Am 5. Dezember 1996 gründete sich der Folkclub Mölln. 25 Jahre später ist dieser Verein längst zu einer Institution geworden, die aus dem Kulturleben der Region nicht mehr wegzudenken ist. Ein Verein, auf dessen Konto zahllose unvergessliche Momente gehen. Die Mütter und Väter des Erfolgs wollen dieses Jubiläum nun mit einem Folkgottesdienst feiern. Im Zusammenspiel mit der Kirchengemeinde Mölln laden sie dazu am Sonntag, 5. Dezember, um 10 Uhr in die St. Nicolai-Kirche ein.
Die in Zusammenarbeit zwischen Folkclubmitgliedern wie Lorenz Stellmacher und Klaus Irmscher und Pastor Matthias Lage entwickelte Predigt soll gleich eine ganze Reihe von Themen ansprechen. „Die Predigt wird einen biblischen Bezug haben“, sagt die Vereinsvorsitzende Susan Sojak. Es werde um eine Textstelle gehen, die man sich gemeinsam erarbeite. Schließlich handele es sich um einen öffentlichen Gottesdienst zum zweiten Advent. Darüber hinaus werde sich dann vieles um das Jubiläum drehen. „Wir stellen Fragen wie: Was bedeutet der Folkclub für mich? Was begeistert mich an der Folkmusik? Wie erlebe ich den Folkclub? Was macht die Musik mit mir? Und warum bin ich überhaupt im Folkclub?“
Zwangsläufig zum Thema wird auch die Orgel. „Eigentlich hätte auch deren Restaurierung gefeiert werden sollen“, meint Sojak. Aber daraus wird nichts, da der Restaurierungsfahrplan mangels Personal und Ersatzteile ins Wanken gekommen ist.
„Dennoch ist die Orgel Thema für uns. Als Folkclub möchten wir offiziell eine Orgelpatenschaft übernehmen und damit ein Zeichen setzen, dass wir als Möllner zusammenhalten“, erklärt Sojak. Aktuell werde noch über einen Kaffee- und Kuchenverkauf zugunsten des Instrumentes im Anschluss an den Gottesdienst nachgedacht. „Es kann aber auch sein, dass wir wegen der Pandemie vor der Kirche Punsch verkaufen.“
Es war schon alles angerichtet: die Einladungen verschickt, der Robert-Koch-Park gebucht, die Programme geschrieben und die Tische schon gedeckt. Doch das Virus zwingt den Folkclub Mölln zur Rolle rückwärts. Statt am 4. Dezember in den 25. Geburtstag hinein zu feiern, müssen nun alle zu Hause bleiben.
„Die Inzidenzen sind sehr hoch und steigen zudem täglich. Ab Montag wird daher in Schleswig-Holstein die 2G-Regel gelten, das heißt, dass ein einfacher Corona-Schnelltest dann nicht mehr ausreicht. So müssten wir gegebenenfalls Mitglieder ausschließen, die nicht geimpft oder genesen sind“, so die Vereinsvorsitzende Susan Sojak in einer Rundmail.
Die Jubiläumsfeier soll aber nur aufgeschoben sein, wie Sojak klarstellt. „Unsere bisherigen Vorbereitungen liegen gut aufbewahrt und warten auf den Moment, bis sie endlich umgesetzt werden können. Allen Beteiligten aus der Jubelgruppe an dieser Stelle einen herzlichen Dank für ihren unermüdlichen Einsatz, ein großartiges Jubiläum vorzubereiten.“
Der Nachholtermin soll in Kürze mitgeteilt werden.
Die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ist Premiumpartner der Stiftung Herzogtum Lauenburg.
Dass der Folkclub Mölln ein ganz besonderer Verein ist, zeigte sich Anfang November im Robert-Koch-Park. Dort hatte der Verein eine Matinee zu Ehren Klaus Irmschers auf die Beine gestellt. Das Ergebnis war ein von diversen Weggefährten live vorgetragener Überblick auf das Schaffen des Liedermachers, der aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auftreten kann. Darüber hinaus dokumentierten die rund 150 Besucher und die versammelten Musikerinnen und Musiker die familiäre Verbundenheit der hiesigen Folkszene.
