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„Die Lebenserinnerungen des Hamburger Architekten Martin Haller“

Über „Die Lebenserinnerungen des Hamburger Architekten Martin Haller“ spricht am Donnerstag, 6. Februar, in der Otto-von-Bismarck-Stiftung (Friedrichsruh) der Historiker Dr. Claus Gossler.

Gossler, der in Wentorf zu Hause ist, habe mit den Aufzeichnungen des Mannes, der unter anderem die Laeiszhalle entwarf, „einen autobiografischen Schatz“ gehoben, heißt es in der offiziellen Ankündigung der Stiftung. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Martin Haller (1835 bis 1925) war der führende Kopf des siebenköpfigen Hamburger Rathausbaumeisterbundes. Er hat das Gesicht der Hansestadt nachhaltig geprägt. Er baute unter anderem Bankhäuser und luxuriöse Privatvillen. Seine reichen Lebenserinnerungen hielt er als Ruheständler handschriftlich in elf Kladden fest. Darin schrieb er über seine Familie, seine Schulzeit am Johanneum, seine Ausbildung in Potsdam, Berlin und vor allem Paris sowie über seine Rolle als Auftraggeber.

Anmeldungen unter Tel. 04104-97710 oder per Mail unter info@bismarck-stiftung.de.

„Die Lebenserinnerungen des Hamburger Architekten Martin Haller“, 6. Februar, Otto-von-Bismarck-Stiftung, Am Bahnhof 2, Friedrichsruh, 19.30 Uhr, freier Eintritt

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Was wird aus Kunst & Kultur im digitalen Zeitalter?

Autos, Eisenbahnen, Flugzeuge und nicht zuletzt der Computer mit seinen Möglichkeiten, Daten auszutauschen, haben dazu geführt, dass die Welt zusammengerückt ist. Im Jahr 2020 gibt es kaum noch einen Winkel, der nicht ausgeleuchtet ist oder einen Ort, von dem aus nicht rund um den Erdball kommuniziert wird.

Was bedeutet das für die Kunst, die Musik, den Tanz, das Theater, die Sprachen – die Kultur im Allgemeinen? Wenn alles enger zusammenrückt, wird sich dann auch alles immer ähnlicher? Wird der Mainstream zum unausweichlichen Weg, den alles und jede(r) nehmen muss? Kommt es womöglich noch schlimmer, dass die seit Jahrhunderten dominierende Kultur der Dinge von Bits und Bytes, von Schriftzügen und Architekturen der Algorithmen abgelöst werden, dass das Analoge auf Nimmerwiedersehen verschwindet?

Darüber möchte die Stiftung Herzogtum Lauenburg beim Kulturtalk 2020 diskutieren und hat dafür eine Reihe hochkarätiger und interessanter Gäste eingeladen. Am Montag, 27. April, nehmen im Möllner Stadthauptmannshof Christine Gerberding, Redaktionsleiterin des NDR-Kulturjournals, Astrid Schwabe, Juniorprofessorin für Public History und historisches Lernen im Sachunterricht (Europa-Universität Flensburg), der Kunsthistoriker Dr. Stefan Vöhringer sowie der Medienpädagoge Stefan Epping auf dem Podium Platz.

Wie wird das mit der Kultur der Zukunft? Wie war es früher, wie ist es heute? Da hat jeder der Gesprächsteilnehmer seinen ganz eigenen Blick drauf.

Gerberding muss als Redaktionsleiterin des NDR-Kulturjournals Altes und Neues auf dem Zettel haben, sie pendelt also zwangsläufig zwischen den Welten.

Ins digitale Ausstellungszeitalter aufgebrochen ist Juniorprofessorin Schwabe. Sie war unter anderem an der Konzeption und Entwicklung des virtuellen Museums der deutsch-dänischen Grenzregion beteiligt.

Wenn es um traditionelle Kunst und Dingliches geht, dürften dem Kunsthistoriker Dr. Vöhringer Avatare – also in digitale Daten umgewandelte Kunst – nicht reichen. Einen Tizian beispielsweise möchte er materiell in Augenschein nehmen und der Technik des Künstlers auf die Spur kommen. Für ihn wäre es ein herber Verlust, wenn das Analoge verschwände.

Für Epping wiederum ist das Digitale eine Profession. Er arbeitet als Medienpädagoge in der Stadt- und Schulbücherei Lauenburg und kümmert sich darum, dass die Menschen problemlos mit Smartphone und Co. durchs Leben kommen.

Kulturtalk, Reihe „In weiter Ferne – ganz nah!“, 27. April, Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150, Mölln, 19.30 Uhr, freier Eintritt

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/02/03/ein-abend-in-new-york-past-and-present-moelln-stadthauptmannshof/
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/02/03/lauenburg-in-alten-reiseberichten-christian-lopau-moelln/
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Vorfahrt für die Jugend

Ein Sonnenstrahl am Horizont

Unter dem Motto „Wanted: Junge Autor*inn*en“ beteiligten sich 2019 zahlreiche Kinder und Jugendliche am von der Stiftung Herzogtum Lauenburg ins Leben gerufenen Schreibwettbewerb. Bereits im April wurden die besten Beiträge ausgezeichnet. Insgesamt sieben Preisträger gab es in den Alterskategorien der Sechs- bis Elfjährigen, der Zwölf- bis 16-Jährigen und der 17- bis 23-Jährigen. Die Gewinnertexte können Sie auf Kulturportal-Herzogtum.de lesen. Nach Magdalena Franz‘ Geschichte „Die alte Schreibmaschine“, Maya Fausts „Herbstzauber“, Zoe Schreblowskis „Helenas Reise nach Atenia“, Thies Paaps Prosatext „Das Eis“, Anna Franziska Stielers „Gedanken zum Sterben“ und Jette Hübners Geschichte über „Die Sims 3 D“ folgt nun zum Abschluss Marie Schröders Erzählung „Ein Sonnenstrahl am Horizont“.

