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Kultursommer-am-Kanal.de geht auf Sendung

Es war ein ehrgeiziges Unterfangen und es ist geglückt. Innerhalb weniger Wochen haben Intendant Frank Düwel und Managerin Farina Klose Kultursommer-am-Kanal.de in eine Veranstaltungsplattform umgewandelt. Der Relaunch der Seite ist seit heute (27. Mai) online.

„Mit dieser Page sind wir total flexibel aufgestellt“, freut sich Düwel. Sie sei zudem übersichtlich und klar strukturiert, so dass sich das KulturSommer am Kanal-Publikum problemlos darauf orientieren könne. Dies sei eine unverzichtbare Voraussetzung gewesen, um das digitale Angebot zu präsentieren.

Der KulturSommer am Kanal geht auf Sendung. „Mit unserem Internetauftritt wollen wir täglich überraschen“, sagt Düwel. Es werde im Netz täglich Premieren geben. Einige Werke seien ausschließlich fürs Internet gemacht. „Wir möchten, dass die KulturSommer-Freunde sich neugierig vor den Bildschirm setzen und sich fragen: Was kommt jetzt?“

Unabhängig davon gibt es eine grobe Planung: Dienstags ist die Literatur das Thema. Mittwochs steht immer ein Netz-Event für Kids auf dem Programm. Das sei neu, erklärt Düwel. So direkt habe sich das Festival noch nie an die Kinder gewandt. Das Wochenende wiederum steht im Zeichen der Musik. Montags ist Sendepause.

Intendant Düwel ist gespannt, wie die digitalen Events auf KulturSommer-am-Kanal.de ankommen. Grundsätzlich sieht er die Digitalisierung als Chance, einen Neuerungsprozess einzuleiten. „Wir schaffen da Möglichkeiten, von denen wir noch gar nicht wissen, wohin sie uns führen.“ Die Künstler der Region seien eingeladen, sie zu nutzen und neue Formate zu entwickeln. Zudem freut er sich über Rückmeldungen und Kommentare des Publikums. „Wir möchten die Leute einladen, direkt mit uns zu kommunizieren“, so Düwel.

Der KulturSommer am Kanal startet am 7. Juni. Dann ist auch die neue kostenlose KulturSommer-App am Start, mit der Festivalfreunde kurzfristig die Termine checken können. Infos zum Runterladen gibt es auf Kultursommer-am-Kanal.de.

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Der Plan von der Abschaffung der Schwerkraft

Kein Kanu-Wander-Theater, kein „Was ihr wollt“, kein Shakespeare – zumindest nicht im KulturSommer am Kanal 2020. Die Enttäuschung darüber hat Hanne Lenze-Lauch längst von sich geschoben. Sie hat schlicht keine Zeit, um zu trauern. Die Arbeit ruft. Also hat sie den Werktisch freigeräumt und von vorne angefangen. Statt in Neo-Barock-Kostüme macht die Bühnen- und Kostümbildnerin jetzt in Wolken und in Kunst.

Nach der Covid-19-Vollbremsung hatte Intendant Frank Düwel sie angerufen und klargemacht: Hanne, wir brauchen dich! Der KulturSommer am Kanal wird laufen – trotzdem. Anders. Vor allem digital. Mal schauen, was sonst noch geht. Das Motto ist luftig, doppeldeutig: „In den Wolken“ lässt sich in der Not auf Einsen und Nullen reduzieren, auf Streams, Videos und Podcasts. Es lässt aber auch Raum für mehr. Kein Himmel ohne Landschaft und die Landschaft ist die Kulisse des KulturSommers.

Also hat Hanne angefangen: Zu nähen, zu sägen und zu malern. Das Ergebnis – so viel steht schon mal fest – wird es zur Berühmtheit bringen: Die bauschigen Wolken sind eine wandelnde Kulisse, die sofort ins Auge fällt. Sie passen ins Studio und in die Landschaft. Und sie sind ein Signal: Hier ist der KulturSommer!

