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Vorfahrt für die Jugend

„Schülerinnen@homeart“

Verlängerte Osterferien – wie cool ist das denn? Oder auch nicht. Schülerinnen und Schüler durchleben gerade aufgewühlte Tage. Ihr Leben – ihre Welt – ist durch das Virus auf den Kopf gestellt.

Unterrichtsausfall und Kontaktsperre schaffen nicht nur neue Herausforderungen, sie legen auch Emotionen frei. Die Krise erzwingt kurzfristige Veränderungen. Das alles muss keineswegs negativ sein, sondern kann durchaus zum Ausgangspunkt kreativer Prozesse werden.  

Die Kreisfachberaterinnen und Kreisfachberater für Kulturelle Bildung an den Schulen in Schleswig-Holstein haben deshalb ein bisher einmaliges Projekt entwickelt, das allen Schülerinnen und Schülern im Land die Möglichkeit bietet, sich künstlerisch mit dem Corona-Virus und der Welt im Ausnahmezustand auseinanderzusetzen. Ziel ist die erste landesweite Schüler-Ausstellung, die den Titel „Schülerinnen@homeart“ tragen soll. Dazu kann ab sofort bis zum regulären Schulbeginn jede Schülerin und jeder Schüler etwas beitragen.

„Alles ist möglich – Musik, Bilder, Fotos, Videos, Gedichte, Kurzgeschichten“, so Antje Wilkening, Kreisfachberaterin für
den Kreis Segeberg. Ihre Kollegin Frederice Graf aus Stormarn ergänzt: „Unsere virtuelle Ausstellung bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre Gefühle und Gedanken auf künstlerische Art und Weise zum Ausdruck zu bringen und ihre Werke mit anderen zu teilen. So können Hoffnung und ein Gefühl von Gemeinsamkeit entstehen.“

Eine erste künstlerische Arbeit ist bereits eingegangen. „Resistenza“ heißt das Werk der Lübecker Schülerin Merit Binding (14 Jahre). „Mit dem Bild möchte ich besonders der italienischen Bevölkerung Mut machen. Was gerade um mich herum passiert, kann ich mir nicht erklären – es sind keine konkreten Formen erkennbar. Die Atemschutzmaske habe ich auf dem Bild nur lose montiert, da ich sicher bin, sie bald wieder abnehmen zu können. Und dann zeige ich euch mein Bild ohne Maske!“

Für die musikalisch Interessierten gibt es sogar ein für „Schülerinnen@homeart“ geschriebenes Lied, das die Schüler gemeinsam weiterentwickeln können. „Im Song ‚Verrückte Zeit‘ können die Schüler gemeinsam musizieren und Teil eines großen
Ganzen werden“, sagt Dirk-Lorenzen Matthiesen, Kreisfachberater für Flensburg, der dieses Stück zur interaktiven Gestaltung entwickelt hat.
Die eingesendeten Beiträge sollen dabei nicht nur im Internet bleiben. „Alle Ergebnisse haben die Chance, im nächsten Schuljahr auf einer zentralen Landes-Performance-Ausstellung präsentiert zu werden“, stellt Ingo Schlünzen aus Neumünster klar.

Alle weiteren Informationen gibt es unter http://schuelerinnenathomeart.kulturvermittler-sh.de/.

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Poesie aus Passau, Soul aus der Schweiz

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Musikalische Poesie aus Passau, Soul aus der Schweiz und ein Talk über Kunst und Kultur stehen am Freitag, 28. Februar, auf dem Programm des Sofaabends im Korona Jugendzentrum. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.

Zum Auftakt begibt sich der Gitarrist und Songpoet Colbinger aus Passau auf die Bühne. Sein Musikstil umfasst Elemente aus den Genres Folk, Rock, Country und Funk. Seine Texte beschreiben nach eigener Aussage die „Höhen und Tiefen, das Licht und die Schatten“, die er in wundervolle und klare Worte zu kleiden vermag.

Seine in deutscher und englischer Sprache verfassten Lieder sind für ihn Gefährten, mit denen sich das Leben erschließen lässt und die dem Motto folgen: „Machen wir uns auf und bleiben dran.“ Colbinger hat im Rahmen seiner musikalischen Karriere bereits mit vielen Musikern Berührung gehabt und stand, zum Beispiel mit Tito & Tarantula, Eb Davis, Sophie Hunger, Oneida James Rebeccu und Jesper Munk zusammen auf der Bühne.

In der kurzen Gesprächsrunde zwischen den beiden musikalischen Acts wird diesmal das Thema „Kunst & Kultur – (alles) Ehrensache?“  besprochen. Hier freut sich das Korona-Team Helge Berlinke, Redakteur von Kulturportal-Herzogtum.de und Mitarbeiter der Stiftung Herzogtum Lauenburg,  auf der Bühne begrüßen zu dürfen. Im Rahmen seiner Arbeit für die Stiftung Herzogtum Lauenburg hat er einen Einblick in die kreisweite Kulturarbeit und die hier tätigen Protagonisten.

Als zweite Künstlerin präsentiert sich schließlich die Schweizer Soul Sängerin Licia Chery auf der Bühne des Korona. Sie befindet sich zurzeit auf Deutschlandtour und legt in Schwarzenbek einen Zwischenstopp ein. Ihre bisher veröffentlichten Alben „Blue Your Mind“ und „Inspiration“ enthalten sowohl poppige Mainstreamelemente als auch eher rockige Töne. Aber egal, welche Elemente sie beim jeweiligen Song nutzt, den Kern der Musik bildet stets der Soul. Ihr aktueller Titel lautet „Dance your pain away“ und soll den Hörer dazu motivieren, auch die leichten Seiten des Lebens betrachten zu dürfen. „Jeder kann sein eigener Held im Leben sein“, sagt Licia und möchte damit Menschen machen, ihre Träume zu verwirklichen. Ihr jüngstes Album ist eine Art musikalische Retrospektive der 60er, 70er und 80er Jahre, die mit modernen Elementen die Verbindung zur Gegenwart herstellt.

Platzreservierungen sind unter der Telefonnummer 04151-5617 möglich.

Sofaabend, 28. Februar, Korona Jugendzentrum, Hans-Böckler-Straße 2a, Schwarzenbek, 20 Uhr

 

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Vorfahrt für die Jugend

Ein Sonnenstrahl am Horizont

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Nach Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, Maya Fausts „Herbstzauber“, Zoe Schreblowskis „Helenas Reise nach Atenia“, Thies Paaps Prosatext „Das Eis“, Anna Franziska Stielers „Gedanken zum Sterben“ und Jette Hübners Geschichte über „Die Sims 3 D“ folgt nun zum Abschluss Marie Schröders Erzählung „Ein Sonnenstrahl am Horizont“.

