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Nördlich der A24

„Flüchtlinge kommen, um zu überleben“

Rockig fing er an und so endete er auch: Der Michaelisempfang in der St.-Petri-Kirche Ratzeburg. Zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche mit der Frage nach Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Die „Kirchenband“ sorgte für Auflockerung in dem ernsten Thema.

„Eine andere Jahreszeit ist angebrochen. In diesem Wechsel erinnert der Michaelistag am 29. September an den Erzengel Michael. Michael kämpft mit dem Drachen, so lesen wir es in der Bibel“, begrüßte Pröpstin Frauke Eiben die Besucher. Die immerwährende Auseinandersetzung mit dem Drachen stehe für das Ringen um Gut und Böse – und auch um das Ringen für Gerechtigkeit. „Michael erinnert uns an Gottes Macht über Kälte und Unbarmherzigkeit, an seine Wegbegleitung und ruft uns die guten Mächte in den Blick. Auch die guten Kräfte in jedem von uns“.

Dass es ohne Gerechtigkeit in unserer Welt nicht gehe, ist sich Pröpstin Eiben sicher: „Gerechtigkeit ist ein Grundwort der christlich-jüdischen Tradition. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bücher der Bibel. Sie ist Geschenk Gottes an seine Menschen, sie ist Weisung und Maßstab für unser Denken und Handeln, sie ist Ziel und Inhalt der Predigt Jesu und ruft uns auf zu bedenken, wie wir einander gerecht werden“. Die Pröpstin zitierte den Theologen Gerhard von Rad: „Es gibt im Alten Testament keinen Begriff von so zentraler Bedeutung schlechthin für alle Lebensbeziehungen des Menschen wie den der Gerechtigkeit. Er ist der Maßstab nicht nur für das Verhältnis des Menschen zu Gott, sondern auch für das Verhältnis der Menschen untereinander bis hin zur belanglosesten Streiterei, ja auch für das Verhältnis des Menschen zu den Tieren und zu seiner naturhaften Umwelt“.

„Für mich eine wunderbare Definition. Wo immer die Beziehungen in eine Schieflage geraten sind: zu anderen Menschen, zur Mitwelt, zur Gemeinschaft, zu mir selbst und zu Gott kommt es darauf an, darum zu ringen, dass es wieder richtig wird. Und ich vermute, sie teilen meine Sorgen, dass es in unserem Land und in unserer Welt eine ganze Reihe von Beziehungen gibt, die in Schieflage geraten sind“, so Frauke Eiben. Mit St. Michael müsse es darum gehen, gegen die Drachen der Zeit Angst, Neid, ungebremstes Mehr-haben-wollen, Hass und Fremdenfeindlichkeit zu kämpfen“. Auch in Beziehungen sei ein eine lebenslange Aufgabe, an der Gerechtigkeit zu arbeiten.

Mit Uta Röpcke, Flüchtlingskoordinatorin im Kreis Herzogtum Lauenburg, Professor Dr. Frank Rose, Leiter des Amtsgerichtes in Ratzeburg, Dirk Petersen, Bürgermeister in Wentorf und Frank Tews, Mitarbeiter der Schuldnerberatung im Diakonischen Werk Herzogtum Lauenburg, ging die Pröpstin in eine Diskussion über Gerechtigkeit. „Fünfzehn Prozent der Weltbevölkerung haben nicht genug zu essen“, so Uta Röpcke. Flüchtlinge würden aus einem einfachen Grund nach Deutschland oder Europa kommen: Um zu überleben. „Um sie besser zu integrieren, muss aber noch viel geschehen – politisch wie gesellschaftlich“. Frank Rose sprach darüber, wie Juristen der Gerechtigkeit im Alltag ihren Weg bahnen können: „Dafür legen wir einen Eid ab“. Doch auch sie stoßen in der Praxis an ihre Grenzen. Dass auch Kommunen sich an Gerechtigkeit beteiligen können, berichtete Dirk Petersen: „Wir wollen eine Fairtown-Gemeinde werden und damit einen kleinen Beitrag für die Gerechtigkeit in der Welt leisten“.