Rund zwei Wochen habe sie für die Materialbeschaffung und die Fertigung der Kissen und Holzaufsteller gebraucht, sagt Hanne Lenze-Lauch. „Netto waren es drei bis vier Tage“, ergänzt sie und hat dabei immer auch einen Blick auf ihre kleine Tochter. Wie so viele Frauen muss sie in diesen Tagen beides unter einen Hut bringen – die Betreuung des Nachwuchses und die Arbeit. „Das stresst schon“, sagt sie. Sie müsse nach Zeitfenstern Ausschau halten – gucken, „wann es geht“.

Nach den Wolken hat sich Hanne Lauch nun zwei weiteren KulturSommer am Kanal-Projekten zugewandt. Für die Eröffnung arbeitet sie an einer freien Kunstinstallation. Da sei sie gerade dabei, sagt sie. Dafür habe sie sich bei Ebay kleine und große Figuren gekauft. Ihnen gemein ist, dass es sich um keine perfekten Kunsthandwerke handelt. Hanne Lenze-Lauch will sie nutzen. Sie aufwerten, indem sie die Figuren in ihren eigenen ästhetischen Kontext integriert.

Eine knifflige Aufgabe, aber nicht so knifflig wie die zweite, die ihr Intendant Düwel angetragen hat: Sie soll Kanus zum Fliegen bringen. Es ist der Plan von der Abschaffung der Schwerkraft.

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Aus der Stiftung

Kandidatinnen gesucht!

Es ist ja keinesfalls so, dass es das in der Geschichte der Stiftung Herzogtum Lauenburg nicht gegeben hätte – Frauen, die für ihre künstlerische Arbeit mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurden. Allerdings liegt die letzte Auszeichnung einer Künstlerin schon ein paar Jahre zurück. 1982 war das. Frauke Wehberg erhielt die Medaille. Die in Hamfelde lebende bildende Künstlerin hat beispielsweise die Skulptur des Amsus Bremer (Foto: sh-kunst.de/Jan Petersen) gefertigt, die in Kiel zu sehen ist. Weitere öffentlich sichtbare Werke sind der Zeitungsjunge (Kiel), die Stutentrine (Rendsburg) oder die Gänsemarkt (Neumünster).

Immerhin drei weibliche Vorgängerinnen hat Frauke Wehberg. 1981 wurde die Heimatdichterin Hilde Fürstenberg zusammen mit Ernst Behrends ausgezeichnet. 1980 erhielt die Schriftstellerin Ingeborg Engelhardt den Preis, 1979 die Kunstmalerin Ilse Harms-Lipski. Das war es dann aber auch mit der weiblichen Herrlichkeit. Christel Happach-Kasan, die dem Vorstand der Stiftung Herzogtum Lauenburg angehört, wünscht sich, dass endlich mal wieder eine Frau an die Reihe kommen möge. Frauen erbringen im Kreis Herzogtum Lauenburg als Kulturschaffende wie auch als Organisatorinnen herausragende kulturelle Arbeit, so ihr Credo.

Dem ist nicht zu widersprechen und nichts hinzuzufügen: Deshalb: Frauen vor! Bewerbt euch um den Kulturpreis 2020! Und an die Männerwelt (und Frauenwelt) da draußen, wenn ihr eine potentielle Kandidatin kennt, lasst es uns wissen.

Vorschläge nimmt die Stiftung Herzogtum Lauenburg auf dem herkömmlichen Postweg (Anschrift: Hauptstraße 150, 23789 Mölln) oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de entgegen. Wichtige Kriterien ist neben der ästhetischen Arbeit und die Verankerung des Künstlers beziehungsweise der Künstlerin in der Region. Darüber hinaus gehen das gesellschaftliche Engagement und die kulturpolitische Relevanz in die Bewertung mit ein.

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Aus der Stiftung

Von Karl Lorenz bis Ebrahim Sharghi

Das erste Mal – die Premiere – das war 1978. Mit Karl Lorenz nahm der damalige Möllner Kirchenmusikdirektor den Kulturpreis in Empfang. Rund ein Jahr nach ihrer Gründung hatte die Stiftung Herzogtum Lauenburg die Auszeichnung für Kulturschaffende oder auch für Menschen und Institutionen, die sich um die Kultur verdient machen, aus der Taufe gehoben.

