitsplatz abstatten will, muss ein wenig aufpassen, dass er nicht vom Weg abkommt. Bis zu seinem Schreibtisch sind es ein paar Treppenstufen. Das Archiv der Eulenspiegelstadt, das im Rathaus untergebracht ist, befindet sich direkt unter dem Dach. Hier geht Lopau, der in Hamburg Germanistik sowie Mittlere und Neuere Geschichte studiert und das Studium 1988 mit dem Magister-Titel abgeschlossen hat, seiner Arbeit als Archivar nach. Das Büro: zwei Glaskästen, in dem Lopau und sein Kollege Hans Werner Kuhlmann, Leiter des Fotoarchivs, ihre Büros haben. Dahinter öffnet sich der Blick auf das Archiv. Bevor er mit Kulturportal-Herzogtum.de über seine Arbeit spricht, stellt er noch schnell sein Arbeitsreich vor.
Kulturportal-Herzogtum.de: Herr
Lopau, wozu braucht es eigentlich Archive?
Christian Lopau: Unser
Menschsein beruht auf der Weitergabe aus Gelerntem und Wissen. Diese Weitergabe
ist – erweitert durch die Schrift – zu ganz neuen Dimensionen gekommen. Archive
sind die Gedächtnisse unserer Gesellschaft, einer Stadt, einer Region. Es ist
wichtig, bestimmte Dinge zu dokumentieren und zu bewahren – beispielsweise für
die Stadt die Stadtrechte.
KP: Sieht die Politik das genauso?
Lopau: Es gibt die gesetzliche
Verpflichtung durch das Landesarchivgesetz von 1992. Da bin ich dankbar, dass
wir diese Grundlage für die Kommunen und die öffentliche Hand haben. Mehr
Unterstützung kann man aber immer gebrauchen. In den 80er Jahren war die
Bereitschaft zweifellos größer, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. Heute
stehen andere Dinge wie die Digitalisierung mehr im Fokus. Das Bewusstsein für
historische Dinge schwindet.
KP: Woran machen Sie das fest?
Lopau: Es fehlt oft das Interesse,
sich mit Ursachen für bestimmte Entwicklungen zu beschäftigen. Wenn die
Gesellschaft Zusammenhänge aber nicht mehr erkennt, kann das Probleme für die
Demokratie mit sich bringen. Ich sehe da eine wichtige Aufgabe unserer Archive:
Indem sie politisches Handeln sichtbar machen, sind sie auch wichtige
demokratische Institutionen. Gegenwärtig stehen andere Dinge im Vordergrund. Wir
werden oft als eher als Kultureinrichtung wahrgenommen.
KP: Wie steht es denn um die
strukturellen Voraussetzungen, um die Ziele eines modernen Archivwesens zu
erfüllen?
Lopau: Das Möllner Archiv ist ein
Provisorium. Idealerweise bräuchten wir klimatisierte Räume.
Wenn wir im Sommer hohe Temperaturen haben, haben wir keine Chance das zu
regeln. Das geht weiter mit der personellen Ausstattung. Gerade was die Übernahme
digitaler Daten anbelangt. Diese Daten müssen auch bearbeitet werden. Das
werden wir so nicht machen können. Da fehlt das Know-how. Wir denken aktuell
über Verbundlösungen nach. Das Bewusstsein für die Problematik ist in Verwaltung
und Politik noch nicht da. Ein großer Wunsch ist zudem, mehr Platz zu haben.
Aber Platzprobleme haben fast alle Archive.
KP: Sie haben gesagt, dass
Archive häufig als Kultureinrichtung auftreten. In Ihrem Falle muss man diese
Aussage unterstreichen. Sie geben Vorträge, bieten Radtouren und geführte
Joggingtouren an. Mit dem Klischee des Archivars, der sich in abgedunkelten
Räumen um alte verstaubte Akten kümmert, hat das nichts zu tun. Kommt Ihnen diese
Art der Öffentlichkeitsarbeit zugute? Stärkt das die Akzeptanz?
