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Rübergemacht

Auf einer Strecke von 86 km trennte zwischen 1949 und 1989 die innerdeutsche Demarkationslinie den Kreis Herzogtum Lauenburg vom benachbarten Mecklenburg. Wie viele Ostdeutsche wagten in diesem Abschnitt die Flucht? Wie war diese Grenze gesichert? Diesen und weiteren Fragen geht die Politikwissenschaftlerin Dr. Sandra Pingel-Schliemann am Freitag, 25. Oktober, im Kreismuseum Ratzeburg nach. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Der Vortrag ist eine gute Vorbereitung auf die am 26. Oktober folgende Bus-Exkursion zu Fluchtorten in der Region.  

Für Sicherung des hochgerüsteten Todesstreifens waren die Grenzregimenter 6 in Schönberg und 8 in Grabow zuständig. Trotz Wachtürmen, Minen, Streckmetallzaun und Selbstschussanlagen kam es immer wieder zu Fluchtversuchen; teils erfolgreich, teils mit tödlichem Ausgang.

Viele Fälle blieben im Dunkeln, vom Bundesgrenzschutz (BGS) im Westen nicht bemerkt und im Osten von der Staatssicherheit streng geheim gehalten. Erst die Auswertung der Akten der früheren Stasi-Bezirksverwaltung Schwerin brachte Licht in dieses dunkle Kapitel. Die Referentin hat dazu 2014 die erste wissenschaftliche Abhandlung zu Fluchten und Opfern an der Grenze zwischen Ostsee und Elbe vorgelegt. Die Busfahrt am folgenden Tag ist als Ergänzung gedacht.

Der Vortrag gehört zur von der Stiftung Herzogtum Lauenburg veranstalteten Reihe „30 Jahre Grenzöffnung“.

„Fluchten und Opfer an der Grenze zum Kreis“, Vortrag, Reihe „30 Jahre Grenzöffnung“, 25. Oktober, Rokokosaal, Kreismuseum, Domhof 12, Ratzeburg, 19.30 Uhr, freier Eintritt

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/10/14/ddr-zeitzeugengespraech-stadthauptmannshof-moelln/
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„Tag des Flüchtlings“

„Menschen & Rechte sind unteilbar“ – unter dieser Überschrift steht der bundesweite Tag des Flüchtlings am Freitag, 27. September. Daran beteiligt ist auch die Evangelisch-Lutherische Kirche. In der Ratzeburger St. Petri-Kirche steht beispielsweise am Freitag um 18 Uhr eine Andacht auf dem Programm. Um 19 Uhr startet dann im Lydia-Café, Am Markt 7, eine Gesprächsrund. Zudem ist in St. Petri eine von Pro Asyl gestaltete Plakatausstellung zu sehen.

Das Motto „Menschen & Rechte sind unteilbar“ verleihe dem Tenor der interkulturellen Wochen ‚Zusammen leben-zusammenwachsen!‘ „pointiert Nachdruck“, sagt Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Das Motto stellt zudem einen Bezug zum Grundgesetz her, das in diesem Jahr 70. Jahre alt wird.

Beteiligt an den Veranstaltungen sind Teamer aus der Evangelischen Jugend in St. Petri (Ratzeburg), Jugenddiakon Mark Heming sowie das Team des Veranstaltungscafés Lydia unter der Leitung von Christine Nolze. Die Leitung hat die Flüchtlingsbeauftragte des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Lübeck Lauenburg, Pastorin Elisabeth Hartmann-Runge.

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Der Tausendsassa

Wer Klaus Irmscher mal beim Musizieren erlebt hat, weiß: Der Mann lässt sich nicht so leicht in ein Genre fassen. Der Liedermacher ist ein Mann mit Humor, ein musikalischer Tausendsassa, der stets bereit ist, Neuland zu betreten. Und er brennt für das, was er da macht, wie sich im Interview mit Kulturportal-Herzogum.de zeigt. Vermutlich kann er gar nicht anders. Mehrfach während des Gesprächs springt er auf, um zur Gitarre zu greifen und die Statements über sein Schaffen musikalisch zu untermauern.