„Ich verzeichne pro Jahr rund eintausend überschuldete Ratsuchende“, so Frank Tews. Das seien zehn Prozent der der Einwohner im Kreis. Er verwies darauf, dass ökonomische Gerechtigkeit oft von der Bildung abhänge. So habe er aktuell einen Fall, in dem ein dreijähriges Kind der Kita-Platz gekündigt wurde – die Eltern können das Geld nicht bezahlen. „Diesem Kind wird vom Beginn seines Lebens die Armut weitergeben“.

Dass in Gesellschaft, Staat und Kirche noch einige Anstrengungen nötig sind, um mehr Gerechtigkeit zu schaffen, waren sich die Diskutierenden einig.

 

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Vorfahrt für die Jugend

Schneiden, basteln, hämmern und sägen

Die Ferienaktivitäten im und am „Pavillon“ an der Schlosswiese gehen weiter. Nach dem „Markt der (Un)Möglichkeiten“ im Sommer veranstaltet die Stadtjugendpflege Ratzeburg vom 1. Oktober bis 12. Oktober eine Ferienwerkstatt. Eine Anmeldung ist nur am Freitag, 5. Oktober erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Im Vordergrund steht montags bis freitags jeweils zwischen 14 und 17 Uhr das Basteln und Werken. Das Motto lautet „Alles fliegt“. Los geht es am Montag, 1. Oktober, um 14 mit dem Angebot „Bau von Nistkästen und Vogelhäusern“. Es stehen verschiedene Modelle zur Auswahl, je nach Erfahrungen im Umgang mit Werkzeugen. Damit alle Teilnehmer auch ihr Werk fertigstellen können wird das Angebot am Dienstag, 2. Oktober fortgesetzt. Ein Neueinstieg am Dienstag ist nicht möglich.

Die „Drachen“ sind am Donnerstag, 4. Oktober und Montag 10. Oktober los. Aus verschiedenen Materialien werden einfache Drachen gebaut und Natürlich auch ausprobiert. Das Angebot reicht vom gefalteten Papierdrachen bis hin zu Drachen aus dem modernen „Tyvek“, das sich hervorragend farblich gestalten lässt. Auch dieses Angebot geht über zwei Tage und ebenfalls ist ein Einstieg am zweiten Tag nicht möglich.

Eine „digitale Stadtrallye“ findet am Freitag, 5. Oktober statt. Die gute alte Schnitzeljagd machen wir heute digital. Die App „Action Bound“ führt durch Ratzeburg und stellt Fragen und Aufgaben. Voraussetzung für die Teilnahme ist Android-Handy oder Tablet auf dem die App „Action Bound“ bereits installiert ist. Das Angebot richtet sich an Junge Menschen ab zwölf Jahren und eine Anmeldung unter brandt@ratzeburg.de ist für eine bessere Planung erforderlich. Start der digitalen Rallye ist um 14 Uhr am „Pavillon“.

Am Dienstag, 9. Oktober, und Mittwoch, 10. Oktober, wird ein toller Balsa-Gleiter gebaut und gestaltet. Auch dies ist ein zweitägiges Angebot. Erforderliche Arbeiten sind Schneiden, Sägen, Kleben, und dann das Austrimmen. Das Angebot richtet sich an Kinder ab 8 Jahren. Beginn ist an beiden Tagen um 14 Uhr.

Einen spannenden Wettkampf um tolle Preise findet am Donnerstag, 11. Oktober statt. Das große „Cornhole-Herbst-Turnier“ beginnt um 14 Uhr. Es können Einzelspieler oder Zweierteams teilnehmen. Eine Anmeldung wäre für die vorbereitende Planung von Vorteil, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Conhole ist ein Wurfspiel mit einfachen Regeln und sofort spielbar. Es sind keine besonderen Fähigkeiten erforderlich.

Sollte das Wetter nicht mitspielen, werden im „Pavillon“ andere tolle Spiele Angeboten.