Lopau: Ich denke schon, dass
wahrgenommen wird, dass wir als Institution da sind. Die Leute rufen
beispielsweise an, wenn sie einen Nachlass auflösen oder eigene Dinge
durchgucken. Oder sie schreiben eine Mail. Zudem sind die Vorträge gut besucht.
Das Publikum ist da eher 50 plus. Zum Tag der Archive wenden wir uns in diesem
Jahr besonders an die Schulen. Damit erreichen wir die jüngere Generation, die
sieht, was das überhaupt ist – ein Archiv.
KP: Sie sind Leiter der
Archivgemeinschaft Nordkreis Herzogtum Lauenburg und damit für die Stadtarchive
Mölln und Ratzeburg sowie die Amtsarchive Berkenthin, Breitenfelde,
Lauenburgische Seen und Sandesneben-Nusse zuständig. Wie schaffen Sie es, all
die Veranstaltungen und die Anforderungen, die das Archivwesen an Sie stellt,
unter einen Hut zu bringen?
Lopau: Ich überlege mir schon sehr
genau, was ich machen kann. In einem Ein-Mann-Archiv mit Unterstützung von
ehrenamtlichen Kräften muss man gucken, wie man zurechtkommt. Die Vermittlung
und der Kontakt mit den Menschen sind mir aber eine Herzensangelegenheit und
ich sehe, dass es heutzutage neue Wege braucht, zu zeigen, welche Bedeutung
Geschichte hat.
KP: Ich bleibe beim Thema
Zeitmanagement. Schon die Vorträge, die Sie halten müssen doch unheimlich viele
Arbeitsstunden in Anspruch nehmen.
Lopau: Das ist auch eine Sache der
Erfahrung. Wenn ich ein Thema neu erarbeite, kann ich auf bestimmte Stücke
zurückgreifen. Weil ich diese Arbeit schon so lange mache, ist mir die
grundlegende Literatur vertraut und ich kenne Leute, die zu ganz bestimmten
Themen arbeiten. Dadurch komme ich an die neuesten Aufsätze.
KP: Der Aufwand für die Öffentlichkeitsarbeit
ist eine Sache. Bleibt noch die klassische Arbeit des Archivars…
Lopau: Ich bin sehr strukturiert in
allem, was ich mache. Anders ließe sich das auch nicht umsetzen. Außerdem habe
ich vor Ort Hilfskräfte. Ich gucke, was ich wo veranlassen muss. Man
telefoniert auch mal von einem anderen Archiv aus, um etwas zu klären. Die
Grundidee ist, dass die Hilfskräfte die Aufgabe mit mir absprechen und dass das
dann auch funktioniert – die Sachen nicht liegen bleiben und man sie zu Ende
erfolgt. Oft ist man als Archivmanager gefragt. Am Sonnabend bin ich beispielsweise
zur Bürgermeisterkonferenz in Berkenthin. Da werde ich meine Archivarbeit
präsentieren und den Bürgermeistern anbieten, dass ich mit ihnen die
Aktenschränke durchgucke. Was wird gebraucht? Was ist doppelt vorhanden.
Amtsausschussprotokolle beispielsweise – die muss man nicht in jeder Gemeinde aufheben. Was archivwürdig ist, übernehmen wir. Die
Mitarbeiter müssen die Dokumente dann umheften und ich muss ein Findbuch
erstellen.
KP: Wie sieht es allgemein mit
der Erfassung von Dokumenten aus? Hinken Sie da hinterher?
Lopau: Wo wir ran müssen, sind
aktuelle Bestände aus der Verwaltung. Wenn man einen großen Keller hat, räumt
man die Sachen erstmal in einen großen Keller. Das liegt wohl in der
menschlichen Natur, dass man das erstmal so wegstellt – bis es irgendwann nicht
mehr geht. Die Zeit, das vernünftig zu machen, fehlt mir. Und dann fehlt mir
der Platz. Zehn Regalmeter-Akten könnte ich gar nicht aus dem Keller hochholen.
Hier im Haus habe ich gerade diesen Fall.
KP: Frustriert Sie das?
Lopau: Am 1. April bin ich 30 Jahre
hier. Da guckt man, was hat sich verändert. Es gibt viele Sachen, wo ich sage, das
ist ein Glücksfall, dass ich es so machen konnte. Es gibt aber auch Dinge, die
hätte ich gerne anders.