Kulturportal-Herzogtum.de: Wie musikalisch war der kleine Klaus Irmscher?

Klaus Irmscher: Der kleine Klaus bekam von der Tochter unserer Vermieterin Schlager beigebracht. Sie war elf, ich zwei. Ich soll die Lieder auswendig gekonnt haben und habe gern vor mich hingesungen. Meine Mutter wohnte mit mir damals zur Untermiete bei einer Familie in Hamburg-Bahrenfeld. Mutter war schon während des Krieges von Sachsen nach Hamburg gekommen und hatte dort eine Lehre als Krankenschwester gemacht.

KP: Die Irmschers sind also keine Möllner Familie?

Irmscher: Nein. Mein Großvater hatte in Sachsen eine Nähmaschinenfabrik. Nachdem er in der DDR enteignet worden war, gingen er und meine Großmutter in den Westen – nach Hamburg, wo ja meine Mutter schon war. Mit einem Meister aus seinem sächischen Betrieb baute er in Mölln eine Neuauflage seiner Fabrik auf. Ich kam im Juli 52 mit knapp drei Jahren hierher.

KP: Den späteren Liedermacher lese ich da noch nicht raus…

Irmscher: Ich hätte den Betrieb übernehmen sollen, aber das ist es nicht geworden. Mein Großvater konnte mir kein unternehmerisches Denken vermitteln. Durch ihn hatte ich aber mit Sprachen zu tun. Schon früh hat er versucht mir Spanisch beizubringen. Als Dreikäsehoch soll ich besser auf Spanisch als auf Deutsch von 1 bis 20 gezählt haben. Großvater sprach Französisch, Englisch und Spanisch.

KP: Der Weg von den Sprachen, die man spricht, zum Texten und zum Spiel mit Wörtern ist aber noch mal etwas ganz anderes…

Irmscher: Den Drang zum Dichten hatte ich schon immer. Schon in der Realschule habe ich mir irgendwelchen Blödsinn ausgedacht.

KP: Und die Musik – Sie schreiben ja nicht nur die Texte, sie komponieren ja auch die Musik. Wie sind Sie dazu gekommen?

Irmscher: Das ging mit 13 los. Ich habe bei den Pfadfindern Gitarre gelernt. In der Pfadfinderbeatband war ich Rhythmus-Gitarrist.

KP: Besaßen Sie ein eigenes Instrument? So eine Gitarre ist ja nicht ganz billig…

Irmscher: Zuerst habe ich mir eine Gruppengitarre geliehen. Als meine Mutter sah, dass das ernsthaft war, hat sie mir 40 Mark gegeben. 20 Mark habe ich mit Ferienarbeit verdient. Mit dem Geld habe ich mir die Gitarre vom großen Bruder eines Klassenkameraden gekauft.

KP: Sie wurden also zu Hause unterstützt?

Irmscher: Ja. Meine Mutter hat mir signalisiert, dass sie das gut findet. Sie war Fan von Georg Kreisler*, mochte Kabarett und hörte sich gerne satirische Sendungen im NDR an. Die Beatles fand sie gut – aber das hat sie mir erst später gesagt.

KP: Viele Sprachen, Freude am Dichten und eine humorvolle Mutter – ein bisschen was wurde dem Liedermacher denn doch in die Wiege gelegt…

Irmscher: In unserer Familie hatten wir den Hang zur Komik. Es wurde gerne gelacht. Aber aktiv Musik gemacht hat keiner.

KP: Wie ging es weiter mit der musikalischen Karriere?

Irmscher: Als der Bandleader der Pfadfinderband zum Bund musste, war das das Ende der Band. Von ´65 bis ´68 habe ich dann Sologitarre in einer Ratzeburger Band gespielt.

