Was soll das? Diese Frage fällt oft, wenn Menschen mit Gegenwartskunst konfrontiert sind. Nicht selten wirkt das, was sich da auf den ersten Blick offenbart, unverständlich. Für Marita Landgraf ist das kein Argument, um sich abzuwenden. Die Expertin für Kunst- und Kulturvermittlung empfiehlt Neugier und Offenheit als Eigenschaften, um sich der modernen Kunst anzunähern. Am Donnerstag, 12. März, spricht sie darüber im Möllner Stadthauptmannshof. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Nicht
nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis weiß Landgraf, wovon sie
spricht. Seit 2016 fungiert sie als Künstlerische Leiterin des Künstlerhauses
Lauenburg, in der die moderne Kunst per se eine Heimat hat. Das Künstlerhaus
vergibt jedes Jahr fünf Stipendien an junge Menschen, die mit ihren Konzepten
und Werken in der Ästhetik des 21. Jahrhunderts verankert sind. Reine Retro-Kunst
hat dort keine Chance. Im Künstlerhaus geht es immer auch um das Neue, das Bahnbrechende,
das Avantgardistische.
Künstlerinnen und Künstler stehen im 21. Jahrhundert eine Vielzahl von Materialien und Methoden zur Verfügung: von Fotografie, Malerei, Zeichnung und Bildhauerei bis hin zu Video, Performance, Sound, Licht oder Installation. Gewählt wird in der Regel das Medium, das die Arbeit am besten zum Ausdruck bringt. Diese unterschiedlichen und für viele immer noch ungewohnten Ausdrucks- wie ästhetischen Erscheinungsformen geben ihren Inhalt meist nicht auf den ersten Blick preis.
Anmeldungen für den Vortrag werden
unter Tel. 04542-87000
oder per
Mail unter info@stiftung-herzogtum.de entgegengenommen.
„Eine Annäherung an die zeitgenössische Kunst“, 12. März, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, 19.30 Uhr, freier Eintritt
Auf die Idee kommt es an – sagt Ai Weiwei und er muss es wissen. Schließlich ist er ein international anerkannter Künstler. Im Zusammenspiel mit einer Baumarkt-Kette hat er jetzt ein Kunstwerk zum Nachbauen kreiert. Dafür braucht es ein paar Stangen, neonfarbene Jacken – und Kabelbinder. Gibt es alles vor Ort und ist „facile á faire“, wie die Franzosen sagen.
Die Idee dahinter? Ai Weiwei hat sie nicht verraten. Was
man sieht ist, dass die Jacken beim Aufstellen des Kunstwerkes in die Höhe schießen.
Sie leuchten orange-rot. Ein symbolisches Rettungsboot, das sich entfaltet?
Oder sollen die vielen herren- und frauenlosen Jacken an Menschen erinnern, die
verschwunden sind? Auf jeden Fall muss man Ai Weiwei unterstellen, dass hinter
seinem Kunstprodukt eine Portion Ethik steckt. Einer wie er, der seine Heimat
aus politischen Gründen verlassen musste, macht so etwas nicht ohne Hintersinn.
Dass es Betrachter gibt, die dennoch an der Sinnhaftigkeit eines solchen Objektes zweifeln, ist Ai Weiwei nicht anzukreiden. Das Zweifeln an sich hat die moderne Kunst schon vor Urzeiten gesät. Es hat Heerscharen von Kunstignoranten und Kunstmuffeln hervorgebracht, die bis heute erfolgreich Abstand zu unverständlichen Ismen – Dadaismus! Kubismus! – halten.
Doch das war gestern. Dank Ai Weiwei ist die moderne Kunst hier und heute in den Baumarkt – Ausdruck des Massenkonsums und Inbegriff von Praktikabilität und Nützlichkeit – umgezogen und mitten in der Gesellschaft angekommen. Wo alle hingehen, um Lösungen für den Alltag zu finden, kann es sich kein Mensch mehr erlauben, zu behaupten, er verstehe nur Bahnhof und mache deshalb einen Bogen um die Sache. Dank Ai Weiwei sind wir alle nun gezwungen, zu Experten zeitgenössischer Kunst zu werden. Für Künstler dürfte das eine tolle Nachricht sein. Die Frage ist, was das für den Baumarkt von morgen bedeutet.