KP: Zum Einstieg habe ich Sie
nach dem Sinn des Archivwesens gefragt. Zum Schluss richte ich den Blick nach
vorn und komme noch mal auf das Thema Digitalisierung zu sprechen. Wie sieht
das Archiv der Zukunft aus, wenn die digitale Akte zum Standard geworden ist?
Lopau: Auf Archivtagungen bestimmt
das gerade die Diskussion. Ich sehe das prinzipiell sehr positiv, weil es das
Ende der hybriden Überlieferung bedeutet. Was wir jetzt haben, ist das
Nebeneinander von Ablage in Papierform und digitalen Daten, die jeder auf
seinen Server ablegt. Diese Daten, zukünftigen Generationen zugänglich zu
machen, ist schwierig. Eine digitale Akte, die vom Einzelnen Disziplin
erfordert, bietet die Chance, alles in einem Format zusammenzuführen. Da muss
man sich Gedanken machen. Wie sehen die Schnittstellen aus? In welcher Form werden
die Daten gespeichert? Wann sind sie für die Öffentlichkeit zugänglich? Wenn
die Digitalisierung – unter Einbeziehung der Archive – richtig gemacht wird,
ist sie was Gutes. Am Anfang hat man vieles eingeführt, ohne die historische
Dimension in Betracht zu ziehen. Das ist auch eine Frage der Kommunikation. Der
IT-ler versteht unter Archivierung etwas anderes als der Historiker oder
Archivar.
Es soll Menschen geben, die sich hinter ihrem Schreibtisch verschanzen, als verteidigten sie eine Burg gegen eine feindliche Übermacht. Sicher ist: Christian Lopau gehört mitnichten zu diesen Kandidaten. Er ist ein kontaktfreudiger Mann, was sich in regelmäßigen Auftritten in der Öffentlichkeit äußert.
Das passt gut in eine Zeit, wo Menschen von Kindesbeinen an
darüber nachdenken, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen und dabei
eine möglichst gute Figur machen. Lopau übernahm vor knapp 30 Jahren das Amt
des Möllner Archivars. Er begann mit einer halben Stelle. Zuvor hatte sich ein
Ehrenamtler um die historischen Zeugnisse der Stadt gekümmert.
Für Lopau war es die Chance, das Feld neu zu bestellen. Er
nutzte sie. Dabei halfen ihm fachliche Kompetenz, Freude an der Sache,
Weitblick und die beschriebene Offenheit. Vorträge, Rundgänge, Radtouren haben
ihn zu einem in der Region bekannten Mann gemacht. Diese Verbindung zur Region
findet sich mittlerweile auch in seiner Arbeitsplatzbeschreibung wieder. Seit
2009 ist er Leiter der Archivgemeinschaft Nordkreis Herzogtum Lauenburg, der
die Stadtarchive Mölln und Ratzeburg sowie die Amtsarchive Berkenthin,
Breitenfelde, Lauenburgische Seen und Sandesneben-Nusse angehören.
Mit seinem Amtsverständnis und seinen Auftritten
unterstreicht Lopau, welche Bedeutung das Archiv für das kollektive Gedächtnis
hat. Wenn wir keine Ahnung von unserer Geschichte haben, wie bitte sehr sollen
wir dann das Wesen und die Funktion von Aufklärung, Pluralismus und Demokratie
begreifen? Als das Römische Reich der Antike mit seiner weit entwickelten
Verfasstheit und Bürokratie unterging, folgte in Europa das Mittelalter. Eine
lange Epoche, die einen langen Anlauf benötigte, um etwas Vergleichbares auf
die Beine zu stellen.
Was sagt das? Fortschritt hat keine Zwangsläufigkeit. Ohne
kollektives Gedächtnis – und dafür stehen Archive – kann aus Fortschritt
Rückschritt werden. Lopau hat das begriffen. Dementsprechend übt er seinen
Beruf aus. Der studierte Historiker hat die Zeitläufte im Blick. Er hat
registriert, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Geschichte in Politik
und Gesellschaft geschwunden ist, dass es Zeit ist, hier gegenzusteuern.
