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Mann mit Mission…

Es soll Menschen geben, die sich hinter ihrem Schreibtisch verschanzen, als verteidigten sie eine Burg gegen eine feindliche Übermacht. Sicher ist: Christian Lopau gehört mitnichten zu diesen Kandidaten. Er ist ein kontaktfreudiger Mann, was sich in regelmäßigen Auftritten in der Öffentlichkeit äußert.

Das passt gut in eine Zeit, wo Menschen von Kindesbeinen an darüber nachdenken, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen und dabei eine möglichst gute Figur machen. Lopau übernahm vor knapp 30 Jahren das Amt des Möllner Archivars. Er begann mit einer halben Stelle. Zuvor hatte sich ein Ehrenamtler um die historischen Zeugnisse der Stadt gekümmert.

Für Lopau war es die Chance, das Feld neu zu bestellen. Er nutzte sie. Dabei halfen ihm fachliche Kompetenz, Freude an der Sache, Weitblick und die beschriebene Offenheit. Vorträge, Rundgänge, Radtouren haben ihn zu einem in der Region bekannten Mann gemacht. Diese Verbindung zur Region findet sich mittlerweile auch in seiner Arbeitsplatzbeschreibung wieder. Seit 2009 ist er Leiter der Archivgemeinschaft Nordkreis Herzogtum Lauenburg, der die Stadtarchive Mölln und Ratzeburg sowie die Amtsarchive Berkenthin, Breitenfelde, Lauenburgische Seen und Sandesneben-Nusse angehören.

Mit seinem Amtsverständnis und seinen Auftritten unterstreicht Lopau, welche Bedeutung das Archiv für das kollektive Gedächtnis hat. Wenn wir keine Ahnung von unserer Geschichte haben, wie bitte sehr sollen wir dann das Wesen und die Funktion von Aufklärung, Pluralismus und Demokratie begreifen? Als das Römische Reich der Antike mit seiner weit entwickelten Verfasstheit und Bürokratie unterging, folgte in Europa das Mittelalter. Eine lange Epoche, die einen langen Anlauf benötigte, um etwas Vergleichbares auf die Beine zu stellen.

Was sagt das? Fortschritt hat keine Zwangsläufigkeit. Ohne kollektives Gedächtnis – und dafür stehen Archive – kann aus Fortschritt Rückschritt werden. Lopau hat das begriffen. Dementsprechend übt er seinen Beruf aus. Der studierte Historiker hat die Zeitläufte im Blick. Er hat registriert, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Geschichte in Politik und Gesellschaft geschwunden ist, dass es Zeit ist, hier gegenzusteuern. Dementsprechend möchte er, dass das Archiv nicht nur als „kulturelle Einrichtung“ wahrgenommen wird, sondern auch als „demokratische Institution“.

Diese Marschroute verfolgt er ohne Polemik, sondern so – wie es seinem Charakter entspricht. Geradlinig, korrekt, dabei freundlich und mit seinen Gesprächspartnern stets auf Augenhöhe. Ein Glücksfall für die Region.

Helge Berlinke

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Hier erklärt der Archivar

Dauernd unterwegs – das ist Christian Lopau auch im Jahr 2020. Kulturportal-Herzogtum.de hat von ihm eine Liste mit 14 Terminen bekommen. Dabei handele es sich, so der Archivar um eine Auswahl an Vorträgen, Führungen und Tagesveranstaltungen. Mit anderen Worten: Es können noch Termine hinzukommen.

Unter anderem spricht Lopau am 15. März im Rahmen der Frühjahrsversammlung des Heimatbundes und Geschichtsvereins über „Ratzeburger Straßennamen“ (15 Uhr/Ameos Seniorenwohnsitz Ratzeburg) sowie am 21. April über „Ratzeburg als Bildungsstandort“ (19 Uhr/Rathaus Ratzeburg). Am 4. Mai steht in Mölln (19.30 Uhr/Augustinum) der erste Teil seiner Vorträge „Gebäude erzählen Geschichte(n)“ auf dem Programm. Hierbei handelt es sich um eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Möllner Fotoarchiv. Von Mölln geht es wieder zurück in die Domstadt: Am 8. Mai ist sie das Ziel einer geführten Joggingtour unter dem Motto „Tatort Ratzeburg“ (18 Uhr/ab Rathaus Ratzeburg).

