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Vorfahrt für die Jugend

„Jack Pott“ gewinnt Plattbeats 2020

Publikum und Jury haben entschieden: Die Band „Jack Pott“ hat den niederdeutschen Songcontest „Plattbeats“ mit dem Song „All min Frünnen“ gewonnen. Die Bad Schwartauer verwiesen den niedersächsischen Singer-Songwriter Dennis Samel-Martens auf Platz 2 und die Wismarer Death Metal-Formation Armagenda auf Platz 3. Die Wegen der Pandemie erfolgte die Abstimmung in diesem Jahr online.

„Jack Pott“ darf sich über einen Instrumentengutschein im Wert von 700 Euro freuen. Für die Plätze 2 und 3 gab es Gutscheine in Höhe von 300 und 200 Euro. Die Entscheidung fällten zu je 50 Prozent eine Jury und das Publikum per Online-Abstimmung.

Sämtliche Beiträge – sprich nicht nur die drei Erstplatzierten – zeichneten sich durch hohe musikalische Qualität aus. Über ihre Texte fanden die Musikerinnen und Musiker ihren ganz eigenen Zugang zum Niederdeutschen.

Im Rennen waren gänzlich unterschiedliche Genres: von Singer-Songwriter über Pop bis Death Metal. „Beeindruckend ist die Bandbreite der teilnehmenden Bands. Und dieser Wettbewerb hat unter Beweis gestellt, dass sogar Metal auf Plattdeutsch funktioniert“, so Thorsten Börnsen, Organisator des Plattbeats-Wettbewerbs.

Weil es in diesem Jahr kein Live-Finale geben konnten, verkündeten er und die Slammerin Gesche Gloystein das Ergebnis des Wettbewerbs in Form eines Online-Videos. Das Finale und alle Bands kann man sich noch auf www.plattbeats.de anschauen bzw. -hören. Im nächsten Jahr soll es dann wieder ein Live-Finale geben. Der Termin steht bereits fest: Es ist der 24. April. Bewerben können sich die Bands und Solo-Musikerinnen und Solo-Musiker ab Oktober.

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Nördlich der A24 Vorfahrt für die Jugend

Malen, nähen, modellieren

Mit einer Kunstwerkstatt erweitern die Kinder- und Jugendeinrichtungen „Gleis21“ und „Stellwerk“ ihre Freizeitangebote für den Nachwuchs. Zum Auftakt steht am Freitag, 25. September, in der Zeit von 15 bis 17 Uhr der Workshop „Zusammen leben, zusammen wachsen“ auf dem Programm. Die Teilnahme ist kostenlos.

Der Titel des Workshops greift das diesjährige Motto der interkulturellen Wochen auf. Dementsprechend werden die Jungen und Mädchen Kollagen gestalten, die sich mit vielfältigen Lebenswelten beschäftigen. Dafür können die Kinder sich ausprobieren und mit allerlei Farben, Materialien und Maltechniken experimentieren.

Die „Kunstwerkstatt“ öffnet künftig jeden Freitag im „Gleis21“ ihre Türen für Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Das Angebot ist grundsätzlich kostenlos und jederzeit offen für neue Teilnehmer. Unter der Anleitung einer Künstlerin, einer Schneiderin und einer pädagogischen Fachkraft können die Kinder nähen, malen, modellieren sowie weitere kreative Techniken kennen lernen und ausprobieren. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Notwendig ist eine telefonische Anmeldung unter der Rufnummer 0151-55346723.

Die interkulturelle Begegnungsstätte „Gleis21“ und das Kinder- und Jugendzentrum Stellwerk haben ihren Sitz in Ratzeburg. Beide sind Einrichtungen des Diakonischen Werks.  

