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Nördlich der A24

Institution mit Strahlkraft

Der Folkclub Mölln feiert am 5. Dezember dieses Jahres seinen 24. Geburtstag. Eine Zeitspanne, die der Verein augenscheinlich gut genutzt hat. Längst ist er zu einer Institution geworden und alles deutet darauf hin, dass sich daran nicht so schnell etwas ändern wird. Selbst die Pandemie konnte und kann die Mitglieder nicht stoppen. Die vier Konzerte im Rahmen der August-Bühne der Stiftung Herzogtum Lauenburg haben dies eindrucksvoll bewiesen.

Und wer nicht schon alles in Mölln war, um auf Einladung des Vereins zu spielen. Die Liste ist lang und enthält Musikerinnen und Musiker aus aller Herren und Frauen Länder. Der Folkclub Mölln – er steht für (musikalische) Vielfalt, für das Exotische wie für das Heimische, für das Komplexe wie für das Unkomplizierte. Alles geht und kann, nichts muss.

Mit dieser Offenheit hat der Verein seit seinem Bestehen das Publikum immer wieder begeistert, verblüfft und beglückt. Hier und da hat er Menschen wohl auch auf neues, bisweilen sogar spirituelles Terrain geführt und zweifellos manch eine(n) motiviert, selber zu einem Instrument zu greifen oder sich vors Mikro zu stellen und zu singen.

So viel Glück muss eine Stadt, ja, eine Region erst einmal haben. – Längst reicht die Strahlkraft des Vereins über Ortsgrenzen hinaus. Mitglieder und Publikum reisen zum Teil aus allen Himmelsrichtungen des Kreises an, um aktiv oder passiv dabei zu sein, wenn erstklassige Bands im Stadthauptmannshof oder in der Lohgerberei die Bühne betreten.

Mittlerweile liegt dieses Glück in den Händen von Susan Sojak. Die Vorsitzende des Vereins hat ihr Amt vor rund einem Jahr angetreten und ist an der Stelle offensichtlich gut aufgehoben. Die 48-Jährige ist mit ihrer Art und Weise, auf Menschen zuzugehen, eine Botschafterin für die Vielfalt. Ein Mensch, der immer die Augenhöhe sucht – und was nicht unwichtig ist: die Folk-Musik liebt und lebt.

Die Folkfreunde der Region dürfen sich also freuen: Auch in den nächsten Jahren wird es in der Lohgerberei und im Stadthauptmannshof aufregende Konzerte geben – made by the Folkclub Mölln! 

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/10/12/interview-susan-sojak-folkclub-moelln/
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/10/12/marie-diot-the-longest-john-folkclub-moelln/
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Vorfahrt für die Jugend

Ganz Ohr für die Jugend

Der Kreis Herzogtum Lauenburg organisiert in Kooperation mit der Stadtjugendpflege Mölln, dem Berufsbildungszentrum Mölln und der Stiftung Herzogtum Lauenburg das Jugendprojekt „OnEar“. Für das neue Projekt werden Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren gesucht, die gemeinsam mit Theaterpädagogin Katharina Feuerhake und weiteren bühnenerprobten Trainern ein eigenes Hörspiel entwickeln, proben und live vortragen wollen.

Das Kennenlernen und die erste Probe stehen am Dienstag, 20. Oktober, in der Zeit von 16 bis 19 Uhr im Jugendzentrum „Takt-Los!“ (Mölln) auf dem Programm. Eltern sind bei dieser ersten Veranstaltung und bei der Aufführung willkommen. Die weiteren Arbeitstreffen auf dem Weg zum fertigen Bühnenstück werden durch die Jugendlichen selbst gestaltet.

Neben den regelmäßigen Proben und der Organisation werden den Teilnehmern während der Projektphase weitere Highlights zum Thema Theater geboten. So gibt es einen Workshop für die Story-Entwicklung mit der Jugendbuchautorin Nina Weger („Notruf Hafenkante“). Weitere Workshops beschäftigen sich mit Kostüm und Maske, Bühnentechnik und Musik. Schauspielerin und Synchronsprecherin Sabine Falkenberg arbeitet mit den Jugendlichen heraus, wie die gespielten Charaktere beim Publikum wiedererkannt werden können. Dabei legt sie vor allem Wert auf eine gute Vorbereitung für die Aufführung im Juni 2021.