Darüber hinaus hält Lopau am Dienstag, 12. Mai, im Möllner Stadthauptmannshof unter dem Titel „Zu Besuch im Herzogtum. Historische Reiseberichte“ einen Vortrag. Im Mittelpunkt steht dabei James Edward Marstons „Wegweiser für Fußreisende in der Umgebung von Hamburg“. Der Vortrag gehört in die Reihe „In weiter Ferne – ganz nah!“, ein Veranstaltungseigen der Stiftung Herzogtum Lauenburg. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Es folgen weitere Veranstaltungen in Mölln: Am 17. Mai geht es unter dem Motto „Im Norden der Stadt“ auf eine Fahrradtour. Es folgt am 19. Mai ein „Rundgang über den Alten Friedhof“. Am 10. August gibt es in Ratzeburg die Joggingtour „Franzosenzeit“.  Am 22. August lädt Lopau zu einem „Seminar zur Kultur und Geschichte der Stadt“. Am 25. August und 12. Oktober stehen dann die Teile II und III der Vortragsreihe „Gebäude erzählen Geschichte(n)“ sowie am 20. Oktober ein „Schriftlesekurs“ auf dem Programm.

Zwischendurch ist der Archivar dann noch mal in Ratzeburg zu erleben. Dort spricht er am 26. Mai über die Ausstellung „Frühe Fotografie“, die im Kreismuseum zu sehen ist.

Von Ratzeburg aus startet am „Tag des offenen Denkmals“ (13. September) zudem eine Radtour im Amtsgebiet Lauenburgische Seen.

Weitere Infos gibt es unter christian.lopau@stadt-moelln.de.

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„Jeder investierte Euro bringt zwei Euro zurück“

Langeweile dürfte für Gitta Neemann-Güntner ein Fremdwort sein und vermutlich auch ein Graus. Wenn die Büchenerin – die von sich selbst sagt, dass sie ein „Bewegungsmensch“ sei – nicht gerade ihrem Job in der Erwachsenenbildung nachgeht, ist die „Freizeit“ oft genug verplant. Für die Sozialdemokraten sitzt sie im Kreistag, hat das Amt der Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses inne und ist obendrein stellvertretende Kreispräsidentin. Zudem ist sie Mitglied im Rat der Stiftung Herzogtum Lauenburg und dann ist da noch ihr Faible für Fernreisen, Sport und Kultur. Hinzu kommen Interview-Anfragen wie die von Kulturportal-Herzogtum.de. Wir sprachen mit ihr über ihr politisches Aufgabenfeld und den Ist-Zustand von Kultur und Kulturförderung im Kreis.

Kulturportal-Herzogtum.de: Was macht die Arbeit einer Vorsitzenden des Sozial-, Bildungs- und Kulturausschusses im Kreis Herzogtum Lauenburg aktuell aus?

Gitta Neemann-Güntner: Die Arbeit im Ausschuss hat viele Facetten und ist sehr vielschichtig. In diesem Jahr wird die Pflege ein großes Thema für uns und im August werden wir den Kreisaktionsplan verabschieden. Da geht es um die Beteiligung von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen. Im Bildungsbereich realisieren wir zum Beispiel aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln und kümmern uns um Baumaßnahmen an unseren Förderzentren in Mölln und Geesthacht.

KP: Wie oft kommen Sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen zusammen, um solche Dinge zu besprechen?

Neemann-Güntner: Wir treffen uns alle vier Wochen und zwar immer bei unterschiedlichen Trägern und Institutionen des Kreises. Wir wollen die Arbeit vor Ort kennen lernen und ins Gespräch kommen.

KP: Kommen wir noch mal auf die inhaltliche Ausrichtung des Ausschusses zu sprechen. Soziales und Bildung sind sowohl finanziell als auch inhaltlich sehr bedeutsame Politikfelder. Wie groß ist die Gefahr, dass die Kultur da unter die Räder kommt?

Neemann-Güntner: Sehr groß. Leider ist die Kultur immer der Bereich, wo am ehesten gespart wird. In der Politik haben andere Themen Priorität. Ich sehe das anders. Jeder in die Kultur investierte Euro bringt zwei Euro zurück. Nicht kurzfristig, aber mittel- und langfristig.

KP: Eine Möglichkeit, der Kultur einen größeren Schub zu geben, wäre es, Bildung und Kultur sowie Soziales und Kultur auch mal zusammenzudenken. 

Neemann-Güntner: Das wäre wünschenswert. Aber in der Bildungspolitik haben wir als Kreis beispielsweise gar nicht die Zuständigkeit*. Allerdings werden Anträge aus dem Kultur-Bereich vom Kreis auch separat bezuschusst, zuletzt gab es bei den Haushaltsberatungen 12.000 Euro für die Galerie im Künstlerhaus Lauenburg und 10.000 Euro für das Projekt „Barlach GoYoung“*. Nicht zu vergessen sind die Mittel an die Stiftung Herzogtum Lauenburg, zuständig für die Kulturarbeit im Kreis.