Workshop „Zusammen leben, zusammen wachsen“, 25. September, „Gleis21“, Saarlandstraße 2, Ratzeburg, 15 Uhr

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Vorfahrt für die Jugend

„Märchenreise mit Konzilius“

Auf eine „Märchenreise mit Konzilius“ können sich Kinder zwischen vier und zehn Jahren am Sonntag, 20. September, im Feuerwehrgebäude Breitenfelde begeben. Im Rahmen der Kultur auf Dorf-Tour präsentieren Anna und Wolf Malten ein Märchen, bei dem eine alte Schiffsratte ihre Finger im Spiel hat. Die Vorführung beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Wer ist Konzilius? Zunächst einmal ist er der Assistent von Märchenerzählerin Anna. Konzilius ist aber auch ein Weltenbummler, und er liebt Geschichten. Gerne möchte er Anna beim Erzählen helfen und macht dabei ziemlich viel Quatsch. In der Geschichte geht es auf die Reise über das Meer – das ist prima, damit kennt sich die freche Schiffsratte bestens aus.

Die Gemeinde Breitenfelde hat diese Veranstaltung gemeinsam mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg geplant. Als Kulturknotenpunkt organisiert die Stiftung Herzogtum Lauenburg seit 2016 die „Kultur auf Dorf-Tour“. Potentielle Veranstalter können sich bei der Stiftung bewerben und damit auf ein kostenloses Kulturereignis in der heimischen Gemeinde hoffen.

Es gelten die aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln während der Corona-Pandemie.

„Märchenreise mit Konzilius“, 20. September, Feuerwehrgebäude, Bergkoppel 1, Breitenfelde, 15 Uhr, freier Eintritt

Foto: Malten

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Plattdeutscher Songcontest startet Online-Voting

Die diesjährige Ausgabe von Plattbeats, dem plattdeutschen Songcontest für den ganzen Norden, findet online statt. Vom 12. bis zum 26. September kann zwei Wochen lang unter www.plattbeats.de für den plattdeutschen Song des Jahres abgestimmt werden. Neun Bands und Solomusiker*innen zwischen 15 und 30 aus ganz Norddeutschland treten dabei im Wettbewerb um Preise im Wert von 1200 Euro an. Musikalisch reicht das Spektrum der Beiträge von Death Metal über Funk und R ’n’ B bis zu 80er-Synthiepop.

 Auf der Homepage präsentieren sich die Bands nicht nur mit Aufnahmen ihrer Songs, Fotos und Songtexten, sondern auch mit eigens für den Wettbewerb produzierten Videoclips. „Zwar mussten wir das geplante Live-Finale im Hamburger LOGO aufgrund der aktuellen Corona-Situation absagen“, so Thorsten Börnsen, Organisator des Plattbeats-Wettbewerbs, „doch hoffen wir, mit dem Onlinevoting und den Bandvideos einen guten Ersatz gefunden zu haben. Einen Vorteil hat das diesjährige Prozedere, zumindest für das Netz-Publikum: Alle können sich beteiligen.“

 Gleichwertig mit der Onlineabstimmung wird das Votum einer Jury in das Endergebnis eingehen. Zu ihr gehören in diesem Jahr Ulrike Stern von der Universität Greifswald, die plattdeutsch-friesische Singer-Songwriterin Norma Schulz, NDR-Welle-Nord-Redakteur Lornz Lorenzen und der niederländische Platt-Aktivist und Musiker Bert Kamping. Im Mittelpunkt ihrer Wertung steht neben der musikalischen Qualität der Beiträge vor allem der kreative Umgang mit der plattdeutschen Sprache. Ziel des Wettbewerbs ist schließlich unter anderem zu zeigen, wie gut Plattdeutsch und aktuelle Musik zusammenpassen.

Plattbeats ist ein Projekt des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein, das seinen Sitz in Mölln hat. Die Schirmherrschaft hat der schleswig-holsteinische Parlamentspräsident Klaus Schlie inne. Partner sind das Hamburger Ohnsorg-Theater, die Universität Greifswald sowie der Bund für Heimat und Umwelt in Deutschland.

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Im Reich der Fantasie

Im Reich der Hannah Rau – der Remise im Möllner Stadthauptmannshof – regiert die Fantasie. Dort lädt die Wortwerkerin, wie sich die Lübeckerin selbst bezeichnet, einmal im Monat Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zur Literaturwerkstatt ein. Drei Stunden lang gibt sie dem Nachwuchs dann die Möglichkeit, Buchstaben, Silben, Worte, Sätze und Texte durch den Raum schwirren zu lassen.