Ein Ferienprogramm geht auch mal zu Ende. So ist es auch mit dem Herbstferienprogramm der Stadtjugendpflege Ratzeburg. Zum Abschluss wird nochmals gespielt und gebastelt, eine gemütliche Klönrunde bei „Kakao & Kuchen“ und einem Besuch eines Gastes klingt das Ferienprogramm aus. Der Gast zum Ende des Ferienprogramms ist kein geringerer als „Rainer Zufall“ ein Close-Up-Zauberer. Ein Close-Up-Zauberer kreiert mittendrin, ganz nah am Publikum eine magische Atmosphäre. Taschenspielertricks und visuelle Zauberei, direkt vor den Augen und sogar in den Händen der Zuschauer, versprechen Spaß und Spannung.

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Nördlich der A24

„Es braucht mehr Kontakt und mehr Begegnungen“

Während die Öffentlichkeit seit Wochen und Monaten über Abschiebungen und eine härtere Gangart in der Flüchtlingspolitik diskutiert, bemühen sich landauf, landab Menschen um die Integration von Mitbürgern mit Migrationshintergrund. Die Debatte hat deren Arbeit nicht leichter gemacht, wie Uta Röpcke, Flüchtlingskoordinatorin für den Kreis Herzogtum Lauenburg, im Interview mit Kulturportal-Herzogtum.de zu berichten weiß.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Röpcke, wie schwierig ist Ihr Job angesichts von Ablehnung und zum Teil sogar Feindseligkeit gegenüber Flüchtlingen, die wir seit geraumer Zeit erleben?

Uta Röpcke: Wir als Kreisverwaltung kriegen da gar nicht so viel ab. Das Ehrenamt kriegt es ab. Dabei nimmt die Bereitschaft, sich zu engagieren, ohnehin ab. Diese Stimmungslage trägt natürlich nicht gerade dazu bei, das umzukehren. 2015/2016 zu ‚Wir-schaffen-das-Zeiten‘ war noch alles toll. Heute muss sich das Ehrenamt mit der Frage auseinandersetzen, warum tust du dir das an?

KP: Haben Sie konkrete Beispiele?

Röpcke: Ein Thema ist der Wohnraum. Viele Flüchtlinge im Kreis sind als Obdachlose untergebracht. Das Ehrenamt hilft diesen Menschen bei der Wohnungssuche. Denen wird dann gesagt: Wenn Sie für einen Flüchtling fragen wollen, rufen Sie mich bitte nicht mehr an. Da gibt es klare Diskriminierungstendenzen.

KP: Liegt das an den Vorurteilen der Leute?

Röpcke: Das ist schwer zu beurteilen. Vielleicht hat da mal jemand schlechte Erfahrungen gemacht. Man kann auch schlechte Erfahrungen mit anderen Mietern machen. Bei Flüchtlingen lässt sich das aber viel leichter verallgemeinern. Aus einer negativen Einzelerfahrung bildet sich ein Vorurteil.

KP: Was kann man dagegen tun?

Röpcke: Ich glaube, dass es noch viel mehr Gelegenheiten zum Kontakt braucht. Im Alltag, aber auch wenn es darum geht, zusammen etwas auf die Beine zu stellen und zu feiern. Derzeit kann man leider beobachten, dass Gruppen von Flüchtlingen unter sich bleiben – beispielsweise in Geesthacht in der Mercatorstraße oder am Südring Wentorf. Früher gab es noch mehr Patenschaften – Leute, die mit den Flüchtlingen mal zum Schwimmen oder mal zum Einkaufen gehen.

KP: Wie will der Kreis diesem Negativtrend begegnen?

Röpcke: Wir arbeiten derzeit an einem Integrations- und Teilhabekonzept. Was können wir als Landkreis tun? Was haben wir für eine Haltung in der Sache? Wie kriegen wir unser Leitbild am besten umgesetzt? Welche Ziele setzen wir uns für die lokale Ebene in Zusammenarbeit mit den Städten und Ämtern?

KP: Jenseits solch grundsätzlicher Zielvereinbarungen – was geschieht aktuell?

Röpcke: Wir haben uns am Veranstaltungsflyer „Interkulturelle Begegnungen“ im Kreis Herzogtum Lauenburg 2018 beteiligt. Kreisweit haben wir uns darauf verständigt, dass statt eines großen Willkommensfestes diverse Begegnungsfeste auf lokaler Ebene stattfinden. In den Kommunen sind schließlich die Leute – die Sprach- und Kulturmittlerinnen und -mittler. Da gibt es Literatur, Musik, Essen und Tanz. Wir veranstalten im November die Regionalkonferenz ‚So geht Integration!‘ mit einigen Positivbeispielen aus unserem Kreis. Sie erzählen ihre Fluchtgeschichte, wie sie hier angekommen sind, welche Hürden sie nehmen mussten. Auf diese Weise bekommen die Geflüchteten ein Gesicht.