Ein Sonnenstrahl am Horizont

Als Robert die Tür öffnet und die Nachmittagssonne zum ersten Mal seit Ewigkeiten seine Haut küsst, verändern sich die Dinge grundlegend. Sanft wie eine Feder streicheln die goldenen Strahlen sein Gesicht und zupfen begierig an seinen Ärmeln. Obwohl draußen winterliche Temperaturen herrschen, wandert ein Gefühl der Wärme durch seinen Körper, fast wie die Körperwärme seiner geliebten Susi, an Abenden, als sie nach einem langen Tag gemeinsam unter der rotkarierten Baumwolldecke gekuschelt hatten. Einen zittrigen Atemzug lang stellt Robert sich vor, sie wäre hier, hätte an der Tür geklingelt, wieder und wieder, nur um ihn in eine innige Umarmung zu ziehen, ihn anzustrahlen mit ihren Grübchen und den honigweichen Augen. Er blickt in die Sonne, in ihr gleißend helles Licht und seufzt. Vielleicht ist sie dort oben, direkt in der Sonne und wartet auf ihn. Trotz der blauen Lichtpunkte, die in seinem Blickfeld tanzen, entdeckt er die Dose, die vor seiner Tür steht. Die Falten auf seiner Stirn vertiefen sich. Er bückt sich um sie aufzuheben und schnauft dabei. Er hätte die Klingel nicht so lange ignorieren sollen. Obwohl sein Körper nach den orangeroten Strahlen lechzt, geht er zurück ins Haus und schließt die Tür. Er atmet tief durch, lockert mit ungeschickten Fingern den Kragen seines muffelnden Poloshirts. Seine Augen können kaum den Türrahmen zum Wohnzimmer ausmachen. Vielleicht wäre es das Beste die Gardinen zu öffnen. Fuß vor Fuß setzend, schlängelt Robert sich durch das alte Geschirr und die Bücherstapel. Im Wohnzimmer angekommen, lässt er sich in seinen Sessel fallen. Er starrt die Dose mit wässrigen Augen an. Er fragt sich nicht, wer sie dorthin gestellt haben könnte, denn er weiß es nicht. Ihm fällt nicht ein einziger Name ein, der in Frage kommen könnte, denn die meisten dieser Namen zieren schon einen Grabstein und die anderen haben sich seit Susis Tod nicht bei ihm gemeldet. Nicht zum ersten Mal wünscht er sich, dass es andersherum gekommen wäre. Susi hätte der Welt noch so viel mehr geben können! Schließlich hebt er den Deckel an und lugt hinein. Ein köstlicher Duft steigt ihm in die Nase. Seine Nackenhaare stellen sich auf. Mit zitternden Fingern fischt er einen Zettel aus der Dose und liest:

Lieber Herr Bützlow, es tut mir sehr leid, dass mein Sohn Elijah Ihren Gartenzwerg kaputt geschossen hat. Er ist leider besessen vom Fußballspielen und als Anfänger noch nicht besonders gut. Ich habe den Zwerg zum Kleben mit nach Hause genommen. Da ich Sie nie persönlich antreffe, hoffe ich, dass Sie zumindest auf diesem Weg meine Nachricht erreicht. Mit freundlichen Grüßen, Johanna Fichtendorf (Albertastraße 8a)

Robert lässt den Zettel sinken. Ihm ist nicht aufgefallen, dass einer von Susis Gartenzwergen kaputt gegangen war, geschweige denn, dass einer fehlte, aber der betörende Geruch, der aus der Dose aufsteigt, verdrängt diesen Gedanken sowieso. Mohnkuchen! Frisch, saftig und weich im besten Fall. Er nimmt sich einen krümmelbedeckten Teller vom Tisch und beißt in den Kuchen. Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Köstlich, würde Susi rufen, absolut köstlich und er würde ihr lautstark zustimmen. Spätestens jetzt ist ihm klar, dass er sich bei der jungen Frau Fichtendorf melden muss, ihr sagen muss, dass sie den alten Gartenzwerg nicht kleben müsse und… Ihm kommt eine weitere Idee. Er steht auf und durchsucht die Vitrinen, in denen sich allerlei Zeug ansammelt. Als er fündig wird, erstrahlt ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht. Er nimmt den Fußball mit einem Original-Autogramm von seinem Lieblingsspieler in die Hand und schaut gen Himmel. „Mein Engel, du warst ja immer der Überzeugung, dass Freundlichkeit die Menschen einander näher bringe… Bist jetzt wahrscheinlich mächtig stolz auf deinen alten Mann hier unten, dass ihm so etwas ohne dich einfällt, wa?“

Er schmunzelt und geht zur Garderobe um seine Jacke überzuziehen. Eine merkwürdige Euphorie hat ihn gepackt. Die frische Luft beflügelt ihn, während er zur Albertastraße geht. Es ist ein schöner, junger Abend. Kalt, aber klar. Vor dem Haus mit der Nummer 8a bleibt er stehen. Er drückt auf die Klingel, dann sieht er sich im Glas der Haustür. Sein Spiegelbild guckt ihn aus trüben Augen an, mustert seinen nicht gestutzten Bart, seine schlaffen Lachfalten. Er kommt sich vor wie ein Blödmann. Was hat er sich nur dabei gedacht? Er ist ein fremder, alter Mann – ein trauriger, einsamer Spinner. Wie hatte er sich nur einreden können, es sei Susi gewesen, die ihn durch die Sonne angestrahlt hatte? Die Tür öffnet sich. Johanna Fichtendorf mustert ihn mit Augen, so weich und wach wie zwei Frühlingsblumen. „Guten Abend.“, sagt sie. Ihre Stimme erinnert ihn an eine andere, eine, die er nie wieder zu hören geglaubt hatte. „Guten Abend, Frau Fichtendorf…“, nuschelt Robert in seinen grauen Bart. Er nimmt den Ball unter seinen Armen hervor und stottert. „Vielen Dank für den Kuchen… Er war… Er war köstlich. Absolut köstlich.“ Johanna scheint ein Licht aufzugehen. „Ach Herr Bützlow, richtig?“ Er nickt. „Der Gartenzwerg ist leider noch nicht geklebt. Ich hätte mich bei Ihnen gerne persönlich entschuldigt, aber Sie sind ja ein vielbeschäftigter Mann. Elijah, komm mal runter!“ Röte steigt Robert die Wangen hoch. „Ich bin eigentlich nicht viel beschäftigt…“, gibt er zu. Laut plärrend taucht ein kleiner Junge neben Johannas Beinen auf. „Da ist der kleine Übeltäter.“, lächelt sie. „Mama, wer ist das?“, fragt Elijah und streckt die Hände nach ihr aus. Sie nimmt ihn auf den Arm. „Das ist der Mann, dessen Gartenzwerg du kaputt gemacht hast. Sagst du bitte Entschuldigung?“ Robert ist es unangenehm. Er hält Elijah den Ball hin. „Ich hab dir etwas mitgebracht, weil deine Mutter mir geschrieben hat, dass du so gerne Fußball spielst.“ Die kleinen Augen beginnen zu Leuchten. Selbst, wenn er noch nichts mit dem Original-Autogramm anfangen kann, würde er sicher mehr Freude daran haben als Robert. Elijah hampelt und Johanna ist gezwungen ihn wieder runterzusetzen. Bevor er jedoch den Fußball in die Finger bekommt und damit im Haus herumschießen kann, nimmt sie den Ball entgegen. Robert beobachtet wie sie ihren Sohn anguckt, amüsiert, sanft, mit so viel Liebe in den Augen. Er und Susi – sie hätten auch so gerne Kinder gehabt! „Ich gehe dann mal w…“