42 Jahre später kann man mit Fug und Recht sagen, dass der Kulturpreis mittlerweile selbst den Status einer Institution hat. 25 Gewinner gab es seither. Zuletzt fiel die Wahl der Jury auf den Möllner Künstler Ebrahim Sharghi (Foto). Das war 2018. Zwei Jahre zuvor ging die Auszeichnung an den Liedermacher Klaus Irmscher. 2014 war es der Filmclub Burgtheater Ratzeburg, der die Nase vorn hatte.

Diese kurze Auflistung der letzten drei Gewinner zeigt, wie unterschiedlich deren Arbeit und Wirken sind. Entscheidend sind letztendlich ihr Engagement und das, was sie damit erreichen. Strukturen, die es beispielsweise Nachwuchskünstlern ermöglichen, schöne Bilder zu malen oder zu präsentieren, sind für die Jury per se nicht minder wichtig als die schönen Bilder selbst.

Eine Übersicht der Kulturpreisträger finden Sie hier.

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„Musik kann ein Anker sein“

Wie ergeht es der Schwarzenbeker Liedertafel im Zeichen von Covid-19. Über diese Frage hat sich die Journalistin Silke Geercken mit Ensemble-Mitglied Jasmin Schmidt unterhalten.

Silke Geercken: Der gemischte Chor der Schwarzenbeker Liedertafel besteht seit 1843? Nun gibt es eine Zwangspause. Wie geht es Ihnen damit? 

Jasmin Schmidt: Leider muss auch die Liedertafel, die dieses Jahr 177 Jahren alt ist, pausieren. Wir waren im Januar gleich aktiv in die Proben unseres Repertoires für unser Sommerkonzert eingestiegen und auf einmal hieß es, vorerst sind keine Proben erlaubt. Ich bin im August seit 25 Jahren Mitglied der Liedertafel und ich habe nicht mal nach der Geburt meiner Tochter so lange pausiert. Damals habe ich sie ziemlich schnell, schon nach einem Monat, mit in die Proben genommen, weil ich einfach nicht mit dem Singen aufhören wollte. Und nun werde ich, genau wie meine Sangeskolleginnen und -kollegen ausgebremst. Zum Glück kann man aber auch alleine singen und muss daher nicht auf Musik verzichten. Doch der richtige Sound kommt erst, wenn alle Stimmen Bass, Tenor, Alt und Sopran gemeinsam singen, und darauf freuen wir uns schon alle.


Geercken:
Wie viele Sänger hat das Ensemble und wie halten Sie Kontakt zu ihnen?

Schmidt: Im Moment haben wir 49 aktive Sängerinnen und Sänger. Über eine WhatsApp-Gruppe, in der viele dabei sind, halten wir zueinander Kontakt. Und dann laufen auch die Telefone und Handys heiß. Als Trostpflaster, weil wir uns ja nicht sehen können, habe ich den Aktiven die Sommerhits der Liedertafel aus den Konzerten von 2013-2019 auf CD gebrannt und so kann jeder dazu in seiner Stimmlage die Lieder mitsingen. Macht man dann noch die Augen zu, dann spürt man ein wenig Chorgefühl, aber eben nur ein wenig.

Geercken: Gibt es für die Mitglieder eine Alternative zu den bisher gemeinsamen wöchentlichen Proben? 

Schmidt: Unser Chorleiter Markus Götze ist dabei, das neue Liedrepertoire für die einzelnen Stimmen einzusingen. Mein Mann stellt sie dann auf der Homepage im Mitgliederbereich den Sängerinnen und Sängern zur Verfügung. Da hat dann jeder Gelegenheit, selber schon einmal seine Stimme zu üben. Allerdings kann das keine Chorprobe ersetzen. In den Proben geht es ja um sehr viel mehr, als nur das mechanische Üben der Noten. Wir hören aufeinander und erkennen wie der gemeinsame Klang ist. Wir lernen durch Götze, wie das Tempo sein soll, wo wir verzögern und an welchen Stellen laut oder auch leiser gesungen werden soll.

Geercken: Was ist mit dem Sommerkonzert, das traditionell im Juni stattfindet?