KP: Erinnern Sie sich noch an die Musik?

Irmscher: Das war so die Rock- und Popmusik, die damals „in“ war –Beatles, Rolling Stones, Searchers. Eigene Stücke konnte ich kaum einbringen. Wir spielten zum Tanz auf, und das Publikum wollte die angesagten Hits hören. Meine eigenen Songs waren musikalisch im damaligen Stil. Das erste Lied, das ich schrieb, klang ein bisschen nach „Let’s Dance“ von Chris Montez. Textlich waren das Fingerübungen, teilweise mit Tagebuch-Charakter – überwiegend auf Englisch. Auf Deutsch schrieb ich erst in München.

KP: Sie gingen nach München?

Irmscher: 1970 war ich dort – um Wirtschaftsingenieur zu studieren. Die Fabrik meines Großvaters hing da immer noch in der Luft. In München gab es Kleinkunstbühnen wie die „KEKK“, auf denen man sich als Solist mit was Eigenem stellen konnte.

KP: Sie haben gerade gesagt, dass ihre ersten Texte „eher Tagebuchcharakter hatten“? Wie wichtig ist Ihnen der Text? Ist er wichtiger als die Musik?

Irmscher: Beides ist mir wichtig. Text und Musik sind zwei Seiten derselben Sache. Wenn mir bei einem Lied die Melodie noch nicht gefällt, habe ich das Gefühl, ich habe das Thema emotional noch nicht verdaut. Oder ich habe eine achteckige Emotion, dass ich nur einen Rap schreiben kann.

KP: Stichwort Rap – wie sind Sie zu dieser eher jungen Kunstform gekommen?

Irmscher: Die Raps kommen einfach zu mir. Es ist ein Ausdrucksmittel für mich. Mit der Szene habe ich überhaupt nichts zu tun. 1983, als ich meinen ersten Rap schrieb, sagte ein Freund zu mir: Das ist ein Rap. Ich habe damals fünf Mal nachfragen müssen, bis ich mir das Wort merken konnte.

KP: Wenn man sich ihr Werk anschaut, sticht vor allem die Vielfältigkeit ins Auge. Wo sehen Sie die Grundlagen Ihres Schaffens?

Irmscher: Ich erzähle gerne Geschichten. Die Musik suche ich mir passend zum Thema. Dafür kämme ich schon mal meine Plattensammlung durch. Aufs Erzählen bin ich in Irland gekommen. Dort habe ich mich mit irischen Songs vollgesogen. Außerdem habe ich einen Liedermacher aus der dominikanischen Republik für mich entdeckt: Juan Luis Guerra – vom erotischen Liebeslied über Politsongs bis zum Gebetslied singt der alles. Seine Musik gefiel mir so gut, dass ich mir 2000 ein spanischsprachiges Programm erarbeitete.

KP: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Irmscher: Wenn ich etwas freiweg mache, ist das schon sehr vom Folk beeinflusst. Manchmal ist es auch rockig. Ich versuche immer ein wenig lautmalerisch zu komponieren.

KP: Wie kommen Sie zu Ihren Geschichten? Gibt es da eine Agenda, die Sie verfolgen?

Irmscher: Ich singe über Dinge, die mich so beschäftigen, dass ich darüber einen Kommentar abgeben muss – und das ist schon von meinen Einstellungen beeinflusst. Auch fange ich an zu dichten, wenn ich von etwas sehr ergriffen bin – wenn mir das Herz aufgeht.

KP: Herr Irmscher, ich danke für das Gespräch.

*Georg Franz Kreisler (1922-2011), in Wien geborener Komponist, Sänger und Dichter.