Dementsprechend möchte er, dass das Archiv nicht nur als „kulturelle
Einrichtung“ wahrgenommen wird, sondern auch als „demokratische Institution“.
Diese Marschroute verfolgt er ohne Polemik, sondern so – wie es seinem Charakter entspricht. Geradlinig, korrekt, dabei freundlich und mit seinen Gesprächspartnern stets auf Augenhöhe. Ein Glücksfall für die Region.
Dauernd unterwegs – das ist Christian Lopau auch im Jahr 2020. Kulturportal-Herzogtum.de hat von ihm eine Liste mit 14 Terminen bekommen. Dabei handele es sich, so der Archivar um eine Auswahl an Vorträgen, Führungen und Tagesveranstaltungen. Mit anderen Worten: Es können noch Termine hinzukommen.
Unter anderem spricht Lopau am 15. März im Rahmen der
Frühjahrsversammlung des Heimatbundes und Geschichtsvereins über „Ratzeburger
Straßennamen“ (15 Uhr/Ameos Seniorenwohnsitz Ratzeburg) sowie am 21. April über
„Ratzeburg als Bildungsstandort“ (19 Uhr/Rathaus Ratzeburg). Am 4. Mai steht in
Mölln (19.30 Uhr/Augustinum) der erste Teil seiner Vorträge „Gebäude erzählen
Geschichte(n)“ auf dem Programm. Hierbei handelt es sich um eine Veranstaltung
in Zusammenarbeit mit dem Möllner Fotoarchiv. Von Mölln geht es wieder zurück
in die Domstadt: Am 8. Mai ist sie das Ziel einer geführten Joggingtour unter
dem Motto „Tatort Ratzeburg“ (18 Uhr/ab Rathaus Ratzeburg).
Darüber hinaus hält Lopau am Dienstag, 12. Mai, im Möllner
Stadthauptmannshof unter dem Titel „Zu Besuch im Herzogtum. Historische
Reiseberichte“ einen Vortrag. Im Mittelpunkt steht dabei James Edward Marstons
„Wegweiser für Fußreisende in der Umgebung von Hamburg“. Der Vortrag gehört in
die Reihe „In weiter Ferne – ganz nah!“, ein Veranstaltungseigen der Stiftung
Herzogtum Lauenburg. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist
frei.
Es folgen weitere Veranstaltungen in Mölln: Am 17. Mai geht
es unter dem Motto „Im Norden der Stadt“ auf eine Fahrradtour. Es folgt am 19.
Mai ein „Rundgang über den Alten Friedhof“. Am 10. August gibt es in Ratzeburg
die Joggingtour „Franzosenzeit“. Am 22.
August lädt Lopau zu einem „Seminar zur Kultur und Geschichte der Stadt“. Am
25. August und 12. Oktober stehen dann die Teile II und III der Vortragsreihe „Gebäude
erzählen Geschichte(n)“ sowie am 20. Oktober ein „Schriftlesekurs“ auf dem
Programm.
Zwischendurch ist der Archivar dann noch mal in Ratzeburg
zu erleben. Dort spricht er am 26. Mai über die Ausstellung „Frühe Fotografie“,
die im Kreismuseum zu sehen ist.
Von Ratzeburg aus startet am „Tag des offenen Denkmals“ (13. September) zudem eine Radtour im Amtsgebiet Lauenburgische Seen.
Langeweile dürfte für Gitta Neemann-Güntner ein Fremdwort sein und vermutlich auch ein Graus. Wenn die Büchenerin – die von sich selbst sagt, dass sie ein „Bewegungsmensch“ sei – nicht gerade ihrem Job in der Erwachsenenbildung nachgeht, ist die „Freizeit“ oft genug verplant. Für die Sozialdemokraten sitzt sie im Kreistag, hat das Amt der Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses inne und ist obendrein stellvertretende Kreispräsidentin. Zudem ist sie Mitglied im Rat der Stiftung Herzogtum Lauenburg und dann ist da noch ihr Faible für Fernreisen, Sport und Kultur. Hinzu kommen Interview-Anfragen wie die von Kulturportal-Herzogtum.de. Wir sprachen mit ihr über ihr politisches Aufgabenfeld und den Ist-Zustand von Kultur und Kulturförderung im Kreis.