Schmidt: Da wir nicht gemeinsam proben können, wird es nach 15 Jahren erstmalig kein Konzert geben. Zudem erlauben es die Vorgaben des Landes nicht, dass über 150 Gäste in den Saal kommen, um unserem Konzert zu lauschen.

Geercken: Wann nimmt der Chor die Proben wieder auf?

Schmidt: Wir planen nach den Sommerferien am 13. August wieder anzufangen. Natürlich müssen wir abwarten, welche Auflagen es dann bezüglich des Corona-Schutzes gibt. Wir hoffen aber sehr, dass wir in diesem Jahr unser Adventskonzert in der St. Franziskus-Kirche geben können.

Geercken: Im Herbst gab es bisher immer eine Chorfreizeit mit intensiven Proben fürs Weihnachtskonzert. Wird sie wie geplant stattfinden?

Schmidt: Wir planen unser Chorwochenende Ende Oktober. Wir sind guter Dinge und blicken positiv nach vorne.

Geercken: Hat es in der Geschichte des Chores schon mal eine ähnliche Zwangspause gegeben? 

Schmidt: In den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges ruhte die Vereinsarbeit. Bei Kriegsende kamen der Schwarzenbeker Liedertafel nicht nur wertvolles Notenmaterial und das erste Banner, sondern auch weitere Dokumente durch die englische Besatzungsmacht abhanden und jegliche Vereinstätigkeit war sofort untersagt. Am 16. Januar 1947 nahm die Schwarzenbeker Liedertafel mit 40 aktiven Sängern, damals noch ein reiner Männergesangsverein, mit Genehmigung der Alliierten Militärregierung als vorerst einziger bürgerlicher Verein in der Gemeinde ihr Wirken wieder auf.

Geercken: Sie sind seit August 1995 Mitglied der Liedertafel, seit 2007 die Vorsitzende. Fehlen Ihnen das Singen und die Chorgemeinschaft?  

Schmidt: Auf jeden Fall. Vor allem der Prozess, wenn nach einigen Proben aus den Einzelpassagen eines Liedes ein Chorgesang entsteht. Das sorgt bei mir schon mal für Gänsehaut. Ich vermisse aber auch die tollen Leute Liedertafel. Wir können so herrlich gemeinsam lachen. Es sind viele Freundschaften über das Singen hinaus entstanden und diese können wir alle jetzt meist nur auf Distanz pflegen.  

Geercken: Ist Singen in dieser Zeit ein Trost?

Schmidt: Wenn man sich traurig fühlt, kann Musik ein kraftspendender Anker sein. Musik bewegt uns und das mehr, als wir vielleicht denken.

Foto: Silke Geercken

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Neue App für die Kunst, Musik & Co.

Mit einem sprichwörtlichen Fingerstreich hat kürzlich Kulturministerin Karin Prien im Zentrum für Digitalität und Kultur (ZDK) der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek (SHLB) die neue Anwendung kulturfinder.sh der Fachhochschule Kiel vorgestellt. Die App bietet Informationen über alle Kultureinrichtungen des Landes digital und geobasiert an einem Ort vereint.

„Mit dieser App zeigen uns die klugen Köpfe im echten Norden mal wieder, wie Technologie und Kultur sich perfekt ergänzen“, freute sich Karin Prien. „Unsere Welt wird geprägt durch die Infosphäre. Wir machen daraus die Kultursphäre. Ein digitales Tool für alle Kultureinrichtungen in Schleswig-Holstein, Suchen und Finden in einer App. In Coronazeiten haben wir den analogen Kulturgenuss schmerzlich vermisst. Mit der Kulturfinder-App gelingt uns jetzt zur richtigen Zeit der Schulterschluss zwischen analog und digital.“

Der kulturfinder.sh steht für alle Betriebssysteme zum kostenfreien Download unter https://kulturfinder.sh zur Verfügung. Auf dem Smartphone kann die App – ganz ohne Installation aus einem Store – bequem auf dem Startbildschirm abgelegt werden (Exportieren -> Zum Homescreen hinzufügen).

Der kulturfinder.sh ist ein Angebot der Kultursphäre Schleswig-Holstein, einem Projekt des Fachbereichs Medien der FH Kiel mit Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein sowie der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek (SHLB), in Kooperation mit digiCULT. Weitere Informationen auf der Webseite www.kultursphäre.sh.