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Pfiffiger Songschreiber mit Herz

Hamburg, Mölln, München, Zwickau, Flensburg und seit ein paar Jahren wieder Mölln. Klaus Irmscher hat den einen oder anderen Umzug in seinem Leben hinter sich. Er, ein Ur-Möllner, der Kindheit und Jugend in der Stadt verbrachte, weiß, wovon er spricht, wenn er heute sagt, das Lauenburgische sei seine Heimat. Er fühle sich hier verwurzelt, fühle sich hier am Wohlsten. Die Lauenburger mag er wegen ihrer Offenheit und ihrem Elan, Dinge anzupacken.

Wohl auch dank seiner beruflichen Wanderjahre ist ihm diese Liebe zur Heimat so bewusst geworden. Es ist eine Liebe des offenen Ohres und der offenen Türen, eine Liebe, die nicht ausschließt, sondern einschließt und immerzu auf der Suche ist. Da erscheint es nahezu logisch, dass er in einem Nebensatz erklärt, er habe mit Mitte 60 noch angefangen, Persisch zu lernen. Wegen seiner persischen Freunde.

Wie es ist, sich fremd zu fühlen, musste ihm niemand beibringen. Als Spross einer sächsischen Migrantenfamilie wurde dem jungen Irmscher gesagt, dass er um Gottes Willen nicht sächseln solle. „Sonst wäre ich als Flüchtling aufgefallen.“

Die offenen Türen des Klaus Irmscher machen es möglich als Fremder zweieinhalb Stunden in seinem Wohnzimmer in der Hammaburgstraße zu sitzen und mit ihm über seine Lieben und sein Leben zu plaudern. Über seine Verluste und seine Krisen. Denn der Weg, zu dem begabten und einfallsreichen Songschreiber, der er heute ist, war nicht nur rein geografisch weit. Der pfiffige Umgang mit Worten und textlichen Versatzstücken in allen erdenklichen Sprachen brauchte Zeit und auch eine gewisse Frustrationstoleranz.

Als er in den 80er Jahren in eine berufliche Krise geriet und arbeitslos wurde, gesellte sich eine Schaffenskrise dazu. Seine Texte hätten nicht den nötigen Witz und die nötige Tiefe gehabt, um das Publikum zu begeistern, erinnert er sich an diese Zeit. Am Ende habe er sich nicht einmal mehr selbst begeistern können.

Irmscher legte die Gitarre beiseite.

Sein Comeback feierte er 1994. Er besann sich auf Songs wie den „Fusch-Fusch-Man“, ein Lied, das seine Erfahrungen als Arbeitsvermittler aufs Korn nimmt. Auf Lieder, die Geschichten erzählen, ohne den erhobenen Zeigefinger gleich mitzuliefern. Das gefiel ihm und es gefiel dem Publikum. Die Krise war passé. Freude, Kreativität und Motivation waren zurück. Wenn sich all das auch noch mit Können verbindet, strahlt das natürlich zurück. In den 90er Jahren erriet ein kubanischer „Hotelmann“ seine Musikalität. Kurz darauf stand er mit ihm auf der Bühne, um ein bayerisches Volkslied und „Ba-Ba-Banküberfall“ anzustimmen. In den 2000ern tourte er als Mitglied von „Liederjan“ durch Deutschland. 2016 erhielt er schließlich den Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg.

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/09/09/tausendsassa-interview-klaus-irmscher-moelln/
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„Leeven un nich spöken“

In den kommenden Wochen steht Klaus Irmscher wieder an diversen Orten auf der Bühne. Im Kreis Herzogtum Lauenburg tritt er am Mittwoch, 18. September, im Rahmen des „Plattdüütschen Harvst“ im Möllner Stadthauptmannshof auf. Der Liedermacher schöpft aus seinem Repertoire niederdeutsche Lieder. Inge Pusback liefert die passenden Geschichten dazu. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr.

