Kategorien
Ausstellungen

Orte im Wandel

Noch bis zum 11. Oktober ist im Grenzhus Schlagsdorf die Ausstellung „Orte im Wandel. Sowjetische Spuren an ehemaligen Militärstandorten. Fotos von Ralf Pageler“ zu sehen. Der Rostocker Fotograf hat sich auf ehemaligen sowjetischen Militärstandorten umgeschaut und künstlerisch anspruchsvolle Motive gefunden.

Ralf Pageler konzentriert sich in der Ausstellung auf sechs Orte: Fürstenberg, Jüterborg (Altes Lager und Neues Lager), Rechlin, Wünsdorf sowie Vogelsang. Sein fotografisches Herangehen beschreibt er folgendermaßen: „Ich nehme mir Zeit zum Fotografieren und versuche, Blickwinkel zu finden, die nicht nur dokumentarisch, sondern auch künstlerisch ansprechend sind. Wenn ich die Bilder bearbeite, füge ich nichts hinzu oder blende Dinge aus, sondern versuche nur die Stimmung, die ich vor Ort empfunden habe, zu unterstreichen.”

Diese fotografische Spurensuche gibt vielfältige Impulse, um über die kommunistische und sowjetische Vergangenheit in unserer Geschichte nachzudenken und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Die Anwesenheit sowjetisch-russischer Truppen in Deutschland war eine Folge des Zweiten Weltkrieges und dauerte bis 1994. Die Ausstellung ist werktags von 10 bis 16.30 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr zugänglich.

„Orte im Wandel. Sowjetische Spuren an ehemaligen Militärstandorten. Fotos von Ralf Pageler“, bis 11. September, Grenzhus, Neubauernweg 1, Schlagsdorf, werktags 10 bis 16.30 Uhr, sonnabends & sonntags 10 bis 18 Uhr

Kategorien
Ausstellungen Südlich der A24

„Nation und Nationalstaat im 19. Jahrhundert“

Unter dem Motto „Nation und Nationalstaat im 19. Jahrhundert“ lädt die Otto-von-Bismarck-Stiftung am Sonnabend, 3. Oktober, zu einer Museumsführung ein. Im Zentrum der Ausführungen steht am Tag der deutschen Einheit die von Reichskanzler von Bismarck betriebene und durchgesetzte Gründung des Deutschen Kaiserreichs. Die Führung beginnt um 14 Uhr.

Deutschland vor 1870 war territorial zersplittert und im Deutschen Bund lose zusammengeschlossen. Bismarck nutzte nach dem militärischen Sieg der deutschen Länder über Frankreich die Gunst der Stunde und ließ den Preußenkönig Wilhelm I. zum Kaiser proklamieren. An dem Krieg hatten auch Truppen aus Bayern und Württemberg teilgenommen.

Die Dauerausstellung der Otto-von-Bismarck-Stiftung ist mit einer Reihe sehenswerter Zeugnisse aus dem 19. Jahrhundert bestückt. Sie reichen von der Haarlocke Karl Ludwig Sands, der 1820 mit einem Attentat der deutschen Einheit dienen wollte, bis zum Gemälde „Die Proklamierung des deutschen Kaiserreichs (18. Januar 1870)“ Anton von Werners.  

Anmeldungen für die Führung werden unter der Telefonnummer 04104-97710 oder per Mail unter info@bismarck-stiftung.de entgegengenommen.