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Bach zu Christi Himmelfahrt

Im Rahmen einer gottesdienstlichen Orgelmatinee mit Pastorin Wiebke Keller erklingt am Donnerstag, 21. Mai, Musik im Ratzeburger Dom. Domorganist Christian Skobowsky spielt zu Christi Himmelfahrt unter anderem Werke von Johann Sebastian Bach. Zu hören sind das Praeludium und die Fuge a-Moll. Dem mittäglichen Glockengeläut ist die Anfangszeit der Orgelmatinee geschuldet – sie beginnt um 12.10 Uhr.

Darüber hinaus ist César Francks virtuoser symphonischer Choral a-Moll zu hören, der im Mittelteil eine Kantilene bereithält. In eine kristalline Welt versetzt Arvo Pärt seine Zuhörer mit der Komposition „Spiegel im Spiegel“. Sie wird von der Cellistin Anna Reisener gespielt. 

Gottesdienstliche Orgelmatinee mit Werken von Bach, 21. Mai (Himmelfahrt), Dom, Domhof 35, Ratzeburg, 12.10 Uhr

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Die „Weiße Rose“

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Stiftung Herzogtum Lauenburg hatte für dieses Jahr eine Reihe zum „Widerstand im Dritten Reich“ geplant, die sich schwerpunktmäßig dem studentischen und militärischen Widerstand widmet. Initiator der Reihe ist Lothar Obst. Es geht um die Menschen, die sich nicht angepasst oder nur hinter vorgehaltener Hand Kritik geübt haben. Es geht um den Schritt vom kritischen Gedanken zur tatsächlichen Opposition, zur Handlung. Die Themen standen bereits fest, die Termine waren schon vereinbart: Wegen der Corona-Pandemie werden die Veranstaltungen allerdings aufs nächste Jahr verschoben. Doch Sie müssen nicht komplett auf Inhalte und Informationen verzichten: Kulturportal-Herzogtum.de wird (übers Jahr verteilt) mit Lothar Obst Podcasts erstellen, die geeignet sind, das Interesse an den verschobenen Veranstaltungen zu wecken. Darüber hinaus wäre es auch zu schade, völlig ersatzlos auf die Reihe zu verzichten bzw. bis nächstes Jahr warten zu müssen.

Zu Beginn geht es um die Weiße Rose. Im ganzen Land sind Schulen, Straßen und Plätze nach den Geschwistern Scholl benannt. Die meisten werden eine der Verfilmungen gesehen haben. Die genauen Geschehnisse aber und die weiteren Mitglieder der Widerstandsgruppe müssen oft hinter der Legende zurückstehen. Lothar Obst wird im Gespräch mit Anett Helbig von der Stiftung Grundzüge und Details erörtern.

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Weitere Informationen

Stiftung Herzogtum Lauenburg · Die „Weiße Rose“

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Helden der Jugend

Als „Die weiße Rose“ 1982 in die Kinos kam, war ich 16. Von der Geschichte der Geschwister Scholl und ihrer Freunde hatte ich bis dahin noch nichts gehört. Der Film traf mich also mit unvermittelter Wucht. Eine Gruppe von jungen Leuten, die den Nazis die Stirn bietet? Ein Studentenkreis, der es wagt, an den Umsturz zu glauben und daran zu arbeiten? Wahnsinn. Für mich damals – Vorbilder!

Einige Jahrzehnte später ist der Eindruck, den Sophie Scholl und Hans Scholl und ihr Freundeskreis auf mich gemacht haben, mitnichten verflogen. Nur würde ich sie heute nicht mehr als Vorbilder bezeichnen. Nicht weil ich ihren Mut und ihre Taten geringschätze, sondern weil ich große Zweifel hätte, ob ich diesen Mut, den sie an den Tag gelegt haben, aufbringen könnte.