Das nächste Treffen steht am Mittwoch, 19. August, an. Weitere folgen am 16. September und 21. Oktober. Außerdem präsentieren die jungen Autoren am Mittwoch, 24. Juni, im Rahmen des KulturSommers am Kanal eigene Texte. Veranstaltungsort ist auch hier die Remise. Das Motto des Events lautet „Sei furchtlos und kühn“. Der Nachwuchs plant ein „Konzert der Worte“, um – wenn möglich – einen „Sturm aus Buchstaben und Gedanken“ auszulösen.

Seit knapp anderthalb Jahren gibt es die von der Stiftung Herzogtum Lauenburg initiierte Literaturwerkstatt. Die Einrichtung wendet sich an jeder und jede, der oder die Lust hat zum Kugelschreiber oder Federhalter zu greifen. Vorkenntnisse und Vorerfahrungen braucht es keine – frei nach dem Motto: Auf die Plätze! Fertig! Los! Geschrieben wird während des Beisammenseins. Dabei legt Schreibcoach Rau Wert auf eine lockere Atmosphäre, die Raum für Inspirationen und Ideen eröffnet.

Wer bei der Literaturwerkstatt mitmachen möchte, meldet sich bei Autorencoach Rau, erreichbar unter der Mailadresse post@wortwerkerin.de, an.  Die Teilnahme kostet pro Sitzung 3 Euro.

Literaturwerkstatt, 19. August, Remise, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 144, Mölln, 15 bis 18 Uhr

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Statements gegen Rassismus & Massentierhaltung

Unter dem Motto „Wir sind #zukunftsrelevant“ haben 14 Teilnehmer aus Ratzeburg und Umgebung über drei Tage in der Kinder- und Jugendeinrichtung Gleis 21 ein Graffitiprojekt gestaltet: Fröhlich, munter, bunt und mit eifrigen gesellschaftspolitischen Diskussionen haben sie in Zweier- und Dreierteams Kunstwerke zu globalen Themen geschaffen.

Kernanliegen der Respekt Coaches René Behnk und Christian Klingbeil war es, den jungen Menschen zunächst einmal zuzuhören. Sie wollten die Meinungen und Interessen der Jugendliche herausfinden, die diese dann über das Projekt nach außen tragen sollten. Zudem zeichneten Behnt und Klingbeil die Geschichte der Graffitikunst und Spraytechniken nach.

Die Teilnehmer nahmen die Einladung ein, ihre Message auf künstlerischer Ebene mitzuteilen. Themen der Jugendlichen waren die Massentierhaltung, Body Shaming, Respekt und Fair Play, sexuelle Vielfalt, Zusammenhalt, Freiheit sowie struktureller Rassismus. Insgesamt sieben Bilder der Größe 1,50 x 1,50 Meter entstanden. Die Werke enthalten coole, abstrakte und plakative Motive. Die fertigen Kunstwerke sollen der Öffentlichkeit nun über Ausstellungen präsentiert werden. Genaue Informationen, wann und wo die Bilder ausgestellt werden, werden bekannt gegeben.

An dem Workshop nahmen Jugendliche diverser Schulen teil. Die Teilnehmer wollen sich weiterhin in den Kinder- und Jugendeinrichtungen Gleis 21 und Stellwerk treffen und sich für gesellschaftspolitische Themen stark machen und engagieren. Sie alle haben die Erfahrung gemacht, dass Kunst die Chance schafft, Barrieren abzubauen, Menschen zusammenzuführen dabei jede Menge Spaß zu erleben. Finanziell unterstützt wurde das Projekt vom Kreis Herzogtum Lauenburg.

 „Wir sind #zukunftsrelevant“ ist das Programm einer bundesweiten Initiative der evangelischen Jugendsozialarbeit, die darauf hinweist, wie wichtig die Arbeit mit jungen Menschen ist, insbesondere in Krisenzeiten. Gleis 21 ist eine Kinder- und Jugendeinrichtung des Diakonischen Werkes im Kreis Herzogtum Lauenburg.