Bis dahin gibt es viele Proben, so dass Vorkenntnisse nicht erforderlich sind. Darüber hinaus sind zwei Theaterbesuche in Hamburg oder Lübeck geplant. Die Organisatorinnen und Organisatoren haben bereits das Theaterprojekt „OnStage“ in Mölln durchgeführt und sind hinsichtlich der Rahmenbedingungen „Corona-erprobt“. Ein Video und weitere Informationen zur letzten Veranstaltung sind im Internet auf der Seite https://www.kreis-rz.de/OnEar abrufbar. „Mit dem Live-Hörspiel geben wir jungen Menschen die Gelegenheit eine eigene Geschichte in einem einzigartigen Rahmen zu erzählen. Wir freuen uns sehr auf unser neues Projekt und auf Jugendliche, die Lust haben, ihre kreative Ader zu entdecken und auszuleben“, sagt Stadtjugendpfleger Oskar Blank.

Die Jugendarbeit in Mölln, die Berufsschule, die Stiftung Herzogtum Lauenburg und der Kreis Herzogtum Lauenburg führen das Projekt gemeinsam durch. „OnEar“ wird gefördert durch „Wege ins Theater“, dem Projekt der „ASSITEJ“ im Rahmen des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.“

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Südlich der A24

„Biolandbau – eine Chance für Feldvögel?”

„Biolandbau – eine Chance für Feldvögel?” fragt am Mittwoch, 14. Oktober, der Diplom-Biologe Bernd Koop im Amtsrichterhaus Schwarzenbek. Der Vortrag im Rahmen der NABU-Ausstellung „Landwirtschaft von morgen“ beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Zurzeit werden in der EU jährlich 58 Milliarden Euro für Agrarsubventionen gezahlt. Nur ein Bruchteil dieses Geldes wird für Maßnahmen eingesetzt, die Vögel und Insekten retten. Das muss sich nach Auffassung des NABU ändern – mit einer Reform der EU-Agrarpolitik.

Die Ausstellung „Landwirtschaft für morgen“ zeigt am Beispiel der Feldvögel Lerche und Turteltaube, wie wichtig der Erhalt und die Förderung der Insekten sowohl für die Landwirtschaft selbst als auch für den Naturschutz allgemein ist und was getan werden muss, um die jetzige Situation zu verbessern.

„Biolandbau – eine Chance für Feldvögel?”, 14. Oktober, Amtsrichterhaus, Körnerplatz 10, Schwarzenbek, 19.30 Uhr, freier Eintritt

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Südlich der A24

Kurz notiert – unterwegs im Südkreis

„Lesefreu(n)de“: Nach langer Pandemie-Pause nimmt die Stadtbücherei Geesthacht am Dienstag, 7. Oktober, ihre Reihe „Lesefreu(n)de“ wieder auf. Los geht es um 16 Uhr. Veranstaltungsort ist die Kinderbücherei. Das Angebot richtet sich an Mädchen und Jungen ab dem fünften Lebensjahr. Dabei sein können bis zu sechs Kinder. Eine telefonische Voranmeldung ist notwendig. Die Stadtbücherei ist unter der Rufnummer 04152-8469611 zu erreichen. Weitere „Lesefreu(n)de“-Termine sind am 21. Oktober, 4. November und 18. November jeweils um 16 Uhr.

Leseabend: Die Schriftstellerin Ann-Kathrin Karschnick (Dalldorf) liest am Mittwoch, 7. Oktober, aus ihrem Fantasy-Jugendroman „Weltenamulett – Das Erbe der Trägerin“. Die Lesung wird ab 20.30 Uhr auf www.twitch.tv/kuddelzwerg übertragen. Karschnick ist eine erfolgreiche Fantasy-Autorin. Für den ersten Band ihrer „Phoenix-Trilogie“ wurde sie mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet.