Zwei Kinderarme, nicht viel stärker als Grashalme, schließen sich um seine Beine. Elijah gibt ein Lachen von sich und hüpft ins Haus zurück, während Robert wie festgefroren auf den Steinplatten stehen bleibt. Tränen füllen seine Augen. Ach Susi, denkt er, wärst du doch nur hier! Johanna beobachtet ihn. „Herr Bützlow, könnten Sie uns vielleicht unter die Arme greifen? Ich bin Schriftstellerin und könnte jemanden gebrauchen, der auf Elijah aufpasst, während ich im Arbeitszimmer schreibe… Ich meine natürlich nur, wenn Sie Zeit dafür hätten und…“ Robert blickt sie an. Er denkt an die Last auf seiner Brust, an Susi und an sein muffiges Zuhause, dass sich nicht mehr wie sein eigenes anfühlt. Er wischt sich unangenehm berührt über die Wangen. Sein Körper bebt. „Wissen Sie, Frau Fichtenberg, ich hatte noch nie für etwas mehr Zeit.“ Und so verändert ein kleiner Sonnenstrahl, das Leben von Robert, Johanna und Elijah grundlegend.

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Wortakrobat Kühn bittet zum Wettstreit

Vorhang auf für den beliebten Poetry Slam: Das von der Kultur-Community initiierte Event steigt am kommenden Freitag, 10. Januar, in der Möllner Bogarts.Bar am Delvenauweg 4. Los geht es um 19.30 Uhr.

Das Publikum darf sich auf einen Wortwettstreit mit diversen Teilnehmern freuen. Die Moderation übernimmt Michel Kühn (Assemble Art), der selbst Poetry Slammer ist. Der Wettkampf startet mit einer Vorrunde, in der jeder Teilnehmer dem Publikum einen Beitrag präsentiert. Das Casten für das Finale überstehen in der Regel zwischen drei oder vier Kandidaten. Die Entscheidung, wer das Finale erreicht, trifft eine siebenköpfige Publikumsjury. Im Finale selbst sind dann alle Zuhörer an der Entscheidung beteiligt.

Moderator Kühn ist selbst ein Slammer. 2015 hatte er den Landesmeister-Titel inne. Seine Texte reichen von satirischen Sichtweisen auf die Gesellschaft über pointierte Kurzgedichte und -geschichten bis hin zu geowissenschaftlichen Annäherungen an das Thema Liebe.

Eine Kooperation zwischen der Stiftung Herzogtum Lauenburg und der Bogarts.Bar auf Initiative der Kultur-Community der Stiftung.

Reservierung ist möglich unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de.

Poetry Slam, 10. Januar, Bogarts.Bar, Delvenauweg 4, Mölln, 19.30 Uhr

Foto: Uwe Lehmann

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Die Sims 3 D

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Nach Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, Maya Fausts „Herbstzauber“, Zoe Schreblowskis „Helenas Reise nach Atenia“, Thies Paaps Prosatext „Das Eis“ und Anna Franziska Stielers „Gedanken zum Sterben“ folgt nun Jette Hübners Geschichte über „Die Sims 3 D“.

Die Sims 3 D

„Die Spielart ist dieselbe wie bei Sims 3“, erklärte mir Samuel. „Du erstellst einen Charakter und kannst ihn Aktionen ausführen lassen. Allerdings bist du sozusagen selbst der Charakter, weil …“ Ich unterbrach ihn: „Ich bin dann also richtig im Spiel?“ Samuel hob seine Hände ein wenig an. „Ich weiß, das ist cool.“ Ich blickte ihn an und zog eine Augenbraue hoch. Er grinste. „Also … ja, du bist dann im Spiel, aber du kannst immer wieder zurück.“ Er holte eine schwarz-weiße Brille hervor, die ein wenig so aussah wie diese Virtual-Reality-Brillen. „Solange das dann auch funktioniert“, zweifelte ich. „Das funktioniert schon“, sagte Samuel.

„Fangen wir an“, meinte er. Sogleich öffnete sich das Menü und wir erstellten meinen Charakter. Vorname: Aileen. Nachname: Lorcen. Alter: Teenager. Ich wandte mich an Samuel und fragte verwundert: „Muss ich noch jemanden dazu erstellen?“ Er sah mich mit einem besserwisserischen Blick an. „Nein, du musst nur dich erstellen, die Brille leitet deine Erinnerungen an das Spiel weiter. Sie erstellen dann die Personen aus deinem Leben als NSC und …“ Ich fiel ihm ins Wort: „NSC? Was ist das denn?“ Er blickte mich verständnislos an, schüttelte den Kopf und sagte dann: „Du lebst wirklich hinterm Mond, was Videospiele angeht, oder? NSC heißt NICHT SPIELER-CHARAKTER. Das sind Charaktere, die vom Spiel kommen, die du nicht spielen oder kontrollieren kannst, mit denen du allerdings interagieren must.“ „Zum Glück ist das gar nicht gruselig“, sagte ich ironisch.

„Dann kann es ja losgehen“, sagte Samuel, nachdem wir fertig waren. „Wir müssen die Brille aufsetzen und auf den roten Knopf drücken.“ „Und wie kommen wir wieder raus?“, fragte ich zögerlich. „Keine Ahnung, ich glaube, man denkt einfach, dass man wieder raus will“, antwortete Samuel. Er setzte die Brille auf, drückte auf den Knopf und war im nächsten Moment verschwunden. Ich blickte verstört auf die Brille, die zurückgeblieben war. Fassungslos starrte ich auf den Bildschirm. Da war unsere Stadt, und da war auch Samuel. Er winkte mir zu. Mir war mulmig, aber ich konnte ihn ja kaum alleine da drinnen lassen. Zögernd hob ich die Brille auf. Als ich auf den Knopf drückte, fühlte es sich so an, als ob Tausende Leute an mir zerrten. Auf einmal war es vorbei und ich stand vor Samuels Haus. Es war überhaupt nicht verpixelt und sah auch nicht animiert aus. Es war so real, als wäre ich gar nicht aus meinem Leben weg. Samuel sah selbst hier im Spiel sehr gut aus. Nachdem wir uns eine Zeit lang in der virtuellen Welt umgesehen hatten, sagte ich: „Okay, ich will zurück.“ Samuel nickte. „Drück einfach auf den Knopf hinter deinem Ohr“, sagte er. Das tat ich, aber es veränderte sich nichts. Samuel sah mich stirnrunzelnd an. Ich versuchte es noch mal, doch wieder nichts. Ich wurde panisch. Auch Samuel probierte es, aber auch er verschwand nicht. „Wir kommen nicht aus dem Spiel raus!“, schrie ich angsterfüllt. „Das ist nicht lustig, Samuel!“