KP: Ganz allgemein gefragt: Wie steht es um die Kultur im Kreis Herzogtum Lauenburg?

Neemann-Güntner: Wir sind auf einem guten Weg. Als ich 2003 in den Kreistag kam und die Stiftung Herzogtum Lauenburg die Kulturarbeit für den Kreis übernehmen sollte, sah alles nach einer sehr einspurigen Kulturpolitik aus. Darüber haben wir lange und heftig gestritten. Das Ganze hat sich allerdings im Laufe der Jahre zum Besseren gewandelt. Das Team Engelmann/Schlie*** hat die Stiftung mehr geöffnet und die inhaltliche Kulturarbeit in den Vordergrund gestellt. So gibt es mittlerweile einige Angebote für Jugendliche Veranstaltungen im Südkreis. Wir sind uns von allen Seiten in diesem Prozess  nähergekommen.

KP: Sie sehen aber noch Nachbesserungsbedarf?

Neemann-Güntner: Mir fehlen nach wie vor Angebote für junge Leute, etwas mehr als nur das Pegasus-Festival**** eben. Der Kreis-Ausschuss wird sich in diesem Jahr auch mit der Ausstattung unserer Museen beschäftigen, dabei wird moderne Technik eine Rolle spielen müssen, um auch jüngere Besucher anzusprechen. Auch die kulturelle Einbindung der Geflüchteten muss besser werden. Es gibt hier und da immer mal wieder ein Projekt, aber ohne Nachhaltigkeit, das ist sehr schade.

KP: Jenseits dieser Kritikpunkte: Was zeichnet das kulturelle Leben im Kreis aus?

Neemann-Güntner: Wenn ich im Ausland unterwegs bin, sind meine Lieblingsorte Wochenmärkte und Häfen. Das bunte Treiben, die Offenheit und die Gerüche, die man dort antrifft, sind für mich Türöffner für die Kultur eines Landes. Dazu kommt die Geschichte, Kirchen und so weiter. Wenn ich das auf unseren Kreis runterbreche, haben wir Wasser und Märkte, kulinarische Treffpunkte, Museen und Künstlerateliers, Kirchen und eine interessante Historie. Das, worauf ich im Ausland neugierig bin, treffe ich auch in unserem Kreis an. Das Problem ist nur, wenn der Besucher oder Bürger in unserem Kreis etwas sehen und erleben will, muss er viel fahren. Veranstaltungsorte wie das Viehhaus in Segrahn oder das Heubodentheater müssten besser erreichbar sein – zum Beispiel über einen kleinen E-Bus. Dadurch würde die Attraktivität von Kultur im ländlichen Raum gestärkt, zum Beispiel auch für die ältere Generation, wenn ein kleiner Kulturbus zu Verfügung stünde.

KP: Wie wichtig ist Kultur für eine Gesellschaft?

Neemann-Güntner: In einer Welt der Digitalisierung sind Kulturangebote das Salz in der Suppe. Gerade vor dem Hintergrund einer sehr oberflächlichen Betrachtung über soziale Medien halte ich eine Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur für sehr wichtig. Kunst und Kultur sind Balsam für die Seele und der Kitt der Gesellschaft. Deshalb ist es schade, dass das Interesse bei der jüngeren Generation nachlässt. Wir müssen Jugendliche stärker dazu bewegen, sich intensiver mit kulturellen Ereignissen auseinanderzusetzen.

KP: Kommen wir zu Ihnen und Ihren kulturellen Interessen. Auf Ihrer Facebook-Seite habe ich Fotos von der HipHop Academie Hamburg entdeckt. Sind Sie eine Hiphopperin?

Neemann-Güntner: Ich bewege mich sehr gerne und bin oft auf modernen, interessanten Tanzevents wie zum Beispiel nächste Woche auf Kampnagel bei „Romeo und Juliet“ von „The Rock Ballet“.

KP: Was fasziniert sie am Tanz?

Neemann-Güntner: Die Darstellung von Handlungen über Bewegung mit Musik und Fantasie. Es werden Geschichten erzählt, es gibt viele Einblicke in die Kultur eines Landes und durchaus auch Gesellschaftskritik. Die Inszenierungen können auch mal schrill sein, Hip-Hop, klassisches Ballett, Tango oder ein Musical, ich bin da sehr offen und neugierig.