Vortrag: Über „Die neue Sehnsucht nach der Heimat“ spricht am Dienstag, 3. November, Dr. Joachim Reichstein im MarktTreff Gülzow. Der Vortrag gehört zur Reihe „In weiter Ferne – ganz nah!“. Veranstaltungsbeginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldung unter info@stiftung-herzogtum.de oder unter der Rufnummer 04542-87000.

Kinoaktionstag: Im Rahmen des landesweiten Kinoaktionstages am Freitag, 16. Oktober, stellt das kleine Theater Schillerstraße (kTS/Geesthacht) seinen neuen Laser-Projektor vor. Der Saal 2 glänzt nun mit modernster Technik, die neben einem gestochen scharfen Bild 3D-Vorführungen ermöglicht. Anlässlich des Aktionstages gibt es eine Trailershow, ein Rahmenprogramm und eine Verlosung.

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Nördlich der A24

Dem „Barber-Ljaschtschenko-Abkommen“ auf der Spur

Vor 75 Jahren schlossen Briten und Sowjets das „Barber-Ljaschtschenko-Abkommen“. Aus diesem Anlass lädt das Grenzhus Schlagsdorf am Sonntag, 11. Oktober, zu einer weiteren Jubiläumsradtour ein. Gestartet wird um 10 Uhr vom Markt in Gadebusch aus.

Im Gadebuscher Gasthaus zum Goldenen Löwen ist der Vertrag am 13. November 1945 unterschrieben worden. Dabei wurden die Gebiete A und B am Schaalsee gegen das Gebiet X nordöstlich von Ratzeburg zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungsmacht ausgetauscht. Die Folgen dieser Entscheidung waren bis in die 1990er Jahre zu spüren. Die Mehrheit der Einwohner aus den Dörfern am Schaalsee folgte den Briten nach Schleswig-Holstein. Für sie war es ein Abschied von ihrer Heimat. Als dann wenige Wochen später Flüchtlinge und Vertriebene in die leergezogenen Dörfer kamen, bedeutete es für viele von ihnen einen Neubeginn. Sudetendeutsche, Ostpreußen oder Deutsche aus Bessarabien fanden hier eine neue Heimat.

Auf der rund 55 Kilometer langen Tour durch Westmecklenburg lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Situation in den Dörfern am Schaalsee und in Groß Thurow während des Gebietstausches kennen. Dabei werden seltene Dokumente und Erinnerungen von Zeitzeugen vorgestellt. Die Radtour leiten Wolfgang May und Grenzhus-Leiter Dr. Andreas Wagner.

Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist aufgrund der Corona-Pandemie begrenzt. Anmeldungen sind unbedingt notwendig und werden unter 038875-20326 entgegengenommen.

Radtour zum Jubiläum des „Barber-Ljaschtschenko-Abkommens“, 11. Oktober, Am Markt, Gadebusch, 10 Uhr

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Ausstellungen Südlich der A24

„Landwirtschaft für morgen“

Der Artenvielfalt widmet sich die NABU-Ausstellung „Landwirtschaft für morgen“, die ab Donnerstag, 8. Oktober, im Amtsrichterhaus Schwarzenbek zu sehen ist. Die Schau eröffnet um 9 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Schau zeigt am Beispiel der Feldvögel Lerche und Turteltaube, wie wichtig der Erhalt und die Förderung der Insekten sowohl für die Landwirtschaft selbst als auch für den Naturschutz allgemein ist und was getan werden muss, um die jetzige Situation zu verbessern.

Zurzeit werden in der EU jährlich 58 Milliarden Euro für Agrarsubventionen gezahlt. Nur ein Bruchteil dieses Geldes wird für Maßnahmen eingesetzt, die Vögel und Insekten retten. Das muss sich nach Auffassung des NABU ändern – mit einer Reform der EU-Agrarpolitik.

Begleitend zur Agrar-Ausstellung des NABUs stellt die Louisenhof gGmbH die Arbeit auf dem Louisenhof vor. Dort arbeiten Menschen, die mit einer Behinderung leben nach den strengen Bioland-Richtlinien. Ihre Aufgaben haben sie von der Pike auf gelernt und erfüllen sie mit großer Freude, Stolz und mit Fachwissen.