„Jazz in Ratzeburg“ macht 2020 da weiter, wo der Verein 2019 aufgehört hat. Nach dem Gastspiel des virtuosen Pianisten Iiro Rantala gibt mit dem Emile Parisien Quartett am Sonnabend, 29. Februar, eine der besten französischen Jazz-Formationen der Gegenwart ihre Visitenkarte in der Stadtkirche St. Petri ab. Die Combo um den Sopransaxophonisten Emile Parisien stellt in Ratzeburg ihre aktuelle Platte „Double Screening“ vor. Konzertbeginn ist um 20 Uhr.
Emile Parisien gilt als ein Jazzvisionär, der sich auf innovative Art und Weise dem Sopransaxophon verschrieben hat. Dabei verknüpft er Elemente der Vergangenheit mit innovativen, zukunftsträchtigen Ideen. Emile Parisien ist ein Musiker, der den Jazz mit Leib und Seele lebt. Authentizität und Ehrlichkeit schwingen in jedem der von ihm erzeugten Töne mit.
Der Musiker liebt die dichte Struktur, aber auch griffige Pointen. Dabei klingen die Kompositionen stets nach ihrem Verfasser, obwohl dieser den Jazz aus einer Vielzahl verschiedener Quellen schöpft. Emilie Parisiens Musik ist ein furioser Mix aus Chanson, zeitgenössischer ernster Musik sowie französischer und nordafrikanischer Folklore.
Das neue, wieder im ursprünglichen Quartettformat aufgenommene Album „Double Screening“ sprüht vor Tempo und neuen Ideen. Dabei geht die Band nie den einfachen Weg. Die von der Combo und Emile Parisien stammenden Kompositionen erzeugen eine mitreißende Energie und besitzen anspruchsvolle Spannungsbögen. Grenzen zwischen Komposition und Improvisation verschwinden.
Neben wichtigen Jazzpreisen in Frankreich erhielt Emile Parisien 2015 in Deutschland für sein Album mit dem Akkordeonisten Vincent Peirani den Echo Jazz 2015 in der Kategorie „Bestes internationales Ensemble“. Für „Double Screening” gab es 2019 den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik.
Karten für das Konzert gibt es bei der Buchhandlung Weber, Herrenstraße 10, in Ratzeburg, erreichbar unter Tel. 0451-3449, sowie bei der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Hauptstraße 150, in Mölln, erreichbar unter Tel. 04542-87 000. Vorreservierungen sind per Mail unter mail@jazzinratzeburg.de möglich.
Musikalische Poesie aus Passau, Soul aus der Schweiz und ein Talk über Kunst und Kultur stehen am Freitag, 28. Februar, auf dem Programm des Sofaabends im Korona Jugendzentrum. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.
Zum Auftakt begibt sich der Gitarrist und Songpoet Colbinger aus Passau auf die Bühne. Sein Musikstil umfasst Elemente aus den Genres Folk, Rock, Country und Funk. Seine Texte beschreiben nach eigener Aussage die „Höhen und Tiefen, das Licht und die Schatten“, die er in wundervolle und klare Worte zu kleiden vermag.
Seine in deutscher und englischer Sprache verfassten Lieder sind für ihn Gefährten, mit denen sich das Leben erschließen lässt und die dem Motto folgen: „Machen wir uns auf und bleiben dran.“ Colbinger hat im Rahmen seiner musikalischen Karriere bereits mit vielen Musikern Berührung gehabt und stand, zum Beispiel mit Tito & Tarantula, Eb Davis, Sophie Hunger, Oneida James Rebeccu und Jesper Munk zusammen auf der Bühne.
In der kurzen Gesprächsrunde zwischen den beiden musikalischen Acts wird diesmal das Thema „Kunst & Kultur – (alles) Ehrensache?“ besprochen. Hier freut sich das Korona-Team Helge Berlinke, Redakteur von Kulturportal-Herzogtum.de und Mitarbeiter der Stiftung Herzogtum Lauenburg, auf der Bühne begrüßen zu dürfen. Im Rahmen seiner Arbeit für die Stiftung Herzogtum Lauenburg hat er einen Einblick in die kreisweite Kulturarbeit und die hier tätigen Protagonisten.