Samuel wurde ganz blass. „Es tut mir leid“, sagte er stockend, „aber ich finde einen Weg, wie wir wieder rauskommen.“ Ich ließ mich auf den Boden sinken und heulte. Samuel hockte sich neben mich und nahm mich in den Arm. Wir waren im Spiel gefangen und kamen hier auch nicht weg! „Ich … ich glaube, ich möchte erst mal zu mir nach Hause“, stotterte ich. Samuel nickte. Ich wohnte in der realen Welt nur zwanzig Minuten von ihm entfernt. Auf einmal stand ich vor unserem Haus – natürlich war es nicht unser Haus, aber es wirkte total echt! Ich trat an die Eingangstür und stockte. Auf dem Klingelschild stand „Familie White“. Aber das konnte nicht sein: Als meine Eltern sich trennten, hatte meine Mum ihren Mädchennamen wieder angenommen. Deswegen sollte da eigentlich „Familie Lorcen“ stehen. Zögerlich klingelte ich. Meine Mutter öffnete. „Hallo, Schatz, was machst du denn schon hier?“, flötete sie. „Aber schön, dass du früher da bist. Da können wir zusammen essen, Papa kommt auch gleich.“ „Dad kommt nach Hause?“, murmelte ich. Meine Mutter musterte mich besorgt. „Ist alles in Ordnung mit dir, Mäuschen?“, fragte sie und streichelte mir sanft über die Wange. „Ich hab nur ein wenig Kopfschmerzen“, sagte ich und lief schnurstracks in mein Zimmer. „Schatz, kommst du essen“, rief meine Mutter nach einer Weile. Als ich im Türrahmen zum Esszimmer stand, stockte mir der Atem. Mein Dad saß am Tisch und lächelte mich an. Mir stiegen die Tränen in die Augen und ich blinzelte sie weg.

Auf einmal generierte das Spiel sich neu, meine Eltern verschwanden – und plötzlich stand da ich selbst, besser gesagt, ein Mädchen, das aussah wie ich. Sie hatte mir den Rücken zugekehrt. Ich musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht laut aufzuschreien. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Jetzt ist es aus!, dachte ich. Doch das Mädchen bemerkte mich nicht. Langsam schlich ich zur Hintertür und stahl mich raus in den Garten. Als ich die Tür sanft hinter mir schloss und mich umdrehte, erschrak ich.

Vor mir stand Samuel – mit einem fiesen Grinsen im Gesicht. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Auf einmal fasste er mit der Hand in meine Haare und zwang mich damit zu Boden. Sein Griff war fest, es tat höllisch weh. Wie sehr ich ihn in diesem Moment verteufelte! Das hier war genauso weit von dem normalen Sims-Spiel entfernt wie der Nordpol vom Südpol! „Du gehörst hier nicht her!“, schrie Samuel wutentbrannt. „Du störst den Code!“ Er holte mit der freien Hand aus. Ich machte mich auf den Schmerz gefasst, doch nichts geschah.  Der Junge löste sich in Einsen und Nullen auf.

Ich blickte entgeistert auf meinen Retter. Vor mir stand der echte Samuel und atmete heftig. Trotzdem krabbelte ich von ihm weg. „Ich tu dir nichts, das eben war ich nicht“, sagte er behutsam. Er zog mich hoch und nahm mich in die Arme. „Ich weiß“, sagte ich leise und ließ meinen Kopf an seine Schulter sinken. „Unsere virtuellen Ichs wollen uns ausschalten“, sagte Samuel. „Ich befürchte, das Spiel kann diese Charaktere immer wieder neu erstellen, weil es unmittelbaren Zugriff auf den Code hat.“ Ich sah ihn mit aufgerissenen Augen an. „Wenn ich mich in den Code hacken kann, dann könnte ich nicht nur die NSC beseitigen, sondern uns vielleicht auch aus dem Spiel rausholen.“ Er schaute mich aufmunternd an. Ich nickte nachdenklich.

Wir liefen zu Samuel nach Hause, seinem Zuhause im Spiel. Samuel setzte sich an den Rechner und tippte. „Ich bin wieder relativ zuversichtlich“, sagte er nach einer Weile. „Ich hab unsere bösen Doppelgänger erst mal lahmgelegt.“ Er fuhr sich über die Stirn. „Aber während ich versucht hab, das System zu hacken, hat es sich verändert, damit ich nicht reinkomme. Egal was ich gemacht habe, das System war kurze Zeit später dagegen immun.“ Das gefiel mir nicht, ganz und gar nicht. Weil ich nichts sagte, fügte Samuel hinzu: „Das bedeutet, dass das Programm eine KI ist, eine Künstliche Intelligenz. Wer auch immer dieses Spiel entwickelt hat, muss unglaublich schlau sein. So eine ausgereifte KI zu entwickeln dauert garantiert Jahre.“

Ich starrte ihn ungläubig an und war den Tränen nahe. „Es bedeutet, dass es sein kann, dass das Spielsystem die NSC wieder neu programmiert“, erklärte Samuel weiter. „Und danach sind sie garantiert nicht mehr so freundlich wie zuvor.“ Freundlich?, dachte ich. „Könnte es nicht doch eine Lücke im System geben, so eine Art Notausgang?“, fragte ich. „Und wo soll der sein?“, fragte Samuel zurück. Dann schaltete sich der Computer mit einem großen Knall ab.

Wir hockten noch eine ganze Weile stumm da. „Weinst du?“, fragte Samuel und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich schüttelte den Kopf und wischte mir die Tränen aus den Augen.

„Mit was könnte man sich hier rausbeamen?“, fragte ich, mehr mich selbst als Samuel. Ich bekam trotzdem eine Antwort, und sie brachte mich aus dem Konzept. „Kennst du den Film E.T., der Außerirdische?“ „Ja klar“, sagte ich. Samuel deutete auf das Telefon. „Nach Hause telefonieren“, sagte er. „Meinst du, das klappt?“, fragte ich skeptisch. „Wäre das nicht zu offensichtlich?“ Er zuckte mit den Schultern und nahm den Hörer ab. „Die Leitung ist tot“, stellte er enttäuscht fest. „Wir sind auch nicht in der echten Welt, die brauchen hier keine Telefone“, stellte ich fest.

Plötzlich hörten wir, wie unten die Eingangstür geöffnet wurde. „Shit“, flüsterte ich, „das war´s wohl, da kommen die NSC.“ Ich hielt den Atem an. Schritte tappten durch den Flur. Da fiel mein Blick auf Samuels Bücherregal. Ich kannte alle seine Bücher in- und auswendig. Aber da stand eines, das ich noch nie gesehen hatte. Ich zog es heraus. Auf dem Buchdeckel stand „Anleitung“ und darunter war das Sims-Logo abgebildet.