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„Stand-up-Paddeln“ & mehr

Aufgrund der Corona-Pandemie mussten viele mühevoll geplante Ferienfahrten für diesen Sommer abgesagt werden. Der Fachdienst Kindertagesbetreuung, Jugendförderung und Schulen des Kreises stellt daher die für Ferienfahrten vorgesehenen Fördermittel für alternative Ferienangebote zur Verfügung. Freie Träger und die offene Jugendarbeit erhalten unbürokratisch für besondere Aktivitäten eine gezielte Unterstützung. Die Förderung von Projekten, die sich vom Regelangebot abheben müssen, ist noch bis zum Jahresende möglich. Infos gibt es unter M.Beck@kreis-rz.de.

Einige sind bereits aktiv geworden. „Gleis 21“ und das „Stellwerk“, Einrichtungen des Diakonische Werkes, bieten beispielsweise „Stand-up-Paddeln“ an. Unter professioneller Anleitung können sich pro Kurs bis zu sechs Jugendliche ausprobieren. Zu den weiteren Ferienangeboten gehören ein Graffitikurs, eine Naturwoche mit diversen Ausflügen und Nähkurse. Mehr über das Sommerferienprogramm des Diakonischen Werkes finden Interessierte hier.

Auch außerhalb wird Kindern und Jugendlichen einiges geboten: Das Jugendzentrum Lauenburg plant die gemeinsame Gestaltung ihres Außengeländes, die christlichen Pfadfinder haben für Krummesse eine Outdoorwoche durchgeführt und mit der Katholischen Jugend in Mölln ging es bereits „Raus aus der Quarantäne – hinein in die Natur!“.

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Ab in die Wüste

Die Sommerferien haben begonnen. Zeit die Welt zu entdecke. Uralte Fossilien und noch viel ältere Gesteine warten auf ihre Entdecker. Wer weiß schon, dass es hier im Norden Fossilien der ersten höheren Lebewesen gibt und dass man hier Steine findet, die auf der anderen Seite der Erde entstanden sind. Es gibt in den norddeutschen Gesteinen viel Spannendes und Aufregendes zu entdecken.

Mit über 25 Veranstaltungen geht das neue Ferienprogramm des GeoParks Nordisches Steinreich (Kehrsen) in diesem Jahr an den Start. Wegen Covid-19 mussten neue Konzepte erarbeitet werden, um die Hygieneanforderungen erfüllen zu können. Glücklicherweise hat der GeoPark einen Mitarbeiter, der aus dem Fachgebiet der Mikrobiologie. So konnten alle Angebote professionell den hygienischen Anforderungen der aktuellen Regelungen in Schleswig-Holstein und denen in Mecklenburg-Vorpommern angepasst werden.

Mit „Ab in die Wüste“ ist sogar noch ein neues Format hinzugekommen. Dieses Angebot ermöglicht Eltern und Kinder gemeinsam physikalische und chemische Experimente durchzuführen und so dem Material von Gesteinen auf den Grund zu gehen. Ob Hammer, Salzsäure, Spiegel oder Feuerzeug, man kann mit spannenden Experimenten selbst naturwissenschaftliche Experimente durchführen – gemäß dem Motto „Wo Natur Wissen schafft“. Natürlich kommt auch der Spaß und die Bewegung nicht zu kurz bei diesen fünfstündigen Spiel- und Experimentierexkursionen. Hier werden Kinder zu Forschern und Erwachsene werden beim Sandberge herunter rollen wieder zu lachenden Kindern. Alle Kinder, die ihre Eltern lieber abgeben wollen, sollten zu „Steine für Kids“ kommen. Denn bei dieser Ostseeküstenexkursion gibt es parallel zu der Kinderveranstaltung eine Erwachsenen-Exkursion am Kliff zwischen Travemünde und Timmendorfer Strand. In einem spannenden Suchspiel lernen die Kinder in anderthalb Stunden die verschiedenen Gesteinsfamilien selbst zu erkennen, entdecken Fossilien aus der Zeit der Dinosaurier und begeben sich auf die Suche nach echten Edelsteinen. Wenn es das Kind erlaubt, dürfen die Eltern aber auch das Suchspiel mitmachen.