Ein Sonnenstrahl am Horizont

Als Robert die Tür öffnet und die Nachmittagssonne zum ersten Mal seit Ewigkeiten seine Haut küsst, verändern sich die Dinge grundlegend. Sanft wie eine Feder streicheln die goldenen Strahlen sein Gesicht und zupfen begierig an seinen Ärmeln. Obwohl draußen winterliche Temperaturen herrschen, wandert ein Gefühl der Wärme durch seinen Körper, fast wie die Körperwärme seiner geliebten Susi, an Abenden, als sie nach einem langen Tag gemeinsam unter der rotkarierten Baumwolldecke gekuschelt hatten. Einen zittrigen Atemzug lang stellt Robert sich vor, sie wäre hier, hätte an der Tür geklingelt, wieder und wieder, nur um ihn in eine innige Umarmung zu ziehen, ihn anzustrahlen mit ihren Grübchen und den honigweichen Augen. Er blickt in die Sonne, in ihr gleißend helles Licht und seufzt. Vielleicht ist sie dort oben, direkt in der Sonne und wartet auf ihn. Trotz der blauen Lichtpunkte, die in seinem Blickfeld tanzen, entdeckt er die Dose, die vor seiner Tür steht. Die Falten auf seiner Stirn vertiefen sich. Er bückt sich um sie aufzuheben und schnauft dabei. Er hätte die Klingel nicht so lange ignorieren sollen. Obwohl sein Körper nach den orangeroten Strahlen lechzt, geht er zurück ins Haus und schließt die Tür. Er atmet tief durch, lockert mit ungeschickten Fingern den Kragen seines muffelnden Poloshirts. Seine Augen können kaum den Türrahmen zum Wohnzimmer ausmachen. Vielleicht wäre es das Beste die Gardinen zu öffnen. Fuß vor Fuß setzend, schlängelt Robert sich durch das alte Geschirr und die Bücherstapel. Im Wohnzimmer angekommen, lässt er sich in seinen Sessel fallen. Er starrt die Dose mit wässrigen Augen an. Er fragt sich nicht, wer sie dorthin gestellt haben könnte, denn er weiß es nicht. Ihm fällt nicht ein einziger Name ein, der in Frage kommen könnte, denn die meisten dieser Namen zieren schon einen Grabstein und die anderen haben sich seit Susis Tod nicht bei ihm gemeldet. Nicht zum ersten Mal wünscht er sich, dass es andersherum gekommen wäre. Susi hätte der Welt noch so viel mehr geben können! Schließlich hebt er den Deckel an und lugt hinein. Ein köstlicher Duft steigt ihm in die Nase. Seine Nackenhaare stellen sich auf. Mit zitternden Fingern fischt er einen Zettel aus der Dose und liest:

Lieber Herr Bützlow, es tut mir sehr leid, dass mein Sohn Elijah Ihren Gartenzwerg kaputt geschossen hat. Er ist leider besessen vom Fußballspielen und als Anfänger noch nicht besonders gut. Ich habe den Zwerg zum Kleben mit nach Hause genommen. Da ich Sie nie persönlich antreffe, hoffe ich, dass Sie zumindest auf diesem Weg meine Nachricht erreicht. Mit freundlichen Grüßen, Johanna Fichtendorf (Albertastraße 8a)

Robert lässt den Zettel sinken. Ihm ist nicht aufgefallen, dass einer von Susis Gartenzwergen kaputt gegangen war, geschweige denn, dass einer fehlte, aber der betörende Geruch, der aus der Dose aufsteigt, verdrängt diesen Gedanken sowieso. Mohnkuchen! Frisch, saftig und weich im besten Fall. Er nimmt sich einen krümmelbedeckten Teller vom Tisch und beißt in den Kuchen. Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. Köstlich, würde Susi rufen, absolut köstlich und er würde ihr lautstark zustimmen. Spätestens jetzt ist ihm klar, dass er sich bei der jungen Frau Fichtendorf melden muss, ihr sagen muss, dass sie den alten Gartenzwerg nicht kleben müsse und… Ihm kommt eine weitere Idee. Er steht auf und durchsucht die Vitrinen, in denen sich allerlei Zeug ansammelt. Als er fündig wird, erstrahlt ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht. Er nimmt den Fußball mit einem Original-Autogramm von seinem Lieblingsspieler in die Hand und schaut gen Himmel. „Mein Engel, du warst ja immer der Überzeugung, dass Freundlichkeit die Menschen einander näher bringe… Bist jetzt wahrscheinlich mächtig stolz auf deinen alten Mann hier unten, dass ihm so etwas ohne dich einfällt, wa?“