„Unsere Konzerte haben Seele“, konstatierte die Vereinsvorsitzende Susan Sojak nach dem Event. Dies sei etwas, worum selbst Hamburger die Möllner beneiden würden. Zwar seien auch in der Hansestadt regelmäßig attraktive Live-Acts zu erleben, aber an die spezielle Möllner Atmosphäre reichten diese Konzerte ihrer Meinung nach nicht heran.
Einen Beleg für diese These sah Sojak in der Matinee zu Ehren Irmschers. Motivation genug für die Möllnerin, so etwas in Zukunft zu wiederholen. Sie könne sich vorstellen, dass der Folkclub auch für andere Künstlerinnen und Künstler, die sich von der Bühne verabschieden wollen oder – wie im Falle Irmschers – müssen, eine Tributveranstaltung durchführt.
Unabhängig davon setzt die Vorsitzende zum 25. Geburtstag des Vereins darauf, dass die Schlagzahl der Events und Konzerte weiterhin hochgehalten wird. So wie zuletzt mit dem 1. Möllner Ukulele Abend und der International Guitar Night, die der Verein in Kooperation mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg veranstaltete. Daran soll und kann auch ein Virus nichts ändern – zumindest nicht dauerhaft.
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Wie die meisten Menschen hatte und hat auch Nicola Zimmermann mit den gesellschaftspolitischen Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Monatelang war die Büchener Tanzpädagogin dazu verdammt, ihre Arbeit ruhen zu lassen. Doch Leidenschaft kennt keine Pause und so suchte sie sich Wege aus der Tatenlosigkeit. Auf diese Weise entstand der ausdrucksstarke Kurzfilm „Lost playgrounds“, in dem Schülerinnen ihrer Tanzschule die Hauptrolle spielen. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit Zimmermann sowohl über dieses Video als auch über ihren Weg zum Tanzen.
Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Zimmermann, sind Sie ein Mensch, der gut stillsitzen kann?
Nicola Zimmermann: Da muss ich unterscheiden – morgens und spät abends: ja. Dazwischen muss ich sagen: Nein, ich kann nicht gut stillsitzen. Wenn ich Büroarbeiten erledige, gucke ich gern in Ordner, weil man dafür aufstehen muss – und ich wrangele die ganze Zeit auf meinem Stuhl herum.
KP: Man kann also sagen, dass Bewegung für Sie unerlässlich ist…
Zimmermann: Das kann man so sagen. Das spiegelt sich in allen Lebenslagen wider. Sogar beim Reisen. Ich bleibe ungerne an einem Ort. Die Bewegung gehörte immer schon zu meinem Leben. Schon als Kind habe ich gerne draußen gespielt und viel Sport gemacht.
KP: Dann dürften Sie froh sein, wenn Sie möglichst oft in den Tanzsaal kommen. Wie viel Zeit verbringen Sie im Tanzsaal?
Zimmermann: Das variiert natürlich. Ich würde sagen durchschnittlich vier bis fünf Stunden am Tag. Ungefähr. Es gibt natürlich auch Tage, an denen ich selber nicht unterrichte, aber dann choreografiere ich oder richte den Saal her.
KP: Apropos Choreographie. Wie entstehen bei Ihnen Abläufe und Tanzfiguren?
Zimmermann: Für die Kinder habe ich mittlerweile viel im Kopf. Nach 30 Jahren Berufserfahrung kann ich da auf ein gewisses Repertoire zurückgreifen und muss nicht mehr jeden Schritt durchexerzieren. Ich weiß ja, wie er sich anfühlt und wie er ausgeführt werden muss. Ich weiß auch, wie man gewisse Verbindungen herstellt. Andererseits habe ich ständig neue Gruppen von Kindern vor mir, die gewissen Moden unterliegen. Darauf muss ich mich natürlich immer wieder neu einstellen.
KP: Nur zum Verständnis: Ich hatte mir vorgestellt, dass man sich beim Entwurf einer Choreografie zunächst einmal an den Schreibtisch setzt und einen gewissen Plan entwickelt…
Zimmermann: Das sehen Sie schon ganz richtig. Vieles spielt sich erstmal im Kopf ab. Was für eine Atmosphäre will ich schaffen? Was ist Ziel – damit meine ich den Ausdruck – des Tanzes? Was funktioniert mit dieser oder jener Gruppe? Anschließend überlege ich, was für Musik in Frage kommt. Vielleicht habe ich auch schon ein paar Kostüme vor Augen und mir ein gewisses Bild gemacht. Dafür muss man natürlich auch mal stillsitzen und in sich hineinhorchen, bis dann im Tanzsaal oder in meinem großen Zimmer die Choreographie entsteht.