„Samuel, schau mal!“, flüsterte ich. Die Schritte waren jetzt auf der Treppe zu hören. Samuel hatte einen Stuhl unter die Türklinke geklemmt. „Was ist? Hast du was gefunden?“, fragte er. Als Antwort hielt ich ihm das Buch entgegen. Er nahm es in die Hand und öffnete es. Es war faszinierend, die Buchstaben im Buch verschwammen und wurden zu Zahlen. „Der Code“, sagte ich gedämpft. „Was?“, fragte Samuel. „Na siehst du das nicht? Das ist der Code des Spiels, der Lebenssaft des Systems sozusagen!“ Ich nahm ihm das Buch wieder ab. „Du klingst wie unser Informatiklehrer“, bemerkte Samuel. Ich ignorierte ihn. Jemand rüttelte heftig an der Türklinke.

„Wir müssen das Buch zerstören“, sagte ich hastig. „Was hast du gesagt?“, fragte Samuel mit ungläubigem Blick. „Und wie kommen wir dann wieder zurück?“ Draußen hämmerte es jetzt wild gegen die Tür. Ich blickte Samuel fest in die Augen. „Hör zu, wenn wir es nicht zerstören, kriegen es vielleicht noch andere in die Hände, und mit denen passiert dann das Gleiche.“ Samuel setzte an zu reden, brach dann aber ab. „Wir zerstören nur so viel, dass wir noch rauskönnen“, sagte ich. „Also alles bis auf die letzte Seite. Das ist das Ende unserer Geschichte.“ Der Stuhl vor der Tür fiel polternd um.

Auf einmal griff Samuel nach meiner Hand und steckte sie ins Buch. Wir wurden hineingesogen in einen Strudel aus Einsen und Nullen und landeten hart auf dem Fußboden – in Samuels Zimmer, in der wirklichen Welt.

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Plattbeats geht in die dritte Runde

Mit Eröffnungsveranstaltung „Platt twüschen Punk un Poetry“ am Sonnabend, 19. Oktober, im Roten Salon in der Pumpe in Kiel geht der plattdeutsche Songcontest Plattbeats bereits in seine dritte Runde. Den Beginn der diesjährigen Ausgabe dieser Erfolgsgeschichte feiern die Veranstalter vom Zentrum für Niederdeutsch in Holstein mit künstlerischen Gästen verschiedener Genres: Neben dem – nicht mehr nur – in der plattdeutschen Welt bekannten Pop-Duo „Die Tüdelband“ und dem Kieler Hip-Hopper und Plattbeats-Veteranen LPP 143, Joachim Südekum, wird u.a. auch der Poetry-Slammer Nikos Saul einen Auftritt haben. Damit will sich der Wettbewerb auch anderen Kunstformen gegenüber öffnen und ein noch breiteres Publikum ansprechen.

Anlässlich des 200. Geburtstags des großen niederdeutschen Dichters Klaus Groth haben sich einige der mitwirkenden Künstler mit dessen Werk beschäftigt und präsentieren nun die Ergebnisse. So hat LPP 143 aus Groths „Slacht bi Hemmingstedt“ einen Rap gemacht.

Auch bei dieser Ausgabe des Wettbewerbs sind Amateurmusiker zwischen 15 und 30 Jahren aus dem Norden mit dem Schwerpunkt auf Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern wieder aufgerufen, sich zu bewerben. Gute Plattdeutschkenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Platt-Profis aus den Regionen und das Team von Plattbeats leisten Hilfestellung mit dem niederdeutschen Text. Bewerben kann man sich noch bis zum 25. März 2020 unter Plattbeats.de. Das Finale findet dann am 25. April nächsten Jahres im Hamburger Club „Logo“ statt. Zu gewinnen gibt es Instrumentengutscheine im Gesamtwert von 1.200 Euro.

Starke und kompetente Kooperationspartner unterstützen das Projekt auch in den anderen Bundesländern. Neben dem Projektträger, dem Zentrum für Niederdeutsch in Holstein, sind dies das Hamburger Ohnsorg-Theater und die Universität Greifswald für Mecklenburg-Vorpommern.

Plattbeats hat sich in seiner immer noch jungen Geschichte bereits als festes Aushängeschild der plattdeutschen Musikkultur in Norddeutschland etabliert. Die ersten beiden Ausgaben des Wettbewerbs wurden von Künstlern und Künstlerinnen aus den unterschiedlichsten Genres bestritten, die sich zu großen Teilen das allererste Mal mit der niederdeutschen Sprache auseinandergesetzt hatten. Die Teilnahme am Wettbewerb eröffnete dabei für Viele die Inspiration, sich auch künftig mit dem Thema Plattdeutsch auseinanderzusetzen.
 

„Platt twüschen Punk un Poetry“, Plattbeat-Eröffnungsevent, 19. Oktober, Roter Salon, Pumpe, Haßstraße 22, Kiel, 19 Uhr Eintritt frei.

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Das Eis

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Nach Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, Maya Fausts „Herbstzauber“ und Zoe Schreblowskis „Helenas Reise nach Atenia“ folgt nun der Prosatext „Das Eis“ von Thies Paap, mit dem er den Wettbewerb der Zwölf- bis 16-Jährigen für sich entschied.

Das Eis

Ich starre aus dem Fenster. Davor tobt ein Sturm, so stark das die Bäume brechen. Der Schnee in seinen Böen peitscht jeden aus, der dort draußen steht. Äste bersten unter seiner Last. Wieder ist die Scheibe von meinem Atem total beschlagen. Binnen Sekunden ist mein Hauch zu einer feinen und fragilen Eisschicht gefroren. Und mit jedem Hauch legt sich auch eine Schicht Eis auf meine Augen. Mit jeder Schicht verschwimmt die meine Sicht auf die Welt. Der Sturm vor meiner Scheibe wiegt sich in seinem eigenem Tackt und schwingt sich zu immer neuer Stärke und Wildheit auf. Seine Böen sind voll von Schnee und Eis, sie türmen sich immer weiter zu riesigen Wellen auf. Wie Projektile schlagen sie gegen die Scheibe. Sie bilden eine weitere Schicht du Eis, nur das ich sie nie brechen können werde. Die Scheibe ist nun so trüb vom Eis, dass ich davor nichts mehr erkennen kann. Auch über meine Augen legt sich schleichend eine Schicht Eis, von den Rändern kommt sie gekrochen bis sie alles bedeckt. Und plötzlich, von jetzt auf gleich, bin ich komplett blind, allein und kalt. Diese Kälte beginnt mich zu umschließen, und dann bin ich in ihr gefangen. Ich kämpfe dagegen an, Sekunde für Sekunde, Stunde um Stunde, Tag für Tag, von Woche zu Woche, Monat für Monat. Und dabei weiß ich das alles nichts nützt und ich spüre mit jeder Sekunde wie mein Geist immer weiter erlahmt. Nach einigen Monaten des Kampfes ist meine Kraft restlos aufgebraucht, und ich spiele schon mit dem Gedanken dem langsamen Tod der Kälte von mir ausgehend ein Ende zu machen. Aber dann stößt ganz plötzlich eine Nadel aus Eis in Mein Herz und ich werde Teil des Sturms. Als Eiskristall wirble ich nun hin und her und der Sturm wird immer stärker, wächst solange bis nur noch weiß zu sehen ist, löscht alle Lichter des Lebens.

