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Ein Gefäß, das mit Leben gefüllt sein will

Wie festgekrallt hockt er auf der Anhöhe. Wuchtig und unübersehbar. Ein gedrungener Riese, der Blicke abprallen lässt, als ertrüge er es nicht, im Rampenlicht zu stehen. Als wäre es ihm lieber, auf die Gräber und den geschmeidigen Löwen zu verweisen. Doch Standort und Architektur lassen keine Wahl: Die Blicke gehen immer wieder zurück zum Dom, dessen zu klobig geratener Turm in diesen Tagen eingerüstet ist.

Christian Skobowsky sitzt in der Küche und nippt an seinem Latte Macchiato. Das Gotteshaus liegt quasi nebenan. Skobowsky ist Kirchenmusiker mit Leib und Seele. Er ist der Domkantor und das Gotteshaus ist sein Hauptarbeitsplatz. Aber irgendwie ist es auch mehr als das.

Im Laufe der Jahre hat er ein persönliches Verhältnis zum Ratzeburger Dom aufgebaut. Wenn es um einen Menschen ginge, könnte man es als tief und innig beschreiben. Er hat sich über das Abweisende – über die Schroffheit des Bauwerks – hinweggesetzt und sich so Zugang verschafft.

Als er den Dom das erste Mal sah, war er noch an der Schweriner St. Paulskirche beschäftigt. „Wir hatten hier auf der Bäk Ende der 90er Jahre ein Treffen mit Kollegen“, erinnert er sich. Den Dom habe er damals aber nur am Rande wahrgenommen.

2007 ist die Stelle des Domkantors vakant. Skobowsky spielt mit dem Gedanken, sich zu bewerben. Aber er ist unsicher. Er sieht sich den Dom deshalb „incognito“ an. Sein Urteil fällt eher nüchtern aus. „Der Raum wirkte nicht unmittelbar auf mich. Es war keine Liebe auf den ersten Blick.“

Dennoch ringt er sich zu der Bewerbung durch. Tatsächlich tritt er im Herbst den Dienst für die Domgemeinde an. Rund 15 Jahre und diverse Proben, Gottesdienste, Andachten, Bittgebete und Konzerte später haben die Erinnerungen und die daran gekoppelten Emotionen den Blick verändert. Das Schlichte des Gotteshauses empfindet er heute als Schönheit und als Möglichkeit.

„Der Dom zwingt mich, ihn mit Ideen zu füllen“, sagt er. „Er ist wie ein Gefäß, das auf Inhalt wartet.“ Daraus ergebe sich ein Wechselspiel, das er sehr inspirierend empfinde. Zuneigung speist sich bekanntlich nicht nur aus dem großen, aus dem schönen Schein. Was nützt schon blanke Pracht, wenn aus ihr nichts folgt?

Ohnehin ist die Frage nach dem schönen Schein längst hinter der Vertrautheit mit dem 800 Jahre alten Gemäuer verschwunden. Die unzähligen Begegnungen haben dazu geführt, dass sich Skobowsky einfach nur gerne in der Kirche aufhält. Nach Konzerten nehme er gerne das Mobiliar in die Hand, räume noch ein wenig auf, verrät er. „Das ist für mich keine Last. Ich möchte auch etwas für den Raum tun.“

Der Raum revanchiert sich und erweist sich als guter Klangkörper. „Der Nachhall beträgt drei Sekunden. Für Orgelmusik ist das ideal.“ Auch für Blasinstrumente und menschliche Stimmen sei die Akustik im Dom gut. Streicher haben es „schwerer“. Als die Kirche gebaut wurde, habe man noch „gregorianisch“ gesungen. „Damals gab es noch keine Orchester“, stellt Skobowsky nüchtern fest.

Die Bedingungen sind nun mal in Stein gemeißelt. Für ihn ist das kein Grund, zu lamentieren. Im Gegenteil: Der Raum und seine Geschichte sind für ihn zum Faszinosum geworden – die Vorstellung etwa, dass dort, wo er heute dirigiert oder einfach nur zuhört, sich schon im Mittelalter Menschen versammelten.