KP: Sie haben jetzt die ganze Zeit von Ihrer Arbeit als Tanzpädagogin gesprochen. Sie tanzen aber auch selbst. Wie steht es um Ihre ganz persönliche Leidenschaft zum Tanzen?
Zimmermann: Ich bin mittlerweile 53. Da steht man nicht mehr so viel auf der Bühne. Manchmal vermisse ich es. Ich fühle mich dort wohl. Ich kann mich mit Tanz anders ausdrücken als mit Worten. Das hat einen gewissen Reiz. Andererseits fühle mich auch einfach wohl, im Unterricht zu sein – Tanzpädagogin zu sein. Da bin ich ja auch manchmal Darstellende und schlüpfe in Rollen. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass man da einfach so sein Technikprogramm durchzieht. Auch da lebt man jeden Moment.
KP: Was bedeutet Ihnen das Tanzen?
Zimmermann: Viel. Ich erinnere mich an eine Art Schlüsselmoment: Als junge Frau wollte ich beruflich nicht nur etwas machen, um Geld zu verdienen. Ich wollte auch sinnstiftend arbeiten. Der Kerngedanke war, Menschen glücklich zu machen. Ich bin dann mit 17 zum Tanzen gekommen – ziemlich spät also – und ich habe mir gedacht: Ich kann die Welt nicht ändern, aber ich kann in kleinen Momenten den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich glaube auch, dass ich eine Art habe, die Menschen fröhlich macht oder dafür sorgt, dass sie sich wohl fühlen.
KP: Was zeichnet einen guten Tanz aus?
Zimmermann: Virtuosität ist natürlich toll. Wir bewundern das alle, wenn jemand besondere Fähigkeiten hat. Aber wenn es nicht mit Leben gefüllt ist, bleibt es kalt. Für mich ist ein guter Tanz ein Tanz, der ein inneres Befinden nach draußen bringt. Die Virtuosität muss da nicht im Vordergrund stehen. Da spielen auch Aspekte wie die Bespielung des Raumes, das Schaffen einer Atmosphäre und der Ausdruck beim Tanzen eine Rolle.
KP: Heißt das, dass man für einen guten Tanz auch gut tanzen können muss?
Zimmermann: Wenn ich Berufstänzer bin, sind gewisse Fähigkeiten natürlich wichtig. Das ist das Repertoire, aus dem ich schöpfe. Wenn ich Malerin bin, dann kaufe ich mir eine Palette mit Farben, aus der ich dann etwas entstehen lasse. Natürlich brauche ich das Handwerkszeug auch als Tänzer. Ich muss mich fit halten. Ich muss gewisse Dinge wissen und kennen, damit ich sie abrufen kann, wenn ein Choreograf es verlangt. Aber es sind eben nicht nur diese Fähigkeiten: Es bleibt – wie gesagt – kalt, wenn der Tanz nicht mit Leben gefüllt wird oder mit einer gewissen Expressivität.
KP: Ich habe das gefragt, weil ich diesen Sommer im Hamburger Stadtpark Menschen Salsa tanzen sehen habe. Da waren einige dabei, die den Tanz kaum beherrschten, aber offensichtlich ihren Spaß hatten. Selbst ich, der die Paare nur beobachtete, hatte Freude daran.
Zimmermann: Das ist das Spontane. Das Leben im Hier und Jetzt. Der Tanz lebt ja auch vom Moment. Wenn ich ein Bild schaffe oder ein Buch schreibe, kann ich das immer wieder weglegen und hervorholen. Insofern war gerade der Lockdown sehr schlimm für uns. Der Tanz lebt ja von dem Miteinander. Selbst wenn ich ein Solo kreiere, lebt es von der Interaktion mit dem Publikum.
KP: Sie durften nicht einmal trainieren.