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„Helenas Reise nach Atenia“

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie jetzt auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Auf Magdalena Franz‘ Siegergeschichte „Die alte Schreibmaschine“ und Maya Fausts Gedicht „Herbstzauber“ folgt nun mit Zoe Schreblowskis Beitrag „Helenas Reise nach Atenia“. Sie ist die dritte und letzte Preisträgerin der Sechs-bis Elfjährigen.

„Helenas Reise nach Atenia“

In der Nacht wurde Helena von einem Geräusch geweckt. Es klopfte an der Tür ihres Krankenhauszimmers. Verschlafen rieb sie sich die Augen. Die Tür ging auf und herein kam eine große, bleiche Frau mit stechendem Blick. Helena wollte schreien, doch ihr Hals war wie zugeschnürt. „Hab keine Angst, ich tue dir nichts“, sagte die Frau. „Ich wurde aus Atenaria geschickt, dem Land der Freiheit.“ Helena sah sie zweifelnd an. Sie glaubte nicht an Zauberei und schon gar nicht an andere Welten, wo es angeblich Fabelwesen gab. Die Besucherin schien Helenas Gedanken gelesen zu haben, denn sie sagte: „Es ist normal, dass du nicht an Atenaria glaubst, denn es liegt weit weg. Noch nie war ein Mensch dort, aber das wird sich bald ändern.“

Sie machte eine kurze Pause, bevor sie weitersprach: „Atenaria wird seit einiger Zeit von der bösen Königin Ramona angegriffen. Wir können sie nur besiegen, wenn wir ihr die Uhr der Zeit wegnehmen. Denn mit dieser Uhr kann sie die Zeit anhalten, wann immer sie will. Dann kann sich keiner mehr bewegen, außer ihr Menschen, denn ihr seid unabhängig von der Zeituhr, und Ramonas Wachen.“ Helena sah sie entgeistert an. „Und was bist du, wenn du kein Mensch bist?“, fragte sie. „Eine Fee“, erklärte die Frau. „Ich heiße übrigens Winigunda.“

Sie sah sich vorsichtig um, bevor sie weiterredete: „Unsere Königin Sarah hat entschieden, dass du nach Atenaria kommen sollst.“ Einen Moment war es still im Zimmer. „Wieso?“, brachte Helena schließlich hervor. Winigunda setzte sich auf Helenas Bettkante, so als ob sie sich schon ewig kannten. „Du musst wissen, dass deine Mutter eine Wächterin von Königin Sarah war, bevor sie Atenaria verlassen hat.“ „Aber was hat das mit mir zu tun?“, fragte Helena trotzig. Winigunda deutete auf ihre Kette und sagte: „Nur mit diesem Anhänger kann man nach Atenaria gelangen.“ Erst jetzt fiel Helena auf, dass an der Kette der Frau genau der gleiche auffällige Anhänger hing wie an ihrer eigenen. Er hatte die Form eines Halbmondes und war mit kleinen Steinen besetzt, die im Licht, das durch die Fenster fiel, funkelten. Helena hatte ihn von ihrer Mutter geschenkt bekommen, bevor sie gestorben war. Von da an hatte sie das Schmuckstück immer getragen. Helena schossen Tränen in die Augen. Schnell wischte sie sie weg. Winigunda strich ihr über den Kopf und sagte: „Sei nicht traurig, deiner Mutter geht es jetzt gut.“ Helena schluckte. Sie musste daran denken, dass ihre Mutter ihr früher oft Geschichten aus einer fernen Welt erzählt hatte. Sie hatte sich immer gefragt, woher ihre Mutter diese Geschichten alle kannte. Jetzt wusste sie, dass sie ihr von Atenaria erzählt hatte.

Winigunda fuhr fort: „Da in Atenaria keine Menschen geboren werden, hat niemand von euch so eine Kette – außer dir. Denn du hast die Kette ja von deiner toten Mutter geerbt. Sie war die einzige Fee, die in die Menschenwelt gegangen ist, um dort zu leben.“ Helena nickte. „Die Sache hat nur einen Haken.“ Winigunda klang jetzt unsicher. „Du musst sterben, damit du nach Atenaria kommen kannst.“ Nun war es heraus. Helena starrte sie an. Dann fing sie wieder an zu weinen. Winigunda versuchte, Helena zu trösten. „Sieh mal“, sagte sie, „in Atenaria ist es doch schön.“ Aber sie wusste selbst, dass das nicht überzeugend klang. Denn seit Ramona dort herrschte, war Atenaria ein einziges Schlachtfeld. Nach einer Weile wischte Helena sich mit dem Handrücken über die Augen. Im nächsten Moment fing sie wieder an zu schluchzen. Sie musste daran denken, wie traurig ihr Papa sein würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Er war so verzweifelt gewesen, als ihre Mutter starb. Helena holte tief Luft. „Ich komme mit“, hörte sie sich sagen. Im nächsten Augenblick bereute sie ihre Entscheidung schon. Aber jetzt war es zu spät.

Auf einmal hatte sie Angst, unheimliche Angst. Sie fühlte, wie sie aus ihrem Körper hinausschlüpfen konnte. Es war ein komisches Gefühl, aber es ging. Sie verließ ihren Körper und überquerte eine unsichtbare Grenze. Auf einmal stand sie auf einem Weg. Winigunda war neben ihr. Die Sonne schien von einem blauen Himmel, die Luft war klar und roch salzig. Helena ließ ihren Blick schweifen. In einiger Entfernung erkannte sie einen See. Von dort her wehte eine kühle Brise. Weiter hinten erhob sich ein Hügel. Ganz oben stand ein Schloss, dahinter erstreckte sich ein Wald. Das Schloss war verziert mit Türmen und Fahnen, die im Wind wehten. Helena hatte es die Sprache verschlagen. Noch nie zuvor hatte sie etwas so Schönes gesehen.

Viel Zeit zum Staunen blieb ihr allerdings nicht, denn Winigunda drängte zum Aufbruch. „Komm“, sagte sie, „wir müssen schnell zum Schloss. Königin Sarah wartet schon auf dich.“ Bald erreichten sie die Schlossmauer. Winigunda klopfte an ein großes, hölzernes Tor. Es schwang von selbst auf und sie traten in eine große Halle ein. Von hier gingen mehrere Türen ab. Winigunda lief zielstrebig auf eine Tür zu und öffnete sie. Dahinter befand sich ein langer Korridor. Am Ende des Korridors klopfte Winigunda an eine weitere Tür, bevor sie eintrat.