Das dritte Ferienformat sind die zweistündigen Familienexkursionen in verschiedene Kiesgruben im GeoPark Nordisches Steinreich, bei denen Seeigel, Schwämme und viele verschiedene Gesteine gesammelt werden können. In zwei Gruben kann man mit Glück auch ein paar Bernsteine finden.

Das komplette Ferienangebot, die Treffpunkte und viele weitere Veranstaltungen findet man wie immer unter: www.geopark-nordisches-steinreich.de/veranstaltungen. Die Gruppengröße ist beschränkt und daher ist eine Anmeldung unter info@geopark-nordisches-steinreich.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04547-159315 erforderlich.

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Gedanken zum Sterben

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2018 und 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Die Gewinnertexte wie Anna Franziska Stielers „Gedanken zum Sterben“ sind jetzt unter diesem Titel in einem Buch erschienen, das ab sofort bei der Stiftung Herzogtum Lauenburg und in einigen Buchhandlungen der Region erhältlich ist. Zudem kann „Wanted Junge Autor*inn*en“ beim Osburg Verlag nachbestellt werden.

Gedanken zum Sterben

Jedes Mal, wenn ich in Büchern einen Satz lese wie „Meine Eltern sind tot“, kommt es mir für einen kurzen Moment so vor, als gäbe es diesen Tod nur in Büchern, als würde er zwischen den Buchdeckeln stecken bleiben. Dann könnte man, genauso wie man zwischen Krimi, Roman und Science Fiction unterscheidet, solche Themen in die Kategorie „reale science fiction“ einordnen, den Darsteller bemitleiden, müsste aber nie darüber nachdenken, dass es jeden von uns treffen kann, immer und überall. Weil man sich nicht vorstellen möchte, dass der Tod zum Leben gehört. Weil man denkt, man sei abgesichert. So vieles kann man heutzutage berechnen, kontrollieren, vorhersehen. Aber das Leben und den Tod nicht. Es gibt keine Gewissheit, die dir zusichert „Dein Leben liegt noch vor dir“. Das Leben ist eine Formel: X, unbekannt.

Ich erinnere mich gut an den ersten Tod, der mir in Gestalt unseres Nachbarn begegnete. Er war alt und krank und ich war noch klein. Jedes Mal, wenn ich im Garten war, damals trug ich täglich einen Haarreif, lachte er herüber und sagte: „Was du für eine schöne Blume im Haar hast.“ An einem Wochenende im Frühling ist er gestorben. Ich war zum Fenster gegangen, hatte in den strahlenden Himmel geschaut und gedacht: „Jetzt bist du im Himmel.“ Natürlich war ich traurig, aber es war tröstlich, dass er ein langes Leben gehabt hat. Ich hatte das Gefühl, dass er immer noch vom Himmel auf die kleine lila Blume in meinem Haar lächelte. Er hatte gewusst, dass er sterben würde und ich ging davon aus, dass er es gewollt hatte. Er war doch alt, alles war doch in Ordnung. Ich dachte, dass er gut aufgehoben war. Viel später erst erfuhr ich, wie schwer es ihm fiel, zu sterben, wie gerne er noch geblieben wäre.

Ich war deutlich älter, als ich vom Tod einer weiteren Person erfuhr, auch wenn ich sie nie gesehen hatte: Der Vater einer Mitschülerin. Es war eine Mathestunde und die ganze Klasse saß müde und gelangweilt auf die Tafel starrend im Klassenraum, als es an die Tür klopfte und unsere Klassenlehrerin eintrat. Ich weiß noch, wie ich hoffte, dass irgendetwas Abwechslungsreiches passiert sei. Die Lehrerin begann dann ziemlich schnell zu reden, bemüht nach den richtigen Worten suchend. Dann machte sie eine Pause, während die ganze Klasse sie mit großen Augen anstarrte. „Der Vater eurer Mitschülerin ist gestorben“, sagte sie dann. Das war ein Moment, an dem es mir vorkam, als habe die ganze Welt sich verändert und ich hätte es nicht mitbekommen. Dieser Tod war nicht in Ordnung. Was war wohl das letzte Wort, das sie zu ihm gesagt hat? Wie es wohl für sie war, in sein Zimmer zu gehen? Sie konnte sich noch nicht einmal verabschieden. Nein, es war ganz und gar nicht in Ordnung, aber diese Unordnung kommt nur ganz, ganz selten vor, so hoffte ich damals.