KP: Frau Neemann-Güntner, ich danke für das Gespräch.

*Für die inhaltliche Ausrichtung der Schulen ist das Land Schleswig-Holstein zuständig. Der Kreis kann Baumaßnahmen unterstützen – wie aktuell den Anbau des Berufsbildungszentrums Mölln – oder eigenständige Kulturförderungen wie die Kreismusikschule auf den Weg bringen.

**Barlach GoYoung ist ein Projekt des Ernst Barlach Museums Ratzeburg, in dem junge Menschen Kunst entwickeln und öffentlich präsentieren. Dafür sollen Probleme der Gegenwart mit Blick auf eine nachhaltige Zukunft einbezogen werden.

***Gemeint sind Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, und Wolfgang Engelmann, Vizepräsident.

****Das Pegasus-Open-Air-Festival ist eine jährlich von der Kultur-Community der Stiftung Herzogtum Lauenburg organisierte Veranstaltung, bei der diverse Musiker verschiedener Genres wie Pop, Rock oder Hiphop auftreten.

https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/20/gitta-neemann-guentners-kulturtipps-2020/
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/20/schleswig-holsteins-investitionsprogramm-fuer-freie-kulturszene/
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Virtuosen im Wintersalon

Kein lauwarmes Lüftchen, sondern ein frischer Luftzug – das ist die „Kleine Kulturbrise“, für die Gwendolin Fähser bereits zum fünften Mal ihren Wintersalon (Ritzerau) öffnet. Zum Auftakt spielt dort am Sonntag, 23. Februar, das Duo „Liebertango“ Stücke von Piazolla, Mores und Co. Es folgen Auftritte von „Barocco Blue“ am 29. Februar und der Gastgeberin mit dem Jazzgitarristen James Scholfield am 1. März.

Angel Garcia Arnés und Alfons Bock bilden das Duo „Liebertango“. Im Wintersalon präsentieren sie am Sonntag, 23. Februar, ab 17 Uhr unter anderem Stücke ihres neuen Albums „Diálogos“. Der Name kann durchaus als Programm für die Live-Auftritte des Duos durchgehen. Mit Gitarre und Bandoneon entwickeln sie einen musikalischen Dialog und geben dem Tango eine eigene Note. Hinzu kommen Fingerspitzengefühl und ein Händchen für klangliche Nuancen.

Eine musikalische Begegnung der besonderen Art verspricht am Sonnabend, 29. Februar, der Auftritt von „Barocco Blue“ (Foto). Die drei Musiker lassen die Stimmen ihrer Instrumente miteinander wetteifern und nehmen die dem Barock innewohnende Einladung zur jazzigen Improvisation an. „Barocco Blue“ sind Stefan Back (Saxophon und Klarinette), Gerd Bauder (Bass) und Massoud Godemann (Gitarre, Komposition). Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

Jazzige Töne sind auch am Sonntag, 1. März, im Wintersalon zu hören. Der Gitarrist James Scholfield improvisiert zu „Peter Schlemihls wundersamer Geschichte“. Scholfield zeigt dabei seine Vielschichtigkeit und die Fähigkeit, Themen aufzunehmen, zu variieren und überraschende musikalische Räume zu erschließen. Vorgetragen wird die Erzählung von Gastgeberin Gwendolin Fähser. „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ handelt von einem Mann, der seinen Schatten verkauft. Geschrieben hat das Stück der Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso im Jahr 1813. In seinem Text bringt er Romantik, Forschungsdrang und Märchenhaftes zusammen. Kooperationspartner der Veranstaltung ist die Stiftung Herzogtum Lauenburg.

Der Wintersalon liegt zwischen Ritzerau und Duvensee. Er ist umgeben von Wald und Wiesen. Die exakte Anschrift ist Forstgehöft 2, 23896 Ritzerau.

Anmeldung für die Veranstaltungen unter gwen.faehser@posteo.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04543-7026.