„Nation und Nationalstaat im 19. Jahrhundert“, 3. Oktober, Am Bahnhof 2, Friedrichsruh, 14 Uhr

Kategorien
Aus der Stiftung Ausstellungen

Letzte Chance auf „Regentrude“ & Co

Jetzt oder nie – am Wochenende bietet sich letztmals die Gelegenheit, sich im Möllner Stadthauptmannshof die Ausstellung „Hans-Werner Könecke zum Achtzigsten“ anzusehen. Die Stiftung Herzogtum Lauenburg präsentiert dort aktuell rund 20 Skulpturen des Bildhauers. Zugänglich ist die Schau am Sonnabend, 26. September, und Sonntag, 27. September, jeweils von 11 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Köneckes Skulpturen sind in ganz Norddeutschland zu finden – ein Großteil im öffentlichen Raum. Dazu zählen die „Regentrude“ in Norderstedt, das „Muttertier mit Lämmern“ in Hamburg-Harburg und der „Fischotter“ in Ratzeburg. Mit der Ausstellung ehrt die Stiftung Herzogtum Lauenburg den Möllner Bildhauer anlässlich seines 80. Geburtstages.

„Hans-Werner Könecke zum Achtzigsten“, 26./27. September, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, jeweils 11 bis 16 Uhr, freier Eintritt

Kategorien
Ausstellungen Nördlich der A24

Nachschlag für „Goedtke in Afrika“

Nachschlag für „Goedtke in Afrika“ – wegen des großen Zuspruchs wird die laufende Ausstellung im Möllner Museum bis zum 18. Oktober verlängert. Die Schau zeigt große Drucke, Skulpturen und Skizzenbücher des Künstlers.

Goedtke war fasziniert von Afrika. Sieben Mal besuchte er in den 70ern und Anfang der 80er Jahre den Kontinent. Ziele waren Länder wie Uganda, Tansania, Kenia, Rhodesien (Heute: Zimbabwe) und Südafrika. Insgesamt 13 Skizzenbücher füllte der Möllner Künstler in diesem Zeitraum.

„Goedtke in Afrika“ ist eine Gemeinschaftsarbeit der Stiftung Herzogtum Lauenburg, des Fotoarchivs Mölln, des Freundeskreises Karlheinz Goedtke und des Möllner Museums.

„Goedtke in Afrika“, Ausstellung, bis 18. Oktober, Möllner Museum, Historisches Rathaus, Marktplatz, Mölln, werktags 10 bis 17 Uhr, sonnabends und sonntags 10 bis 15.30 Uhr

Kategorien
Ausstellungen

„Norddeutsche Städte in Aquarell“

Alte Stadtansichten schmücken aktuell den Historischen Bahnhof in Friedrichsruh. Noch bis zum 11. Oktober sind dort in den Räumen der Otto-von-Bismarck-Stiftung Arbeiten von Justin Reimers zu sehen. Der Künstler zeigt unter dem Titel „Von Lübeck nach Hamburg. Norddeutsche Städte in Aquarell“ eine Reihe seiner Werke. Der Eintritt ist frei.

Die Bilder zeigen realistische Ansichten von Städten, Kirchen und verwinkelte Altstadtgassen, die durch ihre Detailtreue überzeugen. Justin Reimers hat sich auf seiner Reise von Lübeck nach Hamburg viel Zeit gelassen. Die Vorzeichnungen sind zumeist am porträtierten Ort entstanden.

Die Schau ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr zugänglich.

„Von Lübeck nach Hamburg. Norddeutsche Städte in Aquarell“, 6. September – 11. Oktober, Otto-von-Bismark-Stiftung, Historischer Bahnhof, Am Museum 2, Friedrichsruh, dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr

Kategorien
Ausstellungen

„Von magischen Orten und märchenhaften Landschaften“

Unter dem Titel „Von magischen Orten und märchenhaften Landschaften“ zeigt die Fotografin Petra Albers ab Sonntag, 13. September, im Amtsrichterhaus Schwarzenbek eine Auswahl ihrer Arbeiten. Für ihre Bilder setzt die Künstlerin die Infrarot-Technik ein. Die Vernissage beginnt um 14.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Infrarot-Fotografie nutzt langwelliges, für den Menschen unsichtbares Licht. Mit Hilfe dieses Lichtes verwandelt Petra Albers Landschaften in verzauberte Märchenwelten. Ihre Fotos ziehen die Betrachter in ihren Bann und führen sie gleichzeitig in die Irre. Auf den ersten Blick scheinen sie verträumte Winterlandschaften zu zeigen. Erst der zweite Blick lässt eine Sommerstimmung erkennen, mit Blättern an den Bäumen und Kühen auf der Weide. Realität und Magie beginnen sich zu überlagern.