Als zweite Künstlerin präsentiert sich schließlich die Schweizer Soul Sängerin Licia Chery auf der Bühne des Korona. Sie befindet sich zurzeit auf Deutschlandtour und legt in Schwarzenbek einen Zwischenstopp ein. Ihre bisher veröffentlichten Alben „Blue Your Mind“ und „Inspiration“ enthalten sowohl poppige Mainstreamelemente als auch eher rockige Töne. Aber egal, welche Elemente sie beim jeweiligen Song nutzt, den Kern der Musik bildet stets der Soul. Ihr aktueller Titel lautet „Dance your pain away“ und soll den Hörer dazu motivieren, auch die leichten Seiten des Lebens betrachten zu dürfen. „Jeder kann sein eigener Held im Leben sein“, sagt Licia und möchte damit Menschen machen, ihre Träume zu verwirklichen. Ihr jüngstes Album ist eine Art musikalische Retrospektive der 60er, 70er und 80er Jahre, die mit modernen Elementen die Verbindung zur Gegenwart herstellt.
Platzreservierungen sind unter der Telefonnummer 04151-5617 möglich.
Sofaabend, 28. Februar, Korona Jugendzentrum, Hans-Böckler-Straße 2a, Schwarzenbek, 20 Uhr
Mit dem Film „Wendebilder – Fünf Fotos und ihre Geschichten“ und einem Beitrag über den „Mecklenburger Aufbruch“ erinnert das Grenzhus Schlagsdorf am Donnerstag, 27. Februar, an den Herbst 1989. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.
Karoline Kleinerts Dokumentarstreifen
erzählt anhand von fünf Fotos aus dem Herbst 1989 über den Aufbruch aus einem
vormundschaftlichen Staat. Kaum jemand hätte das in der DDR für möglich
gehalten: Menschen demonstrieren für ihre Interessen, bemalen die Mauer im
Osten, Gefangene fordern ihre Rechte ein, Soldaten verweigern den Gehorsam und
Bürger entmilitarisieren die Gesellschaft.
Eine
Geschichte aus der Region erzählen dann Dr. Ulrike Petschulat und Holger
Marquardt. Beide waren an der Gründung und Entwicklung der unabhängigen
Wochenzeitung „Mecklenburger Aufbruch“ beteiligt. Am 31. Dezember 1989 erschien
die erste Ausgabe. Ihre Wiege stand im Carlower Pastorenhaus. Regine Marquardt
(1949-2016) ergriff die Initiative. Zeitzeugen erinnern sich und stellen eine
Sondernummer des Mecklenburger Aufbruchs vor.
Für
die Veranstaltung kooperiert das Grenzhus mit dem Filmbüro Wismar.
„Wendebilder – Fünf Fotos und ihre Geschichten“, 27.
Februar, Grenzhus, Neubauernweg 1, Schlagsdorf, 19 Uhr
Unter dem Motto „Reif für die Insel“ zeigt Dr. Renate Scheiper am Montag, 24. Februar, im Augustinum Mölln Naturaufnahmen aus dem Franz-Josef-Land. Zu sehen gibt es unter anderem Eisbären, Walrosse und Gletscher. Der Bildervortrag beginnt um 17 Uhr.
„Anlandung sofort abbrechen – ein Eisbär ist unterwegs!“ Mit diesen Worten scheiterte Scheipers erster Versuch, vom Expeditions-Kreuzfahrtschiff „Sea Spirit“ aus auf einer Insel des Franz-Josef-Landes an Land zu gehen. Aus vielen kleinen und großen Inseln besteht dieser Archipel, der vor gut hundert Jahren von einer österreichisch-ungarischen Expedition entdeckt und nach dem österreichischen Kaiser benannt wurde. Scheipers Schiff, die MS „Tegetthoff“, wurde damals im Eis eingefroren.