Er schmunzelt und geht zur Garderobe um seine Jacke überzuziehen. Eine merkwürdige Euphorie hat ihn gepackt. Die frische Luft beflügelt ihn, während er zur Albertastraße geht. Es ist ein schöner, junger Abend. Kalt, aber klar. Vor dem Haus mit der Nummer 8a bleibt er stehen. Er drückt auf die Klingel, dann sieht er sich im Glas der Haustür. Sein Spiegelbild guckt ihn aus trüben Augen an, mustert seinen nicht gestutzten Bart, seine schlaffen Lachfalten. Er kommt sich vor wie ein Blödmann. Was hat er sich nur dabei gedacht? Er ist ein fremder, alter Mann – ein trauriger, einsamer Spinner. Wie hatte er sich nur einreden können, es sei Susi gewesen, die ihn durch die Sonne angestrahlt hatte? Die Tür öffnet sich. Johanna Fichtendorf mustert ihn mit Augen, so weich und wach wie zwei Frühlingsblumen. „Guten Abend.“, sagt sie. Ihre Stimme erinnert ihn an eine andere, eine, die er nie wieder zu hören geglaubt hatte. „Guten Abend, Frau Fichtendorf…“, nuschelt Robert in seinen grauen Bart. Er nimmt den Ball unter seinen Armen hervor und stottert. „Vielen Dank für den Kuchen… Er war… Er war köstlich. Absolut köstlich.“ Johanna scheint ein Licht aufzugehen. „Ach Herr Bützlow, richtig?“ Er nickt. „Der Gartenzwerg ist leider noch nicht geklebt. Ich hätte mich bei Ihnen gerne persönlich entschuldigt, aber Sie sind ja ein vielbeschäftigter Mann. Elijah, komm mal runter!“ Röte steigt Robert die Wangen hoch. „Ich bin eigentlich nicht viel beschäftigt…“, gibt er zu. Laut plärrend taucht ein kleiner Junge neben Johannas Beinen auf. „Da ist der kleine Übeltäter.“, lächelt sie. „Mama, wer ist das?“, fragt Elijah und streckt die Hände nach ihr aus. Sie nimmt ihn auf den Arm. „Das ist der Mann, dessen Gartenzwerg du kaputt gemacht hast. Sagst du bitte Entschuldigung?“ Robert ist es unangenehm. Er hält Elijah den Ball hin. „Ich hab dir etwas mitgebracht, weil deine Mutter mir geschrieben hat, dass du so gerne Fußball spielst.“ Die kleinen Augen beginnen zu Leuchten. Selbst, wenn er noch nichts mit dem Original-Autogramm anfangen kann, würde er sicher mehr Freude daran haben als Robert. Elijah hampelt und Johanna ist gezwungen ihn wieder runterzusetzen. Bevor er jedoch den Fußball in die Finger bekommt und damit im Haus herumschießen kann, nimmt sie den Ball entgegen. Robert beobachtet wie sie ihren Sohn anguckt, amüsiert, sanft, mit so viel Liebe in den Augen. Er und Susi – sie hätten auch so gerne Kinder gehabt! „Ich gehe dann mal w…“

Zwei Kinderarme, nicht viel stärker als Grashalme, schließen sich um seine Beine. Elijah gibt ein Lachen von sich und hüpft ins Haus zurück, während Robert wie festgefroren auf den Steinplatten stehen bleibt. Tränen füllen seine Augen. Ach Susi, denkt er, wärst du doch nur hier! Johanna beobachtet ihn. „Herr Bützlow, könnten Sie uns vielleicht unter die Arme greifen? Ich bin Schriftstellerin und könnte jemanden gebrauchen, der auf Elijah aufpasst, während ich im Arbeitszimmer schreibe… Ich meine natürlich nur, wenn Sie Zeit dafür hätten und…“ Robert blickt sie an. Er denkt an die Last auf seiner Brust, an Susi und an sein muffiges Zuhause, dass sich nicht mehr wie sein eigenes anfühlt. Er wischt sich unangenehm berührt über die Wangen. Sein Körper bebt. „Wissen Sie, Frau Fichtenberg, ich hatte noch nie für etwas mehr Zeit.“ Und so verändert ein kleiner Sonnenstrahl, das Leben von Robert, Johanna und Elijah grundlegend.

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„Archive sind die Gedächtnisse unserer Gesellschaft“

Wer Christian Lopau einen Besuch an seinem Möllner Arbeitsplatz abstatten will, muss ein wenig aufpassen, dass er nicht vom Weg abkommt. Bis zu seinem Schreibtisch sind es ein paar Treppenstufen. Das Archiv der Eulenspiegelstadt, das im Rathaus untergebracht ist, befindet sich direkt unter dem Dach. Hier geht Lopau, der in Hamburg Germanistik sowie Mittlere und Neuere Geschichte studiert und das Studium 1988 mit dem Magister-Titel abgeschlossen hat, seiner Arbeit als Archivar nach. Das Büro: zwei Glaskästen, in dem Lopau und sein Kollege Hans Werner Kuhlmann, Leiter des Fotoarchivs, ihre Büros haben. Dahinter öffnet sich der Blick auf das Archiv. Bevor er mit Kulturportal-Herzogtum.de über seine Arbeit spricht, stellt er noch schnell sein Arbeitsreich vor.

Kulturportal-Herzogtum.de: Herr Lopau, wozu braucht es eigentlich Archive?

Christian Lopau: Unser Menschsein beruht auf der Weitergabe aus Gelerntem und Wissen. Diese Weitergabe ist – erweitert durch die Schrift – zu ganz neuen Dimensionen gekommen. Archive sind die Gedächtnisse unserer Gesellschaft, einer Stadt, einer Region. Es ist wichtig, bestimmte Dinge zu dokumentieren und zu bewahren – beispielsweise für die Stadt die Stadtrechte.

KP: Sieht die Politik das genauso?

Lopau: Es gibt die gesetzliche Verpflichtung durch das Landesarchivgesetz von 1992. Da bin ich dankbar, dass wir diese Grundlage für die Kommunen und die öffentliche Hand haben. Mehr Unterstützung kann man aber immer gebrauchen. In den 80er Jahren war die Bereitschaft zweifellos größer, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. Heute stehen andere Dinge wie die Digitalisierung mehr im Fokus. Das Bewusstsein für historische Dinge schwindet.

KP: Woran machen Sie das fest?