Eine musikalische Reflexion der Fotos wagen die Schülerinnen und Schüler von Klavierlehrerin Ursula Hummel. Der Nachwuchs hat die Bilder auf sich wirken lassen und passende Musikstücke dazu ausgewählt.

Da nur eine begrenzte Zahl an Personen das Amtsrichterhaus betrete darf, wird die Vernissage um 16 Uhr wiederholt. Anmeldungen werden per Mail unter s.krueger@louisenhof.org oder per Telefon unter der Rufnummer 04151-7778 entgegengenommen.
Bei der Reservierung sind Name, Vorname, Anschrift und Telefonnummer anzugeben.

Die Ausstellung ist vom 13. September bis zum 4. Oktober zu sehen. Das Amtsrichterhaus hat mittwochs und donnerstags von 9 bis 13 sowie sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

„Von magischen Orten und märchenhaften Landschaften“, Ausstellung, 13. September, Amtsrichterhaus, Körnerplatz 10, Schwarzenbek, 14.30 Uhr und 16 Uhr

Kategorien
Ausstellungen

„On Fire“

Dem Verhältnis Mecklenburgs zum Kreis Herzogtum Lauenburg widmet sich die Ausstellung „On Fire“, die am Sonntag, 6. September, im Kreismuseum (Ratzeburg) eröffnet wird. In der Schau reflektieren Künstlerinnen und Künstler aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Kultur, die Landschaft und die Natur der ehemaligen Grenzregion. Veranstalter sind das Forum für Kultur und Umwelt, der Lauenburgische Künstlerverein (LKV) sowie das Künstlerhaus Schloss Plüschow. Die Objekte und Installationen der Ausstellung werden um 16 Plakate ergänzt, die auf dem Vorplatz des Museums zu sehen sind.

Die Natur kommt ohne den Menschen aus, der Mensch aber braucht eine intakte Umwelt, um zu überleben. Diese Erkenntnis mag gesellschaftlicher Konsens sein. Im Alltag manifestiert sie sich nicht – oder kaum. Hier kommt die Kunst ins Spiel: Sie kann zwar die Welt nicht verändern, aber sie kann mithelfen, die Menschen zu sensibilisieren und zugleich wirkungsvoll die politisch Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen.

Die ehemalige Grenzregion zwischen dem Kreis Herzogtum Lauenburg und Mecklenburg mit dem Ratzeburger See und dem Schaalsee bietet die Chance eine zukunftsgerichtete Kulturlandschaft entstehen zu lassen – ökonomisch, ökologisch, sozial und ästhetisch. Der Kreis Herzogtum Lauenburg als größter kommunaler Land- und Waldbesitzer Deutschlands könnte dabei eine Vorreiterrolle spielen.

„On Fire“, Ausstellungseröffnung, 6. September, Kreismuseum, Domhof 12, Ratzeburg, 14 Uhr

„On Fire“, Ausstellung, 6. September bis 18. Oktober, , Kreismuseum, Domhof 12, Ratzeburg, dienstags bis sonntags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr

Foto: Christian Egelhaaf

Kategorien
Ausstellungen Nördlich der A24

„Da ist immer auch Kampf“

Den Ruhestand wird Hans-Werner Könecke in diesem Leben wohl nicht mehr erreichen. Zu groß ist augenscheinlich die Leidenschaft des 80 Jahre alten Bildhauers für die Kunst. Immer noch arbeitet er Woche um Woche in seinem Reinbeker Atelier. Das Leben – für Könecke ist es und bleibt es vor allem die Suche nach einer perfekten Form. Immerhin: Für Kulturportal-Herzogtum.de erlaubt er sich eine kurze Auszeit. Im Interview spricht er über seine Kindheit und den langen Weg zu einem erfolgreichen und international anerkannten Bildhauer.