Vom Latte Macchiato ist mittlerweile nur noch ein wenig Milchschaum übrig. Skobowsky macht sich bereit für eine Exkursion zu seinem Arbeitsplatz. Er schlüpft in den Mantel und marschiert los. Draußen hockt unverrückbar unter dem wolkenverhangenen Himmel der Dom. Vorm Paradies – der Vorhalle des Gotteshauses – bleibt er unvermittelt stehen. Er deutet auf die Gräber. Einige, die hier bestattet seien, sagt er, habe er gut gekannt. Er erinnere sich an einen besonderen Moment, während des ersten Lockdowns sei das gewesen, als er an den Gräbern vorbeischritt. Da habe er gedacht: „Hier möchtest du auch eines Tages sein.“

Die Pandemie ist nun ein weiterer Teil dieser – seiner – Geschichte mit dem Dom. Er berichtet von den wenigen, aber intensiven Begegnungen in deren erster Phase, von der bemerkenswerten Entwicklung des Domchores, der trotz großer Einschränkungen gewachsen sei.

Die Menschen – sie sind ein weiterer Baustein für sein inniges Verhältnis zu diesem Ort. Sie füllen das Gefäß. Sie füllen es mit Leben.

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Ein Wahrzeichen braucht Hilfe

Große Freude in Ratzeburg: Das Land Schleswig-Holstein beteiligt sich mit insgesamt 600.000 Euro an der dringend notwendigen Sanierung des Doms. Weitere Fördermittel des Bundes werden benötigt und beantragt. Insgesamt belaufen sich die Sanierungskosten auf mehr als 1,26 Millionen Euro.

Der Ratzeburger Dom mit seinem fast 48 Meter hohen Turm ist das Wahrzeichen der Kreisstadt und weit über die Grenzen des Herzogtum Lauenburgs hinaus bekannt. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit ihrem kreuzförmigen Grundriss ist eine der frühesten Backsteinbauten Norddeutschlands und damit ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Auf Initiative von Heinrich dem Löwen war mit dem Bau 1154 begonnen worden. Vollendet wurde der Dom im Jahre 1220.

Seit mehr als drei Jahren ist der Turm mit einem Gerüst verhüllt. „Bei der Erneuerung des Kupferdaches 2018/19 wurden zum Teil erhebliche Schäden in der Fassade festgestellt“, sagt Antje Nordhaus, Vorsitzende des Bauausschusses der Domkirchgemeinde. Die Situation sei derart prekär, dass schlimmstenfalls sogar Steine herunterfallen könnten. „Wegen eindringender Feuchtigkeit müssen dringend Fugen saniert und voraussichtlich auch viele Ziegelsteine erneuert werden betont die ehrenamtlich tätige Bauingenieurin.

Bereits im November 2019 hatten Experten des Berliner Büros für Bauforschung und Restaurierung (KVO) mit der Untersuchung des historischen Backsteinturms begonnen und ein Schadensgutachten erstellt. Dieser Expertise zufolge bezifferte das landeseigene Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) die notwendigen Investitionen zuletzt mit 1,26 Millionen Euro. „Angesichts der aktuellen Materialkrise auf dem Bau werden wir damit nicht mehr hinkommen“, berichtet Domprobst Gert-Axel Reuß (Foto: KKLL Thomas Biller), zugleich Vorsitzender des Kirchengemeinderates.

In einem ersten Schritt hat jetzt das Land Schleswig-Holstein seine Unterstützung zugesagt. Auf Initiative von CDU, Grünen und FDP hat die Landesregierung in Kiel 600.000 Euro in den Haushalt eingestellt. Der Landtag hat dem Förderpaket zugestimmt, das in zwei Teilen in diesem und im kommenden Jahr als Investitionszuschuss in die Sanierung des Ratzeburger Doms fließen wird. „Dadurch können jetzt konkrete Planungen angeschoben werden. Sobald die gesamte Finanzierung steht und das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen ist, kann vielleicht schon im Spätsommer mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Dann bekommen wir hoffentlich schnell den Ratzeburger Domturm wieder ohne Gerüst zu sehen“, so der Domprobst.

Große Hoffnungen setzt die Dom-Gemeinde auf weitere Finanzierungshilfe durch den Bund. Die örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer machte sich jetzt selbst vor Ort ein Bild von den Schäden und informierte sich direkt bei den Fachleuten der Kirche über die notwendigen Maßnahmen. Anlässlich ihres Besuchs sagte sie: „Der Dom zählt zu den historisch herausragend bedeutsamen Bauwerken der Region. Daher werde ich mich für Bundesmittel zur Sanierung einsetzen.“

Im Idealfall gelingt es, auch eine Fördermittelzusage des Bundes in entsprechender Höhe zu ermöglichen. Die Kirchengemeinde selbst wird ebenfalls einen maßgeblichen finanziellen Anteil zum Erhalt beisteuern. „Verständlich, dass gern das Nötige gegeben wird, wenn man das große ehrenamtliche Engagement hier sieht. Besonders beeindruckend ist, wie der Kirchenbau nach wie vor mit Leben gefüllt wird. Einladend und inspirierend“, sagt André Schlesselmann, verantwortlich für Fundraising beim Kirchenkreis.