Kulturportal-Herzogtum.de: Was
macht die Arbeit einer Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses
im Kreis Herzogtum Lauenburg aktuell aus?
Gitta Neemann-Güntner: Die
Arbeit im Ausschuss hat viele Facetten und ist sehr vielschichtig. In diesem
Jahr wird die Pflege ein großes Thema für uns und im August werden wir den
Kreisaktionsplan verabschieden. Da geht es um die Beteiligung von Menschen mit
Behinderung in allen Lebensbereichen. Im Bildungsbereich realisieren wir zum
Beispiel aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln und kümmern uns um Baumaßnahmen
an unseren Förderzentren in Mölln und Geesthacht.
KP: Wie oft kommen Sie mit ihren Kolleginnen
und Kollegen zusammen, um solche Dinge zu besprechen?
Neemann-Güntner: Wir
treffen uns alle vier Wochen und zwar immer bei unterschiedlichen Trägern und
Institutionen des Kreises. Wir wollen die Arbeit vor Ort kennen lernen und ins
Gespräch kommen.
KP: Kommen wir noch mal auf die
inhaltliche Ausrichtung des Ausschusses zu sprechen. Soziales und Bildung sind
sowohl finanziell als auch inhaltlich sehr bedeutsame Politikfelder. Wie groß
ist die Gefahr, dass die Kultur da unter die Räder kommt?
Neemann-Güntner: Sehr groß. Leider ist die Kultur immer der Bereich, wo am ehesten gespart wird. In der Politik haben andere Themen Priorität. Ich sehe das anders. Jeder in die Kultur investierte Euro bringt zwei Euro zurück. Nicht kurzfristig, aber mittel- und langfristig.
KP: Eine Möglichkeit, der Kultur
einen größeren Schub zu geben, wäre es, Bildung und Kultur sowie Soziales und
Kultur auch mal zusammenzudenken.
Neemann-Güntner: Das
wäre wünschenswert. Aber in der Bildungspolitik haben wir als Kreis
beispielsweise gar nicht die Zuständigkeit*. Allerdings werden Anträge aus dem Kultur-Bereich
vom Kreis auch separat bezuschusst, zuletzt gab es bei den Haushaltsberatungen 12.000
Euro für die Galerie im Künstlerhaus Lauenburg und 10.000 Euro für das Projekt
„Barlach GoYoung“*. Nicht zu vergessen sind die Mittel an die Stiftung
Herzogtum Lauenburg, zuständig für die Kulturarbeit im Kreis.
KP: Ganz allgemein gefragt: Wie
steht es um die Kultur im Kreis Herzogtum Lauenburg?
Neemann-Güntner: Wir
sind auf einem guten Weg. Als ich 2003 in den Kreistag kam und die Stiftung
Herzogtum Lauenburg die Kulturarbeit für den Kreis übernehmen sollte, sah alles
nach einer sehr einspurigen Kulturpolitik aus. Darüber haben wir lange und
heftig gestritten. Das Ganze hat sich allerdings im Laufe der Jahre zum
Besseren gewandelt. Das Team Engelmann/Schlie*** hat die Stiftung mehr geöffnet
und die inhaltliche Kulturarbeit in den Vordergrund gestellt. So gibt es
mittlerweile einige Angebote für Jugendliche Veranstaltungen im Südkreis. Wir sind
uns von allen Seiten in diesem Prozess
nähergekommen.
KP: Sie sehen aber noch
Nachbesserungsbedarf?
Neemann-Güntner: Mir
fehlen nach wie vor Angebote für junge Leute, etwas mehr als nur das Pegasus-Festival****
eben. Der Kreis-Ausschuss wird sich in diesem Jahr auch mit der Ausstattung
unserer Museen beschäftigen, dabei wird moderne Technik eine Rolle spielen
müssen, um auch jüngere Besucher anzusprechen. Auch die kulturelle Einbindung
der Geflüchteten muss besser werden. Es gibt hier und da immer mal wieder ein
Projekt, aber ohne Nachhaltigkeit, das ist sehr schade.