Die Fotografin Dr. Renate Scheiper nimmt das Publikum mit auf die Entdeckung der Tier- und Pflanzenwelt dieser eisigen Region. In stabilen Gummibooten (Zodiacs) geht es an Land, kann gestaunt werden über die bunte Blütenpracht, die aus dem Permafrostboden sprießt. Walrossfamilien fahren auf Eisschollen vorbei, während der Mensch sich klein fühlt wie eine Ameise zwischen gigantischen Eisbergen und Gletschern. Man steht schaudernd am Erdloch, in dem Fridtjof Nansen und Hilmar Johansen 1895/96 überwinterten, nachdem sie den Nordpol zu Fuß nicht erreicht hatten.
„Reif für die Insel“, 24. Februar, Augustinum, Sterleyer Straße 44, Mölln,
17 Uhr
Foto: R. Scheiper
Mit dem Auftritt von „Liebertango“ startet am Sonntag, 23. Februar, die 5. Auflage der „Kleinen Kulturbrise“ im Wintersalon (Ritzerau). Konzertbeginn ist um 17 Uhr.
Hinter dem Namen „Liebertango“ verbergen sich die Musiker Angel Garcia Arnés und Alfons Bock. Das Duo hat sich gesucht und gefunden. Mit geatmetem Rhythmus in den Fingerspitzen und Sensibilität für feinste Klangnuance findet ihr Dialog zwischen Gitarre und Bandoneon neuen Reiz, eigene Note und ungewohnt Schönes. Ihr Tango, leicht, wie hingehaucht, gespielt, träumerischer Dialog zweier Klangvögel, auch mal Schalk hinter allem Kultgehabe, nimmt den „traurigen Gedanken, den man tanzen kann“, mit auf die Federwolke des Lächelns. In Ritzerau präsentiert das Duo unter anderem Stücke ihres neuen Albums „Diálogos“.
Angel García Arnés studierte Klavier und Gitarre in seiner Heimatstadt
Salamanca. Dann Studium der klassischen Gitarre und Diplom an der
Musikhochschule Hamburg. Auf Tourneen mit veschiedenen südamerikanischen
Ensembles folgte er auch während des klassikgeprägten Studiums seiner
ursprünglichen Inspiration, der Musik Lateinamerikas. Als Konzertgitarrist und
Arrageur tätig im Trio Sureste-Tango, dem Orchester Nissinmann, Cuatro por
Tango und im Ensemble Soledad Berrios.
Alfons Bock entwickelte seine Musikalität in der Kindheit an diatonischer
und chromatischer Mundharmonika. Es folgten langjähriger Akkordeonunterricht,
hausmusikalische und öffentliche Spielpraxis u. a. im Wilhelmsburger
Kurorchester. Erst während dieser Zeit kam er mit einem Bandoneon in Berührung.
Im Klang und in instrumenteller Anatomie des Bandoneons fand er die autentische
Ausdrucksmöglichkeit seiner musikalischen Empfindungen. Er studierte bei Klaus
Gutjahr in Berlin und bei Daniel Binelli in Buenos Aires. Zur Zeit unterwegs
mit dem Tango-Quartett Cuatro por Tango und im Ensemble Soledad Berrios.
Anmeldung für die Veranstaltungen unter gwen.faehser@posteo.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04543-7026.
Der Horizont des KulturSommers am Kanal (KuSo) reicht 2020
weit über Waldsaum und Uferlinien der Region hinaus. Intendant Frank Düwel und
Managerin Farina Klose sind dafür im Hafen des Kontinents vor Anker gegangen.
Unter dem Motto „Europa – Bilder und Klänge“ laden sie vom 7. Juni bis 6. Juli
zu interessanten und abwechslungsreichen Landgängen ein.
„Europas Sterne funkeln über dem Kreis Herzogtum Lauenburg“, verkündete Intendant Frank Düwel auf der Messe „oohh! 2020“ in den Hamburger Messehallen. Traditionell stellte er der Öffentlichkeit dort den KuSo-Flyer mit den Veranstaltungshöhepunkten vor. Das Papier listet neun Höhepunkte des Festivals auf. Darunter befinden sich bekannte Erfolgsformate wie Beat´n´Dance, das sich dem „Young Sound of Europe“ widmet, oder das Kanu-Wander-Theater, das 2020 Shakespeares „Was ihr wollt“ spielt. Die Auftaktfeierlichkeiten steigen in Büchen. Dort werde beispielsweise eine ganze Straße in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt, so Düwel.