„Liebertango“, 23. Februar, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 17 Uhr

„Barocco Blue“, 29. Februar, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 20 Uhr

James Scholfield & Gwendolin Fähser, 1. März, Wintersalon, Forstgehöft 2, Ritzerau, 17 Uhr

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Mehr Informationen
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/13/otto-von-bismarck-stiftung-friedrichsruh-programmuebersicht/
https://kulturportal-herzogtum.de/2020/01/13/events-priesterkate-2020/
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„Musik zur Christnacht“

Unter dem Motto „Musik zur Christnacht“ erklingen am Heiligabend (24. Dezember) im Ratzeburger Dom Werke von Johann Sebastian Bach, Alexandre Guilmant und César Franck. Gespielt werden sie von Domorganist Christian Skobowsky. Das Konzert beginnt um 23 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Bei den Kompositionen handelt es sich um Pastoralen, die die Situation der Hirten auf dem Felde bei Bethlehem einfangen. Die Pastorale oder Pastorella ist eine Gattung der Instrumentalmusik – vor allem im Barock. Die aufbrechende Weihnachtsfreude zeigt sich zudem verhalten in einer neoklassischen Vertonung Olivier Messiaens („Die Jungfrau und das Kind“), einem elsässischen Weihnachtlied und Johann Sebastian Bachs Melodie „Ich steh an deiner Krippen hier“.

Christian Skobowsky musiziert die überwiegend romantischen Werke auf der Großen Domorgel, Bachs Musik auf der barock disponierten Chororgel.

„Musik zur Christnacht“, 24. Dezember, Dom, Domhof 35, Ratzeburg, 23 Uhr, freier Eintritt

Quelle: Wikipedia

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Der Traum vom Weihnachtsmann

Ich weiß, dass das nicht gerade nett ist. So kurz vor Heiligabend. Aber das muss jetzt einfach mal raus: Dieser unrasierte Kerl mit seinem speckigen roten Mantel! Dieser aufgeblasene Fettwanst! Dieser Rentierschinder! Diese Erfindung eines amerikanischen Getränkeherstellers!

Und jetzt kommt mir bitte nicht mit der Mär, dass er doch nur Geschenke verteilen will. Um den Menschen eine Freude zu machen – dass ich nicht lache! Genauso gut könnte man behaupten, dass Löwen Kuscheltiere sind und Antilopen nur zum Spaß fressen.

Die „Geschenke“ der fetttriefenden Speckbulette sind genau das Problem. Damit verdreht er den Leuten seit einer gefühlten Ewigkeit den Kopf. Alle Jahre wieder wird ihnen gegeben. Kein Wunder, dass der eine oder andere Erdenbewohner mittlerweile meint, dass er 365 Tage im Jahr rund um die Uhr Anspruch auf ein „All-Inklusive-Paket“ hat. Von wegen Geiz ist geil. Das wahre Motto lautet: Alle denken an sich, nur ich denk‘ an mich!

Ins Englische übersetzt heißt das: Make Amerika great again! Was es auf brasilianisch, türkisch, ungarisch oder polnisch heißt, fällt mir gerade nicht ein. Tatsache ist aber, dass immer mehr Erdenbewohner von Weihnachtsmännern regiert werden wollen. Und das Schlimme ist – das muss ich leider zugeben – die liefern: Zölle, Steuergeschenke, Propaganda, Fremdenfeindlichkeit, Fracking, Waffen, Zäune. Sicherlich – das eine oder andere Geschenk liegt den Beschenkten schon mal quer im Magen. Etwa dass man in Ungarn per Gesetz pro Jahr mindestens 400 (!) Überstunden machen darf*.

Geschenkt! – Werden Freunde und Follower sagen. Ein Weihnachtsmann meint es schließlich immer gut. Und da wo jemand frech wird, holt er einfach die Rute raus. Jawoll! Also, jetzt mal nicht unken oder gar defätistisch werden. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. Sogar bei uns in Deutschland, wo es dieses Jahr zum Fest ein dickes, fettes Klimapaket gibt. Darüber sind (fast) alle froh. So lange es der Nachbar ist, der seinen SUV in der Garage stehen lässt.

Und wehe es kommt anders! Dann sind wir Deutschen verschnupft und wählen uns einfach unseren eigenen Weihnachtsmann!

Helge Berlinke

*Das Gesetz wurde im Dezember 2018 vom ungarischen Parlament beschlossen. Es erlaubt Arbeitgebern zudem, sich mit der Bezahlung der Überstunden drei Jahre Zeit zu lassen. Offizieller Urheber des Gesetzes ist die Regierungspartei Fidesz, deren Vorsitzender Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán ist.

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Frohe Weihnachten!

Was macht Weihnachten froh? Doch nicht der passende Rahmen, das traditionelle Grün Rot Gold oder die Glamour Glitzer Deko mancher Freaks? Hübsch, gemütlich, stilvoll, spektakulär, liebvertraut kann das alles sein. Das Prädikat „erhebend“ wäre mir schon zuviel.

Manche sind schon froh, wenn sie familiär einigermaßen friedliche Weihnachten erwarten dürfen. Nach dem Motto: „Hoffentlich kommen wir einigermaßen heil durch.“ Aber heilfroh ist nicht erlöst froh, es ist nur ein „Glück gehabt“, wieder einmal davongekommen.