Warum? Dafür stelle ich mir lebhaft vor, wie das war in den Kriegsjahren: Schon ein böses Wort über den Massenmörder Hitler konnte den Kopf kosten. Ein Heer von willfährigen Gefolgsleuten arbeitete daran, ihm zu gefallen. Beim Volksgerichtshof hieß das: Möglichst viele „Volksverräter“ zum Tode zu verurteilen. Gallionsfigur dieser Lynchjustiz war ein gewisser Roland Freisler. Für ein prallgefüllte Schlachtbank sorgten fleißige Polizeibeamte und Sicherheitsbeamte. Wer es mit seiner Widerständigkeit nicht bis zu Freisler brachte, landete in einem Konzentrationslager – wie etwa Georg Elser, der am 9. November 1939 versuchte hatte, Hitler in die Luft zu jagen.

Konzentrationslager – genau! Jene Orte, in denen die SS mordete und folterte, wie es ihr gefiel. Wenn ich mir das vor Augen führe, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, was ich damals getan beziehungsweise nicht getan hätte. Sicher: Mit meinem heutigen Wissen – meiner Sozialisation in einer warmherzigen Familie und einem demokratisch verfassten Staat sei Dank – wäre ich sicherlich kein Freund der Nazis gewesen. Aber der Schritt zur Tat – zum Widerstand – ist ein weiter. Da liegt ein großer Graben zwischen – ein Abgrund, der da heißt: tot, aus, vorbei. Opfere ich mein Leben für die Freiheit? Oder ist die Angst um mich – um Leib und Leben – größer als alles andere?

Die Geschwister Scholl und ihre Freunde wussten um den Abgrund. Vielleicht haben sie ihn zwischendurch immer mal wieder verdrängt. Aber ihr Mut war und ist aus heutiger Perspektive unglaublich und eine Verpflichtung für mich, in unserer demokratisch verfassten Gesellschaft ihre humanistischen Ideale hochzuhalten.

Helge Berlinke

„Die weiße Rose“, Spielfilm von Michael Verhoeven, Deutschland, 24. September 1982, u. a. mit Lena Stolze (Sophie Scholl) und Ulrich Tukur (Willi Graf).

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„Wenn alles verblüht, dann verblühst du nicht“

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1984 erschien im Fischer-Verlag das Buch „Hans Scholl – Sophie Scholl – Briefe und Aufzeichnungen“. Es enthält – wie der Titel verrät – diverse Schreiben sowie einige (Selbst-)Reflexionen. Die Texte zeichnen das Bild zweier junger Menschen, die das Leben lieben und es genießen, dieses Leben mit anderen zu teilen. Sophies Ton ist in den Briefen ein wenig leichter und lockerer als der von Hans. Beide haben hohe Ansprüche an sich selbst. Sophie zweifelt immer mal wieder, diesen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Hans wiederum grübelt gerne über Gott und die Welt. Die Mehrzahl der Briefe und Aufzeichnungen dokumentiert aber vor allem eines: Sophie und Hans Scholl waren jenseits ihrer Arbeit für „Die weiße Rose“ ganz normale junge Leute. Mit all den Sorgen und Hoffnungen, die zu einem jungen Leben dazugehören. Die folgenden Leseproben belegen das:

Sophie Scholl schreibt an ihren Freund Fritz Hartnagel am 24. September 1938 (Unten auch als Sounddatei/eingelesen von Anett Helbig):

Lieber Fritz!

Es ist jetzt Samstag abend 8 Uhr, weiß Du, was das für eine hübsche Zeit ist? Meistens die netteste der ganzen Wochen. Denn ich kann an den morgigen Tag ohne eine Spur unangenehmen Gefühls denken, und an übermorgen zu denken, nein, soweit reichen meine Kräfte nicht.

Hans ist heute auch gekommen, und wir haben nachträglich noch seinen Geburtstag gefeiert, der ganze Abend liegt auch noch vor uns, möglich, daß er bei Annlis verbracht wird. Wir können ja gerade herrlich über unsere Zeit verfügen. Die Woche ist mir ganz rasend schnell vergangen, die Zeit rennt mir unter den Füßen weg, ich bin einfach platt über soviel Unverschämtheit. Ich komme mit meiner Arbeit einfach nicht mit. Das heißt, Arbeit ist wohl ein bißchen falsch ausgedrückt. Aber es wird soviel Zeit unnütz verpläppert. Du tust mir ja auch leid, immer so still liegen, vielleicht kannst Du Dich dafür literarisch weiterbilden.