Darüber hinaus steht in Geesthacht unter dem Motto „Mit
Film durch die Nacht“ ein Kurzfilm-Spaziergang auf dem Programm. In der Stadt
ist zudem der Opernliefer-Service „Operando“ zu Gast. Ein weiteres Highlight
erwartet das Publikum überdies im Viehhaus Segrahn, wo Düwels Inszenierung von
„6 Tanzstunden in 6 Wochen“ zu sehen ist.
Klaus Schlie – wie Landrat Christoph Mager und Kreispräsident Meinhard Füllner bei dieser Pressekonferenz vertreten – richtete den Fokus seiner Rede zunächst auf den Tourismus. Er lobte die Zusammenarbeit der Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn in diesem Bereich. Als Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, die den KulturSommer am Kanal veranstaltet, schlug er schließlich den Bogen zur Arbeit Düwels. Wie beim Kultursommer Kulturelles mit der Natur verbunden werde, das habe einen ganz besonderen Reiz und sei weit und breit einmalig, konstatierte Schlie und ergänzte: Zum Tourismus gehöre auch „das Kulturelle“. Diese Herausforderung nehme Düwel zusammen mit den Künstlern an.
Da ist das Ding – endlich! Wochenlang haben Managerin Farina Klose und Intendant Frank Düwel im Schatten der Öffentlichkeit nach Ideen gesucht, Pläne geschmiedet und Fäden gesponnen – nun legen die beiden das erste Ergebnis ihrer Arbeit für den KulturSommer am Kanal 2020 (KuSo) in Form des obligatorischen Flyers auf den Tisch.
Stiftungsgrün auf Weiß hält das Papier unter dem KuSo-Motto
„Europa – Bilder und Klänge“ neun Highlights parat: Angefangen von der
Eröffnungsfeier am Sonnabend, 7. Juni, in Büchen, wo ab 14 Uhr zunächst ein
Fahrrad-Stationstheater auf dem Programm steht, ehe ab 17 Uhr die Besucherinnen
und Besucher rund um die Priesterkate ein kurzweiliges Beisammensein mit Musik
und Kunst erwartet.
Auf keinen Fall im Programm fehlen darf „Beat´n´Dance“ –
die elfte Auflage dieses Erfolgsformates, bei dem der Nachwuchs seiner
musikalischen Kreativität freien Lauf lässt, steigt am Sonnabend, 13. Juni, im
Rathaus Schwarzenbek. 2020 haben sich die Sängerinnen und Sänger dem „Young
Sound of Europe“ verschrieben.
„Europa erTanzen“ – ebenfalls am 13. Juni – können die
KulturSommer-Besucher im Amtsrichterhaus Schwarzenbek. Zwei Tanzmeister machen
sich auf, um mit ihren Gästen die Vielfalt des europäischen Tanzes zu
beschreiben. Dabei unterstützt werden sie von drei Musikern.
Zur Grundausstattung der europäischen Kulturszene gehörte
und gehört nach wie vor William Shakespeare. Eine vergleichbare Rolle hat
längst das Kanu-Wander-Theater für den KulturSommer inne. Da passt es doch,
dass Michelle Affolter, die erstmals Regie führt, Shakespeares „Was ihr wollt“
am Schaalseekanal inszeniert. Das Stück ist an zwei Tagen – am 12. und 13. Juni
– zu sehen.
Keinem Märchen aus 1.000 und einer Nacht, sondern dem Gründungsmythos
von Europa und Zeus widmet sich am 14. (Berkenthin) und 28. Juni (Wentorf) Anna
Malten. Es ist eine Geschichte voller Gefahren und Leidenschaft, die die
Märchenerzählerin aus Siebeneichen dem Publikum nahebringt.
Schon mal dick im Kalender anstreichen dürfen sich Freunde
des bewegten Bildes den 19. Juni: An diesem Tag verwandelt sich Geesthacht
unter dem Motto „Mit dem Film durch die Nacht“ in ein großes Open Air-Kino. An
diversen Standorten gibt es nach dem Einbruch der Dämmerung Kurzfilme von
Nachwuchsregisseuren zu sehen.