Lauenburgs Pröpstin Frauke Eiben (Foto li.) ist beeindruckt: „Das Engagement im Land und auf Bundesebene verfolge ich mit großer Freude. Es zeigt eindrücklich, welch hohen Stellenwert unser Ratzeburger Dom nicht nur für uns als Kirche, sondern auch gesellschaftlich und politisch hat. Dafür danke ich von ganzem Herzen“, betont Frauke Eiben. Unterdessen hat die Synode des Kirchenkreises beschlossen, dass der Ratzeburger Dom künftig Predigtstelle der Pröpstin beziehungsweise des Propstes im Herzogtum Lauenburg sein wird.

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Schlechte Zeit fürs Singen

Normalerweise ist das Musikjahr bei Domkantor Christian Skobowsky immer schon vorausgeplant. Sehr weit voraus sogar. Anders ließen sich große Konzerte – wie beispielsweise für die Weihnachtszeit – gar nicht auf die Beine stellen. Dementsprechend geben die Dommusiken immer ein Jahresprogrammheft heraus.

2022 sieht das leider anders aus. „Bis Sommer“, sagt Skobowksy, „haben wir den Ball ganz bewusst erst einmal flach gehalten. Man weiß ja aktuell nicht, worauf es hinausläuft. Deshalb haben wir auch keine ganz großen Werke geplant.“ Logisch, dass es da ebenso wenig Sinn macht, ein Jahresprogrammheft herauszugeben.

Sicher ist immerhin, dass im Ratzeburger Dom Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Paulus“ aufgeführt werden soll. Dies wird zu Ehren von Ulrike Burkhard-Sohns geschehen, die als Kirchenmusikerin der Gemeinde St. Georg 2021 in den Ruhestand gegangen ist. Für die Aufführung plant Skobowsky eine Zusammenarbeit des Domchores und des von Ulrike Burkhard-Sohns geleiteten Ensembles. Als Termin visiert der Domkantor den 5. November an.

Skobowsky ist aber optimistisch, dass schon es schon wesentlich früher mit Chorkonzerten weitergehen kann. Hintergrund ist, dass er mit dem Domchor seit kurzem wieder in zwei Gruppen proben darf. Dies sieht er als Chance, mit seinem Ensemble doppelchörige Werke einzustudieren. „Das ist etwas, was man normalerweise, gar nicht schafft in zwei Stunden. Und das kann ich jetzt separat proben. Die Umstände bringen da manchmal auch Möglichkeiten mit sich“, freut er sich auf die nächsten Wochen.

Stand jetzt plant er für den 2. April den ersten Auftritt. Mit der Instrumentalmusik geht es schon in den kommenden Tagen und Wochen weiter. Am Sonnabend, 19. Februar, steht um 18 Uhr ein Konzert für Violine und Orgel auf dem Programm. Dieses Konzertformat ist darüber hinaus am 19. März und 30. April geplant. Zudem sollen am 27. März und am 22. Mai Kantatengottesdienste stattfinden.

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„Wanda, mein Wunder“

Einen Dokumentarfilm aus dem Reich der Insekten und eine Schweizer Komödie stehen zum Wochenausklang und Wochenbeginn beim Filmclub Burgtheater Ratzeburg auf dem Programm. Am Sonntag, 13. Februar, um 18.30 Uhr präsentiert der Verein zunächst das „Tagebuch einer Biene“. Am Tag darauf – am Montag, 14. Februar – ist dann um 20 Uhr „Wanda, mein Wunder“ zu sehen.