Lopau: Es fehlt oft das Interesse, sich mit Ursachen für bestimmte Entwicklungen zu beschäftigen. Wenn die Gesellschaft Zusammenhänge aber nicht mehr erkennt, kann das Probleme für die Demokratie mit sich bringen. Ich sehe da eine wichtige Aufgabe unserer Archive: Indem sie politisches Handeln sichtbar machen, sind sie auch wichtige demokratische Institutionen. Gegenwärtig stehen andere Dinge im Vordergrund. Wir werden oft als eher als Kultureinrichtung wahrgenommen.

KP: Wie steht es denn um die strukturellen Voraussetzungen, um die Ziele eines modernen Archivwesens zu erfüllen?

Lopau: Das Möllner Archiv ist ein Provisorium. Idealerweise bräuchten wir klimatisierte Räume. Wenn wir im Sommer hohe Temperaturen haben, haben wir keine Chance das zu regeln. Das geht weiter mit der personellen Ausstattung. Gerade was die Übernahme digitaler Daten anbelangt. Diese Daten müssen auch bearbeitet werden. Das werden wir so nicht machen können. Da fehlt das Know-how. Wir denken aktuell über Verbundlösungen nach. Das Bewusstsein für die Problematik ist in Verwaltung und Politik noch nicht da. Ein großer Wunsch ist zudem, mehr Platz zu haben. Aber Platzprobleme haben fast alle Archive.

KP: Sie haben gesagt, dass Archive häufig als Kultureinrichtung auftreten. In Ihrem Falle muss man diese Aussage unterstreichen. Sie geben Vorträge, bieten Radtouren und geführte Joggingtouren an. Mit dem Klischee des Archivars, der sich in abgedunkelten Räumen um alte verstaubte Akten kümmert, hat das nichts zu tun. Kommt Ihnen diese Art der Öffentlichkeitsarbeit zugute? Stärkt das die Akzeptanz?

Lopau: Ich denke schon, dass wahrgenommen wird, dass wir als Institution da sind. Die Leute rufen beispielsweise an, wenn sie einen Nachlass auflösen oder eigene Dinge durchgucken. Oder sie schreiben eine Mail. Zudem sind die Vorträge gut besucht. Das Publikum ist da eher 50 plus. Zum Tag der Archive wenden wir uns in diesem Jahr besonders an die Schulen. Damit erreichen wir die jüngere Generation, die sieht, was das überhaupt ist – ein Archiv.

KP: Sie sind Leiter der Archivgemeinschaft Nordkreis Herzogtum Lauenburg und damit für die Stadtarchive Mölln und Ratzeburg sowie die Amtsarchive Berkenthin, Breitenfelde, Lauenburgische Seen und Sandesneben-Nusse zuständig. Wie schaffen Sie es, all die Veranstaltungen und die Anforderungen, die das Archivwesen an Sie stellt, unter einen Hut zu bringen?

Lopau: Ich überlege mir schon sehr genau, was ich machen kann. In einem Ein-Mann-Archiv mit Unterstützung von ehrenamtlichen Kräften muss man gucken, wie man zurechtkommt. Die Vermittlung und der Kontakt mit den Menschen sind mir aber eine Herzensangelegenheit und ich sehe, dass es heutzutage neue Wege braucht, zu zeigen, welche Bedeutung Geschichte hat.

KP: Ich bleibe beim Thema Zeitmanagement. Schon die Vorträge, die Sie halten müssen doch unheimlich viele Arbeitsstunden in Anspruch nehmen. 

Lopau: Das ist auch eine Sache der Erfahrung. Wenn ich ein Thema neu erarbeite, kann ich auf bestimmte Stücke zurückgreifen. Weil ich diese Arbeit schon so lange mache, ist mir die grundlegende Literatur vertraut und ich kenne Leute, die zu ganz bestimmten Themen arbeiten. Dadurch komme ich an die neuesten Aufsätze.

KP: Der Aufwand für die Öffentlichkeitsarbeit ist eine Sache. Bleibt noch die klassische Arbeit des Archivars…

Lopau: Ich bin sehr strukturiert in allem, was ich mache. Anders ließe sich das auch nicht umsetzen. Außerdem habe ich vor Ort Hilfskräfte. Ich gucke, was ich wo veranlassen muss. Man telefoniert auch mal von einem anderen Archiv aus, um etwas zu klären. Die Grundidee ist, dass die Hilfskräfte die Aufgabe mit mir absprechen und dass das dann auch funktioniert – die Sachen nicht liegen bleiben und man sie zu Ende erfolgt. Oft ist man als Archivmanager gefragt. Am Sonnabend bin ich beispielsweise zur Bürgermeisterkonferenz in Berkenthin. Da werde ich meine Archivarbeit präsentieren und den Bürgermeistern anbieten, dass ich mit ihnen die Aktenschränke durchgucke. Was wird gebraucht? Was ist doppelt vorhanden. Amtsausschussprotokolle beispielsweise – die muss man nicht in jeder Gemeinde aufheben. Was archivwürdig ist, übernehmen wir. Die Mitarbeiter müssen die Dokumente dann umheften und ich muss ein Findbuch erstellen.

KP: Wie sieht es allgemein mit der Erfassung von Dokumenten aus? Hinken Sie da hinterher?

Lopau: Wo wir ran müssen, sind aktuelle Bestände aus der Verwaltung. Wenn man einen großen Keller hat, räumt man die Sachen erstmal in einen großen Keller. Das liegt wohl in der menschlichen Natur, dass man das erstmal so wegstellt – bis es irgendwann nicht mehr geht. Die Zeit, das vernünftig zu machen, fehlt mir. Und dann fehlt mir der Platz. Zehn Regalmeter-Akten könnte ich gar nicht aus dem Keller hochholen. Hier im Haus habe ich gerade diesen Fall.