KP: Jenseits dieser Kritikpunkte:
Was zeichnet das kulturelle Leben im Kreis aus?
Neemann-Güntner: Wenn
ich im Ausland unterwegs bin, sind meine Lieblingsorte Wochenmärkte und Häfen. Das
bunte Treiben, die Offenheit und die Gerüche, die man dort antrifft, sind für
mich Türöffner für die Kultur eines Landes. Dazu kommt die Geschichte, Kirchen
und so weiter. Wenn ich das auf unseren Kreis runterbreche, haben wir Wasser
und Märkte, kulinarische Treffpunkte, Museen und Künstlerateliers, Kirchen und
eine interessante Historie. Das, worauf ich im Ausland neugierig bin, treffe
ich auch in unserem Kreis an. Das Problem ist nur, wenn der Besucher oder
Bürger in unserem Kreis etwas sehen und erleben will, muss er viel fahren.
Veranstaltungsorte wie das Viehhaus in Segrahn oder das Heubodentheater müssten
besser erreichbar sein – zum Beispiel über einen kleinen E-Bus. Dadurch würde
die Attraktivität von Kultur im ländlichen Raum gestärkt, zum Beispiel auch für
die ältere Generation, wenn ein kleiner Kulturbus zu Verfügung stünde.
KP: Wie wichtig ist Kultur für
eine Gesellschaft?
Neemann-Güntner: In einer Welt der Digitalisierung sind Kulturangebote das Salz in der Suppe. Gerade vor dem Hintergrund einer sehr oberflächlichen Betrachtung über soziale Medien halte ich eine Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur für sehr wichtig. Kunst und Kultur sind Balsam für die Seele und der Kitt der Gesellschaft. Deshalb ist es schade, dass das Interesse bei der jüngeren Generation nachlässt. Wir müssen Jugendliche stärker dazu bewegen, sich intensiver mit kulturellen Ereignissen auseinanderzusetzen.
KP: Kommen wir zu Ihnen und Ihren
kulturellen Interessen. Auf Ihrer Facebook-Seite habe ich Fotos von der HipHop
Academie Hamburg entdeckt. Sind Sie eine Hiphopperin?
Neemann-Güntner: Ich
bewege mich sehr gerne und bin oft auf modernen, interessanten Tanzevents wie zum
Beispiel nächste Woche auf Kampnagel bei „Romeo und Juliet“ von „The Rock
Ballet“.
KP: Was fasziniert sie am Tanz?
Neemann-Güntner: Die
Darstellung von Handlungen über Bewegung mit Musik und Fantasie. Es werden
Geschichten erzählt, es gibt viele Einblicke in die Kultur eines Landes und
durchaus auch Gesellschaftskritik. Die Inszenierungen können auch mal schrill
sein, Hip-Hop, klassisches Ballett, Tango oder ein Musical, ich bin da sehr
offen und neugierig.
KP: Frau Neemann-Güntner, ich
danke für das Gespräch.
*Für die inhaltliche Ausrichtung der Schulen ist das Land
Schleswig-Holstein zuständig. Der Kreis kann Baumaßnahmen unterstützen – wie
aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln – oder eigenständige
Kulturförderungen wie die Kreismusikschule auf den Weg bringen.
**Barlach GoYoung ist ein Projekt des Ernst Barlach Museums
Ratzeburg, in dem junge Menschen Kunst entwickeln und öffentlich präsentieren.
Dafür sollen Probleme der Gegenwart mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft
einbezogen werden.
***Gemeint sind Klaus Schlie, Präsident der Stiftung
Herzogtum Lauenburg, und Wolfgang Engelmann, Vizepräsident.
****Das Pegasus-Open-Air-Festival ist eine jährlich von der Kultur-Community der Stiftung Herzogtum Lauenburg organisierte Veranstaltung, bei der diverse Musiker verschiedener Genres wie Pop, Rock oder Hiphop auftreten.