Der Nachwuchs steht auch im Mittelpunkt beim „Pegasus
Parkgeflüster“ am Sonnabend, 20. Juni. Bei einem entspannten Picknick tragen
junge Autoren und Poetry Slammer im Kurpark Mölln ihre Texte vor.
Etwas weniger gechillt dürfte es auf der Bühne des
Viehhauses Gutshof Segrahn zugehen. Frank Düwel präsentiert sich dort mit einer
Regiearbeit, in der er – ebenfalls am 20. Juni – unter dem Titel „6 Tanzstunden
in 6 Wochen“ die Geschichte der Lily Harrison erzählt. Lily ist eine Rentnerin,
die sich eine Abwechslung gönnen will und einen Tanzlehrer ins Haus bestellt. Was
folgt, ist ein Feuerwerk an Dialogen und ein Schnellkurs für Swing,Tango &
Co.
So wie Lily haben auch die Geesthachter im Rahmen des KulturSommers am Kanal die Chance, sich große Kunst servieren zu lassen. Am 27. und 28. Juni tourt mit Operando ein Lieferservice für die Oper durch die Stadt. Machen Sie es sich gemütlich und genießen Sie vom heimischen Sessel aus Ihre persönliche Vorstellung!
Anna Malten ist eine vielseitige und kreative Frau. Sie hat Grafik-Design studiert und Fähigkeiten erworben, die ihr heute noch für ihre Kunst – Anna Malten malt – von Nutzen sind. Außerdem ist sie Märchenerzählerin und seit ein paar Jahren Puppenspielerin. Zusammen mit ihrem Mann Wolf Malten, mit dem sie in Siebeneichen lebt, erweckt sie die Figuren des Wasser Marionetten Theaters zum Leben. Kulturportal-Herzogtum.de sprach mit ihr über den langen Weg zur „Bühnen“-Künstlerin.
Kulturportal-Herzogtum.de: Frau
Malten, sind Sie ein Mensch, der gerne im Rampenlicht steht?
Anna Malten: Ich habe zumindest
kein Problem damit. Ich lege es aber nicht drauf an. Ich bin ja keine
Schauspielerin. Ich spiele keine Rolle. Wenn ich etwas auf der Bühne mache,
suche ich nach der richtigen Facette in mir. Ich kann nur etwas verkörpern, was
in mir angelegt ist.
KP: In Ihrem Stück „H2Upps“
spielen Sie aber schon eine Rolle – oder?
Malten: Wolf und ich sind in dem
Stück Wolf und Anna und der Wassertropfen spricht mit mir. Ich kann mir
vorstellen, mich mit einem Wassertropfen zu unterhalten. Ich kann auch mit einem
Baum sprechen. Wenn ich mit dem Wassertropfen spreche, ist der auch für mich
da.
KP: Menschen, die Sie nicht
kennen, muss man sagen, dass Sie eher spezielle Formate des Bühnenspiels
bevorzugen. Sie erzählen Märchen und Sie betreiben mit Ihrem Mann ein Wassertheater.
Woher kommen diese besonderen Vorlieben?
Malten: Wie wird man
Märchenerzählerin? Ich glaube, dass man damit geboren wird und es eines Tages
merkt. Ich brauche dafür keine Bühne. Ich kann auch in der Fußgängerzone, in
einer Scheune oder im Café erzählen. Dass ich auf der Bühne gelandet bin, hängt
mit meiner Hochzeit zusammen. Das Wassertheater wurde vor 27 Jahren von Wolf Malten und Simone Frömming gegründet. Simones
Tod hätte das Ende des Theaters sein können, denn so etwas kann einer nicht
allein machen. Aber dann sind Wolf und ich uns begegnet und ich habe meine
Begabung, Geschichten zu erzählen, mit in das Theater eingebracht.
KP: Kommen wir noch einmal auf
die Märchenerzählerin Anna Malten zurück. Wie haben Sie gemerkt, dass das Märchenerzählen
in Ihnen schlummert?