KP: Frustriert Sie das?

Lopau: Am 1. April bin ich 30 Jahre hier. Da guckt man, was hat sich verändert. Es gibt viele Sachen, wo ich sage, das ist ein Glücksfall, dass ich es so machen konnte. Es gibt aber auch Dinge, die hätte ich gerne anders.

KP: Zum Einstieg habe ich Sie nach dem Sinn des Archivwesens gefragt. Zum Schluss richte ich den Blick nach vorn und komme noch mal auf das Thema Digitalisierung zu sprechen. Wie sieht das Archiv der Zukunft aus, wenn die digitale Akte zum Standard geworden ist?

Lopau: Auf Archivtagungen bestimmt das gerade die Diskussion. Ich sehe das prinzipiell sehr positiv, weil es das Ende der hybriden Überlieferung bedeutet. Was wir jetzt haben, ist das Nebeneinander von Ablage in Papierform und digitalen Daten, die jeder auf seinen Server ablegt. Diese Daten, zukünftigen Generationen zugänglich zu machen, ist schwierig. Eine digitale Akte, die vom Einzelnen Disziplin erfordert, bietet die Chance, alles in einem Format zusammenzuführen. Da muss man sich Gedanken machen. Wie sehen die Schnittstellen aus? In welcher Form werden die Daten gespeichert? Wann sind sie für die Öffentlichkeit zugänglich? Wenn die Digitalisierung – unter Einbeziehung der Archive – richtig gemacht wird, ist sie was Gutes. Am Anfang hat man vieles eingeführt, ohne die historische Dimension in Betracht zu ziehen. Das ist auch eine Frage der Kommunikation. Der IT-ler versteht unter Archivierung etwas anderes als der Historiker oder Archivar.

KP: Herr Lopau, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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Mann mit Mission…

Es soll Menschen geben, die sich hinter ihrem Schreibtisch verschanzen, als verteidigten sie eine Burg gegen eine feindliche Übermacht. Sicher ist: Christian Lopau gehört mitnichten zu diesen Kandidaten. Er ist ein kontaktfreudiger Mann, was sich in regelmäßigen Auftritten in der Öffentlichkeit äußert.

Das passt gut in eine Zeit, wo Menschen von Kindesbeinen an darüber nachdenken, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen und dabei eine möglichst gute Figur machen. Lopau übernahm vor knapp 30 Jahren das Amt des Möllner Archivars. Er begann mit einer halben Stelle. Zuvor hatte sich ein Ehrenamtler um die historischen Zeugnisse der Stadt gekümmert.

Für Lopau war es die Chance, das Feld neu zu bestellen. Er nutzte sie. Dabei halfen ihm fachliche Kompetenz, Freude an der Sache, Weitblick und die beschriebene Offenheit. Vorträge, Rundgänge, Radtouren haben ihn zu einem in der Region bekannten Mann gemacht. Diese Verbindung zur Region findet sich mittlerweile auch in seiner Arbeitsplatzbeschreibung wieder. Seit 2009 ist er Leiter der Archivgemeinschaft Nordkreis Herzogtum Lauenburg, der die Stadtarchive Mölln und Ratzeburg sowie die Amtsarchive Berkenthin, Breitenfelde, Lauenburgische Seen und Sandesneben-Nusse angehören.

Mit seinem Amtsverständnis und seinen Auftritten unterstreicht Lopau, welche Bedeutung das Archiv für das kollektive Gedächtnis hat. Wenn wir keine Ahnung von unserer Geschichte haben, wie bitte sehr sollen wir dann das Wesen und die Funktion von Aufklärung, Pluralismus und Demokratie begreifen? Als das Römische Reich der Antike mit seiner weit entwickelten Verfasstheit und Bürokratie unterging, folgte in Europa das Mittelalter. Eine lange Epoche, die einen langen Anlauf benötigte, um etwas Vergleichbares auf die Beine zu stellen.

Was sagt das? Fortschritt hat keine Zwangsläufigkeit. Ohne kollektives Gedächtnis – und dafür stehen Archive – kann aus Fortschritt Rückschritt werden. Lopau hat das begriffen. Dementsprechend übt er seinen Beruf aus. Der studierte Historiker hat die Zeitläufte im Blick. Er hat registriert, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Geschichte in Politik und Gesellschaft geschwunden ist, dass es Zeit ist, hier gegenzusteuern. Dementsprechend möchte er, dass das Archiv nicht nur als „kulturelle Einrichtung“ wahrgenommen wird, sondern auch als „demokratische Institution“.

Diese Marschroute verfolgt er ohne Polemik, sondern so – wie es seinem Charakter entspricht. Geradlinig, korrekt, dabei freundlich und mit seinen Gesprächspartnern stets auf Augenhöhe. Ein Glücksfall für die Region.

Helge Berlinke

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Hier erklärt der Archivar

Dauernd unterwegs – das ist Christian Lopau auch im Jahr 2020. Kulturportal-Herzogtum.de hat von ihm eine Liste mit 14 Terminen bekommen. Dabei handele es sich, so der Archivar um eine Auswahl an Vorträgen, Führungen und Tagesveranstaltungen. Mit anderen Worten: Es können noch Termine hinzukommen.