KP: Demnächst steht ja auch bundesweit die „Interkulturelle Woche“ an. Sind Sie da auch mitbeteiligt?

Röpcke: Wir zeigen in der Kreisverwaltung die Ausstellung „Menschen – Feste – Schicksale“, die am 29. August eröffnet und auch während der „Interkulturellen Woche“ zu sehen sein wird.

KP: Wie kam es zu der Ausstellung?

Röpcke: Auf die Ausstellung sind wir aufmerksam geworden, weil die Diakonie Norderstedt sie gezeigt hat. Die Schau zeigt, wie emotional Feste und Traditionen verankert sind. Sie gibt aber auch Anknüpfpunkte, emotionale Bezüge zu schaffen, die sich teilen lassen.

KP: Wir haben jetzt mehrmals das Wort „interkulturell“ verwendet. Was bedeutet Interkulturalität überhaupt?

Röpcke: Ich tue mich schwer mit dem Begriff. Pragmatisch betrachtet meint er die Begegnung zwischen der einen und der anderen Kultur. Aber eine Kultur ist für mich immer nur ein Modell, das in seiner Reinform gar nicht existiert. Ich gehe da lieber vom Individuum aus. Menschen haben unterschiedliche Erfahrungshorizonte. Eine als homogen verstandene Kultur kann dagegen zu Vorurteilen führen.

KP: Frau Röpcke, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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Ausstellungen

„Brustkrebs – gemeinsam stark“

Für Melina Waliczeks Fotoprojekt trafen sich vor einem Jahr 18 Brustkrebs-Patientinnen für ein Fotoshooting. Ausgewählte Porträts dieser Aktion sind sechs Wochen lang im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg zu sehen. Die Vernissage im Glasgang des Reha Klinikums beginnt am Donnerstag, 6. September um 18.15 Uhr.

Im Rahmen des ganztägigen Fotoshootings vor rund einem Jahr entstanden nicht nur beeindruckende Frauenporträts. Es veränderte sich auch die Selbstwahrnehmung der Frauen in der Auseinandersetzung mit ihrem Körper und im Erleben dieses außergewöhnlichen Tages, der für die damals 18-jährige Fotografin ebenso unvergessen bleibt.

Zur Ausstellungseröffnung schildern Melina Waliczek und zwei ihrer damaligen Fotomodels ihre Eindrücke und sprechen darüber, was die Erlebnisse ausgelöst haben. Dr. Jan Schmielau, Chefarzt des AMEOS Reha Klinikums Ratzeburg, und die Psychoonkologin Angelika von Aufseß beschreiben, auf welche Weise eine Rehabilitation Brustkrebspatientinnen bei der Verarbeitung und Bewältigung der Krankheitsfolgen unterstützen kann. Anschließend gibt es noch die Gelegenheit zum Austausch mit der Fotografin und den beiden Teilnehmerinnen.

Foto: AMEOS

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Nördlich der A24

Schmöker über das Landleben

Für die Recherchen seines Buches „Gute Qualität muss wachsen“ ist Rainer Wiedemann viel unterwegs gewesen. Er hat Höfe im Norden und Süden Schleswig-Holsteins besucht. Er hat sich Richtung Osten und Richtung Westen auf den Weg gemacht. Herausgekommen ist ein 256 Seiten umfassender Schmöker mit Bildern und Texten.