Zimmermann: Richtig. Der erste Lockdown, der dann drei Monate dauerte, hatte uns kalt erwischt: Ich hatte im März 2020 eine zweitägige Show mit allen Schülern geplant; das letzte Kostüm war gerade ausgegeben worden und dann – eine Woche vor der geplanten Vorstellung – kam der Lockdown. Im zweiten Lockdown war meine Schule dann neun Monate zu – also von November 2020 bis Ende Juli 2021. Den Juli habe ich noch mit reingenommen, weil da Ferien waren und ohnehin keine Kinder gekommen wären. Viele Tanzschulen haben sich dann mit Zoom beholfen und digitale Angebote gemacht. Das hat bei uns leider gar nicht funktioniert. Ich habe mich dann ins Tanzstudio gestellt und selber Videos aufgenommen, die ich den Kindern dann über Youtube zugänglich gemacht habe. Damit sie zu Hause ein bisschen trainieren können. Umgekehrt habe ich sie aufgefordert, mir kleine Filmchen zu schicken, aus denen ich dann einen digitalen Adventskalender gebastelt habe.
KP: Sie haben in der Zeit auch einen professionellen Clip produziert. Wie kam es dazu?
Zimmermann: Den Film habe ich nicht selbst produziert. Ich komme ja nicht vom Film und habe wenig Ahnung von diesem Genre. Da half der Zufall mit. Vor ein paar Monaten ist eine Kamerafrau in unser Dorf gezogen, die jahrelang in London gearbeitet hat. Mit der habe ich mich angefreundet. Dadurch entstand die Idee: Mensch, dann lass uns doch was gemeinsam machen. Sie hat dann die Kamera und den Schnitt gemacht. Großes Glück ist, dass sie selbst tanzt. Sie hat zwar keine Ausbildung, hat aber als junge Frau an Deutschen Meisterschaften teilgenommen. Sie hat also Ahnung vom Tanzen, was natürlich Gold wert ist.
KP: Die Dreharbeiten fanden noch während des Lockdowns stand…
Zimmermann: Wir haben auf verlassenen Spielplätzen gefilmt. Wir wollten die Verlassenheit, die Trostlosigkeit, mit nur einer Person an einem Ort einfangen. So wie es auch angedacht war laut Reglement der Corona-Zeit. Wir haben uns mit jeder Tänzerin einzeln an Orten getroffen, die sie sich vorher ausgesucht hatten. Außerdem hatten sich alle ein Spielgerät ausgewählt, zu dem sie einen Bezug tänzerisch herstellen sollten.
KP: Wie lange dauerten die Dreharbeiten?
Zimmermann: Wir haben drei Tage benötigt.
KP: Die Tänzerinnen wirken in dem Video geradezu isoliert.
Zimmermann: Das war ja auch der Fall. Natürlich fährt da mal ein Radfahrer vorbei. Oder es spielt ein Vater mit seinem Kind. Unsere Idee war es, in dieser Isolation ein Band zu erzeugen, was weitergegeben wird. Es ging nicht um die totale Verzweiflung. Es war ja nicht so, dass die Jugendlichen am Erdboden zerstört waren. Es gab auch welche, die gesagt haben: Ich will gar nicht mehr zur Schule. Dieser ganze Stress auf dem Schulhof und das Gerangel – das brauche ich nicht. Ich lerne gut zu Hause. Das gab es ja auch und ich wollte, dass all diese Aspekte angesprochen werden.
KP: Die Darstellerinnen bleiben alle stumm. Sie machen sich nur über Tanzbewegungen, Mimik und Gestik verständlich. Wie viel Wert kann so ein einsam und wortlos getanzter Tanz haben?
Zimmermann: Ein einsam getanzter Tanz für sich kann mir helfen, psychologisch meine Stimmung zu verarbeiten. In dem Moment, wo er sichtbar wird, wo er ein Publikum erreicht, bekomme ich eine Wertung, eine Interpretation. Es passiert ja etwas zwischen den Tanzenden und den Schauenden. Dadurch dass es nicht live ist, spürt es das Publikum natürlich nicht. In unserem Fall sieht es nur die Kamera.
KP: Frau Zimmermann, ich danke Ihnen für das Gespräch.
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Verwaiste Spielplätze. Stumme Schulhöfe. Verlassene Hallen und Fußballfelder. Keine Kinderkabbeleien. Kein Necken und kein Foppen. Keine Nachbarn, die sich über die Musik und das Rumgebölke junger Menschen beschweren. Kein Laut, kein Lärm nirgendwo. Die Jugend aus dem Straßenbild verschwunden.