Wir haben hier noch ganz herrliche Herbsttage, ich gehe oft fort, in den Wald, weißt du, der Illerwald ist im Frühjahr und Herbst am schönsten. Manchmal gehe ich auch mit Oskar zum Paddeln, aber dann bin ich am nächsten Tag immer so mit Schnakenstichen geplagt, daß ich halbe Nächte kratzend verbringe.

Annlis hat gerade telefoniert, ihre Mutter habe Wein und Sekt heraufgeholt, stell dir vor. O, es geht uns noch nicht so schlimm.

Aber eigentlich würde ich den Abend statt bei Annlis viel lieber auf Fahrt verbringen. Ich habe nämlich grade etwas von Inge gelesen, nun habe ich wieder ganz dolles Heimweh. Es ist doch ein Glück, daß wir in den Ferien immer loskönnen. Ich bedaure alle diejenigen, die so etwas nie erlebt haben, aber eigentlich würde ich es ihnen auch gar nicht gönnen. Ich muß gerade dran denken, wie ich mit Inge durch das Moor zog auf der Landstraße, und wir haben die Klampfe herausgeholt und einfach gesungen und uns einen Dreck um die dummen Gesichter der verwunderten Menschheit gekümmert.

Jetzt essen wir zur Nacht, darf ich vielleicht auch einen guten Appetit (?) wünschen?

Ich danke Dir auch für Deinen letzten Brief

Sofie

Hans Scholl schreibt seiner Freundin Rose Nägele am 19. August 1941:

Meine liebe Rose!

Wenn morgen früh kein Brief von Dir da ist, dann weiß ich, daß ich in dieser Woche keinen mehr erhalte. Mußtest Du am letzten Sonntag arbeiten? Die Ernte ist bei Euch doch nicht so schlimm oder irre ich mich. Ach, ich weiß es, die Arbeit hört beim Bauern nie auf, selbst wenn alles eingebracht ist und wenn es wirklich einmal not hätte, zu ruhen und sich am Nichts-Tun zu erfreuen.

Von mir will ich gar nicht viel erzählen, sonst sagst Du nur, der hat leicht reden. Denn ich komme mir fast so vor, als habe ich Ferien. Endlich habe ich Zeit für mich. Ich dafür so dankbar, wie wichtig ist diese Muße doch für unsereinen. Man verödet die Muße ja nicht, sondern man füllt sie aus, man träumt ja nicht (das tue ich nachts sehr viel), sondern man „beschaut“, man denkt nach, liest, lernt.

Die vergangenen Wochen waren für mein Inneres bedeutender als viele vergangene Monate. Ich sehe, wie ich mich allmählich in die Hand bekomme, wie aus vielen Täuschungen und Irrwegen ‚ein‘ Weg wird. Rede ich auch ganz die Wahrheit? Ich fürchte, dass nicht alles so sein wird, wie ich es wünschte.

Jedenfalls habe ich den guten Willen, und ich weiß etwas, das ich früher nicht wußte. Doch davon, wenn ich bei Dir bin (in 14 Tagen oder 3 Wochen. Es ist gegenwärtig sehr schwierig fortzufahren, da der Kommiß alle tut, um uns in München festzuhalten; als ob er einen Nutzen davon hätte!).

Am nächsten Sonntag besucht mich Inge. Kannst nicht auch Du einmal über einen Sonntag hierherfahren? Eve hat uns einen reizenden Brief aus dem Elsaß geschrieben. Wenn sie nicht nachläßt, wird eine gute Erzählerin aus ihr.

Jetzt will auch der Herbst bald zu uns kommen. Die Rosen verblühen schon. Aber noch liegt der schwere Duft des Sommers über allen Gärten; und gäbe es auf der ganzen Welt nur eine einzige, zarte Rose, so wäre ihr Duft stark genug, um mir ein Wegweiser zu ihr zu sein. Wenn alles verblüht, dann verblühst du nicht.

Dein Hans

Foto: wikipedia.org/Gerhard Schuhmacher

 

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