Geschichte und die Geschichten diverser Bauern finden sich darin. Bio-Landwirte sind ebenso vertreten wie auch herkömmliche Landwirte. Es tauchen Menschen wie der 1983 in Pforzheim geborene Philipp Hennig auf, die Landwirtschaft in einer Hofgemeinschaft betreiben oder der Ruheständler Martin Störtenbeker, der auf der Insel Fehmarn einen Hof führte. Ein Hof mit Tradition. Die Familie ist nachweislich bereits seit rund 200 Jahren auf der Insel vertreten. Martin Störtenbeker, Jahrgang 1939, hat den Zweiten Weltkrieg als Kleinkind miterlebt. Er erinnert sich, wie seine Mutter nach dem Tod ihres Mannes ab 1944 die Geschicke des Hofes übernahm und bis in die 60er Jahre hinein nicht mehr abgab.

Manche von seinen Interviewpartnern seien „froh“ über seinen Besuch gewesen, sagt Rainer Wiedemann rückblickend. Es habe sie gefreut, dass ihnen da plötzlich jemand gegenübersaß, der ihre Familiengeschichte aufschrieb. Umgekehrt habe es auch Leute gegeben, die froh gewesen seien, wenn er wieder weg war.

Wiedemanns oberste Maxime für die Interviews war, seine Gesprächspartner „nicht zu bedrängen“. Auf diese Weise hätten sie „alle freisprechen können“. Bei der Wiedergabe der Interviews habe er sich bemüht, alles „so sachlich wie möglich festzuhalten“. So hätten seine Gesprächspartner freisprechen und missliebige Bemerkungen aus dem Manuskript streichen können. Dies sei in der Regel aber kaum geschehen, so Wiedmann.

„Gute Qualität muss wachsen“ ist 2017 im Wachholtz-Verlag erschienen und hat die ISBN-Nummer 978-3-529-05190-6.

Im Möllner Stadthauptmannshof zeigt Rainer Wiedemann derzeit seine gleichnamige Ausstellung „Gute Qualität muss wachsen“, die noch bis einschließlich 7. Oktober jeweils sonnabends und sonntags in der Zeit von 11 bis 16 Uhr zugänglich ist. Der Eintritt ist frei. Zudem bietet Rainer Wiedemann am 7. Oktober um 14 Uhr eine Führung an.

Mehr Infos über Rainer Wiedemann und seine Ausstellung:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/die-bauern-haben-mir-nicht-mal-milch-verkauft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/gute-qualitaet-muss-wachsen/

 

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„Gute Qualität muss wachsen“

Die Debatten um Massentierhaltung, Glyphosat und Gentechnik zeigen: Landwirte und Verbraucher haben sich weit voneinander entfernt und sich außer gegenseitige Vorhaltungen nicht viel zu sagen. Ein untragbarer Zustand. Schließlich brauchen beide Seiten einander. Ein erster Schritt aus der Beziehungskrise wäre, wenn die Beteiligten aufeinander zugehen und das Gespräch suchen würden. Gelegenheit dazu gibt die Ausstellung „Gute Qualität muss wachsen – Landleben in Schleswig-Holstein damals und heute“, die noch bis Sonntag, 7. Oktober, im Möllner Stadthauptmannshof zu sehen ist. Der ehemalige Kunsterzieher Rainer Wiedemann aus Lübeck-Kronsforde widmet sich darin der Entwicklung der Landwirtschaft sowie dem Arbeitsalltag der Bauern.

Seine Fotografien hat Wiedemann mit erklärenden Texten versehen. Themen sind neben der herkömmlichen Landwirtschaft auch der Ökolandbau und die Ökoviehhaltung. Zudem geht sein Blick zurück bis in die Kriegszeit. Wie wurden damals die Felder bestellt? Welche Hilfsmittel gab es? Wie stand es um die Tierhaltung? Außerdem zeichnet er die Arbeit der Bauern im Zyklus der Jahreszeiten nach. Ergänzt wird die Ausstellung von Leihgaben des Museums „Vergessene Arbeit“ in Steinhorst, das von der Bezirksgruppe Steinhorst-Sandesneben im Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg betrieben wird.

Die Ausstellung ist jeweils sonnabends und sonntags in der Zeit von 11 bis 16 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist frei. Zudem bietet Rainer Wiedemann am 7. Oktober eine Führung an. Gestartet wird um 14 Uhr.