Unter anderem spricht Lopau am 15. März im Rahmen der Frühjahrsversammlung des Heimatbundes und Geschichtsvereins über „Ratzeburger Straßennamen“ (15 Uhr/Ameos Seniorenwohnsitz Ratzeburg) sowie am 21. April über „Ratzeburg als Bildungsstandort“ (19 Uhr/Rathaus Ratzeburg). Am 4. Mai steht in Mölln (19.30 Uhr/Augustinum) der erste Teil seiner Vorträge „Gebäude erzählen Geschichte(n)“ auf dem Programm. Hierbei handelt es sich um eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Möllner Fotoarchiv. Von Mölln geht es wieder zurück in die Domstadt: Am 8. Mai ist sie das Ziel einer geführten Joggingtour unter dem Motto „Tatort Ratzeburg“ (18 Uhr/ab Rathaus Ratzeburg).

Darüber hinaus hält Lopau am Dienstag, 12. Mai, im Möllner Stadthauptmannshof unter dem Titel „Zu Besuch im Herzogtum. Historische Reiseberichte“ einen Vortrag. Im Mittelpunkt steht dabei James Edward Marstons „Wegweiser für Fußreisende in der Umgebung von Hamburg“. Der Vortrag gehört in die Reihe „In weiter Ferne – ganz nah!“, ein Veranstaltungseigen der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Es folgen weitere Veranstaltungen in Mölln: Am 17. Mai geht es unter dem Motto „Im Norden der Stadt“ auf eine Fahrradtour. Es folgt am 19. Mai ein „Rundgang über den Alten Friedhof“. Am 10. August gibt es in Ratzeburg die Joggingtour „Franzosenzeit“.  Am 22. August lädt Lopau zu einem „Seminar zur Kultur und Geschichte der Stadt“. Am 25. August und 12. Oktober stehen dann die Teile II und III der Vortragsreihe „Gebäude erzählen Geschichte(n)“ sowie am 20. Oktober ein „Schriftlesekurs“ auf dem Programm.

Zwischendurch ist der Archivar dann noch mal in Ratzeburg zu erleben. Dort spricht er am 26. Mai über die Ausstellung „Frühe Fotografie“, die im Kreismuseum zu sehen ist.

Von Ratzeburg aus startet am „Tag des offenen Denkmals“ (13. September) zudem eine Radtour im Amtsgebiet Lauenburgische Seen.

Weitere Infos gibt es unter christian.lopau@stadt-moelln.de.

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„Jeder investierte Euro bringt zwei Euro zurück“

Langeweile dürfte für Gitta Neemann-Güntner ein Fremdwort sein und vermutlich auch ein Graus. Wenn die Büchenerin – die von sich selbst sagt, dass sie ein „Bewegungsmensch“ sei – nicht gerade ihrem Job in der Erwachsenenbildung nachgeht, ist die „Freizeit“ oft genug verplant. Für die Sozialdemokraten sitzt sie im Kreistag, hat das Amt der Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses inne und ist obendrein stellvertretende Kreispräsidentin. Zudem ist sie Mitglied im Rat der Stiftung Herzogtum Lauenburg und dann ist da noch ihr Faible für Fernreisen, Sport und Kultur. Hinzu kommen Interview-Anfragen wie die von Kulturportal-Herzogtum.de. Wir sprachen mit ihr über ihr politisches Aufgabenfeld und den Ist-Zustand von Kultur und Kulturförderung im Kreis.

Kulturportal-Herzogtum.de: Was macht die Arbeit einer Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses im Kreis Herzogtum Lauenburg aktuell aus?

Gitta Neemann-Güntner: Die Arbeit im Ausschuss hat viele Facetten und ist sehr vielschichtig. In diesem Jahr wird die Pflege ein großes Thema für uns und im August werden wir den Kreisaktionsplan verabschieden. Da geht es um die Beteiligung von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen. Im Bildungsbereich realisieren wir zum Beispiel aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln und kümmern uns um Baumaßnahmen an unseren Förderzentren in Mölln und Geesthacht.

KP: Wie oft kommen Sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen zusammen, um solche Dinge zu besprechen?

Neemann-Güntner: Wir treffen uns alle vier Wochen und zwar immer bei unterschiedlichen Trägern und Institutionen des Kreises. Wir wollen die Arbeit vor Ort kennen lernen und ins Gespräch kommen.

KP: Kommen wir noch mal auf die inhaltliche Ausrichtung des Ausschusses zu sprechen. Soziales und Bildung sind sowohl finanziell als auch inhaltlich sehr bedeutsame Politikfelder. Wie groß ist die Gefahr, dass die Kultur da unter die Räder kommt?

Neemann-Güntner: Sehr groß. Leider ist die Kultur immer der Bereich, wo am ehesten gespart wird. In der Politik haben andere Themen Priorität. Ich sehe das anders. Jeder in die Kultur investierte Euro bringt zwei Euro zurück. Nicht kurzfristig, aber mittel- und langfristig.

KP: Eine Möglichkeit, der Kultur einen größeren Schub zu geben, wäre es, Bildung und Kultur sowie Soziales und Kultur auch mal zusammenzudenken. 

Neemann-Güntner: Das wäre wünschenswert. Aber in der Bildungspolitik haben wir als Kreis beispielsweise gar nicht die Zuständigkeit*. Allerdings werden Anträge aus dem Kultur-Bereich vom Kreis auch separat bezuschusst, zuletzt gab es bei den Haushaltsberatungen 12.000 Euro für die Galerie im Künstlerhaus Lauenburg und 10.000 Euro für das Projekt „Barlach GoYoung“*. Nicht zu vergessen sind die Mittel an die Stiftung Herzogtum Lauenburg, zuständig für die Kulturarbeit im Kreis.

KP: Ganz allgemein gefragt: Wie steht es um die Kultur im Kreis Herzogtum Lauenburg?