Kein lauwarmes Lüftchen, sondern ein frischer Luftzug – das ist die „Kleine Kulturbrise“, für die Gwendolin Fähser bereits zum fünften Mal ihren Wintersalon (Ritzerau) öffnet. Zum Auftakt spielt dort am Sonntag, 23. Februar, das Duo „Liebertango“ Stücke von Piazolla, Mores und Co. Es folgen Auftritte von „Barocco Blue“ am 29. Februar und der Gastgeberin mit dem Jazzgitarristen James Scholfield am 1. März.
Angel Garcia Arnés und Alfons Bock bilden das Duo „Liebertango“. Im Wintersalon präsentieren sie am Sonntag, 23. Februar, ab 17 Uhr unter anderem Stücke ihres neuen Albums „Diálogos“. Der Name kann durchaus als Programm für die Live-Auftritte des Duos durchgehen. Mit Gitarre und Bandoneon entwickeln sie einen musikalischen Dialog und geben dem Tango eine eigene Note. Hinzu kommen Fingerspitzengefühl und ein Händchen für klangliche Nuancen.
Eine musikalische Begegnung der besonderen Art verspricht am Sonnabend, 29. Februar, der Auftritt von „Barocco Blue“ (Foto). Die drei Musiker lassen die Stimmen ihrer Instrumente miteinander wetteifern und nehmen die dem Barock innewohnende Einladung zur jazzigen Improvisation an. „Barocco Blue“ sind Stefan Back (Saxophon und Klarinette), Gerd Bauder (Bass) und Massoud Godemann (Gitarre, Komposition). Das Konzert beginnt um 20 Uhr.
Jazzige Töne sind auch am Sonntag, 1. März, im Wintersalon zu hören. Der Gitarrist James Scholfield improvisiert zu „Peter Schlemihls wundersamer Geschichte“. Scholfield zeigt dabei seine Vielschichtigkeit und die Fähigkeit, Themen aufzunehmen, zu variieren und überraschende musikalische Räume zu erschließen. Vorgetragen wird die Erzählung von Gastgeberin Gwendolin Fähser. „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ handelt von einem Mann, der seinen Schatten verkauft. Geschrieben hat das Stück der Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso im Jahr 1813. In seinem Text bringt er Romantik, Forschungsdrang und Märchenhaftes zusammen. Kooperationspartner der Veranstaltung ist die Stiftung Herzogtum Lauenburg.
Der Wintersalon liegt zwischen Ritzerau und Duvensee. Er ist umgeben von Wald und Wiesen. Die exakte Anschrift ist Forstgehöft 2, 23896 Ritzerau.
Anmeldung für die Veranstaltungen unter gwen.faehser@posteo.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04543-7026.
Unter dem Titel „Schluss mit lustig?“ zeigt das Augustinum Aumühle ab Sonnabend, 18. Januar, Karikaturen zum Alter. Die Eröffnung der Schau beginnt um 9 Uhr.
Die
Wirklichkeit des Alters ist vielfältig und bunt. Und doch geistern in vielen
Köpfen stereotype Vorstellungen vom Alter herum. Sie reichen von absoluter
Hilfsbedürftigkeit bis zu extremem Jugendwahn. Es ist also an der Zeit,
differenzierte Altersbilder zu zeichnen.
Gelegenheit
dazu gab es beim Karikaturenwettbewerb „Schluss mit lustig“, den das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und die
Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) 2015
ausgeschrieben haben. Aufgerufen wurde dazu, sich in Karikaturen und Cartoons
mit den zahlreichen Stereotypen rund um das Alter und das Altern satirisch
auseinandersetzen.
Herausgekommen
sind karikaturistische Blicke auf das Altern und die Unterschiede zwischen den
Generationen, bei denen häufig die Verrücktheiten der schnelllebigen Zeiten mit
mildem Spott bedacht werden.
Eine
unabhängige Jury wählte aus insgesamt 950 Beiträgen zwölf Preisträgerinnen und
Preisträger in vier Themenkategorien aus. Die aus dem Wettbewerb
hervorgegangene Reihe von Ausstellungsstücken mit den Werken der Preisträger
ist bis zum 16. Februar im Augustinum Aumühle zu sehen.
„Schluss mit lustig?“, 18. Januar – 16. Februar, Augustinum, Mühlenweg 1, Aumühle, freier
Eintritt
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