Die Schau des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) ist bis zum 1. November mittwochs und donnerstags von 9 bis 13 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr zugänglich.

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Nördlich der A24

Kurz notiert – unterwegs im Nordkreis

Ausstellung: Noch bis zum 16. Oktober ist die Ausstellung „Du Jude!“ in der Stadtbücherei Ratzeburg zu sehen. Die Schau dokumentiert den alltäglichen Antisemitismus in Deutschland. Das Kooperationsprojekt „Zugängeschaffen“, hinter dem der Verein „Miteinander leben“, die Liberale jüdische Gemeinde und die Ratzeburger Volkshochschule stehen, haben die Ausstellung der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in den hohen Norden geholt.

Kulturzeit: Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit sendet Kulturzeit aus Ratzeburg am Sonntag, 11. Oktober, um 17 Uhr ein kulturhistorisches Portrait Mecklenburgs. Der Bericht wird voraussichtlich am 6. und 13. Oktober jeweils um 9 Uhr wiederholt. Zu empfangen ist Kulturzeit auf der Frequenz 98,8 MHz (106,5 Kabel) und als Direktsendung im Internet unter www.okluebeck.de beziehungsweise www.wirumvier.de.

Zeitspiel: Der für den 6. November geplant Auftritt von Alex Erskine im Dorfgemeinschaftshaus Schretstaken ist wegen der Pandemie verschoben worden. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Erskine soll im Rahmen der von der Stiftung Herzogtum Lauenburg organisierten „Kultur auf Dorf-Tour“ in Schretstaken spielen.

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Nördlich der A24

Im Dunkeln durch Ratzeburgs Gassen

Zum letzten Spaziergang im Laternenschein 2020 bittet am Freitag, 9. Oktober, Ratzeburgs Nachtwächter Klaus Lankisch. Ab 18 Uhr führt er seine Gäste durch die Straßen und Gassen seiner Heimatstadt. Treffpunkt ist die Alte Wache auf dem Marktplatz.

Die Gäste können an diesem Abend die herrliche Atmosphäre der Ratzeburger Insel bei Dunkelheit genießen und dem Nachtwächter mit seinen vielen Geschichten aus der damaligen Zeit lauschen. 

Anmeldungen sind wünschenswert und werden bis Freitag, 8. Oktober, um 16 Uhr bei der Tourist-Information Ratzeburg, erreichbar per Mail unter tourist-info@ratzeburg.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04541-8000886, entgegengenommen. Dafür sind die Kontaktdaten anzugeben. Zum Rundgang ist ein Mund-Nasen-Schutz mitzubringen.

Stadtrundgang mit Nachtwächter Klaus Lankisch, 9. Oktober, Alte Wache, Marktplatz, Ratzeburg, 18 Uhr

Foto: Jens Butz

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Nördlich der A24

Joachim Gauck kommt nach Mölln

Mit Joachim Gauck kommt am Sonntag, 1. November, einer der symbolträchtigsten Zeitzeugen der Wiedervereinigung nach Mölln. Auf Einladung der Stiftung Herzogtum Lauenburg spricht der Bundespräsident a. D. ab 15 Uhr in der Stadtwerke-Arena auf dem Schulberg über 30 Jahre deutsche Einheit.

„Wir freuen uns natürlich sehr, dass der Bundespräsident a. D. unsere Einladung angenommen hat“, so Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg. „Durch ihn bekommen wird einen weiteren spannenden Mosaikstein zur Geschichte der deutschen Einheit geliefert, nachdem wir 2019 Rainer Eppelmanns persönlichen Rückblick auf den Mauerfall am 9. November 1989 lauschen durften.“

Gauck wird in seiner Rede den Fokus (auch) auf den 3. Oktober 1990 richten. Das ist der Tag, an dem die DDR der Bundesrepublik beitrat und damit die Vereinigung der beiden deutschen Staaten vollzogen wurde. Für ihn persönlich ist es eine Erzählung, in der sich private Geschichte und Weltgeschichte begegnen. Das Ende der deutsch-deutschen Geschichte markiert den Ausgangspunkt für den politischen Aufstieg eines ostdeutschen, regimekritischen Theologen zum gesamtdeutschen Staatsoberhaupt.