Malten: Vor 30 Jahren habe ich die
keltischen Märchen für mich entdeckt und sie im Freundeskreis vorgelesen. Das
wurde auch sehr gut angenommen. Ich habe dann aber gemerkt: Das geht nicht. Du
guckst das Publikum gar nicht an. Eine Freundin hat mir dann den Tipp mit der
Europäischen Märchengesellschaft gegeben, die seit Jahrzehnten Märchenerzähler
ausbildet. Da habe ich vor 20 Jahren angefangen. Als ich meinem Mann begegnete,
war ich schon 15 Jahre im Geschäft.
KP: Ärgert es Sie, dass Sie das
Märchenerzählen relativ spät für sich entdeckt haben?
Malten: Nein. Man muss sein Leben
schon ein Stück weit gelebt haben, bevor man in die Märchenwelt einsteigen
kann. Märchen sind ja uralte Weisheitsgeschichten, die kann ich mit 20 so gar
nicht erfassen.
KP: Was für Märchen sind das, die
Sie erzählen?
Malten: Ich erzähle Volksmärchen,
keine Kunstmärchen. Weisheit steckt in erster Linie in Volksmärchen. Da merkt man
sofort, wenn eine Geschichte konstruiert ist. Das Volksmärchen spricht in
Archetypen, das sind alles uralte Bilder. Es ist eine alte Bildsprache, in der die
Menschheit sich wiederfindet – unabhängig von der Kultur.
KP: Sie sagten, dass Märchen
„uralte Weisheitsgeschichten“ sind. Was sind das für Weisheiten? Inwieweit
lassen sich die Märchen analysieren?
Malten: Natürlich kann man Märchen
interpretieren. Ich rate aber nicht dazu. Märchen funktionieren im
Unterbewusstsein. Man sollte ihnen nicht die Eingeweide rausholen. Dann verlieren
sie ihren Zauber. Man kann davon ausgehen, dass jedes Bild tiefere Bedeutung
hat. Das sind alles Archetypen, die über diesen Zauber funktionieren.
KP: Diese Archetypen gibt es beim
Wassertheater nicht. Wie funktioniert diese Kunstform?
Malten: Die Brücke zum Wassertheater
ist, dass wir fantastische Bilder unter Wasser zeigen – Dinge, die es
eigentlich nicht gibt. In Märchen sind ja auch fantastische Dinge möglich. Da
mache ich sie über Sprache sichtbar. Im Wassertheater mache ich es über die Figuren.
Der Effekt ist ganz ähnlich. Die Menschen tauchen wie beim Märchenerzählen ab. Ich
behaupte, die sind dann bei sich selbst.
KP: Worin liegt für Sie der Reiz
beim Wassertheater?
Malten: Es ist die Mischung. Ich muss
mich wahnsinnig konzentrieren – auf die Musik, die läuft und auf die Figuren im
Wasserbecken. Ich begleite die Figuren unter Wasser bei der Geschichte, die sie
sich erzählen. Die Geschichte haben wir uns vorher überlegt. Was die Figuren
tun, ist bei jeder Aufführung neu. Das ist nie identisch.
KP: Fiel es Ihnen leicht, sich
auf dieses Spiel einzulassen?
Malten: Ich würde es so formulieren:
Als ich die Figuren zum ersten Mal ins Wasser gehalten habe, habe ich mich auf
sie eingelassen, ihnen nichts aufgezwungen und ihnen „zugehört“. Auf diese
Weise sind neue Geschichten entstanden, die Wolf live am Flügel begleitet.
KP: Sie haben also quasi etwas
Neues kreiert?
Malten: Ja. Die Figuren, die wir aus
dem Fundus übernommen haben, stammen aus mehr als 20 Jahren Wassertheater. Die
Geschichten, die diese Figuren erzählen, habe ich leider nie gesehen, kann also
auf nichts Bekanntes zurückgreifen.
KP: Wenn Sie jemanden in eine
Ihrer Aufführungen locken wollten, was würden Sie ihm sagen?
Malten: Kommen Sie und gucken Sie!
Wir zeigen Träume in 3.000 Liter Wasser. Wir haben die Figuren und malen mit Licht
unter Wasser, ohne Drehbuch, lebendig und augenblicklich. So ist Wassertheater.
KP: Frau Malten, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.