Infos über Rainer Wiedemann und über seine Arbeit:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/die-bauern-haben-mir-nicht-mal-milch-verkauft/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/24/schmoeker-ueber-das-landleben/

 

 

 

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Vorfahrt für die Jugend

Mit den Kids ran an die größten Hits

„Sing man to“ heißt es am Sonntag, 28. Oktober, in der Möllner St. Nicolai-Kirche. Kantor Thimo Neumann lädt zusammen mit dem Jugendchor zu einem offenen Singen ein. Ob Jung oder Alt, ob Groß oder Klein – wer Lust hat, seine Stimme erklingen zu lassen, ist herzlich willkommen. Los geht es um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

„Alle singen gemeinsam“, stellt Thimo Neumann klar. Bange machen gilt also nicht. Zumal das Liedrepertoire die Sache ziemlich einfach macht. Gesungen werden Songs aus den Hitparaden sowie Evergreens der Beatles.

Wer sich dennoch nicht durchringen kann, mitzusingen, ist auch als Zuhörer willkommen.

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Nördlich der A24

Ein Hauch von Blues im Lämmerhof

Alle Wege führen in den Lämmerhof (Mannhagen): In den kommenden Wochen machen sich diverse Vertreter der Singer-Songwriter-Szene dorthin auf. Die „Stalltournee“ startet am Freitag, 28. September, mit dem Auftritt des bluesorientierten Dänen Tim Lothar. Lothar heimste für seine Musik bereits mehrfach Preise ein. Ein weiterer Höhepunkt steht am 10. November an, wenn Mathew James White die Bühne betritt.

Eine Gitarre, eine starke Stimme und sehr persönliche Songs in einer Intensität, die atemlos macht – damit packt Tim Lothar sein Publikum.

Tim Lothar, aufgewachsen in Kanada, spielt in Clubs und auf Festivals in ganz Europa. Als Solokünstler präsentiert er fast ausschließlich eigene Songs. Eigene Erlebnisse und beobachtete Begebenheiten liefern ihm jede Menge Material.

Sein erstes Album erhielt weltweit beste Kritiken. Für das zweite Album bekam Tim Lothar zwei der wichtigsten dänischen Preise. Im Lämmerhof präsentiert er sein neuestes Album.

„Wir freuen uns riesig, dass wir so tolle Musiker wie Tim Lothar dafür gewinnen konnten, in den Lämmerhof zu kommen, fiebert Veranstalter Christian Brüggemann dem Auftakt der „Stalltournee“ entgegen.

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Aus der Stiftung

„Kulturbetrieb neue Impulse gegeben“

Die Stadt Husum hat Frank Düwel mit dem Storm-Preis 2018 ausgezeichnet. Laudator Christian Demandt, Geschäftsführer des Storm-Zentrums, würdigte die besondere Arbeitsweise des 55-Jährigen Regisseurs. Er verstehe es die verschiedensten Menschen – Laien und Profis – für Theaterprojekte wie den „Schimmelreiter“ zusammenzubringen und zu außergewöhnlichen Leistungen anzutreiben.

In seiner Rede berichtete Demandt auch von Düwels besonderem Verhältnis zu Theodor Storm. Der Preisträger, der in Meldorf aufwuchs, fand als Jugendlicher in der Welt um ihn herum „so ziemlich alles bescheuert“. Deshalb sei er häufig zum Deich hinausgelaufen, um seine Wut ins Meer hinauszuschreien. Erst durch die Lektüre von Storms Novelle „Der Schimmelreiter“ habe er gemerkt: „Ich bin nicht allein.“

Lob für Düwel gab es auch von Lauenburgs Kreispräsidenten Meinhard Füllner: Die Auszeichnung mit dem Theodor-Storm-Preis sei „hochverdient“. Düwel habe – wie auch bei seiner Arbeit als Intendant des KulturSommers am Kanal – „dem Kulturbetrieb neue Impulse gegeben“. Er verstehe es, „verstaubte Literatur in neue Dimensionen zu führen und damit auch jüngeren Generationen Zugang zu verschaffen“.

Regisseur Düwel hatte 2017 anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers das Stück „Storm – das Meer – die Geister – Du“ mit zwei Laiendarstellergruppen in Hamburg und Husum aufgeführt. Weiter zurück liegt die dreiteilige Schimmelreiter-Inszenierung (2013-2015). In diesem Jahr hat er das Stück „John Riew“ inszeniert.