In Ost und West bekannt geworden ist Gauck als „Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes“. Dieses Amt übte er von 1990 bis 2000 aus. In der Öffentlichkeit firmierte diese Einrichtung schnell als Gauck-Behörde.

Die Amtsübernahme kam nicht überraschend für Gauck. Bereits als Mitglied der letzten Volkskammer der DDR hatte er sich für die Aufbewahrung und Sicherung der Stasi-Unterlagen eingesetzt. Der gebürtige Rostocker sah darin die Grundlage, geschädigte Bürger zu rehabilitieren.

Gauck stand schon als junger Mensch dem SED-Regime distanziert gegenüber. Seine Eltern hatten sowohl ihm als seinen beiden Geschwistern stets deutlich gemacht, dass das politische System keine Legitimation besaß. Hinzu kam, dass Gaucks Vater von 1951 bis 1955 in einem von Stalins berüchtigten Gulags saß.

Der Vortrag ist bereits ausgebucht. Sollten kurzfristig noch Restplätze vorhanden sein, wird dies über die Medien bekannt gegeben. Eine Aufzeichnung des Auftritts von Joachim Gauck veröffentlicht die Stiftung Herzogtum Lauenburg auf ihrem Youtube-Kanal.

Foto: J. Denzel/S. Kugler

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Nördlich der A24

Das große Glück

In diesen Tagen laufen sie wieder vermehrt im TV – die Bilder von Kohl, Genscher und Gorbatschow, von Mitterand, Thatcher und Bush, von Krenz, Eppelmann und de Maizière. Anlässlich des 30. Geburtstages der deutschen Einheit bringen die Sender die Protagonisten zurück auf die Bühne. Im Zeitalter hochauflösender HD-Aufnahmen wirken diese Bilder, als wären sie nicht 30, sondern 100 Jahre alt.

Tatsächlich kommt einem das, was man da sieht, unendlich weit weg vor. Der Planet hat sich weiter gedreht und das Tempo, mit dem wir Deutschen wie auch der Rest der Menschheit sich von den politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen ökologischen Zustand des Jahres 1990 fortbewegt haben, lässt – verglichen mit früheren Zeiten – locker Raum für 100 Jahre.

Umso wichtiger ist es an die Einheit – dieses historische Glücksmoment – vom 3. Oktober 1990 zu erinnern. Seither leben die Deutschen im Westen und im Osten in einem demokratisch verfassten Staat, der obendrein über die EU und die Nato unseren Nachbarn politisch und freundschaftlich verbunden ist. Diese Errungenschaft gilt es zu feiern und hochzuhalten.

Die Stiftung Herzogtum Lauenburg tut dies, indem sie über Seminare, Ausstellungen und Exkursionen immer wieder an die deutsch-deutsche Geschichte erinnert und wichtige Zeitzeugen einlädt. 2017 war Harald Jäger bei uns – jener Mann, der in der Nacht vom 9. November den Grenzübergang Bornholmer Straße öffnete. 2018 besuchte uns Horst Teltschik, Kanzleramtsminister unter Helmut Kohl und einer der Architekten der deutschen Einheit. 2019 kam Rainer Eppelmann zu uns – treibende Kraft der friedlichen Revolution und Mitglied im Demokratischen Aufbruch. 2020 steht nun der Besuch des Bundespräsidenten a. D. Joachim Gauck bevor, der zur Wendezeit Mitglied des Neuen Forums war, einer oppositionellen Gruppe in der ehemaligen DDR.

Die Rede, die Joachim Gauck am 1. November in der Möllner Stadtwerke-Arena hält, wird dem Publikum einen weiteren Mosaikstein der Wende-Geschichte liefern. Und sie wird wie schon die Reden von Harald Jäger, Horst Teltschik und Rainer Eppelmann zeigen, dass die Einheit keine Selbstverständlichkeit war. Es gab damals keine Zwangsläufigkeit, kein Drehbuch für eine Geschichte, auf die die Ereignisse seit den ersten Protesten in der DDR hinausliefen. Es war vielmehr ein Vorantasten im Ungewissen, das im großen Glück mündete.

Helge Berlinke