So ist, so war Lockdown.
Und doch waren sie da – als Schatten ihrer selbst. Gefangen in heimischen vier Wänden. Wo sonst hätten sie auch hinsollen? Irgendwie setzten sie ihr von der Gefahrenlage zusammengestrichenes Leben fort. Den Umständen entsprechend, wie es so schön heißt.
Wie fühlt sich so ein verordneter Stillstand für junge Tänzerinnen an? Der von der Büchener Tanzlehrerin Nicola Zimmermann produzierte Kurzfilm „Lost playgrounds“ erzählt davon.
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Kunst und Kirche, Tanz und Spiritualität, Bewegung und Stille – zwischen diesen Polen gestaltete sich das Gastspiel des Bundesjugendballetts John Neumeier in der Ratzeburger Petrikirche. Anlass der Performance war das Festival „Grün ist die Hoffnung – Kultur auf dem Gottesacker“.
Gleich zwei Mal trat das Ensemble vor das Publikum, um das Thema Vergänglichkeit vor Augen zu führen. Getanzt wurde zu Intendant Neumeiers „No man is an Island“, zu Raymond Hilberts „Von 55 Engeln behütet“ sowie zu Thomas Krähenbühls „Les enfants des étoiles“. Die geistlichen Impulse hatte der Hamburger Pastor Dr. Jens-Martin Kruse geliefert. Das Ratzeburger Publikum war begeistert.
„Es war ein grandioser Abend“, befand auch Bernd K. Jacob, Friedhofsbeauftragter des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Jacob hatte das Kulturfestival „Grün ist die Hoffnung“ auf die Beine gestellt. „Ich bin sehr dankbar, dass unser Festival vom Licht dieser Spitzenkompanie etwas abhaben durfte. Die Petrikirche hat einen Abend wie lange nicht erlebt.“
Der Ballettabend war eine von zwei hochkarätigen Veranstaltungen im Rahmen des Kulturfestivals, die durch den Bund finanziell gefördert wurden. Über das Soforthilfeprogramm „Kirchturmdenken“ flossen Mittel aus dem Bundesprogramm „Kultur im ländlichen Raum“ in die Ausstellung „SkullTales“ (Dassendorf) und in die Aufführungen des Bundesjugendballetts John Neumeier.
„Nach langer kultureller Abstinenz ist es eine große Freude, in unserer ländlichen Propstei Herzogtum Lauenburg Veranstaltungen mit Ausstrahlung durchzuführen und Menschen einzuladen in einen Dialog über Gott und die Welt einzutreten“, zog auch Pröpstin Frauke Eiben ein positives Fazit.
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Für Franz ist ein Friedhof nichts weiter als ein großer Haufen Schutt und Knochen. Warum sollte er so einem Ort seine Aufmerksamkeit schenken? Sabina hingegen, seine Freundin, liebt Friedhöfe. Sie geht dort gerne spazieren und unterhält sich mit ihren Vorfahren. Ob sie mit Franz jemals darüber gesprochen hat? Wohl kaum. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen tauchen schließlich im „Kleinen Verzeichnis unverstandener Wörter“ auf, einem Kapitel des Romans „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Darin formuliert Milan Kundera klare Gegensätze zwischen seinem Helden und seiner Heldin.
Franz – Kundera schrieb seinen Roman in den 80er Jahren – dürfte mit seiner Haltung gut in die Gegenwart passen. Im Jahr 2021 wird es nicht wenige Menschen geben, die lieber einen Bogen um Friedhöfe machen. Sei es, weil sie mit dem Ort an sich nichts anfangen können. Sei es, weil sie nicht mit Vergänglichkeit, mit Tod und Sterben konfrontiert werden wollen.
Jemandem wie Christian Lopau ficht dies nicht an. Lopau, Möllns Stadtarchivar, hat von Berufs wegen Interesse an Friedhöfen. „Friedhöfe“, stellt er fest, „sind Orte der Identität und der Erinnerungskultur.“ Zusammen mit Möllns Friedhofsverwalterin Sybille Lübcke und Möllns Behindertenbeauftragten Thorsten Blasey versucht er die Presse und damit die Öffentlichkeit von dieser Sicht der Dinge zu überzeugen.