An erster Stelle kommt die Botschaft: Euch ist ein Kind geboren.

Wer dieser Botschaft Hoffnung entnimmt, wird froh.

Mit einem Kind fängt etwas Neues an. Zumal mit diesem Kind Jesus.

In ihm wurde Gott geboren, was ja eigentlich unmöglich ist. Denn Mensch ist Mensch und Gott ist Gott. Und der Abstand unendlich.

Aber die Botschaft behauptet Gottes Anwesenheit in Menschengestalt in Jesus Christus. Man kann es deuten als Gottes bedingungsloses Ja zum Menschen.

Gott sagt eindeutig „Ja“ zum Menschen, indem er selbst Mensch wird (aber auch Gott bleibt; nun ja, des Streitens wird kein Ende sein natürlich, weil dieses ein Glaubenssatz ist).

Vielleicht sage ich es anders: „Gott ist ganz und gar hier.“

Allerdings wie ein Baby, bedürftig, angewiesen, ausgeliefert. Gott braucht unsere Sorge, unser Behüten und Pflegen. Er ist uns in den Schoß gelegt.

Wissen Sie, wie ein Baby Eltern und Großeltern motiviert, dass sie es umsorgen?

Allein dadurch, dass seine Hilflosigkeit offensichtlich ist. Und dadurch, dass die Bezugspersonen wissen, sie helfen zum Leben, zum Wachsen, zur Entwicklung.

Mit dem Anfang haben alle schon das Künftige vor Augen, den entwickelten eigenständigen Menschen. Bei der Geburt ist schon alles in Erwartung mit dabei. Aber nicht festgelegt, sondern offen.

Euch ist ein Kind geboren, das bedeutet Erfüllung und Hoffnung, Aufgabe und Arbeit. Wenn Gott unser Kind ist, lieben wir es dann ganz besonders, oder bleibt es uns fremd? Wollen wir Eltern sein, die keine Mühen scheuen, die ganz vernarrt sind in ihr Kleines, die seine Zukunft schon erträumen voller Vorfreude?

Helft Gott, groß zu werden (da fällt sicher jedem etwas ein).

Ein wenig enttäuscht sind vielleicht alle, die zu Weihnachten nur selbst das Kind sein möchten („Es muss alles so sein wie damals, als ich Kind war. Ganz genauso. Sonst habt ihr mich nicht lieb.“). Nehmt das doch nicht so wichtig. Gott ist geboren.

Dieses Baby heißt Freude, Friede, Leben, Liebe. Helft ihm zum Wachsen.

Wenn klar ist, dass die Weihnachtsdeko, geschmackvoll oder eigenwillig, Kinderzimmerausstattung ist, na dann. Im Übrigen: Frohe Weihnachten!

Pastorin Kerstin Engel-Runge

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Wir haben es uns schon mal gemütlich gemacht!

Ab heute regiert im Möllner Stadthauptmannshof die Stille. Die Stiftung Herzogtum Lauenburg riegelt am 23. Dezember die Türen zu und macht einfach mal blau. Bis zum 1. Januar gönnen wir uns eine Schaffenspause.

Vorab wünschen wir schon mal einmal ein frohes Weihnachtfest.  Wir hoffen, Sie sehen es uns nach, dass wir es uns kurz vor Heiligabend schon mal auf dem Sofa gemütlich gemacht haben. Nach Neujahr sind wir dann wieder mit voller Kraft und Motivation für Sie da. Versprochen!

Bis dahin: Machen Sie es gut und genießen Sie die Festtage!

Ihr Team von der Stiftung Herzogtum Lauenburg

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„Mit jedem Tod wird man daran erinnert, dass man sterblich ist“

Am 24. November ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr. Traditionell ist es der Tag, an dem an die Verstorbenen erinnert wird – der Totensonntag*. Kulturportal-Herzogtum.de hat dies zum Anlass genommen, um sich mit der Möllner Pastorin Hilke Lage über den Tod, die Toten und das Sterben zu unterhalten. Die Seelsorgerin hatte Ende August zur 4. Auflage der „Langen Nacht des Friedhofs“ eingeladen.

Kulturportal-Herzogtum.de: Frau Lage, als Pastorin haben Sie von Berufs wegen mit Tod und Sterben zu tun. Muss man dafür ein besonderer Mensch sein?