Kulturportal-Herzogtum.de: Ab wann waren Ihnen klar, dass die Kunst Ihre Sache ist?

Hans-Werner Könecke: Ich habe als Junge schon immer gerne etwas gebastelt und bin dann nach der Schulzeit in die Lehre gegangen. Gelernt habe ich bei den Bergedorfer Eisenwerken „Alvalawal“. Das ist eine deutsch-schwedische Firma, die seinerzeit die größten Webstühle der Welt und Molkereimaschinen hergestellt hat. In dieser Firma habe ich Modelltischler gelernt. Die Lehre setzte sich aus zwei Fachbereichen zusammen – Modellbau, also Arbeit mit Metall, und Modelltischler, Arbeit mit Holz. Während der Lehrzeit habe ich immer mal etwas gestaltet – zum Beispiel eine kleine Figur aus Holz oder aus Ton. Ich habe also schon ganz früh angefangen, künstlerisch zu arbeiten. Ich habe auch viel gemalt und gezeichnet in der Zeit bei meinen Großeltern.

KP: Sie waren als Kind bei Ihren Großeltern?

Könecke: Meine Eltern sind beide im Krieg umgekommen. Meine Schwestern und ich waren plötzlich Waisenkinder. Wir sind damals zunächst zu meinen Großeltern nach Mölln gekommen. In der Phase habe ich angefangen zu zeichnen und zu malen. An der Wassertorbrücke stand eines Tages ein etwas älterer Mann hinter mir und guckte mir zu, während ich malte. Ich wollte im Bild die Weide mit der Spiegelung im Wasser und die Stadt dahinter festhalten. Der Mann fragte mich freundlich, ob er mir behilflich sein dürfe? Er nahm mir den Pinsel aus der Hand zeigte mir mit wenigen Pinselstrichen, worauf es ankommt.

KP: Wer war der Mann?

Könecke: Das war der Maler Max Ahrens. Wir standen uns beide sofort menschlich sehr nahe. Er hat mich damals erstmal vollkommen kostenfrei unterrichtet. Von ihm habe ich vor allem gelernt, die Dinge richtig anzugucken und Momentaufnahmen festzuhalten. Das war eine gute Schule.

KP: Wissen Sie noch, wann das war?

Könecke: Das muss Mitte der 50er Jahr gewesen sein. Das war noch vor der Lehre – während der Schulzeit. Ich war da 13, 14 Jahre alt.

KP: Sind Sie während der Lehrzeit in Mölln geblieben?

Könecke: Nein, ich habe bei der Schwester meiner Mutter in Hamburg gewohnt – im Horner Weg. Von Horn aus habe ich dann täglich den Weg zu Fuß zum Hasselbrook-Bahnhof gemacht und bin mit der S-Bahn zwei Stationen zum Berliner Tor. Von dort fuhr damals noch ein Dampfzug nach Bergedorf. Die Lehre war für mich eine segensreiche Angelegenheit. Von unserem Lehrlingsingenieur Dr. Blum haben wir wahnsinnig viel gelernt.

KP: Was geschah nach der Lehrzeit? Sind Sie dann an die Uni gegangen, um Kunst zu studieren?

Könecke: Nein, eigentlich bin ich Autodidakt. Ich habe aber in Schweden einen Freund gehabt, der Bildhauer war. Bei dem bin ich eine ganze Zeit gewesen. Die Verbindung kam über die Bergedorfer Eisenwerke zustande, die mich gefördert haben. Dieser Bildhauer hat mich dann aber irgendwann weggeschickt. Hau ab – hat er gesagt – du kannst bei mir nichts mehr lernen!