Der Ort dafür – der Alte Friedhof – ist gut gewählt. 1840 gegründet finden sich hier zwischen großen Bäumen und zusammengehakten Laubbergen sehr viele alte und imposante Gräber. In der Herbstsonne sichtbar sind aber auch viele eher unauffällige Grabflächen. Sie zeugen davon, dass die Bestattungskultur einem extremen Wandel unterlegen ist. Ein Fakt, der allgemein viel über die Entwicklung einer Gesellschaft aussagt und bei der Kirchengemeinde für Kopfzerbrechen sorgt. „Vor 30 Jahren war die Sargbestattung noch die Regel“, sagt Lübcke. „Heute ist es die Urnenbestattung.“ Und das hat Folgen: Die Friedhofsverwaltung muss mit geringeren Einnahmen klarkommen und statt mit Flächenmangel hat sie plötzlich mit vielen Freiflächen zu tun. „Für die Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung bedeutet das wiederum mehr Arbeit“, so Lübcke.
Um diesen Wandel aktiv und positiv zu gestalten, hat die Kirchengemeinde Mölln seit kurzem einen Friedhofsausschuss, dem neben Lopau und Blasey Pastorin Eva Sonny-Lagies angehört. „Wir möchten die Friedhöfe als solche erhalten“, erklärt Lopau. Dafür sammele der Ausschuss aktuell Ideen. Vorstellbar seien beispielsweise Grabpatenschaften. Zudem wolle man über soziale Medien oder über einen neuen Friedhofsführer aktiv für seine Anliegen werben. „Vielen“, so Lopau, „ist einfach nicht bewusst, was sie an unseren Friedhöfen haben.“
Um daran etwas zu ändern, lädt der Friedhofssauschuss am Sonnabend, 20. November, um 11 Uhr zu einer ersten Veranstaltung ein: Einen Tag vorm Ewigkeitssonntag gibt es unter der Führung von Archivar Lopau eine Führung über den Alten Friedhof in Mölln. Treffpunkt ist der Haupteingang an der Hindenburgstraße.
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Der November ist der Monat des Gedenkens. Nach Allerheiligen, Allerseelen und dem Volkstrauertag bildet der Totensonntag, der Gedenktag der evangelischen Christen für die Verstorbenen, den Abschluss der Gedenktage. Doch im Grunde sind Tod, Trauer und Gedenken ständige Begleiter des Lebens.
Dementsprechend gibt es für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg mit Mareike Hansen eine Pastorin, die für die Trauer- und Hospizseelsorge zuständig ist. Das Amt hat die 40-Jährige im Sommer dieses Jahres übernommen.
Wie schafft sie es, mit Themen umzugehen, die viele Menschen am liebsten vermeiden? „Im Sterben und im Tod liegt ganz viel Leben“, sagt Mareike Hansen voller Überzeugung. Das Thema sei immer existenziell und geht sofort in die Tiefe. „Ich habe wohl eine Affinität zu diesen Themen“, so Hansen. In ihrer bisherigen Arbeit hätten Trauergespräche für sie immer eine Bereicherung dargestellt. „Man hat dort sofort das pralle Leben.“ Ohnehin der Tod: „Für mich als tiefgläubiger Mensch ist das ein Übergang, wie eine Verwandlung.“
Mareike Hansen ist gebürtige Lübeckerin. Sie hat in Bethel, Münster und Kiel studiert und im Anschluss das Vikariat in Berkenthin angetreten. Nach siebenjähriger Tätigkeit in Ratzeburg war sie für eineinhalb Jahre an der Kirchengemeinde St. Jürgen tätig. Hier hat sie unter anderem das Team des Online-Gottesdienstes #Liveline ergänzt. „Dort habe ich viel gelernt, das Team ist wirklich toll und hat mir ganz neue Perspektiven eröffnet“, sagt sie.
Mareike Hansen ist unter der Rufnummer 0176-19790298 oder per Mail unter mhansen@kirche-ll.de erreichbar.
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Nachhaltigkeit ist ein elementares Thema, wenn es um die Friedhöfe geht. „Wir achten in allen Bereichen – von der Grabgestaltung bis zur Bestattung selbst – auf einen aktiven Umweltschutz“, sagt Bernd K. Jacob, der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Eine der vielen mustergültigen Gemeinden ist St. Andreas in Kuddewörde. Dort ist vor kurzem sogar ein Bienenvolk auf dem Friedhof angesiedelt worden.