Bei der Preisverleihung im Alten Gymnasium (Husum) waren neben Laudator Demandt und Kreispräsident Füllner auch Husums Bürgermeister Uwe Schmitz, Bürgervorsteher Martin Kindl, Landtagspräsident Klaus Schlie sowie Wolfgang Engelmann, Vizepräsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, zugegen.

Foto: Stadt Husum

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Aus der Stiftung

Exkursionen in die Vergangenheit

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – 2019 jährt sich zum 1.100 Mal die Geburtsstunde der ottonischen Zeit. Anlässlich dieses Jubiläums laden die Stiftung Herzogtum Lauenburg und der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg zu Vorträgen und Exkursionen unter der Federführung des Experten Lothar Obst. Zum Auftakt der Reihe „1.100 Jahre Ottonen (919 – 2019): Als Norddeutschland zum Zentrum des Reiches wurde“ spricht der 61-Jährige am Donnerstag, 27. September, um 19.30 Uhr im Möllner Stadthauptmannshof über „Otto der Große und seine Bedeutung“. Weiter geht es am 29. November mit dem Vortrag „Theophanu, Ottos Kaiserin“, ebenfalls um 19.30 Uhr im Stadthauptmannshof.

Darüber hinaus sind drei Exkursionen geplant, in der das Wirken der Ottonen veranschaulicht werden soll. Eine mehrtägige Tour führt zur Wiege des Reiches nach Quedlingburg und Gernrode, wo Heinrich I. (919-936) zu Hause war. Darüber hinaus ist ein Besuch Magdeburgs geplant, wo Otto der Große (936-973), an der Erneuerung des römischen Imperiums arbeitete. Überdies geht es nach Hildesheim, zu den „Ottonischen Gottesburgen“. Bei diesem Ausflug stehen Otto II. und III. (973-1002) sowie die Bernwardinische Kunst im Fokus.

Zeugnisse dieser Kunst finden sich in Hildesheim, das heute das kulturelle Zentrum zwischen Harz und Heide, Weser und Elbe ist. Der Anfang der Stadtgeschichte ist untrennbar mit dem bischöflichen Krummstab verbunden. Erst der Bischofssitz ermöglicht das Entstehen einer Stadtgemeinde. In seiner Obhut siedeln Ritterschaft, Handwerker und Kaufleute. Am Schnittpunkt uralter Handelswege gründet 815 der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, das neue Bistum auf dem Domhügel.

Keine 200 Jahre später prägt Bernward, Spross eines sächsischen Grafen-geschlechtes, ein Mann von außergewöhnlicher Begabung, enger Freund und Berater Kaiser Ottos II. und dessen Ehefrau Theophanu und Erzieher von deren Sohn Kaiser Ottos III. als Hildesheimer Bischof von 993 bis 1022 eine kunstvolle Ära in Sachsen. Bernwardinische Kunst durchdringt die Schlussepoche der sächsischen Ottonen nach der Jahrtausendwende.

Die Architektur dieser Zeit bringt die sogenannten „ottonischen Gottesburgen“ hervor – das sind in Stein aufgerichtete Monumentalbauten mit wuchtigen Mitteltürmen über den klar ausgeschiedenen Vierungen, Treppentürmen an den Flanken der Querschiffe, zumeist doppelchörig als architektonischer Ausdruck der bipolaren Einheit von Kirche und Staat. „Bollwerke Gottes“ hat man diese geschlossenen Mauermassen des Steinbaus auch genannt, die architektonisch mehr einer Wehrburg denn einem Sakralbau gleichen. Drei mächtige deutsche Kaiser geben dieser Zeit ihren Namen, die als „Ottonik“ der Romanik in Deutschland unmittelbar vorangeht. St. Michael in Hildesheim ist das bedeutendste Bauwerk dieser Epoche, die vieles, was vordem aus der Antike übernommen worden war, von Grund auf und mannigfaltig bewegt und umgeformt hat.

Weitere Infos zur Ottonen-Reihe und zum Mittelalter:

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/10/zeit-der-grundsatzentscheidungen/

https://kulturportal-herzogtum.de/2018/09/10/von-wegen-finster/