KP: Wenn jemand offen sagt, dass er Künstler werden möchte, reagieren Nahestehende nicht selten mit Skepsis oder sogar mit Ablehnung. Wie war das bei Ihnen?

Könecke: Bei mir war das eigentlich auch so. Ich habe allerdings nie diesen Satz benutzt: Ich will Künstler werden. Ich habe eigentlich immer nur aus meinem Inneren heraus das Bedürfnis gehabt, mir etwas genau anzugucken und eventuell daraus etwas zu entwickeln oder wiederzugeben. Das ist so ein Faden, der läuft mein ganzes Leben durch.

KP: Das Ganze hat sich also sozusagen organisch entwickelt.

Könecke: Ja.

KP: Haben Sie plötzlich Aufträge bekommen?

Könecke: Nein. Ich habe zwischendurch gearbeitet. Ich hatte ja zwei Kinder. Da kommt man in einen Zwang hinein. Der Lebensunterhalt muss ja irgendwo herkommen. Und dann habe ich erstmal das getan, was ich am besten konnte. Ich habe kleine Bilder gemalt, die jemand, den ich gut kannte, für mich verkauft hat. Außerdem habe ich Reliefs gemacht, 1,4 mal 0,6 Meter – Stadtansichten von Hamburg, die wir dann gegossen haben. Und zwar, weil das nicht so teuer ist, in Aluminium. In der Phase lernte ich auch den Journalisten Herbert Godyla kennen, der in der Bergedorfer Zeitung von einem kleinen Atelier im Untergeschoss eines Wohnhauses schrieb, das ich gemietet hatte. Danach riefen mich dann Leute an. Ich hatte ja inzwischen Telefon.

KP: Ich habe irgendwo gelesen, dass Sie eigentlich Maler werden wollten, aber mehr Talent als Bildhauer besaßen…

Könecke: Das ist eine Legende. Ich habe von mir aus, weil ich ja aus der Gießerei kam, die plastischen Dinge gesehen, die da abgeformt und letztlich in Eisen oder auch in besseren Legierungen gegossen wurden. Das habe ich hautnah miterlebt. Wir haben ja auch für das, was wir da produziert haben, die Modelle gemacht, so dass die Dreidimensionalität immer schon dabei war. Das führte dazu, dass ich ein Modell, das ich bauen sollte, von mir aus verändert habe. Der Konstrukteur hatte mir eine Zeichnung gegeben, die ich nicht so formschön fand. Der Meister, der sehr aufgeschlossen war, sagte: Mach das mal, wir lassen den Konstrukteur denn mal kommen – und der Konstrukteur sagte dann, ja, das ist viel besser als meins.

KP: Das war während Ihrer Lehrzeit 1957/1958 – von da an haben Sie dann quasi die ganze Zeit selbständig gearbeitet?

Könecke: Naja – das ging mehr in die 60er Jahre rein. Ich habe teilweise noch für einen Verlag gearbeitet, für den ich Buch-Einbände entworfen habe, aber so ein bisschen war ich mit dem einen Bein immer im Künstlerischen. Im Laufe der Jahre habe ich dann gelernt, wie man am besten produziert und wie man am besten gestaltet, um eben auch Käufer zu finden. Da war natürlich auch immer Druck. Da muss man sich manchmal in die Richtung biegen, dass man etwas macht, was man selber nicht so gestaltet hätte. Aber inzwischen bin ich ganz eigenständig. Ich arbeite fast nie im Auftrag, außer bei größeren spektakulären Sachen wie einem Wettbewerb.

KP: Das ist der Segen der guten Tat, wenn man es dann schafft, seine Arbeiten zu verkaufen.  

Könecke: Andererseits ist da immer die Notwendigkeit, Geld zu verdienen.

KP: Wenn es denn gut geht, ist alles gut. Aber das Scheitern steht ja immer mit im Raum – wie groß waren Ihre Ängste, es nicht zu schaffen?