Imkerin Dorothea Tilge und Friedhofswartin Dörte Rausch sind ein eingespieltes Team. Wenn es um die Grabflächen rund um die Gemeindekirche St. Andreas geht, dann haben sie unzählig viele Ideen, „wie unsere kleine Oase für Mensch und Tier“ noch schöner, noch umweltfreundlicher werden kann. Der Friedhof, idyllisch am Rande eines Naturschutzgebietes gelegen, ist mitnichten nur ein Ort der Trauer. „Es kommen auch viele Menschen her, um die Natur, die Stimmung, die Ruhe und den Ausblick zu genießen“, sagt Dörte Rausch.
Doch nicht nur bei den Kuddewördern ist der Ort beliebt: „Als Kirchengemeinde haben wir in den vergangenen Jahren viel in den Umweltschutz investiert – das zahlt sich mehr und mehr aus“, erläutert Imkerin Dorothea Tilge, zugleich Kirchengemeinderätin. So wurde eine Streuobstwiese angelegt, bienenfreundliche Setzlinge und Schmetterlingssträucher gepflanzt.
„Wir leisten überdies viel Aufklärungsarbeit, wenn es um die Bepflanzung der Grabstätten geht“, sagt Friedhofswartin Dörte Rausch. Tatsächlich ist nicht alles, was blüht, auch automatisch gut für Bienen und andere Insekten. So manche klassische Grab- oder Gartenpflanze mögen diese nämlich gar nicht: „Das beginnt bei Tulpen und Zuchtrosen, erstreckt sich über Forsythien und Lebensbäume und endet bei Stiefmütterchen und Geranien“, zählt Dorothea Tilge auf.
Die Bewahrung der Schöpfung ist den beiden wichtig – und trägt in Kuddewörde sichtbar Früchte. Ein Blick auf viele Gräber und den Friedhof, wo Sonnenblumen, ungefüllte Rosen und Astern, Malven oder Beerensträucher wachsen, beweist dies eindrucksvoll.
Seit einigen Wochen beheimatet der Friedhof im Billetal sogar ein eigenes Bienenvolk. Mitten auf dem Friedhof hat die Imkerin einen kleinen Schaukasten aufgestellt, bei dem die Besucher des Friedhofs den Insekten durch eine Glasscheibe bei der Arbeit zuschauen können. „In den nächsten Wochen muss ich das Bienenvolk zwar erstmal ins Winterquartier bringen, im Frühjahr geht es aber weiter“, kündigt Dorothea Tilge an. Sie und Friedhofswartin Dörte Rausch haben bereits jetzt Ideen für weitere Aktionen – planen einen Thementag im Frühling und Projekte mit Kindern.
Ein Beispiel von vielen, auf das Bernd K. Jacob als Friedhofsbeauftragter des Kirchenkreises stolz ist. „Es gibt eine Reihe weiterer Friedhöfe, die ungenutzte Flächen mit eigenen Saatmischungen bunt erblühen lassen“, sagt er. In den Kirchengemeinden gebe es ein hohes Bewusstsein, wie elementar die Erinnerungsgärten für die Pflanzen- und Tierwelt mitten in Orten und Städten sind. „Es werden Totholzhecken als Zufluchtsort und Brutraum für kleine Nager und Vögel angelegt. In neuen Grabanlagen achten die Gärtnerinnen und Gärtner auf eine blühende Vielfalt – Sommerstauden als Nahrung für Insekten, abwechslungsreiche Licht- und Schattenbereiche, Wasserstellen für Vögel, Bienen und Hummeln“, führt der Friedhofsbeauftragte exemplarisch auf.
Trauerfloristik mit Plastik oder anderen nicht verrottbaren Werkstoffen sind ebenso tabu wie Grabsteine, die mit Kinderarbeit produziert wurden. Natursteine, Holz, geschmiedetes oder gegossenes Metall sind vielerorts Trumpf. Jacob bringt das Bestreben vieler Kirchengemeinden auf den Punkt: „Der Friedhof ist ein Garten des Lebens, in dem sich die Vielfalt von Gottes Schöpfung und christlicher Verantwortung für die Umwelt zeigt.“
Foto: KKLL/bm
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Der Schatten ist immer noch da. Die Zahlen künden davon. Mal sind es 7.000, mal 10.000, mal 20.000 Neuinfektionen. Die Tendenz in diesen Tagen: Auf jeden Fall steigend. Und doch ist dieser Corona-Herbst anders. Die Menschen raffen sich auf, ringen mit dem Pandemieschatten. Sie wollen aufbrechen, sie wollen, dass es endlich vorbei ist. Und so suchen viele trotz des Ansteckungsrisikos den Weg zurück ins Leben.