Neemann-Güntner: Wir sind auf einem guten Weg. Als ich 2003 in den Kreistag kam und die Stiftung Herzogtum Lauenburg die Kulturarbeit für den Kreis übernehmen sollte, sah alles nach einer sehr einspurigen Kulturpolitik aus. Darüber haben wir lange und heftig gestritten. Das Ganze hat sich allerdings im Laufe der Jahre zum Besseren gewandelt. Das Team Engelmann/Schlie*** hat die Stiftung mehr geöffnet und die inhaltliche Kulturarbeit in den Vordergrund gestellt. So gibt es mittlerweile einige Angebote für Jugendliche Veranstaltungen im Südkreis. Wir sind uns von allen Seiten in diesem Prozess  nähergekommen.

KP: Sie sehen aber noch Nachbesserungsbedarf?

Neemann-Güntner: Mir fehlen nach wie vor Angebote für junge Leute, etwas mehr als nur das Pegasus-Festival**** eben. Der Kreis-Ausschuss wird sich in diesem Jahr auch mit der Ausstattung unserer Museen beschäftigen, dabei wird moderne Technik eine Rolle spielen müssen, um auch jüngere Besucher anzusprechen. Auch die kulturelle Einbindung der Geflüchteten muss besser werden. Es gibt hier und da immer mal wieder ein Projekt, aber ohne Nachhaltigkeit, das ist sehr schade.

KP: Jenseits dieser Kritikpunkte: Was zeichnet das kulturelle Leben im Kreis aus?

Neemann-Güntner: Wenn ich im Ausland unterwegs bin, sind meine Lieblingsorte Wochenmärkte und Häfen. Das bunte Treiben, die Offenheit und die Gerüche, die man dort antrifft, sind für mich Türöffner für die Kultur eines Landes. Dazu kommt die Geschichte, Kirchen und so weiter. Wenn ich das auf unseren Kreis runterbreche, haben wir Wasser und Märkte, kulinarische Treffpunkte, Museen und Künstlerateliers, Kirchen und eine interessante Historie. Das, worauf ich im Ausland neugierig bin, treffe ich auch in unserem Kreis an. Das Problem ist nur, wenn der Besucher oder Bürger in unserem Kreis etwas sehen und erleben will, muss er viel fahren. Veranstaltungsorte wie das Viehhaus in Segrahn oder das Heubodentheater müssten besser erreichbar sein – zum Beispiel über einen kleinen E-Bus. Dadurch würde die Attraktivität von Kultur im ländlichen Raum gestärkt, zum Beispiel auch für die ältere Generation, wenn ein kleiner Kulturbus zu Verfügung stünde.

KP: Wie wichtig ist Kultur für eine Gesellschaft?

Neemann-Güntner: In einer Welt der Digitalisierung sind Kulturangebote das Salz in der Suppe. Gerade vor dem Hintergrund einer sehr oberflächlichen Betrachtung über soziale Medien halte ich eine Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur für sehr wichtig. Kunst und Kultur sind Balsam für die Seele und der Kitt der Gesellschaft. Deshalb ist es schade, dass das Interesse bei der jüngeren Generation nachlässt. Wir müssen Jugendliche stärker dazu bewegen, sich intensiver mit kulturellen Ereignissen auseinanderzusetzen.

KP: Kommen wir zu Ihnen und Ihren kulturellen Interessen. Auf Ihrer Facebook-Seite habe ich Fotos von der HipHop Academie Hamburg entdeckt. Sind Sie eine Hiphopperin?

Neemann-Güntner: Ich bewege mich sehr gerne und bin oft auf modernen, interessanten Tanzevents wie zum Beispiel nächste Woche auf Kampnagel bei „Romeo und Juliet“ von „The Rock Ballet“.

KP: Was fasziniert sie am Tanz?

Neemann-Güntner: Die Darstellung von Handlungen über Bewegung mit Musik und Fantasie. Es werden Geschichten erzählt, es gibt viele Einblicke in die Kultur eines Landes und durchaus auch Gesellschaftskritik. Die Inszenierungen können auch mal schrill sein, Hip-Hop, klassisches Ballett, Tango oder ein Musical, ich bin da sehr offen und neugierig.

KP: Frau Neemann-Güntner, ich danke für das Gespräch.

*Für die inhaltliche Ausrichtung der Schulen ist das Land Schleswig-Holstein zuständig. Der Kreis kann Baumaßnahmen unterstützen – wie aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln – oder eigenständige Kulturförderungen wie die Kreismusikschule auf den Weg bringen.

**Barlach GoYoung ist ein Projekt des Ernst Barlach Museums Ratzeburg, in dem junge Menschen Kunst entwickeln und öffentlich präsentieren. Dafür sollen Probleme der Gegenwart mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft einbezogen werden.

***Gemeint sind Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, und Wolfgang Engelmann, Vizepräsident.

****Das Pegasus-Open-Air-Festival ist eine jährlich von der Kultur-Community der Stiftung Herzogtum Lauenburg organisierte Veranstaltung, bei der diverse Musiker verschiedener Genres wie Pop, Rock oder Hiphop auftreten.

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/20/gitta-neemann-guentners-kulturtipps-2020/
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/20/schleswig-holsteins-investitionsprogramm-fuer-freie-kulturszene/
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Virtuosen im Wintersalon

Kein lauwarmes Lüftchen, sondern ein frischer Luftzug – das ist die „Kleine Kulturbrise“, für die Gwendolin Fähser bereits zum fünften Mal ihren Wintersalon (Ritzerau) öffnet. Zum Auftakt spielt dort am Sonntag, 23. Februar, das Duo „Liebertango“ Stücke von Piazolla, Mores und Co. Es folgen Auftritte von „Barocco Blue“ am 29. Februar und der Gastgeberin mit dem Jazzgitarristen James Scholfield am 1. März.