Könecke: Die waren nicht klein. Das kann man ruhig sagen. Deswegen habe ich zwischenzeitlich immer mal in einer Firma gearbeitet oder einen Job gehabt. Aber der rote Faden lief eigentlich seit der Lehrzeit immer durch und die letzten 40 Jahre habe ich nur noch von meinen Arbeiten als Bildhauer gelebt.

KP: Womit wir beim Thema wären. Ihre Werke wirken klar und eindeutig. Sie modellieren Tiere, Menschen, Historisches, Mythen. Haben Sie auch mal abstrakt gearbeitet?

Könecke: Ich hatte eine Phase, in der ich ganz spontan modellierte. Da habe ich einiges ausprobiert. Ich komme aber immer wieder auf die alten Griechen zurück. Mich fasziniert, was sie gemacht haben. Welch hohe Wirkung das heute immer noch hat. Bei einer Rom-Exkursion waren wir mal mit einer kleinen Gruppe angehender Künstler in der Villa Borghese. Dort habe ich den Dornauszieher gesehen – von einem unbekannten Griechen 200 Jahre vor Christus geschaffen. Die Figur habe ich gezeichnet und da habe ich gemerkt, wie viel Potential darin steckt. Man denkt ja erst: Da sitzt halt so ein Junge. Aber da ist jeder Muskel im Rücken und die ganze Bewegung zu sehen. Und dann trotzdem diese Schlichtheit – das ist ja keine griechische Figur, die sich in Pose stellt, sondern der Junge sitzt, weil er was im Fuß hat und versucht sich das rauszuholen. Daher auch „Dornauszieher“. An dieser Figur habe ich mich hochgehangelt. Die habe ich dann später anhand meiner Skizzen und aus meinem Gedächtnis heraus noch mal selbst modelliert.

KP: Das Eindeutige wirkt so selbstverständlich, so selbstgewiss, aber wie selbstgewiss ist man, wenn man sich an so eine Figur heranwagt?

Könecke: Da ist immer auch Kampf. Man hat ja alle Möglichkeiten den Ausdruck so, so oder so zu machen. Auch wenn das eine oder das andere sehr realistisch ist und der Natur sehr nahekommt. Ich glaube, das Schwierigste ist, den richtigen Moment festzustellen, wie soll die Figur letztendlich aussehen? Die entscheidende Phase ist, wenn ich anfange.

KP: Das heißt: Sie haben die Idee und legen los und dann merken Sie, dass das, was sie da gerade machen, so gar nicht Ihrer Vorstellung entspricht. Das muss einen doch manchmal wahnsinnig machen. Was machen Sie, wenn Sie nicht weiterkommen?

Könecke: In der Regel mache ich dann erstmal Pause – also erstmal gar nichts. Wenn ich Schwierigkeiten entdecke, versuche ich irgendwie um sie herumzugehen und irgendwo die Lücke zu finden, wo ich dann ansetzen kann. Das geht nicht mal eben so. Und dann gibt es wieder Figuren, da ist alles klar.

KP: Hat das damit zu tun, dass die Figuren so klar sind oder ist das eher Zufall?

Könecke: Es ist eine Mischung aus beidem. Das ist eben die Gestaltung, die ja immer noch möglich ist, wenn man eine Figur mit Ton aufmodelliert. Man kann dann ja mit der Hand reingreifen und das wieder wegwischen und noch mal von vorn beginnen. Das ist die Spontanität mit dem Material Ton. Früher habe ich auch mal aus einem Holzblock eine Figur rausgeschlagen – das mache ich jetzt nicht mehr. Heute modelliere ich und decke das dann über Nacht ab – Ton fängt ja an zu trocknen. Am nächsten Tag gucke ich mir das Modell dann nochmal an, um zu sehen, ob ich richtig gelegen habe. Dann mache ich mir eine Form. Dafür gieße ich über den Ton eine Gipsschale – wie ein Ei – und pelle das wieder auseinander. Die Schale gieße ich dann mit Gips aus. Das macht man natürlich so, dass man das auch wieder auseinanderkriegt. Ein Mensch, der da so sitzt mit den Armen, der muss ja in alle Richtungen auseinandernehmbar sein, damit man das nachher auch plastisch wieder zusammenfügen kann.