Das nächste Konzert in der Region – ebenfalls mit Inge Pusback als lesende Mitstreiterin – steigt dann am Sonnabend, 9. November, in der Kutscherscheune (Groß Zecher). Dort spielt und singt Klaus Irmscher Lieder seiner aktuellen CD „Leeven un nich spöken“. Das Album enthält insgesamt zwölf Stücke, die mal rockig und mal folkig daherkommen. Wie so oft schlägt sich der Liedermacher dabei mit Alltagsproblemen herum. Etwa wenn er darüber klagt, wie schwierig es ist für seinen „Huulbessen“ (Staubsauger) Beutel zu bekommen. Oder wie schwer es ihm fällt, wenn er auf Reisen ist, sich in Geduld zu üben und vom Alltagsstress herunterzukommen („Schalt af!“).

Klaus Irmscher beim „Plattdüütschen Harvst“, 18. September, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, 19.30 Uhr

Klaus Irmscher-Konzert, „Leven un nicht spöken“, 9. November, Kutscherscheune, Lindenallee 15, Groß Zecher, 19.30 Uhr

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„!Angekommen! Ich arbeite.“

Sie haben es geschafft. 17 Männer und zwei Frauen. Sie alle haben einen Job, sie alle kommen aus einem Land, das tausende Kilometer entfernt liegt. Aus Eritrea etwa, Afghanistan, Syrien. Die Erfolgstory dieser Migranten erzählt die Wanderausstellung „!Angekommen! Ich arbeite.“, die ab Montag, 9. September, im Foyer der Kreisverwaltung (Ratzeburg) zu sehen ist.

Die Männer und Frauen werden auf einzelnen großen Bannern vorgestellt. Name, Vorname, eine kleine Biografie und ein Foto seien darauf zu finden, sagt Uta Röpcke, Integrationskoordinatorin des Kreises Herzogtum Lauenburg. Die Bilder zeigen die Menschen im Kontext ihrer Arbeit. „Die Fotografin Silke Roschweksi-Müller hat für jedes Foto einen halben Tag in einem Betrieb verbracht“, so Röpcke. Sie sei dafür beispielsweise auf einem Bauernhof gewesen, bei einem Uhrmacher und bei einem Apotheker. Sogar Coca Cola habe für die Fotografin die Türen geöffnet.

Das Ausstellungsprojekt initiiert und durchgeführt hat Carl Malter von der Möllner Willkommenskultur. Im Rahmen der von den Kirchen bundesweit organisierten „Interkulturellen Wochen“ rückt der Kreis es nochmals gesondert in den Fokus, um die Öffentlichkeit für das Thema Arbeit und Migration zu sensibilisieren. Die Menschen, die als Flüchtlinge in die Region gekommen sind, in Lohn und Brot zu bringen, ist schließlich das A und O für eine gelungene Integration.

Die Erfolgstorys, die die Ausstellung dokumentiert, sind beileibe keine Selbstgänger. Es braucht dafür den Spracherwerb. Es braucht die Lehrkräfte, die ihn ermöglichen. Es braucht dafür Fleiß und Willenskraft seitens der Migranten und nicht selten die Unterstützung von Helfern.

Apropos Helfer. Röpke und ihr Kollege Andreas Bockholt wünschen sich eine Stärkung des Ehrenamtes. Ehrenamtliche Flüchtlingshelfer würden die Menschen auf eine Art und Weise an die Hand nehmen, wie es Hauptamtliche niemals leisten könnten, meint Röpcke. Bei den Helfern im Kreis, ergänzt Bockholt, handele es sich um eine „Graswurzelbewegung“. Damit sich hieraus langfristige Strukturen entwickeln könnten, bräuchte es eine vernünftige Ehrenamtskoordination und eine entsprechende finanzielle Ausstattung.

„!Angekommen! Ich arbeite.“, Ausstellungseröffnung, 9. September, Foyer der Kreisverwaltung, Barlachstraße 2, Ratzeburg, 16 Uhr

Die Ausstellung ist bis zum 28. September zu den Öffnungszeiten der Kreisverwaltung zugänglich.