Das Leben eines Insekts ist in den Augen vieler Menschen nicht viel Wert. Was kann an einer Lebenszeit von knapp sechs Wochen schon so besonders sein? In seinem Dokumentarfilm „Tagebuch einer Biene“ zeigt der Regisseur Dennis Wells, dass das Leben einer Biene viel komplexer ist, als wir es uns vorstellen können: Wie auch bei den Menschen gibt es unter den Insekten besonders mutige, feige, fleißige, aber auch faule Exemplare. Alle Tiere eint die Tatsache, dass sie sich stets den gleichen Herausforderungen ihres Lebens stellen: Blumen finden, Hornissen bekämpfen und einen geeigneten Platz für den Nestbau finden. Ganz nebenbei sind sie auch ziemlich sozial und unterstützen sich bei Gefahren und fliegen am liebsten in denselben Teams aus.

Die Komödie „Wanda, mein Wunder“ erzählt die Geschichte der Familie Wegmeister-Gloor und einer polnischen Pflegekraft. Wanda (Agnieszka Grochowska) kümmert sich um Familienoberhaupt Josef (André Jung), der einen Schlaganfall erlitten hat. Seitdem ist er rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Wanda bringt zudem frischen Wind in die Familie und unterstützt Josefs Frau Elsa (Marthe Keller) im Haushalt. Mit im Haus lebt noch der Sohn Gregor (Jacob Matschenz). Die Tochter Sophie (Birgit Minichmayr) hat sich wegen ihrer Karriere rar gemacht und schaut nur noch zu besonderen Anlässen vorbei. Wanda ist auf das Geld der Familie angewiesen, unterstützt sie damit doch ihre Eltern und ihre beiden Söhne in Polen. Mit der Zeit werden die Wegmeister-Gloors wie eine Ersatzfamilie für Wanda. Vor allem, als sie unerwartet schwanger wird. Von Josef?

Weitere Infos unter www.filmclub-ratzeburg.de.

Foto: Zosiak Pic. Ltd.

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Nördlich der A24

Kurz notiert – unterwegs im Nordkreis

Niederdeutschbericht: Per Videoschalte tagt am Donnerstag, 17. Februar, der Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss des Kreises Herzogtum Lauenburg. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Jahresberichte der Kreisvolkshochschule und des Kreisbeauftragten zur Förderung der niederdeutschen Sprache.

China-Betrachtung: Eine kulturhistorische Betrachtung Chinas steht am Sonntag, 13. Februar, um 17 Uhr bei Kulturzeit aus Ratzeburg auf dem Programm.  Kulturhistorikerin Antje Hinz begibt sich auf eine Reise ins Reich der Mitte. Zudem trägt Schauspieler Rolf Becker Texte zum Thema vor. Die Sendung wird am Dienstag, 15. Februar, um 9 Uhr wiederholt. Zu empfangen ist Kulturzeit unter UKW-Frequenz 98,8 MHz, auf DAB+ und im Internet unter www.okluebeck.de.

Filmclub: Der Filmclub Burgtheater Ratzeburg zeigt am Dienstag, 15. Februar, „Die Zähmung der Bäume – Taming the Garden“. Die Dokumentation befasst sich mit einem Mann, der 100 Jahre alte Bäume für seinen Garten kauft. In einem aufwändigen und teuren Verfahren werden die Bäume ausgegraben, auf riesige Laster geladen und ans Ufer befördert. Dort werden sie auf eine Fähre verfrachtet, die über das Schwarze Meer zum Garten des Mannes fährt. Die Filmvorführung beginnt um 18.30 Uhr. Weitere Infos unter www.filmclub-ratzeburg.de.  


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Nördlich der A24

Hommage an das Elixier des Lebens

Eine Hommage an das Elixier des Lebens steht am Sonntag, 13. Februar, im Möllner Stadthauptmannshof auf dem Programm. Ab 17 Uhr widmet sich Gwendolin Fähser den Erscheinungsformen von Wasser in der Literatur. Sie liest unter anderem Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Joachim Ringelnatz und Günter Grass. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von der Querflötistin Melanie Klinke (Lübeck).

Wasser lässt sich nüchtern als H2︢O beschreiben oder pathetisch als Quell allen Lebens, als gefährliche Urgewalt oder als segenbringendes Nass. In seiner Vielgestalt hat das flüssige Element schon immer Dichter und Schriftsteller angeregt, sein Wesen zu erfassen und zu gestalten: klassisch oder modern, heiter oder dramatisch, in Versen und in Prosa. Gwendolin Fähser hat aus diesem Fundus nun im Rahmen der „Kleinen Kulturbrise“ einen literarischen Abend kreiert, den sie dem Publikum in Kooperation mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg vorstellt. Wegen der Pandemie zieht sie dafür vom Heubodentheater in den Stadthauptmannshof.