Hilke Lage: Ich finde nicht. Man muss empathisch und offen sein für das, was einem an Gefühlen entgegenkommt. Dafür brauche ich erst einmal nicht qualifiziert sein. Das sind menschliche Kernkompetenzen.

KP: Sagen Sie. Viele Menschen entwickeln Berührungsängste, wenn sie mitbekommen, bei dem oder der ist jemand gestorben und trauert. Weil sie nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen…

Lage: Das stimmt. Menschen haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Oder gar keine Worte zu finden und ziehen sich dann von den Trauernden zurück. Dabei hilft es schon, wenn man sagt: Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Manchmal ist die Situation so schlimm, dass man ohnehin nicht trösten kann. Da kann man nur zeigen: Du bist nicht allein. Ich halte mit dir aus. Das ist auch der Grund, warum ich Pastorin geworden bin. Ich glaube, auch Gott hält mit uns aus.

KP: Das hört sich an, als hätte der Tod in Ihrem Leben schon immer eine besondere Rolle gespielt…

Lage: Er hat mich schon immer fasziniert. Als Jugendliche habe ich mich gefragt, was kommt danach. Ich habe Kübler-Ross‘** Interviews mit Sterbenden gelesen und ich war fasziniert von den Gemälden des Hieronymus Bosch, in denen die Verstorbenen von den Engeln ins Licht geführt werden.

KP: Mit diesem Interesse bewegen Sie sich nicht gerade im Mainstream. Was meinen Sie: Wird der Tod von der modernen Gesellschaft ausgegrenzt?

Lage: Ich nehme wahr, dass der Tod in Filmen eine größere Rolle spielt als früher, aber im Alltag weniger vorkommt.

KP: Woran machen Sie das fest?

Lage: Früher wurde ich zum Beispiel häufiger zu einer Aussegnung gerufen, bevor der Bestatter den Verstorbenen abholte. Das kommt heute nur noch selten vor.Es ist schade, dass diese Kultur des gemeinsamen Abschiednehmens verschwindet. Ich beobachte das auch auf dem Friedhof, wenn der Trauerzug von der Kapelle zum Grab geht. Früher haben Leute, die gerade die Gräber ihrer Angehörigen pflegen, dann kurz innegehalten. Heute arbeiten sie einfach weiter.

KP: Haben Sie eine Erklärung dafür?

Lage: Mit jedem Tod wird man daran erinnert, dass man sterblich ist. Es ist menschlich, das verdrängen zu wollen.

KP: Sind die Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart wirklich so groß? Oder gehört die These von der zunehmenden Verdrängung womöglich ins Reich der Legenden verbannt?

Lage: Früher hatten die Menschen zumindest mehr Kontakt mit Toten. Die Verstorbenen wurden von der Familie gewaschen. Das gibt es kaum noch. Die Menschen sind schneller und meist zuhause gestorben, weil die medizinische Versorgung eine andere war. Die Müttersterblichkeit und die Kindersterblichkeit waren höher.

KP: Als Pastorin haben Sie zwangsläufig – etwa durch den Konfirmandenunterricht – auch mit jungen Menschen zu tun. Wie gehen die mit dem Thema um?

Lage: Ich erlebe da ein gleichbleibend großes Interesse. Seit einigen Jahren gehen wir mit den Konfirmanden zu einem Bestatter. Da kommen dann alle möglichen Fragen, beispielsweise wie tief der Verstorbene in der Erde liegt und was der Bestatter mit den Verstorbenen macht. Der Bestatter erzählt ihnen dann, dass die Toten gewaschen und die Körperöffnungen verschlossen werden. Ich bin davon überzeugt, dass die Beschäftigung mit diesen Fragen den Jugendlichen etwas Sicherheit gibt, wenn sie selbst mit dem Tod eines Menschen konfrontiert sind – auch wenn der Tod meist schrecklich bleibt.

KP: Losgelöst von Ihrem Unterricht – bedürfte es nicht ganz allgemein eines anderen, offensiveren Umgangs mit dem Thema – um Berührungsängste abzubauen, aber auch um eine gewisse Erinnerungskultur aufrecht zu erhalten?