Sie kamen in einen geräumigen Saal. In einem Kachelofen prasselte ein warmes Feuer. Vor dem Ofen saß eine Frau in einem langen, roten Gewand. Sie lächelte Helena an und sagte: „Ich habe mir schon gedacht, dass ihr bald kommen werdet.“ „Setzt euch“, sagte sie und deutete auf zwei Stühle. Die Königin musterte Helena aufmerksam. „Du kommst ganz nach deiner Mutter“, stellte sie fest. „Ein Jammer, dass sie weggegangen ist.“ Sie seufzte tief. Auf einmal kam eine mächtige Eule durch das offene Fenster geflogen und landete auf dem Tisch. „Das ist Nachtauge“, sagte Königin Sarah. „Sie soll dir gehören. Du wirst sehen, Eulen sind in vielen Dingen sehr nützlich.“ Sie schaute Nachtauge an, die ungeduldig von einem Bein aufs andere trippelte. Der Vogel hüpfte zu Sarah hinüber und ließ einen Brief in ihren Schoß fallen. Dann hopste die Eule zu Helena und sah sie mit ihren großen Augen an. Helena streckte ihre Hand aus und berührte vorsichtig ihr Gefieder.

Auf einmal stupste Helena jemand von der Seite an. Es war Winigunda. „Komm“, sagte sie, „ich zeige dir jetzt, wo du schläfst.“ Sie verabschiedeten sich von Sarah, und Winigunda führte sie in ein kleines Gemach. Helena hatte sich gerade aufs Bett gesetzt, als die Tür aufging und ein Mann hereingestürmt kam. „Ramona plant einen Angriff!“, japste er. „Wir treffen uns in der großen Halle. Alle müssen informiert werden.“ Und schon rannte er wieder hinaus. Helena hörte noch, wie er den Flur entlanglief und eine weitere Tür öffnete.

In der Halle war es laut. Helena entdeckte Sarah und kämpfte sich zu ihr durch. „Da bist du ja!“ Sarah klang erleichtert. „Hör gut zu, ich erkläre dir, was du machen musst. Ramona kommt von Westen. Wenn sie die Zeituhr umgedreht hat, werden wir alle erstarren. Du musst Ramona die Uhr wegnehmen und sie wieder umdrehen. Dann bringst du die Zeituhr ins Schloss.“ „Aber wie soll ich ihr die Zeituhr wegnehmen?“, fragte Helena. „Du wirst schon einen Weg finden“, erwiderte Sarah.

Auf einmal erstarrten alle um sie herum. Helena erschrak so sehr, dass sie nach hinten stolperte und mit Winigunda zusammenstieß, die einfach umfiel. Helena rannte zum Tor und öffnete es. Sie stockte. Vor ihr standen zwei riesige Gestalten, die sie fies angrinsten. „Soso, damit will Sarah Atenaria also retten!“, sagte die eine Wache und lachte. „Mit einem kleinen, hilflosen Mädchen!“ Die Wächter kamen drohend auf Helena zu. „Komm mit!“, befahl der eine. „Ramona wird sich freuen.“ Helena rührte sich nicht. „Du hast es nicht anders gewollt“, sagte der andere. Ein Netz fiel auf Helena herab. Im letzten Moment konnte sie sich wegducken. Doch da schoss schon das zweite Netz auf sie zu. Diesmal war Helena nicht schell genug. Das Netz schloss sich fest um sie.

Die beiden lachten, hoben Helena hoch und trugen sie zu einem großen Stein, der vor dem Schloss lag. Davor stand eine Frau. Das war bestimmt Ramona, vermutete Helena. Die Wachen ließen Helena vor ihr ins Gras fallen. „Wer ist das?“, fragte Ramona. „Majestät, das Mädchen kam aus dem Schloss und …“ „Aber wo ist Sarah?“, unterbrach sie den Wächter. „Majestät, sie ist noch im Schloss.“ „Dann holt sie!“, knirschte Ramona. Als die Wächter im Schloss verschwunden waren, wandte sie sich an Helena: „Was machst du hier?“ Helena antwortete nicht. Sie starrte gebannt auf die Uhr, die Ramona in der Hand hielt. „Na schön“, sagte Ramona. „Das hier ist die Uhr der Zeit. Wenn sie kaputtgeht, bleibt die Zeit für immer stehen. Sarah ist eine tapfere Frau. Aber das hilft ihr jetzt auch nicht weiter.“ Sie grinste böse und kam mit ihrem Gesicht ganz dicht an Helenas Gesicht heran. „Lass dir eines gesagt sein“, flüsterte Ramona, „es gibt kein Gut oder Böse, es gibt nur die Macht.“

Sie holte weit aus und schleuderte die Uhr der Zeit in hohem Bogen weg. Helena blieb fast das Herz stehen. Sie sah, wie die Uhr immer tiefer fiel. Auf einmal ertönte ein lauter Schrei. Nachtauge kam im Sturzflug angebraust. Gerade noch rechtzeitig umfassten ihre Krallen die Uhr. Helena konnte ihre Augen nicht von Nachtauge wenden, die nun zu ihr geflogen kam. Die Eule packte ihr Netz und hob Helena hoch. Immer höher und höher flogen sie, bis sie schließlich auf einer Außenplattform des Schlosses landeten. Nachtauge gab ihr die Uhr und Helena drehte sie schnell um.

Ungläubig starrte Helena auf den Tisch. Vor ihr standen Schüsseln mit Suppe, Teller mit Fleisch und Kuchen, und da lag auch die Uhr der Zeit. Helena konnte immer noch nicht glauben, dass sie Ramona wirklich besiegt hatten. Sie saß neben Sarah und Winigunda. Beide sahen äußerst zufrieden aus. „Sarah, kann ich dich mal was fragen?“, begann Helena. „Was denn?“, fragte die Königin. „Warum konnte sich Nachtauge eigentlich auch bewegen?“, wollte Helena wissen. „Das kann ich …“

Plötzlich schreckte Helena aus ihrem Traum hoch. Mit zitternder Hand tastete sie nach dem Knopf ihrer Nachttischlampe. Das Licht ging an. Alles war wie vorher. Erleichtert atmete sie auf und ließ sich in die Kissen zurückfallen. Morgen würde ihr Vater sie aus dem Krankenhaus abholen. Da fiel ihr Blick auf den Nachttisch. Dort lag eine Kette mit einem Anhänger. Er hatte die Form eines Halbmonds und war mit Steinen besetzt, die im Licht funkelten.

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Vorfahrt für die Jugend

Herbstzauber

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie in den kommenden Wochen auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Auf Magdalena Franz‘ Siegergeschichte „Die alte Schreibmaschine“ folgt nun das Gedicht „Herbstzauber“, das die zwölfjährige Maya Faust verfasst hat.

Herbstzauber

Wie klingt der Herbst?

Der Igel raschelt durch das Laub,

vorbei ist der Sommer und sein Staub.

Der Regen tröpfelt auf die Erde,

im feuchten Morgennebel sieht man noch die Pferde.

Die Kinder kreischen laut und hell

in jedem schnellen Karussell.

Draußen sieht man Kinder durch das Laub rennen,

drinnen das knisternde Kaminholz brennen.

Der Wind heult um die Ecken,

das Wasser platscht aus dem Becken.