Karten für die Veranstaltung können per Mail unter mail@heubodentheater.de oder per Telefon unter der Rufnummer 04543-7026 reserviert werden. Es gilt die 2G-Regel.

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Aus der Stiftung Nördlich der A24

Schleswig-Holsteins Weg zur Demokratie

Den Weg Schleswig-Holsteins zu einem eigenständigen Bundesland und einer parlamentarischen Demokratie nimmt am Donnerstag, 10. Februar, Prof. Dr. Utz Schliesky (Kiel) im Möllner Stadthauptmannshof in den Blick. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Schleswig-Holstein war ursprünglich Bestandteil des Staates Preußen, der wiederum Bestandteil des Deutschen Reiches war. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Untergang des Nationalsozialismus wurde diese Verfasstheit von den Siegermächten geändert. In der Folge wurde Schleswig-Holstein selbständig. Der Vortrag von Prof. Schliesky vollzieht diese Entwicklung verfassungspolitisch nach und arbeitet dabei einige Besonderheiten der neuen politischen Verfasstheit heraus.

Prof. Dr. Utz Schliesky ist Vorstand des Lorenz-von-Stein-Instituts für Verwaltungswissenschaften an der CAU zu Kiel und Direktor des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Ehrenamtlich ist er unter anderem als Tutor für Recht, Wirtschaft und Europa an der Lauenburgischen Akademie der Stiftung Herzogtum Lauenburg tätig.

Anmeldung für den Vortrag werden unter der Telefonnummer 04542-87000 oder per Mail unter info@stiftung-herzogtum.de entgegengenommen. Besucherinnen und Besucher müssen geimpft oder genesen sein (2G).

Foto: Michael Gaida

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Mensch Arno Esch

Wer war Arno Esch? Dieser Frage geht am Donnerstag, 10. Februar, die Historikerin Dr. Natalja Jeske in einem Online-Vortrag nach. Esch ist eines von vielen Opfern des Stalinismus. Er wurde 1950 von den Sowjets hingerichtet. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr.

Die im russischen Tomsk geborene Jeske hat eine Biografie über Arno Esch geschrieben. Auf Einladung des Grenzhus Schlagsdorf stellt sie dieses Werk nun vor. Die Historikerin zeichnet darin ein umfassendes Bild einer faszinierenden Persönlichkeit. Für ihre Forschungsarbeit erschloss sie neue Quellen und knüpfte Kontakte zu den Nachfahren Arno Eschs. Außerdem besuchte sie dessen Lebensstationen und zeichnet seine weltanschauliche Entwicklung nach.

Arno Esch wird vor 94 Jahren in Memel (heute Klaipeda, Litauen) geboren. Er gehört zur „Flakhelfergeneration“. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt er sich für einen politische Neubeginn ein. In Mecklenburg-Vorpommern entwickelt er sich zu einem führenden Liberaldemokraten und setzt sich für eine freiheitlich-demokratische Staatsform ein. Der SED und der sowjetischen Besatzungsmacht ist er damit ein Dorn im Auge.

Anmeldungen für den Online-Vortrag werden per Mail unter info@grenzhus.de oder per Telefon unter der Rufnummer 038875-20326 entgegengenommen. Die Veranstaltung läuft über Zoom.

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Missingsch – wat is dat denn?

Heutzutage bekäme man dafür wohl einen Vogel gezeigt. Aber im 16. Jahrhundert erachteten es wohlhabende Bürger aus Norddeutschland als notwendig. Um mit der gesellschaftlichen Entwicklung Schritt zu halten, schickten sie ihre Kinder nach Sachsen. Genauer gesagt nach Meißen. Dort sollten sie richtiges Hochdeutsch lernen. Was ihnen – wie sich heute noch nachvollziehen lässt – nur mit mäßigem Erfolg gelang. Statt Hochdeutsch sprachen die jungen Leute, als sie zurückkehrten, „Missingsch“. Ein Mischmasch, der die plattdeutsche Grammatik und Aussprache in das meißnerische Hochdeutsch einfließen lässt.

Dass das Vorhaben schief ging, fiel in der Heimat nicht weiter auf. Der Großteil der niederdeutschen Gemeinde reiste nicht. So etwas konnten sich damals nur wohlhabende Familien leisten. Also verbreiteten Söhne und Töchter aus gutem Haus das angeblich „gute meißnerische Deutsch“. Der Regiolekt „Missingsch“ war geboren.