Inzwischen erscheint es mir so, dass, kaum hat man einen Tod betrauert, ein nächster kommt. Wie eine Faust, die aus dem Dunkeln immer zuschlägt, wann sie will. Man sieht nicht, wann sie wieder zuschlägt, wen sie trifft, aber man spürt es.

Eine weitere Person, die aus dem Leben gerissen wurde, war eine Lehrerin an unserer Schule. Mitten in den Sommerferien bekam ich es mit. Irgendjemand hatte ein Bild eines Berichts über eine gestürzte Bergsteigerin in die Klassengruppe geschickt. Aber warum? Im Herunterscrollen fiel mein Blick auf ein Wort „Frau P.“ Ich las den Chat zweimal und konnte es immer noch nicht glauben. Sie war wirklich gestorben, unsere Lehrerin? Einfach gestürzt? War sofort tot? Was war ihr letzter Gedanke gewesen? Was hatte sie noch für Ziele gehabt? Hätte sie nur 5cm entfernt von der Kante gestanden, hätte sie noch ihr Leben. Als ich den Artikel gelesen hatte, hatte ich zunächst an eine unbestimmte Person gedacht. Irgendeine. Und für alle, die Frau P. nicht kannten, ist sie immer noch irgendeine Tote. Zurzeit habe ich in ihrem alten Klassenraum Unterricht und es fühlt sich immer noch komisch an. Ich sehe auf alten Plakaten ihren Namen oder Zettel von ihr an der Wand hängen, als wäre sie immer noch da. Als wolle ein unsichtbarer Geist einen daran erinnern, dass eine Person fehlt und nie wieder zurückkehren wird. Ein Geist, der uns mahnt, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Eigentlich müsste ich mein ganzes Leben lang dankbar sein, dass ich leben darf. Warum gerät das nur so schnell in Vergessenheit? Wir vergessen, dass das Leben kostbar ist, vergessen, dankbar zu sein und vergessen zu genießen. Wenn mein Leben gut geht, wird es vielleicht 85 Unendlichstel lang sein. Das ist zu kurz, um undankbar zu sein.

Der Tod ist wie ein Stein, der ins Wasser fällt. Die auslaufenden Ringe treffen jeden, der die verstorbene Person vermisst. Was habe ich für ein Glück, dass ich bis jetzt immer weit weg genug vom einschlagenden Stein stand. Hätten die Verstorbenen gewusst, dass sie so früh sterben, wie hätten sie ihr Leben dann gelebt? Wie würde ich mein Leben gestalten, wenn ich wüsste, dass es früh enden wird? Oder noch viel wichtiger: Wie würde ich Mitmenschen behandeln, die früh sterben? Wenn ich wüsste, dass sie bald wie von einem scharfen Messer von mir abgetrennt werden?

Der Tod gehört zum Leben, man kann versuchen ihn zu ignorieren, aber das hat wenig Sinn. Man kann ihm einen Sinn verleihen. Indem man sein Leben bewusster lebt.

Anna Franziska Stieler

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Das Alloliton ist ein Tier aus dem Herzen Afrikas

Seit 2018 gibt es unter dem Dach der Stiftung Herzogtum Lauenburg die Literaturwerkstatt für Nachwuchsschriftstellerinnen und Nachwuchsschriftsteller. Anstoß für die Gründung war der Schreibwettbewerb „Wanted Junge Autor*inn*en“. Nun liegt ein weiterers Ergebnis dieses Wettstreits auf den Tisch: Das Buch „Wanted Junge Autor*inn*en“ mit den Gewinnertexten der Jahre 2018 und 2019. Es ist ab sofort bei der Stiftung Herzogtum Lauenburg und in einigen Buchhandlungen der Region erhältlich. Zudem kann das Buch Wanted Junge Autor*inn*en“ beim Osburg Verlag nachbestellt werden. Anbei eine Kurzreportage aus der Literaturwerkstatt.