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„Bezauberndes Tansania“

Es sind aufregende Zeiten für Gloria Ituwe. Seit ein paar Monaten engagiert sich die junge Frau im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Doch es ist nicht nur der Job – etwa ihre Arbeit für das Frauenwerk –, der ihr Leben derzeit kräftig durcheinandergewirbelt hat, sondern auch das Land, in dem sie diesen Job ausübt. Für die Tansanierin ist Deutschland schlicht eine andere Welt. Wer wissen will, warum das so ist, sollte am 18. September, einen Abstecher ins Lydia Veranstaltungs-Café (Ratzeburg) machen. Dort hält die junge Frau im Rahmen der Interkulturellen Wochen einen Vortrag. Los geht es um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Ich werde über die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Tansania sprechen“, kündigt Gloria Ituwe an. Völlig anders sei beispielsweise das Zeitkonzept in ihrer Heimat. So gebe es dort in der Regel nicht den Druck, Dinge an einem bestimmten Tag zu erledigen. Und: „We appreciate the day and hope for a better tomorrow.“  Mit anderen Worten: Die Tansanier schätzen und genießen den Moment – das Hier und das Jetzt.

Für ihren Vortrag, der den Titel „Bezauberndes Tansania“ trägt, hat Gloria Ituwe eine Power-Point-Präsentation vorbereitet. Weitere Themen, die mit Bildern unterlegt werden, sind die Kleidung, die die Menschen in ihrer Heimat tragen, die berühmte Serengeti, der Kilimandscharo sowie die ökonomische und politische Lage des Landes.

Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 04541-889337 oder per Mail unter lydia-cafe@kirche-II.de entgegengenommen.

„Bezauberndes Tansania“, Vortrag, 18. September, Lydia Veranstaltungs-Café, Am Markt 7, Ratzeburg, 19 Uhr, freier Eintritt

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„Zusammen leben, zusammen wachsen“

Die Willkommenskulturen im Kreis Herzogtum Lauenburg sowie diverse kirchliche Dienste haben für die kommenden Wochen wieder einiges organisiert, um Einheimische und Migranten zusammenzubringen. Im Rahmen der „Interkulturellen Wochen“ stehen diverse Aktionen, Feste, Spiele- und Länderabende und Aufstellungen auf dem Programm. Der jährliche Veranstaltungsreigen geht auf die Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie der Griechisch-Orthodoxen Kirche zurück. 2019 lautet das offizielle Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“.

Offiziell starten die Veranstaltungen erst am 4. September. Die Möllner Willkommenskultur ist mit ihrem „Afghanischen Ländertag“, der am Sonnabend, 31. August, in der Begegnungsstätte (Lohgerberei, Bahide-Arslan-Gang) steigt, ein bisschen früher dran.

Über den Magen laufen die Begegnungen am Mittwoch, 4. September: Um 10 Uhr gibt es in der Möllner Begegnungsstätte ein Internationales Frauenfrühstück. Die Teilnahme ist kostenlos. Über Beiträge zum Buffet freuen sich die Organisatoren. In Gudow startet in der dortigen Gemeindschaftsunterkunft (Kaiserberg 23) um 14 Uhr ein interkulturelles Grillfest. Auch hier freuen sich die Organisatoren über Kulinarisches für das Buffet.

Weiter geht es am Sonnabend, 7. September, mit einem interkulturellen Markt-Soccer-Turnier auf dem Ratzeburger Marktplatz. Einzige Bedingung, die Fußballerinnen und Fußballer müssen mindestens sechs Jahre sein. Ansonsten gibt es keinerlei Teilnahmebedingungen. Die Veranstalter hoffen, dass möglichst viele „bunt gemischte Mannschaften“ dabei sind. Pro Team braucht es mindesten fünf Spieler. Anmeldungen werden vor Ort entgegengenommen. Das Turnier beginnt um 10 Uhr. Das Ende ist für 17 Uhr vorgesehen.