„Wie das Niederdeutsche kennt ‚Missingsch‘ zum Beispiel keinen Dativ“, sagt Thorsten Börnsen, Leiter des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein (ZfN/Mölln). Statt „mir“ und „mich“ und „dir“ und „dich“ heißt es immer nur „mi“ und „di“. „Missingsch“, so Börnsen, begegne man auch heute noch. „In der Generation meiner Eltern und Tanten – das ist die Generation 80 plus – können viele kein richtiges Hochdeutsch“, meint er. Hartnäckig wird in dieser Gruppe der Dativ ignoriert, werden die Vokale gedehnt und gestreckt und sich standhaft geweigert, den erweiterten Infinitiv mit „zu“ zu verwenden. Heraus kommen Sätze wie: „Is schoon schweer kommen aus Schule und finden Beruf.“

Wie aber kam es überhaupt dazu, dass das Sächsische so stilbildend wurde und norddeutsche Familien ihren Nachwuchs nach Meißen schickten? Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler sehen hier die Ursache bei Luther und der Reformation. Luther lebte in Sachsen. Er lehrte in Wittenberg Theologie und legte 1534 die erste Bibel-Übersetzung in Deutsch – der Sprache des Volkes – vor. Zudem konnten Schriften und Bücher dank der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert nun in hoher Auflage verbreitet werden. Gute Voraussetzungen also für die Entstehung einer Standardsprache.

Niederdeutsch – das diesen Status als Handelssprache lange Zeit innegehabt hatte – befand sich dagegen im Niedergang. Auch weil sich der Raum für den Handel weitete und sich bis in die neue Welt ausdehnte.

Mehr als 500 Jahre nach diesem Wendepunkt ist es nun an Menschen wie Börnsen, sich dafür einzusetzen, dass die einst blühende Sprache wieder Fahrt aufnimmt. „Missingsch“ ist für ihn dabei nur ein Randaspekt und als Regiolekt ein auf die älteren Generationen beschränktes Phänomen. Und doch: Kleine Überreste von „Missingsch“ hat Börnsen auch in der Sprache der Jüngeren entdeckt. „In Hamburg sagen sie heute ‚moin‘, betont der ZfN-Leiter, „Das hat früher kaum jemand gemacht“, sagt Börnsen. „Einige sagen auch Hambu-i-rch. Damit auch der Letzte schnallt, dass man aus Hamburg kommt.“

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Plattbeats ist wieder da

Thorsten Börnsen plant das Comeback. 2022 soll es mit Plattbeats unbedingt weitergehen. 2021 war der plattdeutsche Songcontest für den musikalischen Nachwuchs der Pandemie zum Opfer gefallen, 2020 hatte der Leiter des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein (ZfN/Mölln) noch einen digitalen Entscheid durchgeführt.

2022 hofft Börnsen auf ein „analoges Finale“ im M.A.U. Club Rostock. Sofern keine Virusvariante dazwischenkommt. Der Startschuss für die Vorausscheidung soll im März erfolgen. Den genauen Zeitpunkt kann Börnsen aktuell noch nicht nennen. Auch der weitere zeitliche Ablauf steht bislang noch nicht fest. Klar ist dagegen, dass das ZfN mit dem Bundesrat für Niederdeutsch einen neuen Partner für „Plattbeats“ gewinnen konnte.

„Sobald ich das exakte Datum für den Start des Wettbewerbs habe, werde ich es auf den Webseiten www.plattbeats.de und auf www.niederdeutschzentrum.de sowie in den Medien bekannt machen“, so Börnsen. Fest steht schon jetzt, dass der Songcontest ein niedrigschwelliges Angebot für junge Musikerinnen und Musiker bleiben wird, mit der niederdeutschen Sprache in Berührung zu kommen.  „Wir bieten den Songschreibern bei der Übersetzung der Texte weiterhin unsere Unterstützung an – sofern sie das Plattdeutsche nicht ausreichend beherrschen“, erklärt Börnsen.

Trotz der Zwangspause hofft der ZfN-Leiter auf möglichst viele Einsendungen. Ein Song ist bei ihm bereits eingegangen. Sozusagen auf gut Glück. „Das ist eine Rocktruppe“, sagt Börnsen, „Die Jungs kommen aus Bad Segeberg.“

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