Angel Garcia Arnés und Alfons Bock bilden das Duo „Liebertango“. Im Wintersalon präsentieren sie am Sonntag, 23. Februar, ab 17 Uhr unter anderem Stücke ihres neuen Albums „Diálogos“. Der Name kann durchaus als Programm für die Live-Auftritte des Duos durchgehen. Mit Gitarre und Bandoneon entwickeln sie einen musikalischen Dialog und geben dem Tango eine eigene Note. Hinzu kommen Fingerspitzengefühl und ein Händchen für klangliche Nuancen.

Eine musikalische Begegnung der besonderen Art verspricht am Sonnabend, 29. Februar, der Auftritt von „Barocco Blue“ (Foto). Die drei Musiker lassen die Stimmen ihrer Instrumente miteinander wetteifern und nehmen die dem Barock innewohnende Einladung zur jazzigen Improvisation an. „Barocco Blue“ sind Stefan Back (Saxophon und Klarinette), Gerd Bauder (Bass) und Massoud Godemann (Gitarre, Komposition). Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Jazzige Töne sind auch am Sonntag, 1. März, im Wintersalon zu hören. Der Gitarrist James Scholfield improvisiert zu „Peter Schlemihls wundersamer Geschichte“. Scholfield zeigt dabei seine Vielschichtigkeit und die Fähigkeit, Themen aufzunehmen, zu variieren und überraschende musikalische Räume zu erschließen. Vorgetragen wird die Erzählung von Gastgeberin Gwendolin Fähser. „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ handelt von einem Mann, der seinen Schatten verkauft. Geschrieben hat das Stück der Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso im Jahr 1813. In seinem Text bringt er Romantik, Forschungsdrang und Märchenhaftes zusammen. Kooperationspartner der Veranstaltung ist die Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Der Wintersalon liegt zwischen Ritzerau und Duvensee. Er ist umgeben von Wald und Wiesen. Die exakte Anschrift ist Forstgehöft 2, 23896 Ritzerau.

Anmeldung für die Veranstaltungen unter gwen.faehser@posteo.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04543-7026.

„Liebertango“, 23. Februar, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 17 Uhr

„Barocco Blue“, 29. Februar, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 20 Uhr

James Scholfield & Gwendolin Fähser, 1. März, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 17 Uhr

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Ausstellungen

„Schluss mit lustig?“

Unter dem Titel „Schluss mit lustig?“ zeigt das Augustinum Aumühle ab Sonnabend, 18. Januar, Karikaturen zum Alter. Die Eröffnung der Schau beginnt um 9 Uhr.

Die Wirklichkeit des Alters ist vielfältig und bunt. Und doch geistern in vielen Köpfen stereotype Vorstellungen vom Alter herum. Sie reichen von absoluter Hilfsbedürftigkeit bis zu extremem Jugendwahn. Es ist also an der Zeit, differenzierte Altersbilder zu zeichnen.

Gelegenheit dazu gab es beim Karikaturenwettbewerb „Schluss mit lustig“, den das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) 2015 ausgeschrieben haben. Aufgerufen wurde dazu, sich in Karikaturen und Cartoons mit den zahlreichen Stereotypen rund um das Alter und das Altern satirisch auseinandersetzen.

Herausgekommen sind karikaturistische Blicke auf das Altern und die Unterschiede zwischen den Generationen, bei denen häufig die Verrücktheiten der schnelllebigen Zeiten mit mildem Spott bedacht werden.

Eine unabhängige Jury wählte aus insgesamt 950 Beiträgen zwölf Preisträgerinnen und Preisträger in vier Themenkategorien aus. Die aus dem Wettbewerb hervorgegangene Reihe von Ausstellungsstücken mit den Werken der Preisträger ist bis zum 16. Februar im Augustinum Aumühle zu sehen.

Schluss mit lustig?“, 18. Januar – 16. Februar, Augustinum, Mühlenweg 1, Aumühle, freier Eintritt

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Vorfahrt für die Jugend

Wortakrobat Kühn bittet zum Wettstreit

Vorhang auf für den beliebten Poetry Slam: Das von der Kultur-Community initiierte Event steigt am kommenden Freitag, 10. Januar, in der Möllner Bogarts.Bar am Delvenauweg 4. Los geht es um 19.30 Uhr.

Das Publikum darf sich auf einen Wortwettstreit mit diversen Teilnehmern freuen. Die Moderation übernimmt Michel Kühn (Assemble Art), der selbst Poetry Slammer ist. Der Wettkampf startet mit einer Vorrunde, in der jeder Teilnehmer dem Publikum einen Beitrag präsentiert. Das Casten für das Finale überstehen in der Regel zwischen drei oder vier Kandidaten. Die Entscheidung, wer das Finale erreicht, trifft eine siebenköpfige Publikumsjury. Im Finale selbst sind dann alle Zuhörer an der Entscheidung beteiligt.

Moderator Kühn ist selbst ein Slammer. 2015 hatte er den Landesmeister-Titel inne. Seine Texte reichen von satirischen Sichtweisen auf die Gesellschaft über pointierte Kurzgedichte und -geschichten bis hin zu geowissenschaftlichen Annäherungen an das Thema Liebe.

Eine Kooperation zwischen der Stiftung Herzogtum Lauenburg und der Bogarts.Bar auf Initiative der Kultur-Community der Stiftung.

Reservierung ist möglich unter Tel. 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de.

Poetry Slam, 10. Januar, Bogarts.Bar, Delvenauweg 4, Mölln, 19.30 Uhr

Foto: Uwe Lehmann