KP: Herr Könecke, zum Schluss möchte ich noch mal auf die Ausgestaltung Ihrer Tierfiguren zu sprechen kommen. Wenn man die vielen menschlichen Facetten in Ihrem Werk heranzieht, fällt auf: Die Tiere sind zu schön und zu klar, um wahr zu sein. Insbesondere wenn ich daran denke, wie unsere Gesellschaft mit Tieren umgeht. Was steckt dahinter?

Könecke: Ich möchte, dass damit die Zuneigung des Menschen zu den Kreaturen ein bisschen bekräftigt wird.

KP: Herr Könecke, ich danke Ihnen für diesen spannenden Einblick in Ihre Arbeit und Ihren künstlerischen Werdegang.

Eine Auswahl von Hans-Werner Köneckes Werken zeigt die Stiftung Herzogtum Lauenburg anlässlich des 80. Geburtstages des Künstlers. Die Ausstellung ist bis zum 27. September jeweils sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen.

Kategorien
Ausstellungen Nördlich der A24

„Hans-Werner Könecke zum Achtzigsten“

Die „Träumerin“ ist keine Sphinx. Die „Mutter mit Kind“ ist es auch nicht. Genauso wenig wie der Schöpfer dieser Kunstwerke. Hans-Werner Könecke, Bildhauer, Jahrgang 40, ist ein Künstler durch und durch. Er schafft. Immer noch. Rastlos. Fünf Tage die Woche arbeitet er in seinem Reinbeker Atelier. Es braucht keine Tiefenpsychologie, um zu erkennen, dass das, was er macht, sein Leben ist. So klar und deutlich wie seine Hingabe zur Kunst sind auch seine Kunstwerke. Davon überzeugen können sich die Besucher der Ausstellung „Hans-Werner Könecke zum Achtzigsten“, die die Stiftung Herzogtum Lauenburg vom 6. bis 27. September im Herrenhaus des Stadthauptmannshofes (Mölln) zeigt.

Das Erkennen – Könecke macht es dem Betrachter leicht. Allerdings ist dieses Erkennen bei vielen seiner Figuren nur der Türöffner hinein in einen komplexeren menschlichen Seelenzustand, der sich in der Mimik und Körperhaltung manifestiert. Könecke hat die alten Griechen studiert. Deren Fähigkeit, den Menschen dreidimensional abzubilden, fasziniert ihn bis heute. In Wirklichkeit ist das, was so einfach und so klar aussieht, das Schwere. Könecke weiß ein Lied davon zu singen: Das Entwickeln einer Figur sei für ihn immer auch ein „Kampf“, wie er sagt. Es gebe so viele Möglichkeiten, einer Idee Gestalt zu geben. Den richtigen Ansatz zu entwickeln und dann auch zu erkennen, sei „das Schwierigste“.

Bei der „Träumerin“ – die wie die weiteren rund 20 Exponate im Herrenhaus zu sehen ist – ist ihm das gelungen. Auch andere Kämpfe hat der Künstler für sich entschieden: In Norderstedt steht beispielsweise seine „Regentrude“, in Hamburg-Harburg sein „Muttertier mit Lämmern“ und in Ratzeburg der „Fischotter“ (Ratzeburg). Könecke hat mit seinen Arbeiten Erfolg gehabt und er hat im öffentlichen Raum Spuren hinterlassen.   