Lage: Ich persönlich sehe es nicht als meine Aufgabe an, einen Kulturwandel herbeizuführen. Ich sehe meine Aufgabe darin, Räume zu schaffen, um sich Tod und Trauer nähern zu können. Unsere ‚Lange Nacht des Friedhofs‘*** ist ein gutes Beispiel dafür – es ist ein niedrigschwelliges Angebot, mit dem wir offenbar einen Nerv getroffen haben. Beim letzten Mal hatten wir 500 Besucher, die sich Lieder und Lesungen überAbschied, Sehnsucht, Trauer und Hoffnung angehört und die anrührende Atmosphäre genossen haben. Es war schön zu beobachten, wie Gäste mit einem Weinglas in der Hand zu den Gräbern ihrer Angehörigen und danach zum nächsten Künstler gegangen sind. Die Verstorbenen waren plötzlich Teil des Lebens. Das zeigt mir: Die Sehnsucht, sich mit dem Tod zu beschäftigen, ist da. Meine Aufgabe als Pastorin ist es, Räume dafür zu öffnen, in denen dann auch die Hoffnung aufscheint, dass Gott das Leben weiterbegleitet. Das gilt für die, die wir verloren haben und auch für uns selbst.

KP: Frau Lage, ich danke Ihnen für das spannende Gespräch.

*Die Einführung des Totensonntags geht nicht etwa auf die evangelisch-lutherische Kirche, sondern auf Friedrich Wilhelm III. von Preußen zurück. Die Anordnung erfolgte am 24. April 1816

**Elisabeth Kübler-Ross, schweizerisch-amerikanische Psychologin

***Die „Lange Nacht des Friedhofs“ findet alle drei Jahre auf dem Möllner Friedhof in der Hindenburgstraße statt. Zuletzt hatte die Kirchengemeinde am 30. August 2019 eingeladen.

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Der Mann der Friedhöfe

Ein Unbekannter ist er im Friedhofs-Metier nicht: Über drei Jahre unterstützte Bernd K. Jacob den mit dem Taspo-Award ausgezeichneten Friedhof der Kirchengemeinde Lauenburg/Elbe in Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit, setzte Akzente, unter anderem mit verschiedenen Veranstaltungen oder der Einrichtung des Kunstpfades, der sich über den Gottesacker bis in die Altstadt der Schifferstadt zieht. Für ihn ist ein Friedhof nicht nur die Ruhestätte der Toten, sondern viel mehr: ein Ort zum Innehalten, für ein lautloses Zwiegespräch und auch ein Ort der Begegnung, ein Verbleib in der Gesellschaft.

Seit Juli ist der 52-Jährige der Friedhofsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Das heißt, er kümmert sich um alle 49 Friedhöfe zwischen Travemünde und Lauenburg/Elbe. Zuvor übte dieses Amt Dirk Abts vom Kirchenkreis Hamburg-Ost aus. „Er zeigt mir die Dinge, die ich noch wissen muss“, berichtet Jacob. „Und er ist auch mein Mentor“. Neu zu wissen ist beispielsweise der Umgang mit der Verwaltungssoftware „Hades“, die nach und nach zum Einsatz in den Friedhofsverwaltungen – ob klein oder groß – kommen kann und die Vernetzung untereinander sowie mit der Verwaltung in Lübeck ermöglicht. „Das erleichtert die Arbeit sehr. Was früher in den Kirchenakten und Karteikarten stand, wird heute digital erfasst, angepasst an die Datenschutzrichtlinien. Einträge werden nach einer bestimmten Zeit anonymisiert“, informiert der Wahl-Lauenburger. Auch eine Art Service-Stelle für die Friedhofsmitarbeiter und Unterstützung in der Vor-Ort-Präsenz sind wesentliche Aufgaben.

Seinen neuen Job übt er mit 75 Prozent einer Stelle aus, in der verbleibenden Zeit betreut der gelernte Grafik-Designer unter anderem auch den Gemeindebrief der Kirchengemeinde Lauenburg. „Wir hoffen, auch in diesem Jahr wieder den Gemeindebriefpreis der Nordkirche zu gewinnen“.

Doch das Hauptaugenmerk liegt auf der Friedhofsarbeit, und nach den ersten Wochen zieht Jacob ein kleines Resümee: „Ich bin total begeistert, welch vielfältiges Spektrum an Friedhöfen wir haben“. Die Bandbreite von idyllischen Blumenwiesen oder schützenden Wäldern bis hin zu stadtnahen Bürgerparks, von historisch-romantischen Anlagen bis hin zu moderner Kunst ist bemerkenswert. „Insgesamt gibt es im Kirchenkreis knapp 70 Hektar Friedhofsfläche; die kleinsten umfassen eine Fläche von 0,2 Hektar und der größte liegt mit ca. 5,8 Hektar im Sachsenwald.“ Auch die Bestattungsarten sind vielfältig: im Sarg, in der Urne, auf der Wiese, am See, im Wald, unter einer Linde, mit und ohne Grabstein.

Text + Bild: Steffi Niemann