Thies ist fertig mit seinem Text. Wohin mit sich jetzt? Sein Blick wandert zur Decke. Dort oben ist er fix. Die anderen brüten noch über ihrem Papier. Die Kulturremise ist in diesem Moment Ort der stillen Konzentration. Ohne sie keine Ode an die Worte, die Hannah Rau – die die von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufene Literaturwerkstatt leitet – hier regelmäßig anstimmen lässt.

Anabel, Magdalena und Meike schreiben an einem Akrostichon. „Kennst du nicht, ne?“ fragt Hannah den Redakteur. Nöö. Keine Ahnung. Nie gehört. Klingt sperrig, ist aber ziemlich simpel. Es ist ein Gedicht oder Text, bei dem die Buchstaben der Zeilenanfänge ein Wort ergeben.

Thies hat ein Gedicht geschrieben. „Tage wie diese“, liest er.

Heute“

Irgendwie seltsames“

Esoterisches Verlangen“

Schreiben, schreiben bis die Welt auseinanderbricht“

„Das Esoterische passt gar nicht zu dir“, findet Hannah. Thies widerspricht nicht. Sein Text bringt ihn nach Hause. „Immer wenn ich etwas schreibe, höre ich: Ich verstehe das nicht.“

„Aber du versuchst es immer wieder“, sagt Hannah.

„Meiner Familie fehlt das literarische Verständnis. Dabei verschlingt mein Vater viele Bücher.“

„Wem lest ihr in der Familie vor?“ fragt Hannah.

„Ich lese keine Texte vor. Aber wenn, dann würde ich zu meiner Mutter gehen“, meint Anabel.

„Ich gehe zu meinem Papa“, stellt Magdalena klar, die mit Abstand die Jüngste in der Runde ist. Meike und Anabel sind schon volljährig, Thies ist 16. Magdalena hat offensichtlich ein Faible für Tiere: Maus, Affe, Giraffe, Dachs, Ameise, Lachs, Ente, Nashorn und ein Alloliton haben sich bei ihr auf dem Papier versammelt.

Alloliton? „Das ist ein Tier, das im Herzen Afrikas zu Hause ist.“ Nie gehört. Thies zückt sein Handy. Gibt es nicht. Reingelegt! Magdalena lacht.

Anabel und Meike sind bei sich selbst gelandet. Wer bin ich? Was bin ich? Niemals gemein, Alles andere als engstirnig, Bodenständig, Einfühlsam, Loyal steht auf Anabels Zettel. Meike verbindet ihre ausgemalten Großbuchstaben mit den Attributen Musikalisch, Ehrgeizig, Italienverliebt, Kreativ, Erzieherin.

„Akrostichon macht Spaß“, stellt Hannah fest. „Vor allen Dingen, wenn man nicht weiß, was man schreiben soll.“

Was die Arbeit mit ihren Nachwuchsliteraten angeht, gehen ihr die Ideen offensichtlich nicht aus. Schon jetzt steht fest: Wenn der Frühling kommt, möchte sie mit der Gruppe rausgehen. Über Till würde sie gerne schreiben lassen. Zum Beispiel. Jetzt aber ist erst einmal Zeit für ein Ungeheuer. Lange nichts gehört von Nessi. Ist der Klimawandel schuld? Die Umweltverschmutzung? Der Brexit? Wo ist das schottische Ungeheuer hin? Ist es vielleicht hier – im Schulsee?

Anabel, Magdalena, Meike und Thies nehmen die Stifte in die Hand. Die Kulturremise verwandelt sich wieder in einen Ort der stillen Konzentration. Geschichten wollen gefunden und erfunden werden. Die Vier machen, was sie so gerne tun – sie schreiben. Es ist Zeit für die nächste Ode an die Worte.