In der Kreisverwaltung Ratzeburg (Barlachstraße 2) wird am Montag, 9. September, die Ausstellung „Angekommen! Ich arbeite“ eröffnet. Die Schau zeigt Migranten mit großformatigen Porträts in ihrer Arbeitswelt. Die Eröffnung beginnt um 16 Uhr.

Zu einem „Ländersalon Armenien“ lädt am Freitag, 13. September, die Evangelische Familienbildungsstätte (Ratzeburg, Marienstraße 7) ein. Ab 19 Uhr bekommen die Besucher dort Hör- und Kostproben aus diesem kaukasischem Land geboten. Anmeldungen werden unter 04541-5262 oder via Internet unter www.fbs-rz.de entgegengenommen.

Nach Afrika – genauer gesagt ins „Atemberaubende Tansania“ geht es dann am Mittwoch, 18. September, im Lydia Veranstaltungs-Café (Am Markt 7, Ratzeburg). Ab 19 Uhr berichtet Gloria Ituwe über die Menschen und die Kultur des ostafrikanischen Landes. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen unter 04541-889337 oder per Mail unter lydia-cafe@kirche-LL.de.

Ein interkultureller Gottesdienst steht am Sonntag, 22. September, in der Kirche St. Georg auf dem Berge (Ratzeburg, Wedenberg 8) auf dem Programm. Los geht es um 10 Uhr. Im Anschluss gibt es im Gemeindehaus Kaffee und Kuchen sowie die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Die Arbeiterwohlfahrt Geesthacht (Awo Integrationscenter, Markt 26) zeigt ab Montag, 23. September, unter dem Motto „Kultur im Flur“ Kunst von Flüchtlingen. Die Ausstellung wird um 13.30 Uhr offiziell mit einer Vernissage eröffnet.

Ebenfalls im Awo Integrationscenter steigt am Donnerstag, 26. September, ein „Internationaler Spieleabend“. Ob Schach, Mahjong, Narde – Brettspieler kommen bei dieser Veranstaltung garantiert auf ihre Kosten. Los geht es um 17 Uhr.

In Sandesneben begegnen sich die Menschen auf kulinarischem Gebiet: Unter dem Motto „Schlemmen international“ wird dort am Freitag, 27. September, ab 16 Uhr zur bunten Tafel geladen, die die Paten der Flüchtlinge des Amtsbereiches Sandesneben-Nusse sowie die Flüchtlinge selbst im Gemeindehaus (Altes Dorf 5) vorbereitet haben.

Politisch und andächtig geht es am 27. September im Lydia Veranstaltungs-Café (Am Markt 7, Ratzeburg) zu: In einer Gesprächsrunde werden dort Fragen diskutiert – etwa was es bedeutet „Fluchtursachen zu bekämpfen“. Zudem gibt es eine Andacht. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Ansprechpartnerin ist Pastorin Elisabeth Hartmann-Runge, erreichbar unter Tel. 0176-19790204.

Interkulturelle Wochen, 4. – 28. September

https://kulturportal-herzogtum.de/2019/08/19/afghanischer-laendertag-in-der-begegnungsstaette-moelln/
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Lieder zu Flucht & Vertreibung

Im Rahmen der Reihe „Fliehen – einst geflohen“ greift Jörg-Rüdiger Geschke am Dienstag, 3. September, im Möllner Stadthauptmannshof zur Gitarre und präsentiert Lieder zu Flucht und Vertreibung. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Jörg-Rüdiger Geschke spannt einen weiten musikalischen Bogen, der vom traditionellen Liedgut aus Fluchtländern bis hin zu Rocksongs und Werken renommierter Liedermacher reicht.

Die Geschichte ist immer wieder eine Geschichte von Auswanderung und Flucht oder Vertreibung. Dies spiegelt sich natürlich auch in vielerlei Liedern wider. Lieder, in denen Auswanderer – zum Beispiel von Europa nach Amerika – ihr Schicksal besingen, Lieder vom Verlust der Heimat, Lieder über die Brutalität im Umgang mit Flüchtenden und Vertriebenen.