Wie riecht der Herbst?

Frische Mutzen riechen lecker,

auf dem Herbstmarkt gibt es viele solcher Bäcker.

Der Geruch von Bratapfel liegt in der Luft,

was ist das nur für ein herrlicher Duft.

Drinnen qualmt der warme Tee

Und draußen fliegt eine kleine Fee.

Wie fühlt sich der Herbst an?

An den Küsten weht ein starker Wind,

Kinder lassen Drachen steigen ganz geschwind.

Morgens sind die Hände oft schon kalt,

kommt der Winter etwa bald?

Wie schmeckt der Herbst?

Im Sommer schmeckt die Brauselimonade

und im Herbst die heiße Schokolade.

Maya Faust

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Vorfahrt für die Jugend

Die alte Schreibmaschine

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie in den kommenden Wochen auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Den Anfang macht Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, für die die zehnjährige Ratzeburgerin in ihrer Altersgruppe den ersten Preis erhielt.

Die alte Schreibmaschine

Mimi saß mit ihren Freundinnen in ihrem Lager. Sie redeten über Bücher von berühmten Autoren. Plötzlich hatte Klara eine Idee. „Wir könnten doch selbst Bücher schreiben!“ Alle waren begeistert bis auf Mimi.

„Uns fehlt es an praktischer Erfahrung im Schreiben“, meinte sie.

„Dann zieh dich doch zurück, damit du Erfahrung sammeln kannst, du Schreibchampion!“ scherzte Marie.

„Gute Idee, ich miete mir gleich ein Haus auf dem Land.“

Sobald sie zu Hause war, telefonierte sie: „Hallo, hier ist Mimi Strauß. Wer ist denn da?“

„Vermietung Landei, schönen guten Tag. Ich vermiete ein Haus an sie“, flötete es aus dem Telefon. Da klingelte es an der Tür. Mimi machte auf, doch niemand war da, nur ein schmaler Umschlag und ein Schlüssel. Verwundert überlegte Mimi: „Hm, wahrscheinlich für das Haus. Aber ich hätte mich gern noch bedankt. Ach, was soll`s, umso schneller bin ich da.“

Schnell packte sie ihre Sachen und radelte los. Nach ungefähr fünf Kilometern erreichte sie ihr Ziel. „Puh, war das anstrengend.“ Vor dem Haus befand sich eine rostige Schaukel und ein Schaukelstuhl. „Die Einrichtung ist schön. Gut so.“

Auf einem alten Tisch stand ein grauer Computer. Mimi machte sich einen Kakao und fing an zu schreiben. ‚Es war eine düstere und stürmische Nacht‘ … Äh, nein. Das ist ein reichlich abgedroschener Anfang. Vielleicht so: ‚Die schweren Schritte der finsteren Gestalten hallten durch die Nacht.‘ Ach nee, das ist auch nicht gerade neu. ‚Blitze zuckten und hüllten den Tatort in gespenstisches Licht…‘ Schön und gut! Aber wie geht es dann weiter?

Zwei Stunden später saß Mimi immer noch mit leerem Bildschirm am Tisch. „Also gut, dann schaue ich mir eben das Haus. Was ist das denn?“

Sie ging auf einen großen geheimnisvollen Schrank zu. An seinen Türen gab es viele Muster, die aussahen wie geflochtene Ranken. Mimi öffnete ihn und rief überrascht: „Oh, eine schöne alte Schreibmaschine!“ Stöhnend hob sie die schwere, staubige Schreibmaschine auf den Tisch. „Ob die noch funktioniert?“

Plötzlich erschienen Wörter auf dem Blatt die sie gar nicht geschrieben hatte.
„NATÜRLICH FUNKTIONIERE ICH NOCH!“ 

Da sagte Mimi: „Huch, was war das? Oje, jetzt schreibt sie schon weiter.“ Sie beobachtete verwundert, wie auf dem Papier wie von Geisterhand Buchstaben geschrieben wurden. Die Tasten bewegten sich, als würde jemand darauf drücken. Doch niemand war zu sehen. Schnell stellte Mimi die Maschine auf den Tisch.
„ICH KANN DIR WEITERHELFEN. WAS HÄLTST DU DAVON? Klara und Marie saßen auf einer Brücke, als diese plötzlich zu wanken begann…“

Das ist doch Quatsch, oder doch nicht? Ich rufe sie mal an. Mist, sie sind nicht zu erreichen. Dann fahre ich halt zu ihnen“, sagte sie.

Mimi fuhr zur einzigen baufälligen Brücke der Stadt. Davor saßen Klara und Marie und machten ein Picknick. Auf einem Schild stand: Betreten verboten, baufällig. „Seid ihr auf die Brücke gegangen?“, keuchte Mimi.

„Nein, wir können ja das Schild lesen.“

Zurück im Haus rief Mimi: „Du hast mir einen Streich gespielt!“ 
„HIHI, TUT MIR LEID. ABER JETZT: Klara verfuhr sich im Wald. Dort stand ein Schild, auf dem stand: Villa Grabstein.

Mimi lachte: „Das Märchen der alten Witwe kenne ich doch längst.“ 

In diesem Moment klingelte das Telefon. „Wer mag das sein?“ wunderte sich Mimi. „Hier ist Mimi Strauß.“

„Hallo, hier ist Klara. Ich habe mich verfahren. Könntest du mir helfen? Hier ist nur ein Schild, da steht Villa Grabstein.“

„Um Himmels Willen, rühr dich nicht vom Fleck. Ich komme sofort.“

Schnell lief sie zum Fahrrad und stieg auf. Da Mimi wusste, wo das Schild der Villa stand, war Lara schnell gefunden. Das alte Eisentor war mit Figuren verziert, die geheimnisvoll aussahen. Bei diesem Anblick lief Mimi und Klara ein kalter Schauer über den Rücken. Ängstlich und trotzdem neugierig gingen sie auf die Villa zu.

„Hier ist es ganz schön gruselig“, sagte Mimi.

Klara sagte: „Komm, wir wir gehen lieber schnell weg.“ 

Als Mimi zum Haus fuhr, dachte sie über die Ereignisse der letzten Stunden nach. Angekommen, rief sie zur Schreibmaschine: „Du hast mir schon wieder einen Streich gespielt!“

„HAT ES DIR ETWA KEINEN SPAß GEMACHT?“

„Nein, hat es nicht. Ich hatte Angst. Ich fahre lieber nach Hause, ich brauche keine verrückte Schreibmaschine die alleine schreiben kann.“

Verärgert verließ sie das Haus. Später erzählte sie alles ihren Freundinnen Klara und Marie. Klara meinte: „Darüber könnten wir eine gute Geschichte schreiben.“

Nach langer Arbeit und viel Spaß schickten die drei ihre Geschichte an einen Schreibwettbewerb. Nach ein paar Tagen bekamen sie die Nachricht, dass sie gewonnen hatten.

„Siehst du, deine Erfahrungen mit der verrückten Schreibmaschine haben sich wirklich gelohnt.“

Magdalena Franz