„Ein international anerkannter Bildhauer wie Hans-Werner Könecke ist ein Geschenk für unsere Region“, unterstreicht Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die Bedeutung des Bildhauers. Die Stiftung freue sich zu seinem 80. Geburtstag eine Auswahl seiner schönsten Werke präsentieren zu können.

Die Vernissage am Sonntag, 6. September, beginnt um 11.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen zur Vernissage werden unter info@stiftung-herzogtum.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04542-87000 entgegengenommen. Die Ausstellung ist darüber hinaus bis zum 27. September jeweils sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr zugänglich.

Kategorien
Ausstellungen Nördlich der A24

Zauber und Faszination eines Kontinents

[vc_row][vc_column][vc_column_text]

Künstler sind immer auch Zauberer. Mit wenig Mitteln gelingt ihnen, wovon viele Menschen träumen: Welten zu kreieren. Karlheinz Goedtke war so ein Zauberer. Seine Afrika-Skizzen sind ein Beleg dafür. Es braucht nur ein paar Federstriche des Künstlers und schon donnern Büffel oder Elefanten durch die Wildnis, drängen sich elegant gekleidete Afrikaner um ein Schaufenster.

Die Afrika-Skizzen des 1995 verstorbenen Möllner Künstlers lagerten zuletzt fern der Öffentlichkeit im Archiv des Freundeskreises Karlheinz Goedtke. Die Stiftung Herzogtum Lauenburg hat sie nun hervorgeholt und zeigt ab Sonnabend, 29. August, eine Auswahl im Möllner Museum. Zu sehen sind mehr als 30 dieser Arbeiten, einige Zeichnungen, Grafiken sowie ein paar Skulpturen, die der Künstler anhand seiner Bilder entwickelte.

Goedtke träumte schon als kleiner Junge davon, den Kontinent zu besuchen. Er war fasziniert von Afrika. Als Erwachsener machte er diesen Traum schließlich war. Sieben Mal besuchte er in den 70ern und Anfang der 80er Jahre den Kontinent. Uganda. Tansania. Kenia. Rhodesien (Heute: Zimbabwe). Südafrika. Es waren Safaris mit Skizzenblock. Goedtke zeichnete, was er sah. Ein Foto zeigt Goedtke zeichnend in einem Jeep, während zwei Einheimische durch das Wagenfenster hereinschauen. Die Faszination für Land und Leute trieb ihn offensichtlich auch künstlerisch an. Die 13 Skizzenblöcke, die sich im Archiv des Freundeskreises Karlheinz Goedtke befinden, sind ein Beleg dafür.

Hans W. Kuhlmann, der Leiter des Möllner Fotoarchivs, hat die Skizzen behutsam digitalisiert. Das Ergebnis seiner Arbeit ist verblüffend. Sind die Originale schon eine Schau, stoßen die für die Ausstellung gefertigten großen Ausdrucke in die nächste Dimension vor. Die Bilder zeigen das Potential, das für die herkömmliche Kunst in der Digitalisierung steckt. Das „Atelier des Lumières“ in Paris hat es mit den Werken Vincent Van Gogh vorgemacht. Die Welt des großen Zauberers erscheint dort plötzlich riesig und dreidimensional.

Puristen mögen derartige Blüten als Mode abtun. Der Zauber, den diese Welten verströmen, bleibt davon unberührt. Allerdings setzt „Goedtke in Afrika“ nicht allein auf die optische Vereinnahmung des Publikums. Die Exponate geben zudem einen Einblick in den Schaffensprozess des Künstlers. Sichtbar wird die Entstehung einer Skulptur über die Stationen der schnellen Skizze und der ausgearbeiteten Zeichnung. Als „künstlerischen Hattrick“, bezeichnet das Michael Packheiser, Leiter des Möllner Museums.

Die Ausstellung „Goedtke in Afrika ist“ vom 29. August bis 27. September im Möllner Museum zu sehen. Die Öffnungszeiten sind werktags von 10 bis 17 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 16 Uhr.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]