Zum ersten Mal veranstaltet die Stiftung Herzogtum Lauenburg ein Konzert in der besonderen Wohnzimmeratmosphäre der Kulturremise. Aufgrund begrenzter Platzzahl ist eine Anmeldung via Telefon unter der Rufnummer 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de notwendig.

Lieder zu Flucht und Vertreibung, 3. September, Kulturremise, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, 19.30 Uhr, freier Eintritt

Foto: Antje Berodt

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Die Entdeckung des Vielfalt

Afghanistan? Richtig, dass ist das Land, das sich seit Jahrzehnten im Bürgerkrieg befindet. Das Land, in dem seit 2001 deutsche Truppen stationiert sind, um die Zivilgesellschaft und den Aufbau der Demokratie zu unterstützen und die Macht der Taliban zu durchbrechen.

Niemals würden Muhammad Munadoghli, Nadera Nazari und Hassan Mohammadi etwas anderes behaupten. Doch es wurmt sie, dass ihr Heimatland in der Öffentlichkeit darauf reduziert wird. Den Afghanischen Ländertag der Möllner Willkommenskultur, der am Sonnabend, 31. August, in der Alten Lohgerberei auf dem Programm steht, will das Trio nutzen, um das Bild um ein paar schöne Facetten zu ergänzen. Mit Hilfe von Fotos beispielsweise, die sie aktuell noch sammeln.

Klar ist schon jetzt, dass Nadera Nazari ein Gericht mit Fleisch, Reis, Rosinen und Mandeln kochen wird. Hungern dürfte am 31. August also niemand. Muhammad Munadoghli wird über einen Steckbrief von sich und seiner Geschichte erzählen. Schautafeln sind geplant. Außerdem sollen die 34 Provinzen und Volksstämme des Landes vorgestellt werden.

„Es geht voran“, sieht Cornelia Thorhauer von der Möllner Willkommenskultur die Community auf einen guten Weg. „Das wird wie unser syrischer Ländertag im vergangenen Jahr wieder ein bunter Nachmittag“. Zusammen mit ihrem Kollegen Günther Kramm unterstützt sie die Afghanen bei der Organisation.

Ein ganz anderes Kaliber ist für sie die Unterbringung der Menschen auf dem Arbeitsmarkt. „Jetzt heißt es in die Berufe zu kommen“, meint Cornelia Thorhauer. Das Problem sei, dass die meisten Flüchtlinge in Helfertätigkeiten vermittelt werden. Dabei müsse es das Ziel sein, ergänzt Günther Kramm, „die Leute in vernünftige Jobs zu kriegen, damit sie auf eigenen Füßen stehen können“.

Im Falle von Muhammad Munadoghli gestaltet sich eine Vermittlung aber auch von Haus aus schwierig. Er war Analphabet, als er aus Afghanistan nach Deutschland kam. Der 30-Jährige spricht kaum Deutsch. Da rücken andere Eigenschaften wie Fleiß, Zuverlässigkeit und Aufgeschlossenheit in den Hintergrund. Günther Kramm hofft, dass er vielleicht eine verlängerte Ausbildung zum Tischler machen kann. Manchmal gebe Unternehmer, die einer doppelten – also sechsjährigen – Ausbildungszeit zustimmen würden.

Auch Nadera Nazari hat noch mit der deutschen Sprache zu kämpfen. Um einen wichtigen Schritt in Richtung berufliche Zukunft zu machen, besucht sie aktuell einen Deutschkurs. Wesentlich weiter ist dagegen Hassan Mohammadi: Er fängt im Oktober eine dreijährige Ausbildung zum Altenpfleger an.

Afghanischer Ländertag, 31. August, Begegnungsstätte, Alte Lohgerberei, Bahide-Arslan-Gang, Mölln, 15 Uhr

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