Im Möllner Museum wird diesem Momentum aktuell vom Lauenburgischen Kunstverein (LKV) Nahrung gegeben. 21 Künstlerinnen und Künstler locken dort mit stilistisch sehr unterschiedlichen Werken. Passend zum allgemeinen Sich-Locker-Machen ist die Schau mit dem Titel „Kultur trotz(t) Corona“ überschrieben.
„Wir haben mehrere Jahre keine Ausstellung mehr gemacht“, sagt der LKV-Vorsitzende William Boehart. Boehart, von Haus aus ein optimistischer Typ, ist sehr zufrieden – mit der Werkschau und mit der Tatsache, dass Menschen endlich wieder zusammenkommen können. „Der persönliche Kontakt, der für Kunst und Kultur so wichtig ist, war ja zuletzt wegen der Pandemie weggefallen.“
Boehart erinnert an die schwierige Phase des Vereinslebens seit dem ersten Lockdown: keine Besprechungen, keine Jahreshauptversammlungen, keine Begegnungen. Es sei nicht leicht gewesen, in dieser Phase das Licht am Ende des Tunnels zu erkennen, betont er. Gleichwohl habe er stets darauf vertraut, dass es weitergeht und die Krise auch dank der Fantasie und der Kraft der Kunst überwunden werden könne.
Auf die aktuelle LKV-Werkschau bezogen, kann man sagen: Das Vertrauen hat sich gelohnt. Nach all den tristen Tagen wirkt die Ausstellung wie ein optisches Gewitter, das über die Betrachterin beziehungsweise den Betrachter hereinbricht.
Christiane Leptien etwa konfrontiert das Publikum mit großformatigen, nachdenklichen Gesichtern. Berit Kröner wiederum löst die Harmonie ihrer Motive auf, indem sie die Natur von einer brachialen Zivilisation verschlingen lässt. Jürgen L. Neumann knüpft Verschwörungstheoretiker und Hassprediger am alttestamentarischen Baum der Erkenntnis auf. Gegenüber dieser farbenprächtigen Malerei hat Siegfried Bausch die Sonne in eine Scheibe verwandelt. Wenige Meter davon entfernt begegnet man drei Gestalten mit bunten Körpern, denen die Schöpferin Maggie Szuszkiewicz einen undurchsichtigen Glaskopf verpasst hat. In diesen „Gesichtern“ spiegelt sich alles – nichts findet sich.
„Ich bin sei mehr als 30 Jahren Vorsitzender des Vereins und habe viele Schauen gesehen“, meint Boehart. „Ich finde an dieser Ausstellung merkt man deutlich den Qualitätsschub, den die Kunst in der Region erfahren hat.“
Ein Urteil, das Museumsleiter Michael Packheiser ausdrücklich teilt. Ein entscheidendes Argument dafür liefert er gleich mit: „90 Prozent der Künstlerinnen und Künstler, die im LKV organisiert sind, haben Kunst studiert und sich stetig weiterentwickelt.“
Die LKV-Werkschau „Kultur trotz(t) Corona“ ist noch bis zum 21. November im Möllner Museum (Historisches Rathaus/Marktplatz) zu sehen. Sie ist werktags von 10 bis 17 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 15.30 Uhr zugänglich.
Zu den weiteren ausgestellten Künstlerinnen und Künstlern gehören Eva Ammermann, Siegfried Bausch, Claudia Bormann, Sabine Fink, Anja Franksen, Christian Geisler, Horst Grünwald, Christian Kattenstroth, Wilhelm Körner und Petra Laux-Kruschinski. Vertreten sind zudem Hans Kuretzy, Heidrun Kuretzky, Sabine Mund-Schmidt, Maren Ruf, Monika Scheer, Petra Schmidt-Eßmann, Tatjana Switala.
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